Für diese Handschrift sind folgende Beschreibungen vorhanden

  • Scarpatetti Beat Matthias von, Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen, Codices 1726-1984 (14.-19. Jahrhundert) Stiftsbibliothek St. Gallen 1983, S. 36-38.
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  • Schmid Alfred A., Die Buchmalerei des XVI. Jahrhunderts in der Schweiz, Olten 1954, S. 153-154.
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St. Gallen, Stiftsbibliothek St. Gallen, Cod. Sang. 1767
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Scarpatetti Beat Matthias von, Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen, Codices 1726-1984 (14.-19. Jahrhundert), St. Gallen 1983, S. 36-38.

Handschriftentitel: Graduale de tempore für die Stiftskirche St. Gallen
Entstehungsort: Chorbibliothek des Stifts St. Gallen
Entstehungszeit: um 1500/1520
Beschreibstoff: Starkes, regelmäßiges Pergament guter Qualität. Spiegelbll. und Vorsatz p. I /II Papier.
Umfang: 556
Format: 55,5/56 x 39,5/40
Seitennummerierung: Zeitgenössische Foliierung Aj-Oxix, in Serien von 20 folia pro Buchstaben, oben Mitte, rote Tinte; Bleistiftfoliierung Ildefons von Arx, um 1800. Moderne Paginierung.
Lagenstruktur: Quaternionen, das fol. 343 /4 hineingeklebt, fol. 555 /6 am rechten Rand beschnitten.
Seiteneinrichtung: Einspaltig, 43/43,5 x 28, sechs Notensysteme, Liniierung rote Tinte.
Schrift und Hände: Qualifizierte Textualis semi-quadrata mit Haarstrichen, sehr regelmäßig, vermutlich von einer Hand, um 1500. Das Fragment p. 553f. evtl. von anderer Hand.
Musiknotationen: Hufnagelnotation auf fünf Linien.
Buchschmuck: Hervorragende Initialen und Miniaturen von Nicolaus Bertschi
  • p. 1 (Anfang des Kirchenjahres) ganz ausgeschmückt, Initiale: goldenes A auf violettem Grund in breitem Goldrahmen, im A Papst Gregor in Kircheninnerem, mit tiaraartiger Zackenkrone, die Taube auf der Schulter, neben dem Ambo stehend, mit Stab auf ein Graduale mit Hufnagelnotation weisend, vor dem Ambo eine Gruppe Cantores im Chorhemd, über rotem oder grünem Talar, drei in schwarzem Skapulier. Am rechten Rand in halber Figur die Heiligen Remaclius mit Abtsstab, Constantius mit Bischofsstab und Schwert, Otmar mit Abtsstab und Tragfäßchen, Gallus mit Buch und Bär, am linken Rand Notker, den Teufel züchtigend. Die drei erstgenannten Heiligen tragen Namensbänder in Capitalis quadrata, Gallus und Notker Spruchbänder: Panem Gallus bestie mirando dat modestie; Max vt hunc vorauit in fugam festina[uit]; Pneumate flaute sacer parat orbi car[mi]na notker. Der Teufel: 0WE MIR WE. Am linken Rand ein Strick mit drei Putti, einer ausradiert, am obern Rand Rankenwerk mit Goldpollen, am untern in Marmorgesimse sieben Wappen mit Mitra bzw. Helmzier: 1-3 Abtei St.Gallen, Grafschaft Toggenburg und Abt Franz von Gaisberg, 4-7 die vier stiftsanktgallischen Erzämter Regensberg, Zollern, Schwaben und Hohenberg; an den Konsolen des Gesimses die kleinen Wappen der Herrschaften Romanshorn und Rorschach. Zuunterst links ein Täfelchen mit dem Namen des Illuminators in Antiqua: NICLAVS · BERTSCHI. Einzelne Goldpollen und Nimbi übermalt, auch an den Spruchbändern Retouchen
  • p. 55 (zur 3. Weihnachtsmesse) Weihnachtsszene, künstlerisch bedeutend, in grauviolettem P auf goldenem Grund in rotgrünem, konsolenartigem Rahmen. Die P mit Blattwerk in Deckweiß verziert, in den Ecken des Rahmens drei prachtvolle Vögel. In der P-Schlaufe die Geburtsszene, im Vordergrund hinter Mauer, Weg und Zaun die Flucht nach Ägypten vor reizvoller tiefer, durch Gebirge abgeschlossener Landschaft mit drei Hirten. An den drei äußern Blatträndern drei weltlich gekleidete Männer (Propheten?) mit Hut, Spruchbänder haltend, das untere in Antiqua. Dasjenige rechts schließt mit etc. 156: Datierung 1506, 1516? Daneben: reiches Rankenwerk mit Goldpollen, Blüten, drei Vögeln und zwei Affen
  • p. 254 (Passionssonntag) lavierte Federzeichnung: Einzug in Jerusalem
  • p. 381 (Ostern) R in vieux rose auf Goldgrund, in rotblauem, konsolenartigem Rahmen, der Buchstabe mit Blattwerk und einem Gesicht in Deckweiß verziert. Im R Auferstehungsszene mit Christus auf dem verschlossenen, versiegelten Grab, vor gebirgiger Landschaft. Zwei Wächter, der eine in türkenartiger Aufmachung
  • p. 419 (Compassio Mariae) goldene B auf rosa rankengemustertem Grund, darin Maria, von Schwert durchbohrt, vor Brüstung. Miniatur übermalt. Am untern Rand kolorierte Federzeichnung von Tieren
  • p. 444 (Auffahrt) U in vieux rose, mit Deckweiß verziert, auf Goldgrund, in rotem, konsolenartigem Rahmen, darin Auffahrtsszene mit dem bis auf die Füße entschwebten Christus, unten Maria mit den Zwölfen, vor weiter Flußlandschaft und Bergen, reicher gemalter Randschmuck mit einem Bären
  • p. 452 (Pfingsten) grüne S auf rotem, rankenverziertem Grund in blauem Rahmen, darin Pfingstszene mit Maria und den Aposteln. Die Miniatur übermalt. Am Rand federgezeichnetes, koloriertes Rankenwerk mit Vögeln
  • p. 469 (Trinitatis) azurblaue B auf rosa Grund in grünrotem Rahmen, darin Gnadenstuhl auf dunkelgrünem, rankenverziertem Grund, der Sohn als Schmerzensmann in Armen und im Schoß des Vaters. Über der Initiale Spruchband, von einem Mann gehalten. Rand reich mit federgezeichnetem Rankenwerk voller Vögel und Affen verziert, aus Menschenmund (Profilkopf) ausgehaucht
  • p. 473 (Fronleichnam) königsblaue C auf grünem Grund, beides deckweißverziert, in goldenem Rahmen, Innenfläche des C in Blattgold, darauf Punzung eines tempelartigen Gebildes, reicher gemalter Randschmuck
  • Rote, blaue und schwarze Initialen der Lombardtradition, passim fleuronné-artig verziert, Rubrizierung, p. 257 mit einmaligem, auffälligem Abweichen in Phantasieschrift. Vereinzelte Rasuren, eine größere p. 32 f., passim Kürzungen von Melismen mit Rotstift und Tinte, an der Illuminierung passim Übermalung mit Pinselgold.
Einband: Einband 16.Jh., Neubindung in späterer Zeit unter starker Beschneidung des cf. p. 444, das fol. 1 /2 wurde deshalb wegen der Wappen am unteren Rand eingelegt. Helles Leder auf Holz, fünf Bünde, Streicheisenlinien, Rollenstempel mit feiner Rankenornamentik. Massive Beschläge, mit rotem Samt unterlegt (wohl bei Neubindung), vier Eckbeschläge (gekrönte Löwen) je Deckel, in der Mitte großes Medaillon mit hohem Buckel und exotischen Vögeln. Zwei schwere Langriemenschließen mit Wolfskopf, von hinten auf den Vorderdeckel gehend. Roter Schnitt.
Inhaltsangabe:
  • I-554 [Graduale de tempore ad usum ecclesiae S. Galli]
    • (1-44) Adventssonntage mit den Quatembertagen und Weihnachtsvigil
    • (44-53) 1. und 2. Weihnachtsmesse
    • (53-54) Weihnachtstropus Hodie cantandus est nobis puer [Tuotilo]
    • (55-59) 3. Weihnachtsmesse
    • (59-96) Nach- Weihnachtstage und Epiphanie
    • (97-116) Vorfastensonntage
    • (116-254) In capite ieiunij, sowie Sonn- und Ferialtage der Fastenzeit
    • (254-373) Sonn- und Ferialtage der Passions- und Karwoche
    • (373-381) Vidi aquam, mit Antiphonen
    • (381-414) Ostern (ohne Sequenz), Osterwoche und Oktavsonntag
    • (415-419) De clavis et lancea Jesu Christi
    • (419-424) De compassione Mariae
    • (424-437) Sonntage nach der Osteroktav
    • (437-441) Votivmesse pro tribulacione vel pace
    • (441-450) Vigil, Auffahrt und Sonntag in der Oktav
    • (450-469) Vigil, Pfingsten mit Sequenz, Pfingstwoche
    • (469-473) Dreifaltigkeitssonntag
    • (473-479) Fronleichnam, ohne Sequenz
    • (479-552) Sonntage nach Trinitatis, dazwischen September-Quatember
    • (553-554) aus dem Ordinarium Missae
Provenienz der Handschrift: Der Band stammt aus der Chorbibliothek des Stifts St.Gallen, cf. Cod. 1757.
Bibliographie:
  • Schmid, Buchmalerei, p. 17- 20, 153, Abb. 4
  • J. Müller, Nikolaus Bertschi von Rorschach als Illuminator stift-sanktgallischer Handschriften, Rorschacher Njbl. 1937, p. 5- 13
  • J. Hollenstein, Zur Forschung über den Buchmaler Nikolaus Bertschi von Rorschach, Zs. für Schweiz. Archäologie und Kunstgeschichte 16, 1956, p. 75-98