St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 551
Euw Anton von, Die St. Galler Buchkunst vom 8. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts, Band I: Textband, St. Gallen 2008 (Monasterium Sancti Galli, Bd. 3), S. 460, Nr. 124.
Handschriftentitel: Vitae sanctorum
Entstehungsort: St. Gallen
Entstehungszeit: 1. Viertel d. 10. Jh.
Katalognummer:
124
Umfang:
448 (446) pp.
Format: 19 x 15 cm
Lagenstruktur:
Zumeist am Schluss mit römischen Zahlen signierte Quaternionen I8 (p. A + 1-15), II8 (p. 16-31) - VIIII8 (p. 145); I8 - (VIII)8 (p. 227-347); I8-V8 (p. 348-422)
Seiteneinrichtung:
Schriftspiegel 12,5 x 11,8 cm, einspaltig zu 16-17 Zeilen.
Schrift und Hände: karolingische Minuskel von mehreren Schreibern
Buchschmuck: Titel zu den Viten in Capitalis u. Rustica mit Minium, Anfänge der Viten zumeist mit Minium-Majuskeln, einige mit Initialen in Federzeichnung mit Minium, p. 35 [p. 350 ] gefüllt mit Blau u. Grün, blau u. gelb schattiert.
Inhaltsangabe:
Inhalt (ausführlich u. nachgewiesen bei von Scarpatetti) u. Schmuck (wir beschränken uns auf die mit Initialen geschmückten Viten):
- p. 1-12 Vita sci. Eusebii Vercellensis
-
p. 16-59
Vita sci. Lamberti
- (p. 16) In Christi nomine incipit vita vel obitus sci. Landberti antistitis qui passus est xv kl. Octobr. G(loriosus vir Landbertus) offene, wie C geschriebene Initiale, endet unten in einem nach innen gebogenen Vogelkopf, aus dessen Schnabel eine Ranke wächst u. den Buchstabenkörper umwindend in einer Palmette endet
-
p. 349-447
Vita sci. Aridi
- (p. 349) Titelseite: In nomine Dni. nostri Jesu Christi incipit prologus sci. episcopi de vita beati Aridii Lemodicini abbatis (Rustica mit Minium)
- (p. 350) Q(uotiens sanctorum gesta narramus), drittelseitige Initiale, koloriert, im Buchstabenkörper Ovale mit vegetabiler Füllung, die schön geschwungene, blattförmige Cauda bildet auch das Binnenmotiv, nachfolgende Zeilen in Capitalis u. Rustica mit Minium u. Tinte, blau u. mit Minium schattiert.
Entstehung der Handschrift:
Die Hs. besteht, wie die Lagensignaturen verraten, aus drei Teilen, die offenbar nacheinander, aber gemäß Format u. Einrichtung als Sammlung für einen Band geschrieben wurden. Der erste Teil mit der Initiale A(d) p. 1 passt in die spätere Sintram- oder Salomo-Zeit, die Füllung des Buchstabenkörpers mit Kreisornamentik findet sich beispielsweise in Bamberg Bibl. 44 wieder (Nr. 123). Eher außergewöhnlich wirkt die Initiale G(loriosus) p. 16 mit dem Vogelkopf, der aber als Zitat aus älteren Werken sich der ornamentalen Aufblätterung des Buchstabenkörpers unterordnet. Letztere ist typisch für die Spätphase Folcharts, der auch noch das Q(uotiens) p. 350 nachfolgt (vgl. etwa Morgan 91 - Nr. 100). Die Kolorierung dieser Initiale ist sicher alt, denn sie stimmt in den Farben blau u. gelb mit den ebenso schattierten Minium-Majuskeln der Kapitelanfänge dieser Vita überein, deren Schreiber im Konzert der anderen sich besonders heraushebt (vgl. Daniel).
Bibliographie:
- Scherrer , S. 170.
- Bruckner III, S. 107f., Taf. XXXIV.
- Daniel Freising, S. 24f.
- von Scarpatetti , Codices hagiographici, S. 16-19.