Kurzcharakterisierung:Handschrift mit verschiedenen liturgischen und asketischen Texten. Der Band wurde von verschiedenen mehr oder weniger geübten Händen geschrieben, eine davon beschriftete ein Datum .I.5.I.3. mit ihren Initialen J. ae. (f. 47v), eine andere trug nur ihre Initialen J. h. L. ein (f. 101v). Ein Pergamentfragment einer Urkunde des Bischofs von Konstanz aus dem Jahre 1441 dient als Einband.(ber)
Standardbeschreibung: Mengis Simone, Schreibende Frauen um 1500. Scriptorium und Bibliothek des Dominikanerinnenklosters St. Katharina St. Gallen (Scrinium Friburgense 28), Berlin/New York 2013, S. 292-294.
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Zusätzliche Beschreibung: Katalog der datierten Handschriften in der Schweiz in lateinischer Schrift vom Anfang des Mittelalters bis 1550, Bd. III: Die Handschriften der Bibliotheken St. Gallen-Zürich, bearbeitet von Beat Matthias von Scarpatetti, Rudolf Gamper und Marlis Stähli, Dietikon-Zürich 1991, Nr. 413, S. 149-150.
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Online seit: 04.10.2018
Wil, Dominikanerinnenkloster St. Katharina, M 16
Papier · 126 ff. · 15 x 10 cm · 15. Jh. / 1513
Ascetica et liturgica varia
Wie zitieren:
Wil, Dominikanerinnenkloster St. Katharina, M 16, f. 14r – Ascetica et liturgica varia (https://www.e-codices.ch/de/list/one/kaw/M0016)
Mengis Simone, Schreibende Frauen um 1500. Scriptorium und Bibliothek des Dominikanerinnenklosters St. Katharina St. Gallen (Scrinium Friburgense 28), Berlin/New York 2013, S. 292-294.
Handschriftentitel: Ascetica et Liturgica varia
Entstehungszeiten:
[15.Jh.]
1513
Beschreibstoff: Papier. WZ: r. kleiner Ochsenkopf mit Augen, Nüstern, löffelförmigen (länglich-runden) Ohren, kurzer Stange und Stern, der Kopf teilweise sichtbar f. 14, f. 17, f. 24; der Kopf läuft schmal zu (die Nüstern berühren einander); ähnlich Piccard, Wasserzeichen II/2 (1966), Abt. VII, Nr. 294 (unter anderem Trier, 1466- 1470), Nr. 374 (Basel, Freiburg i.Br., Genf, 1450-1453). - 2. ab. f. 50 Ochsenkopf mit Nase, schiefem Maul und heraushängender Zunge und einem Beizeichen zwischen den Hörnern; diese Marke verwandt mit Piccard, Wasserzeichen II/2 (1966), Abt. I, Nr. 721 (1471-1473/4, Nürnberg, Speyer); derselbe Ochsenkopf wieder f. 73, f. 85, f. 96 auf dem Verso mit Bleistift nachgezeichnet. - 3(?). f. 51 ähnliches Modell mit nach rechts verschobener Nase, die (zu einem der beiden Marken) dazugehörigen Hörner f. 65.
Umfang:
126 folia
Format: 15 x 10 cm
Seitennummerierung: Moderne arabische Bleistiftfoliierung.
Lagenstruktur:
Lagennummerierung 1-3 arabisch, mit brauner Tinte.
Seiteneinrichtung:
r. f. 1r-40v Schriftspiegel braune Tinte, 6,5 x 9,5/ro cm, 16-20 Zeilen. Arabische Nummerierung der Lagen 3 und 4 von der Schreiberin, mit brauner Tinte.
2. f. 42r-47v Schriftspiegel braune Tinte, 6,5/7 x 10 cm, 15/r6 Zeilen.
3. f. 55r-95r, f. 103r-110v keine Einrichtung, 13-15 Zeilen.
4. f. 96r-101v ohne Einrichtung.
Schrift und Hände:
r. f. 1r-40v schöne, ausgeformte Bastarda einer offensichtlich geschulten und geübten Schreiberin, mit runden Buchstabenkörpern, keine Buchstabenformen persönlicher Prägung, so dass die Schrift (im besten Sinn) =schulmässig< wirkt; konsequent angebrachte Haarstriche sowie Ansätze zu Schaftgabelung bei b und h, zum Beispiel f. 13r; Duktus aufrecht und regelmässig, mit klaren Wortabständen (f. 18v-21r enger).
2. f. 42r-47v ebenfalls schöne, aber weniger runde Bastarda, auffallend die tief nach unten gezogene Unterschlaufe der g, tendenziell auch der z, bei den kursiven b und d sind Oberschlaufe und Bauch nahezu gleich gross; vermerkenswert das finalis-s, wie ein (verhältnismässig zu) kleines ß; Elongierungen, Haarstriche (kleine Häkchen über den u). - f. 49rv, f. 50rv, f. 51r-53v, f. 54r (3 Zeilen) schreiben weniger geübte Hände des 16. Jhs. in unregelmässiger Halbkursive, mit teils stärker schwankender Zeilenführung (11-14 Zeilen/ 17-19 Zeilen/ 14-15 Zeilen), vor allem die dritte dieser Hände sehr unbeholfen.
3. f. 55r-95r, f. 103r-110v wenig formbestimmte, tendenziell nach oben gezogene halbkursive Bastarda wohl der 2. Hälfte des 15. Jhs., offenbar schreibgewohnt, aber wenig diszipliniert: Der Bogen des h tief und rund nach unten ausholend, die v und w mit links oben angesetzten Ansatzschlaufen (mehr gerade als rund, mit kleinen Häkchen).
4. f. 96r-101v formlose, schwankende halbkursive Bastarda, wohl der 2. Hälfte des 15. Jhs.; untere Hälfte der letzten Seite von Hand des 16. Jhs.
5. f. 110v-113r Kursive wohl des 16. Jhs. mit Vorliebe für Schlaufen und Elongierungen, sehr auffällig die verschnörkelten k.
6. f. 114v-115v (noch der Bastarda nahe Kursive der I. Hälfte des 16. Jhs., unsicher, schwankend.
7. f. 116r-117v formbestimmtere, bastardanahe Kursive der 2. Hälfte des 15. Jhs.
8. f. 118r-120r korrekte, enge, vertikale Bastarda.
9. f. 120v-123r gleichmässige, linksgeneigte Bastarda mit runden Buchstabenkörpern, regelmässige Zeilenführung, obwohl die Einrichtung fehlt.
Buchschmuck:
1. f. 1r-40v schöne, etwas verspielte Lombarden mit Schlaufen.
2. f. 42r-47v rote Lombarden (teils mit Bleioxidation der Mennige-Mischung), deren Form etwas von den typischen Katharinen-Lombarden abweicht.
3. f. 55r-95r, f. 103r-110v Rubriken und Lombarden von der Schreiberin, einzelne Worte im Text mit roter Tinte; zu vermerken die roten O in den Anrufungen, die mit einem Kranz aus kleinen Strichen umgeben sind und im Innern ein (lächelndes) Gesicht haben (wie eine kleine lachende Sonne).
5. f. 120v-123r rubriziert, Lombarden (mit Bleioxidation der Mennige-Mischung).
Spätere Ergänzungen: f. 21r untere Hälfte der Seite durchgestrichen. f. 126v achtzeiliges lateinisches Gebet nachgetragen von einer kursiven Hand des ausgehenden 15. Jhs. Nach f. 28 zwei getrocknete Blüten sowie Haare eingelegt.
Einband: Kettenstichband, mit Leder-Verstärkung am Rücken, in der Mitte Blüten-Motiv ausgestanzt, Umschlag ein Pergament-Fragment einer Urkunde des Bischofs von Konstanz 1441, in lateinischer Kursive.
Inhaltsangabe:
f. 1r-40vGebete zu den einzelnen Horen
flüssiges Latein der Schreiberin.
f. 55r-62r
zur Rosenkranzbruderschaft: Einführung und Verbreitung
Welcher mensch sich wil lassen in schriben in die loblichen bruoderschaft des psalters oderrosen krantz vnser lieben frowen marie [mit roter Tinte] der bedarf/ kan gelt geben dz da kan simonÿ verdacht wird …–…
so werdens sÿ dalhaftig [sic] aller guothait die bÿ dem salue geschieht glich als sÿ da wered
darin f. 56r Rubrik mit roter Tinte:
>hie finstu den psalter geschriben von vnser lieben frowezi wie du in betten soft mit xv vatervnser vnd ander talb [sic] hundert ave maria vnd mit iij gouben [sic, =?].< Der wiss rasen krantz.
f. 72r>Hie vacht an der rot rasen krantz het auch v rosen vnd l auemaria< Die erst vermanung zuo dem ersten roten rasen [alles sie]. f. 81v die ander vermanung von vnser lieben suochen zuo dem rotten rasen
[alles sic]
Entstehung der Handschrift: f. 47v: .1.5.1.3. ]. aͤ. [das hochgestellte e nur schwach sichtbar, aber wohl sie]; möglicherweise Initialen der Schreiberin? Im Konventualinnen-Verzeichnis bei Vogler, St. Katharina (1938) keine Konventualin mit entsprechendem Namen gefunden. f. 101v die Initialen J. h. L., wohl der Schreiberin. Im Konventualinnen-Verzeichnis bei Vogler, St. Katharina (1938), keine Konventualin mit entsprechendem Namen gefunden. Herstellung im Katharinen-Scriptorium gut möglich, aber nicht beweisbar: keine mir bekannte Katharinen-Hand.
Erwerb der Handschrift: Kein zeitgenössischer Besitzeintrag; auf pergamentenes Spiegelblatt VD aufgeklebter Zettel von einer Hand des 19./Anf. 20. Jhs.: Eigentum des Klosters St. Katharina I Wil, Kt. St. Gallen.
Bibliographie:
Vogler, St. Katharina (1938), S. 253, Nr. 75, ohne Erwähnung der möglichen Schreiberinnen-Initialen (nur Datierung);