Wil, Dominikanerinnenkloster St. Katharina, M 32
Mengis Simone, Schreibende Frauen um 1500. Scriptorium und Bibliothek des Dominikanerinnenklosters St. Katharina St. Gallen (Scrinium Friburgense 28), Berlin 2013, S. 296-298.
Handschriftentitel:
-Regel und Konstitutionen (dt.)
Entstehungszeit: 15. Okt. 1543
Beschreibstoff: Papier. WZ kleiner Bär, mit kurzem Kopf und winzigen Ohren, ein weiterer Bär mit längerer Schnauze
f. 87, 89, eine weitere Variante f. 90, mit weit geöffneter Schnauze und Ohren wie eine Beule auf dem Kopf; die genaue Bestimmung der Bären-Marken ist schwierig, da immer nur Teile sichtbar, zudem das Papier sehr dick.
Auf den leeren fol. 107 ff. spätere Wasserzeichen: grosse Krone und mindestens noch ein weiteres Wasserzeichen.
Auf den leeren fol. 107 ff. spätere Wasserzeichen: grosse Krone und mindestens noch ein weiteres Wasserzeichen.
- Engler-Maurer, Regelbuch (1998) identifiziert das Bären-WZ, ohne Erwähnung von Varianten, mit
- Piccard, Wasserzeichen XV/2 (1987), Abt. I, Nr. 287, ohne Angabe von Ort und Datierung (recte: Tuttlingen, 1525).
Umfang:
A-C + 112 + X-Z folia
Format: 18,5 x 15 cm
Seitennummerierung: Bleistiftfoliierung des 20. Jhs.
1-112, Vorsatz A-C, Nachsatz X-Z; nach f. 70 und f. 71 je ein Blatt übersprungen.
Lagenstruktur: Papierener Vorsatz Binio, erstes folio auf Spiegel VD geklebt. VI2-13, V14-23, VII24-37, V38-47, VII48-61, V62-70, VI71-81, V82-91, VII92-104, f. 105-112 leer, do. Nachsatz X-Z.
Zustand: Der Band hat teils starke Feuchtigkeitsschäden, v. a. f. 60 bis Schluss.
Seiteneinrichtung:
Einspaltig 15/16 x 12/12,5 cm, 21-25 Zeilen, Schriftspiegel und Linierung braune Tinte.
Schrift und Hände:
- Regula Keller
- f. 104v subskribiert und datiert 1543 (d. h. in ihrem mittleren Lebensalter): Hie habend end die constitucion der schwesteren prediger ordens M ccccc xliij Iar daz bis buoch folendet ist vor sant gallen tag von schwester regel kellerin von zürich, die begert ein aue maria: deo gracias . Unterstreichungen mit roter Tinte, von der Hand der Schreiberin.
- Duktus klassisch Regula Keller, grosse Nähe besonders zu Cod. sang. 1788, auch dieser auf Papier mit Wasserzeichen Bär, dieses sehr ähnlich Piccard, Wasserzeichen XV/2 (1987), Abt. I, Nr. 237 (Kempten, 1538/1539) und Nr. 240 (Memmingen, 1539).
- Duktus-Vergleich mit Cod. sang. 1788: Regelmässige Bastarda mit engen Buchstaben-Abständen und klaren Wortgrenzen; die schrägen Striche statt der i-Punkte hier Haarstriche, auch bei den y (Cod. sang. 1788 kräftiger). Die Unterschlaufe der z ist geschlossen und durchschneidet an der Basislinie den Schlaufen-Ansatz. Auffällig zudem die k: neben den Schaft ist ein kleines rundes s gesetzt (ähnlich dem hochgestellten r). Bis f. 75r schreibt sie auch kursive d neben den unzialen. Wenig Kürzungen, nur die gängigen m/n, pri für patri.
Buchschmuck:
Spätere Ergänzungen:
f. 11v kleine Korrektur einer aus anderen Katharinen-Handschriften bekannten (Korrektur-) Hand des 17. Jhs.
Einband:
Einband wohl zeitgenössisch (oder täuschend gut restauriert?), Halbleder über Rücken bis 2 cm auf VD/HD gezogen, Rest Papier (altrosé mit Muster [Rosen?]) auf Karton. Ehemals rot-/blaue Schnittfärbung. Zweifarbiges Kapital.
Inhaltsangabe:
Provenienz der Handschrift: Besitzeintrag f. 1v: Dis buoch gehörtt dem gots hus S[ant] Cathrina [sic] zuͤ will jm durgoͤw, Hand um 1600/des 17./1 Jhs. Zeitgenössische Signatur von der Hand der Regula Keller mit schwarzer Tinte:
m. i.i.
regula keller
m. i.i.
regula keller
Bibliographie:
- Von der Hand der Regula Keller auch Cod. sang. 1788 (ihre "Alters-Handschriften"). Ob, gemäss der (nicht begründeten) Zuweisung Voglers, S. 249, Nr. 66, auch Wil M 45 von ihrer Hand stamme, ist offen (s. u. zur Handschrift). Ziemlich sicher ihre Hand auch in der Chronik, siehe dort;
- CMD-CH III (1991) Nr. 414, Abb. 678, 679;
- Vogler, St. Katharina (1938), S. 260, Nr. 88;
- Engler-Maurer, Regelbuch (1998) mit unserer Handschrift (mit Siglum W), Beschreibung S. 58-60;
- bei Uffmann, Innen und aussen (2000) wird die Handschrift als "St. Galler Statuten" zitiert (vgl. ibid. S. 192, Anm. 16);
- Das im CMD Gegebene Inhaltsinventar wird von Engler-Maurer, Regelbuch (1998), S. 59, Anm. 175, als "unvollständig resp. (mit) falsche(n) Foliierungsangaben" (wohl gemeint das Kolophon, das nicht f. 105v, sondern 104v steht) kritisiert.