Hermetschwil, Benediktinerinnenkloster, Cod. chart. 195
©
Bretscher-Gisiger Charlotte / Gamper Rudolf, Katalog der mittelalterlichen Handschriften der Klöster Muri und Hermetschwil, Dietikon-Zürich 2005, S. 320-323.
Mit freundlicher Genehmigung des Verlags (Urs Graf Verlag, Dietikon). Das Copyright an der Handschriftenbeschreibung liegt beim Verlag.
Handschriftentitel: Liber horarum OSB
Entstehungsort: Südwestdeutsch
Entstehungszeit: zweites Drittel des 15. Jahrhunderts
Frühere Signatur:
Cod. 10.53.
Beschreibstoff: Papier
Wasserzeichen: Ochsenkopf, Piccard I 741–742 (1445–1464), Krone, entfernt ähnlich Briquet 4639–4640 (1438–1440).
Wasserzeichen: Ochsenkopf, Piccard I 741–742 (1445–1464), Krone, entfernt ähnlich Briquet 4639–4640 (1438–1440).
Umfang:
144 Blätter
Format: 13 x 9,5 cm
Lagenstruktur: Lagen: (VI-1)11 + 2 VI35 + IV43 + (V-1)52 + (VI+1-1)64 + VI76 + (VI-1)87 + V97 + (VI-2)107 + VI119 + (VI+1)132 + (II+1)137 + IV144, letztes Blatt als Spiegelblatt in den Deckel geklebt; vor Bl. 1 fehlen mindestens 2 Lagen und ein Einzelblatt, Textverlust; nach Bl. 33 und nach Bl. 35 Reste von eingeklebten Holzschnitten; nach Bl. 52 zwei Blätter herausgeschnitten, Textverlust; nach Bl. 83 ein Blatt herausgerissen, Textverlust; ein ehemals auf 92v geklebtes Papier (mit Bild?) herausgerissen, Bl. 92 mit Loch in der Mitte; bei Bl. 93 rechte obere Ecke wegerissen; nach Bl. 107 2 Blätter herausgeschnitten; Bl. 125 an Bl. 124 geklebt. Bis 43v Lagenzählung iii–vi und Reklamanten. Bl. 133–137: 11,5 x 8 cm.
Seiteneinrichtung:
Unterschiedlich liniiert, mit Tinte, Blindlinien und Stift, Schriftraum 9,5–11 x 5,5–7,5, 15–33 Zeilen.
Schrift und Hände:
Jüngere gotische Kursive von verschiedenen Händen, Händewechsel z. B. 86r /86v, 96v /98r, 106v /108r, 124v /126r.
Buchschmuck:
Spätere Ergänzungen: Vereinzelte Korrekturen und Nachträge von den Schreiberhänden, 34v–35v, 106v–107r, 133r–137v Nachträge des 15.–16. Jhs. von verschiedenen Händen.
Einband:
Mit dunkelbraunem Leder bezogene Holzdeckel, späteres 15. Jh. Streicheisenlinien, Einzelstempel, wie Cod. chart. 152. Fälze mit Pergamentstreifen verstärkt. Eine nach vorn greifende Kantenschliesse, nur Messingteile erhalten. Auf dem Rücken Signaturschild 195, 19. Jh. Spiegelblatt vorn Papier. Im vorderen Spiegel Papierschild mit Angaben zur Hs., 20. Jh.
Hauptsprache: Alemannisch-schwäbisch
Inhaltsangabe:
-
1r–11v
Psalterium feriatum.
Psalmus David. Iniquos odio habui …–…
Per dominum.
Anfang fehlt. Ps 118,113–Ps 133.- (4v) >Quindecim gradus psalmi<. Gradualpsalmen nach Cursus Romanus.
- 11v–21r Officium BMV. Ad vesperas. Deus in adiutorium meum …–… inveniet mansionem. Qui te[cum].
- 21r–32r Psalmi poenitentiales et litania. >Septem penitenciales<. Domie [sic] ne in furore …–… salvator mundi. Qui cum.
- 32r–34r Officium defunctorum. Vesper. >Vesperae mortuorum<. Dilexi quoniam …–… Fidelium deus omnium (bricht oben auf der Seite ab).
-
34r–35v
Gebete zu Christus.
Nachtrag.
Ich ermanen dich vatter und heilger geist des eides den du schwürt dinem sun …
5 Gebete, Initien im Register; bricht im 5. Gebet ab. Entspricht Cod. chart. 194, 3v–5r. - 35v Oratio. Von einer anderen Hand. Avete vos omnes …
-
36r–48v
Officium defunctorum.
Nokturn.
Dirige …
>Vigilia mortuuorum [sic]<.
Verba mea
sanctis tuis ad perpetue
(bricht in der Mitte der Seite ab).
Responsorienreihe, Ottosen, Responsories, S. 108: 14-72-24 / 32-57-28 / 68-40-82. - 49r–v leer.
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50r–52v
Officium defunctorum.
Laudes.
>Ad laudes<.
Miserere mei …–…
vinculis absoluti //.
Schluss fehlt. -
53r–70v
In festis BMV per totum annum.
Capitulum. In omnibus requiem …
Mit AH 27 Nr. 82 II (4–6). -
70v–85r
De sancto Martino per totum annum.
>De sancto Martino per totum annum<.
Capitulum. Plures facti sunt …
Mit AH 52 Nr. 71, AH 51 Nr. 113. In der 3. Nokturn fehlt nach 83v ein Bl., Textverlust. -
85v–86r
Officium sancti spiritus.
Deus in adiutorium …–…
auxilium abste ascen //
Schluss fehlt. Mit AH 50 Nr. 144 (1–5, S. 194 [CDS]). -
86v–92v
Hundert Betrachtungen.
Ach eya min zarte ewige wisheit …–…
stätes bliben. Amen.
Heinrich Seuse, Deutsche Schriften, hrsg. v. Karl Bihlmeyer, Stuttgart 1907, S. 315–322, Zeile 20. -
93r–96v
Gebet zu Maria.
>Unser lieben fro //<.
Helige magt de megt // … mich arme sünderin …
Von Bl. 93 Ecke abgerissen, Textverlust. - 97r–v leer.
-
98r–106v
Officium de visitatione BMV.
Ad vesperas. Colletentur corda fidelium …–…
Gloria tibi domine.
Reimofficium AH 24 Nr. 30 mit AH 52 Nr. 44, 42, 43, 45, 47. - 107r und 106v Oratio. Nachtrag. >De sancto Ambrosio<. Deus mundi conditor et redemptor …
- 107v Federproben, sonst leer.
-
108r–111v
Sieben Schmerzen und sieben Freuden Marias.
>Unser frowen vii hertz laid<.
Die i. Maria ich ermanen dich der verserung dines minriches miltene …
- (110r) >Die vii fröden unser frowen<. Maria ich armer sünder bitt dich …
- 111v–114r Gebetsanweisung. >Von unser frowen<. Ein guͦt mensche bat unsse frowen in siner andächt dz sy im kunt tät …
-
114r–120r
Gebet zu Christus.
>Ain guͦt gebet von unserm lieben herren<.
O herre Jesu Christe mit dem ruͦff dz din wirdiges verdienen tuͦt …
- (119r) >Die vii wort<. O lieber herr Jesu ein erlösser aller der welt ich ermanen dich des wortes …
-
120v–124v
Kommuniongebete.
>Von dem sacrament<.
Das erst ist, dz du solt demüttiklich in din gewüssne sächen … O herre wer bin ich dz ich dich wil enpfaͧchen …
8 Gebete, Initien im Register; entsprechen weitgehend Cod. chart. 209, 9v–13v und Cod. chart. 191, 75v–82v. - 125r leer.
- 125v Teigdruck: Barbara mit Palmzweig und Turm.
- 126r–128v Passionsgebet. Herre ich ermanen dich der minne die dich darzuͦ bezwang das du her ab kumpt …
-
129r–132r
Gebet zu Christus.
Herre Jesu Christe gegriesset sy din helliger lib den du an dich nempt …
Entspricht Cod. chart. 156, 85r–v. - 132v Oratio. Nachtrag. Miserere domine, miserere animabus tuis …
- 133r–134r Gebetsunterweisung. Nachtrag von einer anderen Hand. Zuͦ jeglicher venie i Pater noster, die erste venie nim in der ere die unser herre hett …
- 134v–136v leer.
- 137r–v Gebetsunterweisung. Nachtrag von weiteren Händen. Dz erste dem almechtigen gewalte unsers herren …
- 138r–v leer.
- 139r Oratio ad sanctum Servatium. Nachtrag von einer weiteren Hand. [D]eus per quem mundi constat machina …
- 139v–141r Die acht Verse des Bernhard von Clairvaux. Der erst verß: Erlücht min ougen dz ich niemer entschlaff in dem tod …
- 141v–144v leer.
Entstehung der Handschrift: Der lateinische Teil (1r–86r) ist nach der Responsorienreihe des Totenofficiums für ein südwestdeutsches benediktinisches Kloster geschrieben, vielleicht für Muri (siehe Litanei 25v, 26r, 31v sowie 70v). Die deutschen Gebete (93r–96v, 108r–137v) sind teilweise für weibliche (z. B. 93r), teilweise für männliche (z. B. 110r) Betende bestimmt. Mundarten: Alemannisch-schwäbisch.
Provenienz der Handschrift: Im vorderen Spiegel Muri-Hermetswil fine saec. XV, 19. Jh., darunter bätt buch, 17. Jh., sowie alte Signatur Cod. 10.53., darunter no 195.
Bibliographie:
- Bruckner, Scriptoria 7, S. 47.