Für diese Handschrift sind folgende Beschreibungen vorhanden

  • Scarpatetti Beat Matthias von, Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen, Bd. 2: Abt. III/2: Codices 450-546: Liturgica, Libri precum, deutsche Gebetbücher, Spiritualia, Musikhandschriften 9.-16. Jahrhundert, Wiesbaden 2008, S. 61-63.
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  • Scherrer Gustav, Verzeichniss der Handschriften der Stiftsbibliothek von St. Gallen, Halle 1875, S. 153.
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St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 469
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Scarpatetti Beat Matthias von, Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen, Bd. 2: Abt. III/2: Codices 450-546: Liturgica, Libri precum, deutsche Gebetbücher, Spiritualia, Musikhandschriften 9.-16. Jahrhundert, Wiesbaden 2008, S. 61-63.

Handschriftentitel: Marien-Psalter; Allerheiligen-Litanei; Freuden Mariens
Entstehungszeit: 13. Jh.
Beschreibstoff: Pergament. Solid präpariertes, eher festes Pergament.
Umfang: A-D + 204 + Y-Z Seiten
Format: 16 x 11
Seitennummerierung: Paginierung I. v. A. mit roter Tinte.
Lagenstruktur: Quaternionen, ausser V101-120, Lagennummerierung I-XIII von der Hand des Schreibers, meist kombiniert mit kurzer Wortreklamante, setzt erst bei der 2. Lage p. 20 mit I ein, springt VIII/X.
Seiteneinrichtung: Einspaltig 11/11,5 x 8,5/9,5, 18-21 Z.
Schrift und Hände: Buchschrift zwischen Spätcarolina und Frühgotica von einer soliden, geübten, wenngleich etwas schwerfälligen Hand
Buchschmuck:
  • Federgezeichnete und kolorierte ganzseitige, primitive Miniaturen, wohl von der Schreiberhand,
    • p. 2 gekrönte Madonna mit Kind auf Schoss, nach byzantinisch-romanischer Art, in blauem, ornamentverziertem Mantel auf bunt gestrichelter Sedia, das Jesuskind im gelben Kleid, mit rotem Kreuz in der Rechten und segnender Linken,
    • p. 3 Flagellatio, Christus an roter Säule, die ein kleines Gewölbe trägt, mit vielen Blutmalen, den beiden Schergen, welche blaue Strümpfe und gelbes Kleid tragen, sind die Gesichter überwischt.
  • 2- 4-zeilige rotblaue Init. mit Strichelungen, teilweise mit angedeutetem Fleuronnée oder improvisiertem Rankendekor, viele kleine rote, blaue und rotblaue Init.
Einband: Einband 18. Jh., dunkelbraunes Leder mit einfachen Streicheisenlinien auf Karton.
Inhaltsangabe:
  • (A, B, D, 4) leer, (C, 2-3) Besitzeintrag und zwei Eingangsminiaturen (s.o.)
  • 5-35 [Psalterium Mariae] Es besteht in einer nach Art der Tropen oder der Litanei gestalteten Paraphrase in Form einer Ave-Invokation Mariens des gesamten Psalters bzw. der jeweiligen Psalmen-Initien, die wohl für das Gebet des ganzen jeweiligen Psalms stehen.
    • (5) [Introductio rhythmica (distycha).] Svscipe [kurze Rasur] sancta dei genitrix uirgo maria / quod tibi de psalmis offero mente pia. / Cantica nec uersu spernas de paupere donum / sed magis offer ea iudicis ante tronum , Rep. Hymn. 19952,
    • (5-32) [Textus.] [Ps 1] Beatus uir Aue decus omnium uirginum mediatrix , [Ps 2] Quare fremuerunt gentes Aue decora et decus seculi , [Ps 3] Domine quid multiplicati sunt Aue templum celesti luminis …–… [Zu Ps 150] Aue sanctis ceteris sanctior uirgo per secula nesciens termini (?) AMEN.
      Es fehlen: (13) die Initien des Ps 45 (Deus noster refugium et virtus) und (26) des Ps 119 (Ad dominum cum tribularer); und im langen Ps 118 figuriert zwar das Initium des Teils Gimel (Retribue servo), die übrigen der Teile Beth sowie Deleth bis Thav fehlen. Zu den Pss 46, 53 (13) und 111 (25) fehlt der Ave-Vers.
    • Es folgt unmittelbar anschliessend eine Litanei zu Gottvater und Sohn. (32-35) [Litania quaedam ad deum patrem et filium.] [K]yrrieleison [sic]. Christeleison. Christe audi me. Christe exaudi me. Pater de celis dei misericors (?) mei. et da mihi indulgentiam peccatorum et scelerum meorum …–… maiestatem tuam ad praeclaras regis nuptias uocati. Qui regnas in trinitate m.[iserere] n.[obis] et defende nos ab infestacione maligna. 36 leer.
  • 37-68 [Litania omnium sanctorum, versio amplior] Gubernator mundi deus m.[iserere] n.[obis] ut possimus tuum implere tuitium [? erster Buchstabe unklar]. Restaurator mundi deus m.[iserere] n.[obis] ut in tua dilectione iugiter ualeam permanere …–… pro custodia mea una cum letemur. Prestante qui uiuit et regnat.
    • (37-42) zur Trinität, (42-44) zur B.M.V., ab (44) beginnt mit den Erzengeln die Reihe der Heiligen, welche (61 f.) mit den jeweiligen Omnes sanctae/ sancti schliesst. Jede Invokation ist mit einem Relativsatz zum Leben und zu den Verdiensten der/des betreffenden Heiligen erweitert. (63-65) Invokationen Propicius esta und Libera nos, (65-68) Gebete zu B.M.V., zu den Erzengeln und zum Schutzengel.
  • 69-180 Gaudia beate Marie virginis Gaude et letare sacra uirgo Maria illustris domina. que prius quam nascereris oraculis es nunciata …–… (179) trinamque machinam regenti. sine termino regnanti. ac sine spacio uiuenti (?) per eterna seculorum secula. Amen. Angehängt ein Gaude et letare beata anna ergo diem festum age; nunch [sic] et in perpetuum. aleluia.
    Die Invokationen bestehen aus den alternierenden Formeln Gaude et letare sowie Iocundare et Exulta sancta theotocos.
  • 180-200 Psalterium sancte Marie Svscipe regina celi. que. mente benigna Cantica de psalmis offero sumpta sacris …–… Domine saluum fac // bricht ab.
    Beruht auf dem gleichen Modell von Psalm- und Ave-Versen wie das obige grössere Psalterium B.M.V; jedoch bestehen die Psalm-Verse hier zumeist nicht aus Psalm-Initien, sondern aus sonstigen Versen und sind frei und ohne ersichtliches Prinzip ausgewahlt. (201-204) sowie der papierene Nachsatz (Y, Z) leer.
    Rep. Hymn. 19948f.; Walther, Initia (1959), Nr. 18945, unter dem Incipit Suscipe als Psalterium B.M.V., mit unserer Hs. (hier datiert 14. Jh.) sowie 3 weiteren französischen und einer deutschen; Walther verweist auf D.A. Wilmaert, in: Revue Bénédictine 31, 1914, p. 272, wo Dom Wilmaert auf Paris BN lat. 14420 verweist, in welchem unser Psalterium vorkommt und gemäss Rep. Hymn. Lietbert von Lille CanR zuzuweisen wäre. Vgl. LThK2 6, col. 928 (Ursula Vones-Liebenstein).
Entstehung der Handschrift: vermutlich Herstellung in oder für ein Laienkapitel bzw. einen Frauenkonvent.
Provenienz der Handschrift:
  • Besitzeintrag, schwer datierbar, wohl nachmittelalterlich, ev. des 17./18. Jhs. in griechischer Schrift p. C: ioudokou graisliou ei to biblion kago < > (6 überschmierte bzw. unleserlich korr. Buchstaben) ek tou oikou autou uk [ouk] eidomenou autou, vielleicht Jodokus Grässli.
  • Besitzeintrag aus dem 18. Jh. des St. Gallen zugehorigen Konvents St. Johann im Thurtal (Toggenburg) p. 1: Liber SS. Joan. Bapt: et Evangelistae.
Erwerb der Handschrift: Zu vermerken, dass der rote Eintrag der damals neuzugeteilten Signatur (um 1800) p. A die Zahl 469a schreibt, dass also ev. ein weiterer mit 469 signierter Band vorgelegen hat. Der Band ist bei Schützeichel (s. u.) irrtümlich und ohne Anhaltspunkt dem Besitz Gall Kemlis zugewiesen, ev. aufgrund der Vermutung von Lehmann (s. u.).
Bibliographie:
  • Peter Ochsenbein, Die Bibliothek von St. Johann, in: Werner Vogler (Hg.), Die Abtei St. Johann im Thurtal, St. Gallen 1985, p. 214-237, bes. p. 224;
  • Rudolf Schützeichel, Textgebundenheit, Tübingen 1981, p. 178;
  • Ders., Kemli (1979), p. 647;
  • Boesch, Kemli (1980), p. 127;
  • VL2 4, col. 1107-1112 (Arne Holtorf), unsere Hs. erw. col. 1110;
  • gemäss Lehmann, Bibliothekskataloge 1 (1918), p. 121 unsere Hs. mit Fragezeichen in Kemlis Besitz.