Bern, Burgerbibliothek, Cod. 98
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Redigiert von Florian Mittenhuber, April 2024.

Handschriftentitel: Sammelband: Chronique dite de Baudouin d'Avesnes; Brunetto Latini: Livre du Trésor (Auszüge); Enseignements moraux et religieux; Plainte de la Vierge; Table de la foi catholique; Pardons du pèlerinage à Rome.
Entstehungsort: Frankreich: Lothringen (Metz)
Entstehungszeiten:
  • Hauptteil (bis f. 118rb) 1. Dekade 14. Jh.,
  • weitere Teile 1. Drittel bzw. 2. Viertel 14. Jh. (Stones, Hemzik),
  • Nachträge (f. 154ra156ra: datiert 1397) Ende 14. Jh./ Anfang 15. Jh.
Beschreibstoff: Pergament ungleichmässig beschnitten (alt), vielfach repariert, im hinteren Teil unterschiedliche Qualität.
Umfang: 156 Blätter.
Format: 35 x 26–26,5 cm, beschnitten.
Seitennummerierung: Moderne Foliierung: 1–156; alte Foliierung je auf dem verso (!) von der Rubrikatorenhand, in römischen Ziffern cxxiiii–cxxxix (f. 1–16), cxl–cxlvii (f. 49–56, Lage verbunden), cxlviii–clxxix (f. 17–48), clxxx–cclxxix (f. 57–156); voraus fehlen also 123 gezählte Blätter.
Lagenstruktur: 12 IV96 [Lage 7 verbunden, gehört zwischen die Lagen 2 und 3, vgl. die Reklamanten] + II100 + 3 IV124 + 2 II132 + 3 IV156; Reklamanten jeweils auf dem letzten verso unten rechts (ab f. 124v fehlend); gelegentlich Blattzählung der ersten Lagenhälfte, je auf dem recto unten rechts: a+–d+ (f. 49r52r, mit Blei), a ii – d v [sic] (f. 57r60r, in Rot), a–d (f. 89r92r, in Rot), a+–c+ (f. 129r131r).
Zustand: Erste zwei Lagen (f. 116) etwas lose und überstehend; Buchblock löst sich oben vom Rücken; sonst gut.
Seiteneinrichtung: Zweispaltig, Schriftspiegel 26–26,5 x 20–20,5 (9–9,5) cm; 41 Zeilen; ab f. 125 meist 25–26 x 20 (9–9,5) cm, 39–40, gegen Ende auch bis 42 Zeilen; Linierung mit feinem Blei; Punktierung am äusseren Rand teilweise erhalten.
Schrift und Hände: Gotische Minuskel (Textualis), geschrieben von mindestens sieben Händen:
Buchschmuck: (z.T. nach Homburger): Reich verziert mit Goldgrund-Miniaturen (s. unten) und zahlreichen Initialen von geübter Hand; zu unterschieden sind zwei Teile respektive Maler: Laut Hemzik (1995), S. 474, lässt sich der erste Maler dem in der ersten Dekade des 14. Jh. aktiven Kreis um Renaud de Bar zuordnen. Stones (2015), S. 51, identifiziert ihn mit dem Maler der Liège Apocalypse; der zweite Maler kann dem um die Mitte des 14. Jh. in Metz aktiven sogenannten Boethius-Master zugeordnet werden.
Im Hauptteil (bis f. 118rb) zu Beginn der gezählten Kapitel grosse rot-blaue, meist 6-zeilige, mit Ornamentlinien dicht gefüllte Zierbuchstaben; von diesen strahlen nach oben und unten die aus blauen und roten J-artigen Gebilden zusammengesetzten Fleuronnée-Randleisten aus. Innerhalb der Kapitel werden die Abschnitte eingeleitet durch 2-zeilige, wechselnd rote und blaue Lombarden mit Fadenranken (teils schwarzblau bzw. weinrot) in der Gegenfarbe; Kapitelzählung, Titel und Zierleisten am Ende der Abschnitte in Rot, ebenso die Seitenzählung am oberen Rand.
Zu Beginn der Kapitel insgesamt zehn rechteckige Miniaturen (je 5–6 x 4–6 cm) des ersten Malers in Goldgrund- und Deckfarbenmalerei. In diesen Miniaturen, die des Rahmens und jeder umgebenden Ornamentik entbehren, sind die ziemlich unbeholfenen Figuren, mit schwarzen Umriss- und Faltenstrichen gezeichnet und mit Lokalfarben (Zinnober, Rosa, Blau) getönt, Blattgold füllt den Hintergrund:
  • 33vb (Kap. 52). Nach Caesar ist der rot gewandete Cato aufgestanden und spricht sich für die Verurteilung Catilinas aus.
  • 75rb (Kap. 67). Caesar thront auf einem mit Tierköpfen und -beinen verzierten Faltstuhl, ausgestattet mit den Insignien des Herrschers; er ist umgeben von barhäuptigen Männern.
  • 82vb (Kap. 76). Caesar und seine Berittenen kämpfen gegen die Elefantenreiter, im Vordergrund sitzt Cato, den Giftbecher leerend.
  • 87ra (Kap. 81). Der thronende Caesar ist umgeben von fünf kleineren Figuren, von denen zwei den Dolch zücken, um ihn zu ermorden.
  • 92rb (Kap. 84). Vor dem thronenden Octavian, mit Krone, Weltkugel und Lilienszepter, knien Abgesandte, die Geschenke bringen und um Frieden bitten.
  • 93ra (Kap. 85). Voraussage des aus Wolken auftauchenden Engels an Zacharias und Verkündigung an Maria durch einen stehenden Engel.
  • 96rb (Kap. 88). Mit Schüsseln und Trinkgerät bestellte Tafel, an der die Könige Herodes und Herodias sowie ein barhäuptiger Mann sitzen; davor sind die im Tanz zu Boden fallende Salome sowie die Enthauptung des Täufers und die Überreichung des Hauptes dargestellt; rechts der schlanke Turm des Gefängnisses.
  • 96vb (Kap. 89). Der an schlankem Kreuzstamm mit stark gebogenem Körper wiedergegebene Christus ist umgeben von Maria und Johannes.
  • 101ra (Kap. 91). Nero lässt seinem in einem Badezuber sitzenden Lehrer Seneca die Adern öffnen.
  • 115vb (Kap. 92). Auffindung und Aufrichtung des Kreuzes durch die Kaiserin Helena, links vom Kreuzstamm kniend; rechts in gleichem Abstand vier Männer im Gebet.
Ab f. 118ra wechselt der Schmuck: An die Stelle der Miniaturen treten Goldgrund-Initialen (s. unten); die grossen Zierbuchstaben verschwinden, dafür finden sich viele rote und blaue, meist 1-, selten 2-zeilige Initialen, mit einfachem Fleuronnée in den Gegenfarben. Es kennzeichnet die beiden Abschnitte f. 118rb124vb und f. 132ra140va, dass auch die Satzanfänge durch Fleuronnée verziert sind und sich nur hier (an den Rändern von f. 121r124v und 132v139v) Anweisungen für die Rubrizierung finden.
Die sechs figürlichen, 7- bis 9-zeiligen, mit Dornblattranken verzierten Goldgrund-Initialen «Lettrines» des zweiten Malers sind wesentlich anspruchsvoller durch die in der Bewegung vorzüglich erfassten und durch die Abstufung des Farbtons modellierten Figuren: Die Szenen werden umrahmt von prächtigen Initialbuchstaben, die von breiten, mit weisser, abstrakter Blattornamentik gefüllten Schenkeln gebildet sind und von einer schmalen Leiste rechteckig eingefasst werden. Aus dem Initialkörper spriessen nach oben und unten kurze, mit fleischigen Dornblättern besetzte Ranken; sie sind gebettet in goldene, ausgezackte Polster. Die Farben der Gewänder sind leuchtendes Mennig, Tiefblau, Purpur, schwärzliches Violett; bei den bei den Blättern vermitteln weisse Lasuren den Eindruck fleischiger Substanz:
  • 118rb B. König Salomon, in grauviolettem Kleid und tiefblauem Mantel, unterrichtet seinen vor ihm auf einem Schemel sitzenden Sohn, in karminrotem Rock, zinnoberrotem Mantel und mit Hermelin besetzter Mütze.
  • 121ra C. Der Tod als Gerippe galoppiert, langgestielte Pfeile schwingend, auf einem schwarzbraunen Pferd.
  • 121vb L. Ein weissbärtiger Lehrer, mit rotem Käppchen, rotem Mantel und blauem, weiss gehöhtem Rock unterrichtet aus einem vor ihm aufgelegten Buch die zu seinen Füssen hockenden Schüler. Tiefblauer, schwarz gegitterter Grund.
  • 132va N. Christus spricht zu zwei ihm gegenüberstehenden Aposteln.
  • 135va O. Sitzender Bischof zwischen einem bärtigen Philosophen in rotem Mantel und einem Mann (Rechtsgelehrter?), der ein langes purpurrotes Gewand mit weiten Ärmeln und eine rote Kappe trägt.
  • 139ra B. Boethius, mit rotem Kleid, schwarzviolettem Mantel und blauer Mütze, sitzt vor einem runden Tisch, auf dem viele Bücher stehen. Oben, auf dem Goldgrund, blaues Himmelsfragment mit vier goldenen Sternen.
Dazu kommen drei jüngere, nicht figürliche Goldgrundinitialen, blau, weiss gehöht, Randranken mit Dornblättern (entsprechend neuen Schreiberhänden): 143vb E; [147vb nicht ausgeführt]; 152ra zwei L-Initialen, mit schlanken Rankenstielen, die scharf und spitz geschnittene Dreiblätter und Herzblätter aussenden. Sehr schönes Blattgold.
Spätere Ergänzungen:
  • f. 1r unten schwarzer Rundstempel Bibliotheca Bernensis, 42mm.
  • f. 17r Titelnotiz von M. Wilds Hand: Liber exemplorum Histor[icus] et Ethicus. Gallice mutilus (möglicherweise damals noch die erste Seite des Codex).
  • f. 16v, 48v je unten Bemerkung (19. Jh.) betreffend die verbundene Lage f. 4956 (s. oben Blattzählung).
  • f. 156rb Eintrag von familienchronikalischen Notizen (um 1570, s. unten Provenienz).
Einband: Bern, um 1700. Mit hellem Pergament überzogene Pappdeckel (36 x 27 cm); Buchblock auf 4 doppelte und 2 einfache Hanfbünde geheftet, Rückenüberklebung mit Pergamentstreifen; blaugrün-weiss umstochene Kapitale. Rückentitel von der Hand M. Wilds: Exempla et historiae ethicae, ab initio mutilus. Item De absolutione peccatorum Romae, unten modernes Signaturschild Mscpt. 98. 2 Vorsatzblätter (f. I als Umlauf zum Spiegelblatt, f. II zur Stabilisierung um die ersten beiden Lagen gelegt und mit dem Buchdeckel verbunden) sowie 2 Nachsatzblätter (f. IIIIV) als Umlauf zu doppelten Spiegelblättern; Papier mit WZ «Berner Wappen, gekrönt, ohne Monogramm» (Lindt, Nr. 166: F. Güntisberger, 1690–1697).
Inhaltsangabe:
  • 1. Chronique dite de Baudouin d'Avesnes [unvollständig].
    Editionen:
    • Der in Cod. 98 erhaltene Text der Chronik ist grösstenteils unediert, mit folgenden Ausnahmen:
    • Flutre, Louis-Fernand: "Li fait des Romains" dans les littératures française et italienne du XIIIe au XVIe siècle. Paris 1932, S. 33–42 (in Auszügen).
    • Oswald, Marguerite: Les Enseignement Seneque, in: Romania 90 (1969), S. 31–78, 202–241; 91 (1970), S. 106–113 (ohne Kenntnis der Hs.)
    • Ruhe, Ernstpeter: Les proverbes Seneke le philosophe. München 1969 [= Beiträge zur romanischen Philologie des Mittelalters, Bd. V).
    • Ulrich, Jakob: Eine altlothringische Uebersetzung des Dionysius Cato, in: Zeitschrift für romanische Philologie 19 (1895), S. 85–92.
    • Die Rubriken von Cod. 98 sind abgedruckt im Katalog Hagens (1875), S. 149–151.
    • Die bei Pertz, MGH SS 25 (1880), S. 419–467 sowie in den Recueil des historiens des Gaules et de la France, Bd. 21 (1855), S. 159–181 abgedruckten Stücke sind in Cod. 98 nicht vorhanden.
    1ra118rb Chronique dite de Baudouin d'Avesnes [Kap. 46–92]. et antrait ans sans deffance si saycit lai citeit et prist molt de Juys k'il en menait en Egypte et passait par Judee et par Garisim et Samarie où il an reprist mout k'il an menait tous et les vandit as autres nacions (114ra) XLVII. Comment Hanibalz getait velin es neis Emenium en pos de terre …–… (115vb) LXXXXII. Comment li roine Elainne trouait la saint vraie croix chascuns des chivailiers qui passoit por panre lou don ampereal.
    Flutre (1932), S. 33–39 (f. 29va–b, 41vb–42ra, 70rb–71rb, und weitere kurze Auszüge). Darin zwei grössere Einschübe:
    • (83ra85ra) Distiques de Caton. Kolumnentitel: Comment Cathons chatuoit son fils; Ensignement que Catons fist à son filz. …–… (83ra) >C'est li ancomancemens dou Caton. < >P<or ceu que nous avons parleit de la mort à si vaillant philosophe come fut Catons doveroit bien sa vie meneir onestemant. Explicit Cathons.
      Ulrich (1895), S. 85–90
    • (101ra-103rb) Les proverbes Seneke. Kolumnentitel: De la mort Seneque; Des ensignement Seneque le philosophes. …–… (100v) >Comant Noirons fist sainnier Seneke son maistre de ii. braices an i. baing por ceu k'il l'ot batut en s'anfance. LXXXXI. < >S<enekes son maistre dont ne fait elle pais à covoitier. Explicit les ensignement Senesques. Ci parlleron de l'empere Noiron.
      Ruhe (1969), S. 75–110; Oswald (1969), S. 53–62 (Enseignement Seneque, nur bis f. 102vb Mitte, danach abweichend).
    Bemerkung zum Inhalt: Bruchstück einer anonymen, allgemein Baudouin d'Avesnes zugeschriebenen und in den über 50 erhaltenen Textzeugen öfters zweibändigen Weltchronik. Der in Cod. 98 erhaltene Teil (am Anfang fehlen 123 Blätter) umfasst den Zeitraum von Alexander dem Grossen bis Kaiser Julian (ca. 330 v.Chr. – 360 n.Chr.); der Text gehört vielleicht der zweiten, kurz vor 1284 entstandenen Redaktion an.
    Weitere Literatur (Auswahl):
    • Jung, Marc-René: La légende de Troie en France au moyen âge: analyse des versions françaises et bibliographie raisonnée des manuscrits. Basel 1996.
    • Noirfalise, Florent: Family Feuds and the (Re)writing of Universal History: The "Chronique dite de Baudouin d'Avesnes" (1278–84). Diss., University of Liverpool 2009.
    • Wyss, Robert L.: Die Caesarteppiche und ihr ikonographisches Verhältnis zur Illustration der 'faits des Romains' im 14. und 15. Jahrhundert. Bern 1957.
    • http://www.arlima.net/ad/chronique_dite_de_baudouin_davesnes.html
    • http://jonas.irht.cnrs.fr/oeuvre/5294
  • 2. Enseignements de Salomon.
    118rb121ra Enseignements de Salomon >Ce sont plusours ensignemens que Sallemons fist à son fil. < >B<iaus fis li foulz ne weullent pas estre ensigniés pour ceu si seront addes folz …–… et doneit pour faire tai volenteit.
    https://jonas.irht.cnrs.fr/oeuvre/13114
  • 3. Traités moraux.
    • (121rava) Enseignement pour penser à la mort. >Comment lai persone se doit humilier et penseir à la mort per pluzours raixon ci apres escriptes et divisees.< >C<on sceus …–… qu’il avoit aiquizes.
    • (121va123rb) De la vertu de prudence. >Si parlerons de la vertut de prudence, ceu est de bon sens et de bonnes mours pour gouverneir la persone selonc Deu et selonc raison. < (121vb) >L<a plus grans prudence …–… C’est grant s’en de bien faire.
    • (123rb124rb) Coment li maistres et li philosophes parollent de richesces …–… en deviennent riches en permenant [de donner].
    • (124rbvb) De la paresse. Dou pechiet et de la malvistiet qui est en peresce …–… il n’ait plux que gaister. Zusatz: Per oixouse en deesperance de pancee.
      Bemerkung: Texte auch enthalten in Bern, Burgerbibliothek, Cod. 365, f. 122r–123r, 130v–134v, 137r–139r, 90r–91v; der Text von f. 121ra–va auch enthalten in Paris, BnF fr. 17115, f. 226va–227va.
  • 4. Brunetto Latini: Livre du Trésor (Auszüge).
    Editionen:
    • Beltrami, Pietro G., et al.: Brunetto Latini, Tresor. Torino 2007.
    • Carmody, Francis: Li livres dou tresor de Brunetto Latini. Berkeley, 1948.
    • Chabaille, Polycarpe: Li livres dou tresor; publié pour la première fois d'après les MSS. de la Bibliothèque impériale, de la Bibliothèque de l'Arsenal et plusieurs MSS des départements et de l'étranger. Paris 1863.
    • Minckwitz, Maria Johanna: Notice sur quelques manuscrits du Trésor de Brunet Latin, in: Romania 38 (1909), S. 111–119.
    125ra132rb Brunetto Latini: Livre du Trésor I,1–2 (Kap. 38–39; 63–72.75.85–99).
    • (125ra–b) Kap. 38–39. Dou premier ampereour de Rome. Andemantieres Jule Cesar …–… dont il c'est longuemant taissies.
    • (125rb126va) Kap. 63–65.75.66–72. Dou nouvel testamant. Apres ceu que li contes …–… lou jour que Sains Pierres fut crucefieis.
    • (126va128rb) Kap. 85–91. Des epistres. Pol vos ai je nommeit …–… et XII apostoles de Lyion jusques au celui Jehan Pape.
    • (128rbva) Kap. 93. Comant l'amperere vint an Allemaigne. Mais puisque li hautesse …–… et tournent à sa matiere. (128va) Se sont les offices ke li VII princes esleixours d'Allemaigne ont de l'ampire. Ainsi com je vos ai dit vint li ampire de Rome et li arcevaike de Colloigne lou coronet ai ais.
    • (128vb) leer
    • (129ra-132rb) Kap. 91–92.94–98. Comant Bairengiers et Aubers ces filz furent li dairiens emperours de Rome des Lombars. En tel maniere con je vos ai dit …–… Mais de ceu ce taist ores li contes et retorne li maistres à sai maitiere dont il c'est longement teus.
    Beltrami (2007), S. 68–74, 92–106, 110–126; Carmody (1948), S. 46–47, 57–64, 66–81 (Sigle F5, F4); Chabaille (1863), S. 46–49, 64–74, 77–102 (Sigle F4); Minckwitz (1909), S. 113–115.
    Bemerkung: Enthält einen Auszug aus Buch I,1 und mehr oder weniger den ganzen Text von Buch I,2, allerdings mit grösseren Auslassungen und Umstellungen.
    Weitere Literatur (Auswahl):
    • Brayer, Édith: Notice du manuscrit: Paris, Bibliothèque nationale, français 1109, in: Mélanges dédiés à la mémoire de Félix Grat, Bd. 2. Paris 1949, S. 223–250.
    • Carmody, Francis J.: Brunetto Latini's Tresor. A genealogy of 43 manuscripts, in: Zeitschrift für romanische Philologie 56 (1936), S. 93–99.
    • Langlois, Charles Victor: La vie en France au moyen âge de la fin du XIIe au milieu du XIVe siècle : la connaissance de la nature et du monde d'après des écrits français à l'usage des laïcs. Paris 1927.
    • Vielliard, Françoise: La tradition manuscrite du Livre du Tresor de Brunet Latin. Mises au point, in: Romania 111 (1990), S. 141–152.
    • https://www.arlima.net/ad/brunetto_latini.html
    • http://jonas.irht.cnrs.fr/oeuvre/4025
  • 5. Miroir du monde (Auszüge).
    Editionen:
    • Ulrich, Jakob: Neue Versionen der Riote du Monde, in: Zeitschrift für romanische Philologie 24 (1900), S. 112–120.
    • Brayer, Édith: Contenu, structure et combinaisons du Miroir du monde et de la Somme le roi, in: Romania 79 (1958), S. 1–38, 433–470.
    132rb Miroir du Monde I,6. Ce sont auctoriteiz de sains. Il n’ait dessous lou ciel si belle …–… n’en enquiert. La fin de nostre pelerinage et la moins certaine de l’oure.
    Ulrich (1900), S. 117; vgl. Brayer (1958), S. 12
    Bemerkung: Auch bekannt als Riote du monde oder Enseignements de sapience, vgl. https://jonas.irht.cnrs.fr/oeuvre/13400
  • 6. Enseignements et autorités des Saints.
    • (132va135rb) >Ce sont plusours ensignemens coment li persone se doit gouverneir selonc l'arme. < >N<ostre sire dist. Li ciel …–… se on ne raportet a lui.
    • (135rb) Une auctoriteit de Saint Augustin. Il n'est nulle plus grant meschance enci periront li pechour devant lai faice de Deu.
    • (135va–b) >Ce sont plusours auctoriteis de sains et de philosophes et de grans maistres. < >O<n doit panre, Cuer vertuous et coraigous …–… foy et graice et charitei.
    • (135vb) Les v choses que doient estre en bonne conscience. Foys, raison …–… que il desire et ainme.
    • (136ra138va) Enseignements et autorités des Saints (fin). Nostre Sires. Primier appellet doucement …–… ceu que nos douiens faire avons fait.
    • (138va-b) Saint Augustins dit. Il n'est nulle plus grant meschance Aristote parolle de vertus …–… Ou il ait tres grant pechiet ai l’airme.
    Bemerkungen: Die Enseignements f. 132va135rb; 136ra138va in der genau gleichen Reihenfolge enthalten in Bern, Burgerbibliothek, Cod. 365, f. 143r–157v; in Paris, BnF fr. 17115, f. 230r–244v jedoch in ganz anderer Reihenfolge.
    Zusätze f. 135rb und 138va–b enthalten in Bern, Burgerbibliothek, Cod. 365, f. 161r.
  • 7. Traités moraux et religieux.
    • (139ra140ra) De la richesse. >Coment bieneurteit n’est mie en digneteit, ne en honour, ne en poissance, ne en renomee, ne en gloire mondaine, ne en delis de corps, maix en Deu tant soulement. < >B<ieneurteit. Toutes creautures humaine lai doient moult ardanment desirer Ainsi com dir Boeces ou tier livre de consolation ou comandement de la seconde prose (139rb) Richesse, honour, renommee …–… que chescun doit desirer.
    • (140rava) Du comportement pendant la journée. Comment la persone que demoure en l’estet dou ciecle se doit chescuns jors mentenir et governer. Tantost on sa velle après la meynut a quelle houre que se soit …–… se doit repozer dusques a la mie nuit. Dessous que ne doivent mie tenir lou font autrement.
      Vgl. https://jonas.irht.cnrs.fr/oeuvre/20636 (Oeuvre quotidienne). Text auch enthalten in: Paris, BnF fr. 9558, f. 83rb–va; Metz, Bibl. Mun. 855, f. 22r–23v.
    • (140vb141va) Enseignements des prophètes. Coment li prophetes parolle de la dolour et de la miseire ou hons humains est. Jheremies li prophetes dist: Pour coy issis je dou ventre ma meire …–… descendent en enfeir.
      Text auch enthalten in Bern, Burgerbibliothek, Cod. 365, f. 158v–160v.
    • (141va142rb) De l’humilité. Enseignement pour humilier la persone et pour cognoistre sai povre fragiliteit. Enci com porriture serais degaistais …–… se depert et depiece.
    • (142rb143va) Des peines d’enfer et du jugement dernier. De la confusion des poinnes d’enfer. Li sens d’enfer n’est mie norris Pourcoy li pechours ne seront jai delivre dez poinnes d’enfer (142vb) De la droiture de la puissance et de la sapience dame Deu ou jugement (143ra) Dou devin jugement. Saint Augustins (143rb) Coment lez chozes de cest monde ne valront riens au jour du jugement …–… de lour pechies ne repantans.
  • 8. Prières.
    Editionen:
    • Långfors, Arthur: Notice du manuscrit français 12483 de la Bibliothèque nationale, in: Notices et extraits des manuscrits de la Bibliothèque nationale et autres bibliothèques 39 (1916), S. 503–665.
    • Meyer, Paul: Prières et poesies religieuses tirées d’un manuscrit lorrain, in: Bulletin de la Société des anciens textes français 27 (1901), S. 43–83.
    • (143va) Plainte du Christ en Croix. Coment nostre sires dist au pecheours qu’il ait souffert pour oulz. Hay hons et femme boin peire te seraix. Långfors (1916), S. 536–537; Meyer (1901), S. 71
    • (143va–b) Prière. Coment nostre sires nous requiert et demande que nous lamiens. O mi doulz filz …–… Li pechieres pueet dire De cuer me constrent que je t’ainme.
  • 9. Plainte de la Vierge.
    143vb147vb Plainte de la Vierge (version 1). >La complaincte saint Bernart de lai dolour lai vierge Marie en lai passion son chier filz.< >E<n complaindant la gries dolor de Jhesu Christ nostre signour (144ra) Lai premiere lesson de lai dite complainte. Helais dist il: Qui donrait a mes eulz fontainne et a mon chief ialbe et larmes …–… Benoite et bien euree loee soies vos avec vostre filz sans fin. Amen. Ci finit la complainte saint Bernart.
    Bemerkung: Französische Prosa-Übersetzung des Planctus Mariae des Oglerius de Locedio, wie hier öfters dem Bernhard von Clairvaux zugeschrieben; vgl. Galderisi, Claudio (Hg.): Translations médiévales. Cinq siècles de traductions en français au Moyen Âge (XIe–XVe siècles). Étude et répertoire. 2 Bde. Turnhout 2011, hier Nr. 406.
  • 10. Enseignements et autorités des Saints et des Philosophes.
    147vb151vb Enseignements et autorités des Saints et des Philosophes. Se sont plusours ensignemens et auctoriteis des sains et des prophetes et des phylosophes et des grans maistres pour adressier lez personnes qui tendent à venir à lai joie de paradix qui durrait sens fin. [O]n doit enxevre doctrine de veriteit (150rb) Parlerons de discretion. Voixousement se doit on donneir garde …–… que li filz de lumiere.
  • 11. Table de la foi catholique; Enseignements.
    • (151vb) Enseignements. C'est i boin ensignement pour paine exemplaire lai personne. Il n’est si grant richesse Dez vii vertus que sont contraires auz ii pechies mortel. Li persone doit laier orguel et bonne pensee ai Deu.
    • (152ra153va) Table de la foi catholique. Ici sont escrips plusours boins et profitaubles ensignemens de la foy crestienne necessaires à savoir à tous boins crestiens. Ce sont premiers lez x commandemens de lai loy. >L<ou premier Coment lez xii articles de nostre foy furent ordeneis per lez xii apostres nostre signor. >L<ou premier (152rb) Ce sont lez vii vertus principaulz (152va) Lez vii prières contenues en la pater nostre (152vb) Lez iiii consoilz de l’ewangile nécessaires à perfection de vie Lez viii bieneurteiz dez droituriers Ceu sont lez vii bieneurteiz dez personnes glorifiees en paraidix (153ra) Lez principaulz joies de paraidix Lez principalz poinnes de l’enfeir Lez vii eaiges dou monde (153rb) Lez vii aaiges d’oume …–… qui vient de la bouche de Dieu.
    • (153rbvb) Enseignements. Senesque. Que bien pensoit Un boin ensignement de saint Augustins Plusours ensignemens que Sallemons disoit ai son filz (153va) Un ensignement de saint Augustin de lai predestination de lai personne. Li évangile dit: Moult …–… Mais soulement en lai creature.
    Bemerkung: Summarische Zusammenstellung der wichtigsten Punkte christlichen Glaubens; vgl. https://jonas.irht.cnrs.fr/oeuvre/20633
    Text auch enthalten in Paris, BnF fr. 9558, f. 23ra–24ra; Metz, Bibl. Mun. 855, f. 6ra–7vb.
  • 12. Pardons du pèlerinage à Rome.
    • (154ra156ra) Pardons du pèlerinage à Rome. Lez grant perdon que sont permey l’annee à Rome. In nomine Domini Amen. Deo gracias. Silvestres Pappes de Romes fist et estaublit au sai coroniques …–… Cy fenist lez pelerinaige de lai cité de Rome lezqueilz je contancry l’an de graice nostre signour 1397 lai semenne devant lai feste saint Andreu en yver. Deus par sai graice lez nos dont Amen. Et lou traiait fuers d'un rolle que ly sire Wiry le Gournais me prestait, lequelz il avoit presteit dou moible son pere qui fuit.
    • (156rb) Besitzvermerk (s. oben Provenienz)
    • (156v) leer
    Bemerkung: Vermutlich eine französische Version der Indulgentiae ecclesiarum urbis Romae, abgeschrieben im November 1397 (Datum am Schluss genannt) nach einer Rolle aus dem Besitz eines sire Wiry de Gournais (Geschlecht in der Chronique de Metz genannt).
Provenienz der Handschrift:
  • Vorbesitzer: Florentin Marchal, clerc du Pallas de Metz: f. 156rb Geburts- und Taufnotizen seiner Kinder Catherine *9. Juli 1570 und Barnard *2. Mai 1572.
  • Vorbesitzer: Bongars, Jacques (1554–1612) – ohne Namenszug und Notizen, aber im Katalog Hortins verzeichnet.
Erwerb der Handschrift: Durch die Schenkung von Jakob Graviseth 1632 in die Berner Bibliothek gelangt.
Kataloge:
  • Hortin, Samuel: Clavis bibliothecae Bongarsianae MDCXXXIIII. Bern 1634 [= BBB Cod. A 5], S. 58: [ohne Sign., Nr.] IIX. Historia Romana gallica ἀκέφαλος. f.
  • Wild, Marquard: Catalogus Librorum Bibliothecae Civicae Bernensis MDCIIIC. Bern 1697 [= BBB Cod. A 4], f. 39r: 98. Liber exemplorum et historiarum ethicus, ab initio mutilus. Item De absolutione peccatorum Romae. f. sowie f. 46r: 98. Absolutio peccatorum Romae, vide inter Historicos. f.
  • Engel, Samuel: Manuscripta A[nno] 1740. Bern 1740 [= BBB Mss.h.h. III 110], f. 61v: 98. Moralia exempla, item de absolutione peccatorum, gallice. Secul. 13°, m[embr.]
  • Sinner, Johann Rudolf: Catalogus codicum mss. bibliothecae Bernensis. Bd. 2. Bern 1770, S. 41–43.
  • Hagen, Hermann: Catalogus Codicum Bernensium. Bern 1875, S. 149–152.
  • Homburger III (Typoskript, um 1960), S. 271–274.
Literatur zur Handschrift (Auswahl):
  • Bossuat, Robert: Traductions françaises des Commentaires de César à la fin du XVe siècle, in: Humanisme et Renaissance 3 (1943), S. 253–411, hier S. 348.
  • Chabaille, Polycarpe: Rapport de M. Chabaille sur les manuscrits du Trésor de Brunetto Latini conservés dans les bibliothèques de Rennes, Lyon, Berne et Genève, in: Archives des missions scientifiques et littéraires 4 (1856), S. 445–462, hier S. 447–449, 455–456.
  • Flutre, Louis-Fernand: "Li fait des Romains" dans les littératures française et italienne du XIIIe au XVIe siècle. Paris 1932, hier S. 30.
  • Galderisi, Claudio (Hg.): Translations médiévales. Cinq siècles de traductions en français au Moyen Âge (XIe–XVe siècles). Étude et répertoire. 2 Bde. Turnhout 2011, hier Nr. 53.2, 60.9, 78.1.
  • Hemzik, Pamela: Illuminated moral and devotional compilation and lay piety in 14th century Metz. Diss. Ann Arbor 1995, hier S. 450–476.
  • Leach, Elizabeth Eva, et al. (Hgg.): The Trouvère Manuscripts of the Burgerbibliothek Bern, in: A Medieval Songbook. Trouvère MS C [Codex 389], Woodbridge 2020, hier S. 62, 64.
  • Ruhe, Ernstpeter: Les proverbes Seneke le philosophe. München 1969 [= Beiträge zur romanischen Philologie des Mittelalters, Bd. V), hier S. 54 [Sigle D].
  • Ruhe, Ernstpeter: Untersuchungen zu den altfranzösischen Übersetzungen der "Disticha Catonis". München 1968, hier S. 193–196.
  • Stones, Alison: Gothic Manuscripts: 1260–1320, A Survey of Manuscripts Illuminated in France. Part one. London/Turnhout 2013, hier Bd. 1, S. 71; Bd. 2, S. 318–319; Part two. London/Turnhout 2015, hier Bd. 1, S. 31, 51.
Externe Ressourcen: