Kurzcharakterisierung:Der Liber Aureus, das Goldene Buch von Pfäfers, wurde um 1080/90 als Evangelistar angelegt und mit kunstvollen Bildern der vier Evangelisten ausgestattet. Der zwischen den Lesungen frei gebliebene Platz wurde ab dem 14. Jahrhundert für die Eintragung von Weistümern (>Dorfrechten(kur)
Standardbeschreibung: Jurot Romain (unter Mitarbeit von Rudolf Gamper), Katalog der Handschriften der Abtei Pfäfers im Stiftsarchiv St. Gallen, Dietikon-Zürich 2002 (Studia Fabariensia; 3), S. 83-85.
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Online seit: 02.06.2010
St. Gallen, Stiftsarchiv (Abtei Pfäfers), Cod. Fab. 2
Pergament · 78 ff. · 28 x 19 cm · Südwestdeutschland · 1080-1090 / um 1400 / letztes Viertel des 15. Jahrhunderts
Liber aureus (Evangelistar)
Wie zitieren:
St. Gallen, Stiftsarchiv (Abtei Pfäfers), Cod. Fab. 2, f. 6r – Liber aureus (Evangelistar) (https://www.e-codices.ch/de/list/one/ssg/fab0002)
Jurot Romain (unter Mitarbeit von Rudolf Gamper), Katalog der Handschriften der Abtei Pfäfers im Stiftsarchiv St. Gallen, Dietikon-Zürich 2002 (Studia Fabariensia; 3), S. 83-85.
Mit freundlicher Genehmigung des Verlags (Urs Graf Verlag, Dietikon). Das Copyright an der Handschriftenbeschreibung liegt beim Verlag.
Handschriftentitel: Evangelistar (“Liber Aureus”)
Entstehungsort: Südwestdeutsch
Entstehungszeiten:
1070-1080
um 1400
letztes Viertel des 15. Jahrhunderts
Alternative Bezeichnung: Liber aureus
Beschreibstoff: Pergament
Umfang:
78 Blätter
Format: 28 x 19 cm
Seitennummerierung: Foliierung des 19. Jhs., mit Tinte, im 20. Jh. mit Bleistift ergänzt: A. B. 1-76.
Abgeschrägte Holzdeckel, 1580-1600, vermutlich seit dem 17. Jh. mit rotem Velours bezogen. Restauriert 1635, 1972-1973 und 1993-1994 (Spiegelbl. hinten Papierschild des Restaurators Louis Rietmann + Co. […] St. Gallen). Originale Beschläge in vergoldetem Silber:
Vorderseite: Kreuzigung mit Maria und Johannes, in den Ecken Medaillons mit Benedikt, Pirmin, Maria Magdalena und Scholastika, dazwischen oben Papst, unten Kaiser, 2 Engelsköpfchen;
Rückseite: Krönung von Maria mit Kind, in den Eckenmedaillons die 4 geflügelten Evangelisten, 2 Engelsköpfchen und 2 schwebende Putten. 2 nach vorne greifende Kantenschliessen. Nach einem Bericht von 1603 war der Hinterdeckel ausserdem mit Edelsteinen besetzt, die vermutlich bei der Umarbeitung des Einbands unter Abt Jodok Höslin entfernt wurden, siehe Einleitung, S. 15f.
Auf der Rückseite 2 gravierte Wappenschilde der Abtei Pfäfers und des Abtes Jodok Höslin mit der Beischrift Jodocus abbas renovavit [16]35, auf den Schliessen das Datum 1635 und die Zeichen des Rapperswiler Goldschmieds Ludwig Ysenschlegel. Ziselierte Goldschnitte. Bl. 39-40 mit Rostspuren.
Entstehung der Handschrift:
Südwestdeutsch nach Schrift und Buchschmuck.
Von Euw, S. 113-115 sieht in dem Codex das Werk eines wandernden Künstlers, der zuvor in Einsiedeln gearbeitet hatte.
Erwerb der Handschrift: Spätestens seit um 1400 in der Abtei Pfäfers. Papierschild des 18. Jhs. auf dem 1972-1973 abgelösten Veloursüberzug mit Signatur A (?).
Bibliographie (Auswahl)
Bethmann, Handschriften, S. 595f.;
Bruckner, Scriptoria, Bd. 1, S. 86f., Taf. XXXV-XXXVII, XLVIII;
Die Abtei Pfäfers, S. 128 Nr. 13;
Von Euw, Liber Viventiurn, S. 20f.;
Vogler, Kostbarkeiten, S. 32-34;
Das Goldene Buch, 1993 (mit Faksimile- und Kommentarbd.);
Die ursprünglich leeren Spalten (2ra-vb, 5va-8rb, 15vb-16rb, 18ra-19rb, 19va-20rb, 27va-28va) wurden um 1400 mit Rechts- und Güterverzeichnissen ausgefüllt, ediert in: Rechtstexte zur Klosterherrschaft von Pfäfers, hg. v. Lorenz Hollenstein, in: Das Goldene Buch, S. 155-168;
(19rb)
Notiz über die Ehegenossame: Rechtstexte, a.a.O., S. 169.
Seiteneinrichtung: 29r-40v Begrenzung des Schriftraumes mit Tinte,
Schriftraum 21,5 x 14,5, 34 Zeilen.
Schrift und Hände: Textualis von einer Hand.
Buchschmuck:
Rubriziert, Majuskeln mit Rot oder Gelb schattiert.
1-2zeilige rote Lombarden.
6zeilige rote Initialen mit Konturbegleitstrichen und grünem Binnenfeld.
29r-32r Doppelarkaden in Deckfarbenmalerei (Rot, Grün, Gelb, Blau).
Kugelkapitelle mit Gebäuden oder Figuren gekrönt:
29r-v Weltgericht: Christus mit zwei Schwertern im Mund, zwei Engel blasen die Posaunen;
30r der hl. Pirmin als Klostergründer (darüber Sanctus Pyrminius episcopus), links kniet Abt Adalbert vor Karl dem Grossen mit Reichswappen (darüber Sanctus Karolus magnus), rechts kniet ein Vogt vor Abt Adalbert mit Pfäferser Wappen (Beischrift weggeschnitten);
30v-31r Kaiser mit dem Wappen des Reichs und Frankreichs (drei Lilien), rechts und links ein Turm;
31v-32r Abt mit Stab und Buch, links und rechts eine Kirche.
36v 4zeilige historisierte Initiale in Rosa, Grün und Gelb mit sitzendem Kaiser Friedrich II.
33r 8zeilige Rankeninitiale in Rot, Blau, Grün und Gelb mit der Büste eines Bischofs oder Abtes mit Mitra und Stab.
36v keilförmige historisierte Initiale in Grün, Rot, Braun und Gelb mit stehendem Abt mit Stab und Buch.
29ra-38vPfäferser Äbte, Lehen, Patronatskirchen und historische Notizen.>Hec sunt nomina abbatum monasterii Fabariensis secundum ordinem sibi invicem succedencium<Adilbertus …–…
tradite plenius elucidant
. Edition: Rechtstexte, a.a.O., S. 170-190, unter folgenden Titeln:
Zu den Texten: Werner Vogler, Die historischen und rechtshistorischen Texte im Liber Aureus, in: Das Goldene Buch, S. 133- 154. Ältere Edition von 33r-36v: MGH SS, Bd. 12, S. 410-414.
Spätere Ergänzungen: 52r Nachträge einer Hand des 17. Jhs.,
52vEingesehen die zitirte Stellen van [sic] Bezirksgericht Sargans den 26. Jänner 1833. Der Präsident: Oberly.
Inhaltsangabe:
41r-52vVerzeichnisse der Rechte der Abtei Pfäfers.>Hie nach sind verschriben in tủsch alle aygenschaft und gerechtikait des wirdigen gotzhus und closterz ze Pfäfers, die ouch vor an in disem bůch sind begriffen und beschriben ze latin. <Ze Cur …–…
gotzhus und desgleichen widerumb etc.
Edition: Rechtstexte, a.a.O., S. 191-205.
Zum Text:
Vogler, a.a.O