Teilprojekt: St. Galler Kulturgüter aus Zürich
Januar - Dezember 2007
Status: Abgeschlossen
Finanziert durch: Katholischer Konfessionsteil St. Gallen und Amt für Kultur, St. Gallen
Beschreibung des Teilprojekts: Im Toggenburgerkrieg von 1712, dem letzten Konfessionskrieg der Alten Eidgenossenschaft, unterlag der Fürstabt von St. Gallen den Orten Zürich und Bern. Die Sieger führten nach ihrem Einmarsch in das Kloster St. Gallen die Bibliothek und weitere Kulturgüter weg und teilten sie untereinander auf. Nach dem Friedensschluss von 1718 wurde ein Teil der Güter wieder zurückgegeben, doch eine Anzahl wertvoller Handschriften verblieb in Zürich. Der deswegen entstandene, einmal stärker, einmal weniger stark schwelende „Kulturgüterstreit“ zwischen St. Gallen und Zürich konnte nach fast dreihundert Jahren im Frühling 2006 beigelegt werden. Die Kompromisslösung enthielt unter anderem für den Kanton St. Gallen die Auflage, die als Dauerleihgabe an die Stiftsbibliothek zurückgegeben Handschriften bis Ende 2007 zu digitalisieren und auf dem Internet bereitzustellen.
Alle Bibliotheken und Sammlungen
Eigenhändig geschriebene Sammelhandschrift aus dem Besitz des St. Galler Wandermönchs Gall Kemli († um 1481) mit zahlreichen von ihm selbst verfassten, aber auch mit abgeschriebenen Texten, unter anderem mit dem Verzeichnis seiner privaten Bibliothek. Kemli hielt sich mit Erlaubnis der Äbte über 30 Jahre fernab seines Mutterklosters St. Gallen in Städten und Dörfern der Schweiz und Deutschlands auf.
Online seit: 26.04.2007
Eine der zwei ältesten erhaltenen Abschriften des 15. Jahrhunderts der Nüwe Casus Monasterii Sancti Galli, verfasst von Christian Kuchimaister um 1335. Der St. Galler Stadtbürger Kuchimaister erzählt darin die Geschichte des Klosters (und auch etwas der Stadt) St. Gallen zwischen 1228 und 1329; Kuchimaisters Chronik ist eine der wichtigsten Quellen für die Geschichte des Bodenseeraums im 13. und zu Beginn des 14. Jahrhunderts.
Online seit: 20.12.2007
Nach Rubriken geordnete Zusammenstellung von Ausgaben des Klosters St. Gallen unter Abt Otmar Kunz (1564-1577) sowie annalistische Notizen über das Kloster St. Gallen vom 15. Jahrhundert bis 1630.
Online seit: 20.12.2007
Zusammenstellung von Glaubenslehren aus der Lebensgeschichte des heiligen Gallus, die zur Widerlegung von Argumenten von evangelischer Seite verwendet werden konnten. Verfasser: ein St. Galler Mönch des 16./17. Jahrhunderts. Im hinteren Teil: Streitschrift gegen den Zürcher Katechismus, um 1598.
Online seit: 20.12.2007
Der St. Galler Mönch und Klosterbibliothekar P. Hermann Schenk (1653-1706) übersetzt um 1700 drei Werke aus dem Französischen ins Latein: eine Historia omnium conciliorum generalium des Jean-Baptiste Truillotte und zwei Texte des berühmten französischen Mönchs und Gelehrten Jean Mabillon (1632-1707): Syllabus praecipuarum difficultatum quae in lectione conciliorum et sanctorum patrum occurrunt und Epitome historiae ordinis Sancti Benedicti.
Online seit: 20.12.2007
Nach Ortschaften geordnete Zusammenstellung der Namen von Personen auf dem Gebiet der Fürstabtei St. Gallen (vor allem aus dem Toggenburg und dem Rheintal), die zwischen 1640 und 1697 zum Katholizismus übergetreten sind (Konvertitenliste).
Online seit: 20.12.2007
Einführung ins Kirchenrecht, (mit grösster Wahrscheinlichkeit) verfasst und geschrieben im Jahre 1655 vom St. Galler Mönch Chrysostomus Stipplin (1609-1672).
Online seit: 20.12.2007
Durchschossenes Exemplar eines Konstanzer Schreibkalenders, enthaltend das Ausgabenverzeichnis eines stiftsanktgallischen Beamten (möglicherweise Gall Anton von Thurn), mit der Nennung von spezifischen Ausgaben für die Orgel in der Otmarskirche des Klosters St. Gallen, für einen Altar in Goldach etc., um 1706.
Online seit: 20.12.2007
Zusammenstellung von Wundern am Altar der heiligen „Maria im Gatter“ in der St. Galler Klosterkirche zwischen ca. 1470 und 1520. Abschrift des St. Galler Mönchs P. Jodocus Metzler (1574-1639) aus dem Jahre 1608.
Online seit: 20.12.2007
Der St. Galler Passionarius maior, eine Zusammenstellung von 92 Heiligenlegenden durch St. Galler Mönche aus der Zeit um 900, versehen mit Annotationen und Glossierungen durch die St. Galler Mönche Notker Balbulus († 912) und Ekkehart IV. († um 1060).
Online seit: 26.04.2007
Der so genannte „Zürcher Psalter“ oder „St. Galler Psalter“, geschrieben und mit zahlreichen Initialen sowie der ältesten erhaltenen künstlerisch anspruchsvollen Miniatur in St. Galler Handschriften geschmückt um 820/830 im Skriptorium des Klosters St. Gallen. Mit angefügter Allerheiligenlitanei und komputistischen Tabellen und Diagrammen. Im Stundengebet der Mönche täglich gebraucht.
Online seit: 26.04.2007
Das St. Galler „Sacramentarium triplex" (dreifaches Sakramentarium: Sacramentarium Gregorianum, Sacramentarium Gelasianum, Sacramentarium Ambrosianum): enthält die Gebetstexte des Priesters bei der Messe an den verschiedenen Fest- und Gedenktagen im Hochgebet der Eucharistie sowohl der römischen, der römisch-gallischen als auch der mailändischen Liturgie: wissenschaftliche Meisterleistung der St. Galler Mönche aus der Abtszeit von Abtbischof Salomon (890-920).
Online seit: 20.12.2007
(Unvollständig überliefertes) Prachtslektionar mit den Epistel- und Evangelienlesungen rund ums Kirchenjahr, geschrieben und mit herausragenden Initialen geschmückt von einem Zeitgenossen Sintrams um 900/910 im Kloster St. Gallen.
Online seit: 26.04.2007
Sammelhandschrift mit u.a. einer Abschrift des Epos Thebaïs (Die Geschichten von Theben) des römischen Dichters Publius Papinius Statius († um 95 n.Chr.), geschrieben und mit Scholien (Kommentaren) versehen im 11. Jahrhundert im Kloster St. Gallen. Weiter enthält der Band zwei kurze Grammatiktexte in Abschriften des 12. Jahrhunderts, komputistische Tafeln und Anleitungen sowie verschiedene Exzerpte aus Werken des Beda Venerabilis († 735), beide im 10. Jahrhundert geschrieben.
Online seit: 20.12.2007
Eine der wichtigsten erhaltenen Abschriften der Institutiones oratoriae (Anleitung zur Redekunst) des römischen Rhetoriklehrers Quintilian († nach 96 n.Chr.). Das in zwölf Bücher unterteilte, bis heute wirkungsmächtige Werk bietet eine Darstellung der Ausbildung eines Redners von der frühesten Jugend bis zur Vollendung; Ziel ist die Heranbildung eines Redners, der ethisch unanfechtbar, seine Sprache in den Dienst der Humanität stellt. St. Galler Abschrift aus dem frühen 11. Jahrhundert, mit Glossen und Bemerkungen versehen und – was die letzten Bücher betrifft –; auch geschrieben vom St. Galler Mönch Ekkehart IV. († um 1060).
Online seit: 20.12.2007
Prachtslektionar aus dem Kloster St. Gallen, geschrieben und mit einer Vielzahl von hervorragenden Initialen versehen von einem Zeitgenossen des berühmten St. Galler Schreibers Sintram um 900/910, der auch die Handschrift Ms. C 60 der Zentralbibliothek Zürich geschrieben und illuminiert hat. Das auch als "Liber Comitis" bekannte Werk enthält die Epistel- und Evangelienlesungen rund ums Kirchenjahr.
Online seit: 26.04.2007
Sammelhandschrift aus dem Kloster St. Gallen mit einer Vielzahl verschiedener, meist kürzerer Texte aus dem 9. bis 15. Jahrhundert. Enthält unter anderem aus dem 9. Jahrhundert auch das einzig in dieser Handschrift überlieferte, zum Anlass des Treffens zwischen König Karl dem Grossen und Papst Leo III. im Jahre 799 gedichtete Aachener Karlsepos (oder Paderborner Epos) sowie – ebenfalls in einziger Überlieferung – auch die so genannten „Carmina Sangallensia", Verse zu den Ausmalungen im ehemaligen Gallusmünster im Kloster St. Gallen. Weiter finden sich in diesem Manuskript theologisch-kanonistische Abhandlungen sowie Sermones (Predigten) aus dem 14. und 15. Jahrhundert.
Online seit: 20.12.2007
Sammelhandschrift mit Texten des 9. bis 13. Jahrhunderts aus dem Kloster St. Gallen. Darunter befinden sich wichtige Abschriften von Werken des Alkuin von York († 804; darunter De dialectica und De rhetorica et virtutibus). Zwischen den beiden genannten Alkuin-Texten findet sich eine um 850/875 mit der Feder gezeichnete ganzseitige Darstellung der Maiestas Domini, die der Kunsthistoriker Anton von Euw als Abbildung des verloren gegangenen Kuppelmosaiks des Aachener Doms interpretiert. Vorne: Abschrift des 13. Jahrhunderts eines kanonistischen Texts des Bischofs Sicardus Cremonensis (um 1150-1215; Super decreta).
Online seit: 20.12.2007
Sammelhandschrift mit mehreren lateinischen Schriften des St. Galler Mönchs Notker des Deutschen († 1022), darunter die Werke Distributio (Fragen um das Grenzgebiet zwischen Grammatik und Logik), De dialectica und De rhetorica. Geschrieben im Kloster St. Gallen in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts.
Online seit: 26.04.2007
Textgeschichtlich bedeutende Abschrift der Alexandreis des Walther von Châtillon, geschrieben im 14. Jahrhundert im Kloster St. Gallen. Das grosse und viel gelesene Werk des französischen Theologen Gautier de Châtillon (1135-1201) schildert das Leben Alexander des Grossen in lateinischen Hexametern. Die Handschrift diente später dem St. Galler Mönch Athanasius Gugger (1608–1669) als Grundlage für seine 1659 in der St. Galler Klosterdruckerei erschienene "Edition", betitelt „Gualterus de Castellione Phil. Alexandris sive gesta Alexandri magni libris X comprehens ex veteribus manuscriptis bibliothecarum S. Galli".
Online seit: 20.12.2007