Kurzcharakterisierung:Nachdem der Rat der Stadt St. Gallen am 2. Mai 1528 die Klausur des Dominikanerinnenklosters St. Katharina aufgehoben und der Konvent sich allmählich aufgelöst hatte, verblieb nur Regula Keller mit zwei Schwestern in den Klostergebäuden, wo sie ungebrochen 1543 die Augustinusregel und die Konstitutionen des Predigerordens abschrieb. Lektüre von Regel und Konstitutionen wurde in reformierten Klöstern stärker betont, entsptrechend dem Charakter der Observanz.(men)
Standardbeschreibung: Mengis Simone, Schreibende Frauen um 1500. Scriptorium und Bibliothek des Dominikanerinnenklosters St. Katharina St. Gallen (Scrinium Friburgense 28), Berlin 2013, S. 296-298.
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Zusätzliche Beschreibung: Katalog der datierten Handschriften in der Schweiz in lateinischer Schrift vom Anfang des Mittelalters bis 1550, Bd. III: Die Handschriften der Bibliotheken St. Gallen-Zürich, bearbeitet von Beat Matthias von Scarpatetti, Rudolf Gamper und Marlis Stähli, Dietikon-Zürich 1991, Nr. 414, S. 149-150.
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Online seit: 31.07.2009
Wil, Dominikanerinnenkloster St. Katharina, M 32
Papier · 112 ff. · 18.5 x 15 cm · St. Gallen · 1543
Augustinus-Regel und Konstitutionen
Wie zitieren:
Wil, Dominikanerinnenkloster St. Katharina, M 32, Vorderseite – Augustinus-Regel und Konstitutionen (https://www.e-codices.ch/de/list/one/kaw/0032)
Mengis Simone, Schreibende Frauen um 1500. Scriptorium und Bibliothek des Dominikanerinnenklosters St. Katharina St. Gallen (Scrinium Friburgense 28), Berlin 2013, S. 296-298.
Handschriftentitel: Augustinus-Regel und Konstitutionen (dt.)
Entstehungszeit: 15. Okt. 1543
Beschreibstoff: Papier. WZ kleiner Bär, mit kurzem Kopf und winzigen Ohren, ein weiterer Bär mit längerer Schnauze
f. 87, 89, eine weitere Variante f. 90, mit weit geöffneter Schnauze und Ohren wie eine Beule auf dem Kopf; die genaue Bestimmung der Bären-Marken ist schwierig, da immer nur Teile sichtbar, zudem das Papier sehr dick.
Auf den leeren fol. 107 ff. spätere Wasserzeichen: grosse Krone und mindestens noch ein weiteres Wasserzeichen.
Engler-Maurer, Regelbuch (1998) identifiziert das Bären-WZ, ohne Erwähnung von Varianten, mit
Piccard, Wasserzeichen XV/2 (1987), Abt. I, Nr. 287, ohne Angabe von Ort und Datierung (recte: Tuttlingen, 1525).
Umfang:
A-C + 112 + X-Z folia
Format: 18,5 x 15 cm
Seitennummerierung: Bleistiftfoliierung des 20. Jhs.
1-112, Vorsatz A-C, Nachsatz X-Z; nach f. 70 und f. 71 je ein Blatt übersprungen.
Zustand: Der Band hat teils starke Feuchtigkeitsschäden, v. a. f. 60 bis Schluss.
Seiteneinrichtung:
Einspaltig 15/16 x 12/12,5 cm, 21-25 Zeilen, Schriftspiegel und Linierung braune Tinte.
Schrift und Hände:
Regula Keller
f. 104v subskribiert und datiert 1543 (d. h. in ihrem mittleren Lebensalter): Hie habend end die constitucion der schwesteren prediger ordens M ccccc xliij Iar daz bis buoch folendet ist vor sant gallen tag von schwester regel kellerin von zürich, die begert ein aue maria: deo gracias. Unterstreichungen mit roter Tinte, von der Hand der Schreiberin.
Duktus klassisch Regula Keller, grosse Nähe besonders zu Cod. sang. 1788, auch dieser auf Papier mit Wasserzeichen Bär, dieses sehr ähnlich
Piccard, Wasserzeichen XV/2 (1987), Abt. I, Nr. 237 (Kempten, 1538/1539) und Nr. 240 (Memmingen, 1539).
Duktus-Vergleich mit Cod. sang. 1788: Regelmässige Bastarda mit engen Buchstaben-Abständen und klaren Wortgrenzen; die schrägen Striche statt der i-Punkte hier Haarstriche, auch bei den y (Cod. sang. 1788 kräftiger). Die Unterschlaufe der z ist geschlossen und durchschneidet an der Basislinie den Schlaufen-Ansatz. Auffällig zudem die k: neben den Schaft ist ein kleines rundes s gesetzt (ähnlich dem hochgestellten r). Bis f. 75r schreibt sie auch kursive d neben den unzialen. Wenig Kürzungen, nur die gängigen m/n, pri für patri.
Buchschmuck:
Rote Initialen (ornamental) f. 2r, 1-2zeilige einfache rote Lombarden, Rubrizierung und Unterstreichungen im Text, unvollständige Zeilen mit primitiven Zierbändern in roter Tinte aufgefüllt.
Teilweise starke Bleioxidation der Mennige-Mischung, so f. 2r, f. 18r, f. 26r und weitere;
Spätere Ergänzungen:
f. 11v kleine Korrektur einer aus anderen Katharinen-Handschriften bekannten (Korrektur-) Hand des 17. Jhs.
Einband: Einband wohl zeitgenössisch (oder täuschend gut restauriert?), Halbleder über Rücken bis 2 cm auf VD/HD gezogen, Rest Papier (altrosé mit Muster [Rosen?]) auf Karton. Ehemals rot-/blaue Schnittfärbung. Zweifarbiges Kapital.
Provenienz der Handschrift: Besitzeintrag f. 1v: Dis buoch gehörtt dem gots hus S[ant] Cathrina [sic] zuͤ will jm durgoͤw, Hand um 1600/des 17./1 Jhs. Zeitgenössische Signatur von der Hand der Regula Keller mit schwarzer Tinte:
m. i.i. regula keller
Bibliographie:
Von der Hand der Regula Keller auch Cod. sang. 1788 (ihre "Alters-Handschriften"). Ob, gemäss der (nicht begründeten) Zuweisung Voglers, S. 249, Nr. 66, auch Wil M 45 von ihrer Hand stamme, ist offen (s. u. zur Handschrift). Ziemlich sicher ihre Hand auch in der Chronik, siehe dort;
CMD-CH III (1991) Nr. 414, Abb. 678, 679;
Vogler, St. Katharina (1938), S. 260, Nr. 88;
Engler-Maurer, Regelbuch (1998) mit unserer Handschrift (mit Siglum W), Beschreibung S. 58-60;
bei Uffmann, Innen und aussen (2000) wird die Handschrift als "St. Galler Statuten" zitiert (vgl. ibid. S. 192, Anm. 16);
Das im CMD Gegebene Inhaltsinventar wird von Engler-Maurer, Regelbuch (1998), S. 59, Anm. 175, als "unvollständig resp. (mit) falsche(n) Foliierungsangaben" (wohl gemeint das Kolophon, das nicht f. 105v, sondern 104v steht) kritisiert.