Basel, Universitätsbibliothek, F III 35
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Aus: swisscollections, 2024.

Handschriftentitel: Sammelhandschrift (Cicero)
Entstehungsort: Italien
Entstehungszeiten:
  • 1. Hälfte 15. Jahrhundert;
  • 2. Hälfte 14. Jahrhundert
Beschreibstoff: Pergament
Umfang: 1 Band (272 Blätter)
Format: 25,5-26 x 18,5 cm
Seitennummerierung: Alte Tintenfoliierung in Teil 1 (Bl. 1-163) in der rechten unteren Ecke, teils beschnitten und nach dem Beschneiden alt ersetzt; von einer modernen Hand mit Bleistift ergänzt: 1 (1r) - 9[a] (9r). [9b] (10r). 10 (11r) - 27[a] (28r). 27[b] (29r). 28 (30r) - 100 (102r). [101] (103r) - [159] (160r). Moderne Bleistiftfoliierung: I. 1-136. 136a. 137-270.
Lagenstruktur: Die Hs. ist aus fünf Teilen zusammengesetzt, Teil 1 besteht aus 17 Lagen: 3 V30 + IV38 + 12 V157 + III163; es folgen ein Quatern (Teil 2): IV171 und ein Sextern (Teil 3): VI183; die Teile 4 und 5 bestehen aus je 5 Lagen: 3 V213 + IV221 + VI233 sowie 4 IV265 + II269. Reklamanten in den Teilen 1, 4 und 5.
Einband: Mit hellem Leder bezogene Holzdeckel, 15. Jh. Streicheisenlinien und Einzelstempel (vorne 5 verschiedene, hinten nur einer davon). Zwei nach vorn greifende Kantenschliessen mit Messingteilen, Riemenbefestigung im Rückdeckel mit je 3 stern- oder blütenförmigen Nägeln. Ehemals Catenatus, Spuren der Kettenklammer an der Oberkante des Rückdeckels: 3 Löcher und Rostflecken. Spiegel- und Vorsatzblätter (I, 270) Pergament. Auf dem Vorderdeckel Reste eines Titelschilds. Teile der Hs. waren zuvor schon einzeln oder jedenfalls anders eingebunden, siehe Entstehungs-, Besitz- und Sammlungsgeschichte.
Hauptsprache: Latein
Inhaltsangabe:
  • Vorsatzblatt [Ir ] Recollecte super Poetria magistri Gualfredi (Fragment). Guizardus Bononiensis. [Q]uoniam propter opinantes contrarium veritati …–… in antiquis codicibus grammaticorum et sententiis // Bricht nach 8 Zeilen ab, ein weiteres Fragment aus demselben Text auf der Versoseite. Guizzardo da Bologna: Recollecte super Poetria magistri Gualfredi, a cura di Domenico Losappio, Verona 2013, p. 95 (2-3).
  • Vorsatzblatt [Ir ] Inhaltsverzeichnis und Besitzeintrag. Insunt huic: 1. M. Tul. Ciceronis Epistolae Fam.; Paradoxa; Oratio pro M. Marcello; De Senectute, officiis, Amicitia. 2. M. Gualfredi Angli Poetica Novella.
  • Vorsatzblatt [Iv ] Recollecte super Poetria magistri Gualfredi (Fragment/Auszug). Guizardus Bononiensis. // Nec nomen: Hic captat autor benivolentiam domini pape ab ipsis rebus …–… In te papa: Ordo est quantum ad ea que dicta sunt //. Guizzardo da Bologna: Recollecte super Poetria magistri Gualfredi, a cura di Domenico Losappio, Verona 2013, p. 100-102 (21-28).
Entstehung der Handschrift:
  • Die Hs. besteht aus 5 Teilen italienischer Herkunft: Die Teile 2-5 wurden in gleicher Schrift geschrieben, die Teile 2-4 vielleicht von einem und demselben Schreiber;
  • Teil 5 ist aufgrund des Buchschmucks recht sicher in die 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts zu datieren und vielleicht nach Mailand (Fleuronné) zu lokalisieren.
  • Teil 1, zu datieren deutlich nach 1400 (vgl. etwa Bayerische Staatsbibliothek, Clm 745), war einst separat gebunden (auf 163v Spuren von Einbandleder), gleichwohl auch mindestens der noch im 14. Jh. entstandene Teil 4, beide mit Besitzeintrag und Signatur des Basler Barfüsserklosters: 160v "M 24" (zwei versch. Tinten) und "ad minores Bas[ilee]", 231v "M" (ohne Zusatz) und wiederum "ad minores Basilee", sowie 233v "M 23" und "ad minores Basille".
Provenienz der Handschrift:
  • Andere, frühere Vorbesitzer,
    • Teil 1: 162v Federzeichnung: ein grosser Wappenschild, darin zwei Löwen, durch ein Band schräg geteilt, zwischen den beiden Initialen F und S;
    • Teil 3: 172r im Buchstabenkörper der O-Initiale zweimal: Nicolaus de Salimbenis Senensis, vgl. Dizionario biografico degli italiani, vol. 89, p. 704-709;
    • Teil 4: 233r Iste liber est mei Nicholai de Monleone et costitit patri meo ducatorum quinque et solidorum triginta, daneben Buchstaben bzw. Zeichen und die Zahlen 13 und 15 (wohl kaum ein Datum).
Erwerb der Handschrift: Ir "Codex Biblioth. publ. Basileensis. Pretium 320 libb. Helvet." (Schweizerfranken), Einträge dieser Art finden sich auch in anderen Hss. der UB Basel, sie weisen nicht auf einen Kaufpreis, sondern auf die Vermögenseinschätzung anlässlich der Kantonstrennung 1833, vgl. Stähli, S. 289. 1r Bibliotheksstempel (oval): "Bibl. publ. Basileensis", um 1800 (?), vgl. Agnes Wegmann, Schweizer Exlibris bis zum Jahre 1900, Bd. 1, Zürich 1933, Nr. 368 (Schreibung) bzw. 369 (Abmessungen).
Bibliographischer Nachweis:
  • Roth, Carl. - Ungedruckte Beschreibung, März 1910.
  • Escher, Konrad. - Die Miniaturen in den Basler Bibliotheken, Museen und Archiven. - Basel, 1917, Nr. 121 (S. 86 und Tafel XXIV).
Literatur:
  • Orelli, Johann Kaspar. - Rezension von: M. Tullii Ciceronis Epistolae, curante Francisco Bentivoglio, vol. I, Milano 1826. In: Jahrbücher für Philologie und Paedagogik, Jg. 1, Bd. 2 (1826), S. 231-242, hier S. 231 f. (Hs. erwähnt und der Besitzeintrag 233r zitiert).
  • Bruckner, Albert. - Scriptoria medii aevi Helvetica 12: Das alte Bistum Basel, Genf, 1971, S. 47 (Hs. nicht erwähnt).
  • Stähli, Marlis. - "Nach der Neigung der jedesmaligen Bibliothekare". Die Basler Universitätsbibliothek aus Zürcher Sicht - Das Gutachten von 1834. In: Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 110 (2010), S. 277-297 (Hs. erwähnt auf S. 289).
Online:
Kodikologische Einheit: 1 (1163)
Seiteneinrichtung: Stift-, ab 151v Tintenliniierung (Punktierungen am Rand nur vereinzelt erhalten, meist weggeschnitten), Schriftraum 16,5 x 10 cm, 24-29, ab 49v 30 Zeilen.
Schrift und Hände: Humanistische Minuskel von einer Hand, Initien (erstes Wort) zu Beginn der einzelnen Bücher in Majuskeln, ebenso das Explicit (mit monogrammatischem Zierwort: GRACIAS).
Buchschmuck: Initialen: Zweizeilige, meist abwechselnd rote und blaue Lombarden, vereinzelt mit Punktverdickungen oder Konturbegleitstrichen, meist auch eine Vorgabe (Platzhalter) sichtbar. Zu Beginn der einzelnen Bücher 5-8zelige rote und blaue Initialen, nur Umrisse, 25v, 70v und 105v nur Vorzeichnung (Stift), 91r und 137r (Brief 13,53 als Beginn von Buch 14) nur Raum freigelassen.
Spätere Ergänzungen: Korrekturen und von der Hand des Schreibers, z.B. 1r, 69v, 141v, teils auch als alternative Lesart angegeben: 26r, 30v, 35r, 39r, 53v, 65r, 114r. Eine Randbemerkung von jüngerer Hand auf 41r. In der ersten Lage Kopftitel und zu Beginn auch Zählung der Briefe (1-5) von einer jüngeren Hand. 3v und 6r feine Notazeichen ganz aussen am Rand.
Inhaltsangabe:
  • 1r-160r Epistulae ad familiares. M. Tullius Cicero. Marchi Tullii Ciceronis Epistule familiares …–… [Kopfzeile]. Marcus C[icero] salutem plurimam dicit Publ[io] Lentulo proconsulo. Ego omni officio Quintus C[icero] Tironi suo Mirificam mi verberationem dissaviabor. Me ama. Vale. M. Tulli Ciceronis Epistulae ad familiares libri I-XVI, ed. D. R. Shackleton Bailey, Stutgardiae 1988, p. 1-142, 141, 142-159, 164-227, 232-240, 277-399, 403-405, 400-402, 406-499, 55, 500-518, 519, 518 f., 520-580, 585-587, 581-584, 586-589, 590-594, 589 f., 595 f., 595, 594, 596-599, 603-607, statt der griechischen Begriffe Leerstellen; die Einteilung in Bücher und Briefe oder Abschnitte innerhalb der einzelnen Bücher öfters abweichend; die Briefe 5,20, 7,23-25, 9,4 sowie 16,19-21 fehlen, ebenso das ganze Buch 8, Brief 2,14 ist doppelt vorhanden (21v und 136ar, das zweite Mal nach 13,49); umgestellt sind 5,10 b und c, 11,27 und 28, 13,73 und 74, 15,9 steht vor 15,7 und 8, Reihenfolge der Briefe in Buch 16: 5, 7, 1-4, 6, 8, 9, 11-12, 10, 15, 14, 13, 16-18, 22-27.
  • 160r Noctes Atticae (Buch 3, 8 [Eta],8). Aulus Gellius. Epistula C. Fabricii et Emilii consules Romanorum super proclitione scripta ad regem Pirrum. Consules Romani Nos pro tuis iniuriis …–… Tu nisi caves iacebis. Pirrus rex consulibus restituit reddiditque. Deo gratias Amen. Pirrus rex consulibus et populo Romano. Laudes gratiasque scripsit, captivosque omnes restituit reddiditque. Auli Gelii Noces Atticae, rec. Leofranco Holford-Strevens, Oxonii 2020, t. 1, p. 178, das Antwortschreiben vgl. p. 177 (Buch 3,8,5).
  • 160v-162v Leer, bis auf die Besitzeinträge etc. 160v und 162v.
  • 163r De officiis (Buch 3,121). M. Tullius Cicero.
  • 163v Leer.
Kodikologische Einheit: 2 (164-171)
Seiteneinrichtung: Stiftliniierung (radiert), Schriftraum 16,5-17 x 11-11,5 cm, 33, ab 169r bis 36 Zeilen.
Schrift und Hände: Semigotica wohl von einer (oder die beiden Texte von je einer fast gleichen) Hand, Initien in Ziermajuskeln, gleich auch die pseudogriechischen Zwischentitel (bis 167v).
Buchschmuck:
  • Rubrizierungen: Rubriziert: rote Strichelung (mit Ausnahme von 169r), 164r-167v einzelne rote Paragraphenzeichen.
  • Initialen: Zu Beginn (164r) eine 13zeilige lilafarbene Akanthus-Initiale mit weissen Höhungen und streckenweise gepunkteten Rändern, die sich kräuselnden Blattenden in Blau, Grün und Rot, das Binnenfeld oben blau mit weissen, unten grün mit gelben Fadenranken, auf goldener, schwarz konturierter Grundfolie. 169r Raum für eine 10zeilige Initiale freigelassen (mit Vorgabe bzw. Platzhalter), nicht ausgeführt.
Spätere Ergänzungen: Randglossen, teils als Erläuterungen, leicht beschnitten, teils als Textvarianten, überwiegend von der Hand des Schreibers, einzelne von einer anderen Hand; am Anfang: Paradoxa idem est quod incrediblia et vera vgl. Marianne Reuter (e.a.): Die Handschriften der Universitätsbibliothek München, Bd. 5: Die lateinischen mittelalterlichen Handschriften aus der Quartreihe, Wiesbaden 2000, S. 280, zu 4o Cod. ms. 812, 209v. Auf 171r eine Marginalie wohl im Sinne eines Notazeichens.
Inhaltsangabe:
  • 164r-168v Paradoxa stoicorum (cum glossa). M. Tullius Cicero. Animadverti Brute sepe Catonem avunculum tuum cum in senatu sententiam diceret …–… Improbi autem et avari quoniam sed etiam inopes et pauperes extimandi sunt. >Marci Tulii Ciceronis liber de paradoxis expletus est.< Zu den Randglossen siehe Zusätze (Ausstattung). M. Tulli Ciceronis Paradoxa Stoicorum [...], ed. Otto Plasberg, Lipsiae 1908, p. 3-26.
  • 169r-171v Oratio pro M. Marcello. M. Tullius Cicero. Diuturni silentii patres conscripti quo eram hiis temporibus usus …–… Itaque C. Caesar sic tibi gracias ago magnus hoc tuo facto cumulus accessit. Deo gracias. >Explicit oracio Ciceronis ad C. Cesarem pro M. Marcello< M. Tulli Ciceronis scripta quae manserunt omnia, fasc. 27: Orationes pro M. Marcello, pro Q. Ligario, pro rege Deiotaro, rec. A. Klotz, Lipsiae 1914, p. 69-81.
Kodikologische Einheit: 3 (172-183)
Seiteneinrichtung: Stiftliniierung, kaum sichtbar, Schriftraum 16,5-17 x 10,5 cm, 33 Zeilen.
Schrift und Hände: Semigotica von einer Hand, das Initium in Ziermajuskeln.
Buchschmuck:
  • Rubrizierungen: Rubriziert: rote Strichelung und rote Überschriften (Sprecher).
  • Initialen: Zu Beginn (172r) eine 14zeilige Initiale in Federzeichnung, der runde, gelblich kolorierte Buchstabenkörper (mit Inschrift, siehe Besitzer) aussen mit sechs kleinen Schlaufen verziert, im Binnenfeld ein Rankengeflecht mit kapselartigen Blüten (Körben), die Zwischenräume weinrot, grün und (teils verfärbt) ockerfarben mit weissen Punkten, der Stamm der ausgesparten Ranke umfasst von einer Hand. 172v und 173v Raum für eine drei- bzw. vierzeilige Initiale, nicht ausgeführt (am Rand, ausserhalb, Platzhalter).
Spätere Ergänzungen: Korrekturen des Schreibers, z.B. 172r, 175v, 179v;von anderer Hand: 173v, sowie 181v und 182v zwei Lesarten. 178r Handweiser.
Inhaltsangabe:
  • 172r-182v Cato maior de senectute. M. Tullius Cicero. >M. T. Ciceronis de senectute< O Tite si quid ego adiuto curamve levasso …–… Hec habui de senectute que dicerem ut ea que a me audivistis re experti probare possitis. >Explicit liber Tulii de senectute< M. Tulli Ciceronis scripta quae manserunt omnia, fasc. 47: Cato maior, Laelius, rec. K. Simbeck, [...], Lipsiae 1917, p. 3-43.
Kodikologische Einheit: 4 (184-232)
Seiteneinrichtung: Stiftliniierung (radiert), Schriftraum 17-17,5 x 11 cm, 33 Zeilen
Schrift und Hände: Semigotica von einer Hand, das Initium (184r) in Ziermajuskeln. Marginalien teils ebenfalls von der Hand des Schreibers.
Buchschmuck:
  • Rubrizierungen: Rubriziert: rote Strichelung der Majuskeln.
  • Initialen: 184r und 222r Raum für eine 14zeilige bzw. eine 13zeilige Initiale, nicht ausgeführt (Platzhalter).
Spätere Ergänzungen: Korrekturen des Schreibers, z.B. 184v, 192v, 210r, 222r, 230r, sowie Textvarianten, am Rand beigegeben, wie auch die meisten Korrekturen, z.T. von anderer Hand, vgl. etwa 231r. Handweiser. 184r roter Kopftitel: L[iber] Ius und IIus.
Inhaltsangabe:
  • 184r-221r De officiis. M. Tullius Cicero. >M. T. Ciceronis de officiis< [Q]uamquam te Marce fili annum iam audientem Cratippum …–… Vale igitur mi Cicero si talibus monimentis parere preceptisque letabere. >Marci Tulii Ciceronis liber de officiis expletus est. Deo gracias< Excellunt cunctos hii libros philosophorum / Libri quos fecit tres Tulius officiorum. M. Tulli Ciceronis De officii, rec. M. Winterbottom, Oxonii 1994, p. 1-161.
  • 221v Leer.
  • 22r-232r Laelius de amicitia. M. Tullius Cicero. Quintus Mutius augur Scevola multa narrare de Gaio Lelio socero suo …–… Hec habui de amicitia que dicerem nichil amicitia prestabilius esse putetis. >Marci Tulii Ciceronis de amicitia quem ad Atticum scripsit expletus est deo gratias.< M. Tulli Ciceronis scripta quae manserunt omnia, fasc. 47: Cato maior, Laelius, rec. K. Simbeck, [...], Lipsiae 1917, p. 46c-86c.
Kodikologische Einheit: 5 (234r-269v)
Seiteneinrichtung: Stiftliniierung (radiert), links mit einer Versalienspalte; Schriftraum 19 x 10,5 cm (die Verse jedoch sehr ungleich lang), 32 Zeilen.
Schrift und Hände: Semigotica von einer Hand.
Buchschmuck:
  • Rubrizierungen: Rubriziert: rote Überschriften und Marginalien, rote und blaue Paragraphenzeichen.
  • Initialen: Zweizeilige, abwechselnd rote und blaue Lombarden, die blauen mit rotem, die roten mit violettem Fleuronné: in den Binnenfeldern doppelte Konturbegleitstriche und Halbpalmetten mit Kern, am Buchstaben L (Aussenfeld) Quadratmuster; als Besatz Konturbegleitstriche und vertikale Stege mit aussen anhaftenden Perlen, sowie Fadenspiralen; die Einzelfadenausläufer mit Haarnadelkurve(n) und Voluten am Ende.
  • Miniaturen / Zeichnungen: 234r Zierseite, beschädigt und an den Rändern beschnitten: Zwölfzeilige historisierte Initiale auf goldener, schwarz konturierter Grundfolie, die rosafarbene Rundung des Buchstabenkörpers ein Drache, dessen braunroter Hundskopf wie dessen Schwanz in den geraden Schaft und weiter in eine vierseitige Rankenbordüre mit den zusätzlichen Farben Blau und Grau übergehen, das Ganze in den Lokalfarben moduliert und mit Weiss spärlich ornamentiert, an den Akanthusblättern des unteren Rankenzweigs Goldtau (oder -pollen); im goldenen, durch Berieb und Absplitterung beeinträchtigten Binnenfeld ein humanistischer Lehrer mit seinem jungen Schüler, beide in braunem Gewand und roten Strümpfen, der Humanist mit Kapuze und rotem Unterkleid sitzend auf grauer Kathedra, auf seinem Schoss ein offenes Buch, der Jüngling stehend mit schwarzer Gürteltasche.
Spätere Ergänzungen: Wenige Korrekturen, vom Scheiber z.B. 234r, 250v und 264r, wohl auch der nachgetragene Vers 242v; von anderer Hand 266v (auf Rasur). Die Interlinear- und Randglossen wohl von der Hand des Schreibers der Verse, in anderer, sehr kleiner Schrift, am äusseren, linken und rechten Rand der Hs. erheblich beschnitten, beginnend: Papa dicitur a pape idest a nota admerabili, zu stupor: admiratio, zu mundi: idest hominum existentium in mundo denominatio est, 234v und 235r ausführlichere Randglossen vollständig nach Guizardus (siehe Vorsatzblatt), vgl. Guizzardo da Bologna: Recollecte super Poetria magistri Gualfredi, a cura di Domenico Losappio, Verona 2013, p. 99 (18), 102–106 (29–50); danach nur noch vereinzelt, etwa In parte precedenti. 252v zwei Anmerkungen von anderer Hand, 266r eine Marginalie von wiederum anderer, zeitgenössischer Hand, eine weitere, andere 269r, die Buchstaben mit Schattenstrichen, beschnitten: Ingratum est [beneficium] quod diu inter m[anus] dantis exit; Seneca libro de beneficiis (2,1,2), zu den Versen 2110-13: Nobilitas dandi Viele ornamentale Anstreichungen am rechten Rand, vereinzelt auch Notazeichen, 252v ein Handweiser.
Inhaltsangabe:
  • 234r-269v Poetria novella, cum glossa. Galfredus de Vinosalvo. Papa stupor mundi si dixero papa Nocenti …–… crescere non poteris quantum de iure mereris. >Magistri Gualfredi Anglici explicit poetria novella.< Zu den Glossen (teils nach Guizardus Bononiensis) siehe Zusätze. Edmond Faral: Les arts poétiques du XIIe et du XIIIe siècle, Paris 1924, p. 197-262. Walther, Carmina 13656.