Einsiedeln, Stiftsbibliothek, Codex 255(460)
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Beschreibung für e-codices von P. Dr. Odo Lang OSB, Stiftsbibliothek Einsiedeln, 2016.

Handschriftentitel: Johannes [Cassianus]. Vitae et Collationes
Entstehungsort: Einsiedeln.
Entstehungszeit: 10. Jh. (um 960-970).
Frühere Signatur: Fol. Numero 3. B. V. Einsidlensis.
Beschreibstoff: Pergamenthandschrift. Schönes, geschmeidiges, mittelstarkes, gut gelättetes Pergament, F weiss, H gelblich mit Poren, HFHF, einige Löcher und genähte Risse.
Umfang: a-b + 250 (richtig 252) + y-z Seiten.
Format: 270 x 188 mm.
Seitennummerierung: Neuzeitliche (19. Jh.) Paginierung mit Bleistift in arabischen Zahleln 1-250 (richtig 252, da zusätzlich 3bis /ter). Vorne und hinten je 1 Bogen moderner Papiervorsatz, das 1. bzw. letzte Blatt auf VD bzw. RD, bez. mit a-b und y-z.
Lagenstruktur: 16 bezeichnete Lagen (vorwiegend Quaternionen): (I-1) (Papiervorsatz, 1. Bl. auf VD), 4 IV, II-1 (1 Bl. herausgeschnitten), 8 IV, IV-1 (1 Bl. herausgeschnitten), IV, V + 2 (2 Bll. am Schluss beigebunden), (I-1) (Papiervorsatz, letztes Bl. auf RD). Kustoden in römischen Zahlen I-XVI unten in der Mitte auf der letzten Seite der Lagen. Keine Reklamanten.
Seiteneinrichtung: Schriftraum: 205 x 125(140) mm. Einrichtung durch Rahmen und Linierung mit Griffel vor der Faltung, ab // cd. Zirkellöcher am Rand oder weggeschnitten. Einspaltig zu 25 Zeilen
Schrift und Hände: von mehreren Händen mit dunkelbrauner bis schwarzer Tinte in romanischer Minuskel geschrieben.
Buchschmuck: Prächtig gemalter Codex.
  • Titel in minium oder schwarzer Unziale und Rustica.
  • Einfache schwarze Rustica-Titel, z.T. rot ausgemalt. 5 Zierinitialen, Minium Hohlbuchstaben mit Ranken und Knollen der Einsiedler Art, blauer und grüner Grund: (3) E(missis), (3ter) P(ost), (70) P(raeclari), (92) P(rius), (210) Q(uarta).
  • Einfache Minium Majuskeln, grün, violett und blau schattiert.
  • (2) Titelbild (Autorenbild): im Schnittpunkt des eingezeichneten Kreuzes ist ein Medaillon mit dem schreibenden Cassian. In den schachbrettgemusterten Feldern stehen vier Äbte mit Abts- oder Krückenstäben: Piamun und Johannes (oben mit rundem Nimbus). Pinufius und Theonas (unten mit rechteckigem Nimbus). Die Umschrift in Form eines Distichons: Quattuor abbatum scriptis liber est piorum / Conditur insignis lucra ferens animis.
Spätere Ergänzungen: Rubriziert, Hände, Notazeichen und Glossen des Heinrich von Ligerz.
Einband: Einsiedler Einband. – 14. Jh. 277 x 192 mm. 2 abgekantete Holzdeckel. Grauweisses, abgeschabtes Schafleder. Rücken oben und unten mit braunem Leder verstärkt. 3 erhabene Doppelbünde. Oben und unten 2- farbiges, geflochtenes Kapitalband. 1 Leder-Metall-Schliesse von der Kante des VD zur Kante des RD (rest. 20. Jh.). – Spuren einer VD-Etikette (15. Jh.), nur z. Teil erhalten: Collationes uite monachorum.
Inhaltsangabe:
  • S. 2-250 Johannes [Cassianus]: Vitae et collationes Patrum. Pars III.
    • (2) In nomine dei summi incipit collatio Abbatis Piamun. Ex tribus //
    • (3) Generibus monachorum. Proemium operis. Emissis ivvante gratia dei collationibus patrum quę exigentibus episcopis elladio et leontio utcumque digestę sunt […] //
    • (250) senioris reguntur imperio. Expliciunt collationes monachorum.
    Zu bemerken: Der Codex enthält die Pars III mit dem Collationes 18-24 (am Schluss fehlt ein kleiner Teil). Ed.: PL 49, 1087-1327C; CSEL 13 (2. ed.), 501-710.14; SC 64.
Erwerb der Handschrift: Besitzereintrag: Einsiedler Bibliotheksvermerk (17. Jh.): (3) Fol. Numero 3. B. V. Einsidlensis.
Literatur
  • Birchler, Kunstdenkmäler, 184;
  • Bischoff B., Eine mittelalterliche Ovid-Legende (Mittelalterliche Studien I, 1966, 144-150, bes. 14714);
  • Bruckner, Scriptoria V, 34, 36-38, 64, 72, 73, 88, 181, Taf. XV; Codex 121, 8, 17, 47;
  • DeWald, Sciptorium, 86, Fig, 45;
  • Euw, Liber viventium 190f., 201;
  • Euw, Liber aureus, 50;
  • Festschrift Abt Gregor, 168ff., 174, 188f., 193, 204, 206, 226;
  • Fillitz H., Der Beginn der Buchmalerei in Einsiedeln (Kunsthistorische Forschungen. Festschrift für Otto Pächt, München 1972, 55-61);
  • Hoffmann, Schreibschulen, I, 77, 87, 105; II, 54b, 69b;
  • Lang, 1050 Jahre, 20f.;
  • Lang, 13. Jahrhundert, 11;
  • Lang, Miniaturen, 8;
  • Lang, Wolfgang, 32f.;
  • Lang, Gregor, 44f.;
  • Lang, Vox Patrum, 30-32;
  • Lang, Der Mönch und das Buch (2010), Abb 29;
  • Die lateinischen Dichter des deutschen Mittelalters 5. Die Ottonenzeit, Teil 3, hrsg. von G. Silagi in Verb. mit B. Bischoff (MGH. PL 5.3, München 1979, VIII und 565-579);
  • Meier, Ligerz, 57;
  • Meier, Catalogus, 222;
  • Reinle, Kunstgeschichte, 291-293;
  • Siede I., Zur Buchmalerei der ottonischen und salischen Zeit. Kritische Anmerkungen zum Forschungsstand mit einer Zusammenstellung wichtiger Publikationen (ZDVKW 52/53, 1998/1999, 151-196);
  • Vonder Mühll M., Die Schreibschule von Einsiedeln im 10. Jahrhundert. MS. 38, 176, 225, Manuskript, Basel 1971;
  • Walz, Magnus, 27.