Hermetschwil, Benediktinerinnenkloster, Cod. membr. 65

Bretscher-Gisiger Charlotte / Gamper Rudolf, Katalog der mittelalterlichen Handschriften der Klöster Muri und Hermetschwil, Dietikon-Zürich 2005, S. 250-252.

Mit freundlicher Genehmigung des Verlags (Urs Graf Verlag, Dietikon). Das Copyright an der Handschriftenbeschreibung liegt beim Verlag.
Handschriftentitel: Marienpsalter
Entstehungsort: Basel, Gnadental (OFM)
Entstehungszeit: 1515
Frühere Signatur: Cod. 6.62.
Beschreibstoff: Pergament
Umfang: 156 Blätter
Format: 11 x 8,5 cm
Seitennummerierung: Neuere Foliierung: 1156.
Lagenstruktur: 2 V21 + IV29 + 10 V129 + III [+ IV138 + III144 ]149 + 2 II156, letztes Blatt als Spiegelblatt in den Deckel geklebt. Bl. 131144 zwei Lagen Papier eingeheftet. 50r100r Lagenzählung f–l am Anfang der Lagen. 1v Spuren eines ehemals aufgenähten Blattes.
Seiteneinrichtung: Tintenliniierung, Schriftraum 6,5–7 x 5, 13–14 Zeilen. Rubriziert.
Schrift und Hände: Gotische Minuskel von der Hand der Dorothea Schermann.
Buchschmuck: 1–2zeilige rote und blaue Lombarden, 3zeilige blaue Lombarden mit rotem Fleuronné. 4r, 20r, 28r, 36v, 45v, 52v, 63v, 70v, 118v 4–6zeilige rot-blau ornamental gespaltene Lombarden mit rotem und violettem Fleuronné.
Spätere Ergänzungen: Korrekturen von der Hand der Schreiberin, z. B. 71r; vereinzelte Korrekturen von anderer Hand, z. B. 103r, 17. Jh. Ergänzungen, z. B. 14v, von wenig späterer Hand. Einteilung des Marienpsalters in 15 Abschnitte, 16. Jh. 128v148v Nachträge, 16.–17. Jh.
Einband: Mit dunkelbraunem Leder bezogene Holzdeckel, 16. Jh. Streicheisenlinien, Einzelstempel. 2 nach vorn greifende Kantenschliessen mit Messingteilen. Spiegel- und Vorsatzblatt vorn (1) Pergament. Im vorderen Spiegel Papierschild mit Angaben zur Handschrift, 20. Jh. Restauriert 1974. Eingelegter Papierstreifen mit Vers Gantz süsigklich schlafft s Jesulin. Du aber flisig wachest ihm … , 17. Jh., siehe Fragmentensammlung II, Cod. membr. 65.
Hauptsprache: Niederalemannisch.
Inhaltsangabe:
  • 1rv leer.
  • 2r3v Eingangsgebet. >Dis ist ein löblich besunder andechtig gebet soltu sprechen vor dem psalter<. O du aller heiligeste wirdigeste seligeste gottesgebererin jungfrow Maria
  • 4r118v Marienpsalter. Selig ist der mann, der do lieb hat dinen namen, jungfrow Maria …–… und krafft sy dir von ewigkeit zů ewickeit. Amen.
    16v Prim. 20r Nokturn Montag. 28r Nokturn Dienstag. 36v Nokturn Mittwoch. 45r Nokturn Donnerstag. 52v Nokturn Freitag. 63r Nokturn Samstag. 70v Vesper Sonntag. 101v Confitebor. 102r Cantica. 110r Quicumque. 113r Te deum. Karl Joseph Klinkhammer, Artikel Marienpsalter und Rosenkranz [2. Marianische Psalterparaphrasen], in: Verfasserlexikon2, Bd. 6 (1987), Sp. 44.
  • 118v128r Marianische Litanei. >Letania<. Herr, erbarm dich uber uns. Christ erbarm dich Sancta Maria du do gantze welt erluchtest bit fur unsgot durch alle die welt der welt. Amen.
  • 128rv Kolophon. Dis büchlin wart geendet durch mich schwester Dorothea Schermanyn in dem closter Gnodental in der stat Baszel sant Claren ordens der observantz uff vigilia visitacionis Marie virginis anno im xvc xv und gehört der geistlichen und andechtigen schwester Anna Lowlin ouch in Gnodental und begert dz sy got für sy well bitten umm ein gůt selig end.
  • 128v129v Gebet zu Maria. Von einer Hand des 16. Jhs. O Maria junckfrow vröwe dich wann du hast allein ketzerlichen ungloben vertillgett
  • 129v130r Antiphonen. Von einer andern Hand des 16. Jhs. >Diße zwei nachgende stücklin sollen uff jedwedern psalmen gesprochen werden<. Gloria sy der junckfrauwen, dem vatter und dem sun
  • 130v leer.
  • 131r140v Gebetsordnung der Bruder- und Schwesternschaft des Marienpsalters. Von der Hand der MM (Meliora Muheim?). >Vollget die ordnung und meinung der bruoderschafft und schwösterschafft dises .h. psalters <.
  • 141r148v Nachträge zur Gebetsordnung. Von der Hand der Franziska M. (Müeßli?). >Jenner<. O du junckfrauw und muotter gottes Maria dißen psalter opffere ich dir
    • (148v) >Sch. Francisca M. 1631<.
  • 149v153r leer.
  • 153v Notiz. 1876 Sarnen.
  • 154r156v leer.
Entstehung der Handschrift: Geschrieben von Dorothea Schermann im Kloster Gnadental OFM (Basel), 128r auf den 1. Juli 1515 datiert. Zur Schreiberin CMD-CH 3, S. 309. Mundart: Niederalemannisch.
Provenienz der Handschrift: Geschrieben für Schwester Anna Löwlin in Gnadental (128r). 140v MM, wohl Meliora Muheim, Priorin in Hermetschwil († 1630). 148v Sch. Francisca M. 1631, wohl Schwester Franziska Müeßli († 1673). Die Handschrift diente der bruoderschafft und schwösterschafft dises .h. psalters (131r; Hand der MM = [Meliora Muheim?]) für allmonatliche Gebete. Im vorderen Spiegel Psalter des h. Bonaventura, 17. Jh., aufgeführt im Bücherverzeichnis von Hermetschwil 1697: 49v Psalter s. Bonaventurae in tütsch No I. 153v 1876 Sarnen. 2r und Spiegel hinten Stempel Convent M. G., 19. Jh. Spiegelblatt vorn alte Signatur Cod. 6.62., darunter rot no 65.
Bibliographie:
  • Bruckner, Scriptoria 7, S. 42;
  • Scriptoria 12, S. 53f. und Taf. 53;
  • Albert Bruckner, Zum Problem der Frauenhandschriften im Mittelalter, in: Aus Mittelalter und Neuzeit. Festschrift für Gerhard Kallen, Bonn 1957, S. 180–182 und Taf. V;
  • Brigitte Degler-Spengler, Das Klarissenkloster Gnadental in Basel, 1289–1529, Basel 1969, S. 61;
  • CMD-CH 3, Nr. 293.