Für diese Handschrift sind folgende Beschreibungen vorhanden

  • Euw Anton von, Die St. Galler Buchkunst vom 8. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts, Band I: Textband, St. Gallen 2008 (Monasterium Sancti Galli, Bd. 3), S. 298-299, Nr. 3.
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  • Scherrer Gustav, Verzeichniss der Handschriften der Stiftsbibliothek von St. Gallen, Halle 1875, S. 30-31.
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St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 70
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Euw Anton von, Die St. Galler Buchkunst vom 8. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts, Band I: Textband, St. Gallen 2008 (Monasterium Sancti Galli, Bd. 3), S. 298-299, Nr. 3.

Handschriftentitel: Paulus; Paulusbriefe mit Prolog zum Römerbrief
Entstehungsort: St. Gallen
Entstehungszeit: 760-780
Katalognummer: 70
Umfang: 258 pp.
Format: 29 x 20,5 cm
Lagenstruktur: Zumeist Quinionen: 110 (p. 3-22), 210 (p. 23-42 = B), 310 (p. 43-54 = C), 410 (p. 55-74 = d), 610 (p. 75-94 = G)
Seiteneinrichtung: Schriftspiegel 21,3 x 16,5 cm, einspaltig zu 27 Zeilen.
Schrift und Hände: Winithar-Minuskel
Buchschmuck: Inc. u. Expl. in Halbunziale, Initialen als Hohlmajuskeln, bis p. 107 gefüllt mit Minium, Gelb, Purpur, pergamentausgespart.
Inhaltsangabe:
Inhalt u. Schmuck:
  • p. 1-2 Papiervorsatzbl.
  • p. 3 ursprünglich leer
  • p. 4-11 Prol. u. Arg. zu Rm
    • (p. 4) Incipit prologus sci. Hieronimi.

      P(rimum queritur), im Schaft Flechtbandspirale, als Binnenmotiv Bildnisbüste Christi (purpurn)

    p. 8 R(omani qui ex Iudaeis)

  • p. 11-53 Rm mit Cap.
    • p. 15 P(aulus servus), Bogen als Vogel mit Entenschnabel

    • p. 21 Q(uid ergo), Menschenmaske

    • p. 37 q(uid ergo), unzial, oben offen

    • p. 42 O (altitudo diviciarum), Buchstabenkörper aus zwei Fischen mit spitzen Köpfen, als Binnenmotiv Bildnisbüste Christi

  • p. 53-94 I Cor mit Arg. und Cap.

    p. 77 Ligatur UT (prudentibus loquor)

  • p. 94-122 II Cor mit Arg. Cap.
  • p. 122-137 Gal mit Arg. und Cap.

    p. 125 P(aulus apostolus), Bogen als Fisch, Binnenmotiv Bildnisbüste Christi

  • p. 137-152 Eph mit Arg. und Cap.
  • p. 152-162 Phil mit Arg. und Cap.
  • p. 163-174 Col mit Arg. und Cap.
  • p. 174-185 I Th mit Arg. und Cap.
  • p. 185-190 II Th mit Arg. und Cap.
  • p. 190-222 Hbr mit Arg. und Cap.
  • p. 222-250 Tim mit Cap.
  • p. 222-234 I Tim mit Arg. und Cap.
  • p. 243-248 Tit mit Arg. und Cap.
  • p. 248-250 Phlm mit Arg. und Cap.
  • p. 250-258 Ansprache Winithars an seine St. Galler Mitbrüder in Prosa

    p. 250 I(n nomine Dni. Ihu. Xpi. salvatoris nri. Incipit versus Winitharis presbiteri qui hunc librum scripsit), Initiale in Tinte mit Flechtbandspirale im Schaft, das I(n) u. I(ncipit) wird mit einem gewöhnlichen i wiederholt (vgl. Sang. 11 p. 420 - Nr. 2).

Entstehung der Handschrift: Die Hs. ist ein typisches Werk Winithars, mit einer eigenen Subskription in Form einer bis heute nicht edierten Ansprache an seine St. Galler Mitbrüder. Der Name uuinitharis steht zwar auf Rasur, ist aber, wie schon Scherrer sah, von der Hand des Schreibers selbst verbessert. Die Schriftzüge stimmen mit der Urkunde W 30 von 760/761 VII 28 überein, in der uuinitharius prb. als Schreiber signiert (Subsidia Sangallensia, S. 337; auch Berschin, Eremus und Insula, S. 8, 56, Abb. 3). In einer zweiten Urkunde aus dem Jahr 762/763 (W 39, XI, 22 - Subsidia Sangallensia, S. 338) signiert der Schreiber Winithar als monachus sancti Galloni. Nach der Urkunde W 49 (765/6/8 VI 7 - Subsidia Sangallensia, S. 340) ist Winithar der erste nachweisbare Dekan des Klosters. Mit den Daten der Urkunden ergibt sich daher eine frühe Datierung der Werke Winithars. Die Ausstattung der Hs. mit Initialen ist in der Qualität schwankend, die Farbgebung setzt nach p. 107 aus, Schrift u. Initialen werden zwischen p. 152 u. 185 schwächer, p. 185-222 wieder besser u. lassen alsdann noch einmal nach. Es handelt sich um bekannte Ermüdungserscheinungen nicht nur dieses Schreibers. Die Initialen Winithars entstehen wie die seiner Mitarbeiter auf der Grundlage der Hohlmajuskelschrift, enthalten jedoch verhältnismäßig wenig Zoomorphes u. Vegetabiles, obwohl Winithar Fisch- u. Vogelformen geläufig sind. Besonders eindrucksvoll sind seine Bildnisbüsten des unbärtig jugendlichen, mit dem Kreuznimbus ausgezeichneten Christus, die er gerne als Binnenmotive verwendet.
Bibliographie:
  • Scherrer, S. 30f.
  • Chroust, I. Abt., II. Bd., Liefg. XIV, Taf. 1.
  • Löffler, St. Galler Schreibschule, S. 57.
  • Bruckner II, S. 19, 58f., Taf. II.
  • CLA VII, Nr. 903.
  • Holter, Buchschmuck, S. 97.
  • Duft, Bibel 1981, S. 13.
  • Fischer, Lateinische Bibelhandschriften, S. 181-183, passim.
  • von Euw, Liber Viventium, S. 96.
  • Duft, Abtei St. Gallen I, S. 24.
  • CMD-CH III, Nr. 742, Abb. 715.
  • von Scarpatetti, in: Festschrift Duft 1995, S. 28.
  • Berschin, in: Kloster St. Gallen, S. 245 Anm. 13.
  • Schaab, in: Kloster St. Gallen, S. 122, 249 Anm. 13.
  • Ochsenbein, Winithar, Sp. 1214-1215.
  • Ochsenbein, in: Cultura Sangallensis, S. 136, Abb. S. 137.
  • Schaab, Mönch in St. Gallen, S. 20, Anm. 31, 53, 225.