Engelberg, Stiftsbibliothek, Cod. 14
Bruckner Albert, Scriptoria Medii Aevi Helvetica 8, Schreibschulen der Diözese Konstanz, Stift Engelberg, Genf 1950, S. 111-112.
Handschriftentitel:
De trinitate libri XV.
Entstehungszeit: ca. 1300.
Beschreibstoff: Schönes, gutgegl. und zugeschnittenes, starkes, festes, geschmeidiges Pg., Fleischseite weiss, Haarseite leicht gelblich, stets HFHF.
Umfang:
187 FF.
Format: 25 x 38,7 cm
Lagenstruktur: IV (185-187 wohl
Ternio
, Schlusslage, durch das darüber geklebte Papier nicht exakt ersichtlich). Ohne Kustoden.
Zustand: Gebrauchsspuren. Die wenigen Löcher farbig vernäht.
Seiteneinrichtung:
(17,3 (16) x 26,2-26,5 cm). 29 und 31 Zeilen. Liniierung mit Bleistift. Begrenzungslinien: ab//cd. Zirkellöcher am Rand, unten für die Vertikalen, meist abgeschnitten.
Schrift und Hände:
-
F. 1v
Capitula, jede eile mit roter Majuskel beginnend, am Rand Incipunt capitula sequentis operis, in roter Minuskel, ebenda Expliciunt capitula in roter romanischer Rustica, hierauf etwas grösser das Incipit epistola s. Augustini epi. ad Aurelium de s. trinitate, in roter romanischer Rustica, alles vom Schreiber, wobei das I in Incipit Zierinitiale. Darunter in frischer lebendiger schwarzer Federzeichnung die Figuren von Augustin und seinen drei Gegnern, mit den Versen:
Malleus erroris, divini rore saporis
Augustinus hic ebrius indeque sobrius huius.
Hi metuunt vultum, quia scit confundere multum,
Reges perfidiae convincens ore sophyae. - Das Primum, secundum etc. ist jeweils in roten Minuskeln geschrieben. Schlussexplicit wie die früheren Incipit und Explicit vom Schreiber. Anweisungen für die Titel wohl von gleicher Hand. Der ganze Codex ist hinsichtlich Titel, Initialen, Schrift vom gleichen Meister geschaffen und stellt das künstlerische Hauptwerk der Engelberger Schule um 1200 dar, eines der Meisterwerke der Epoche überhaupt. Vollkommen kalligraphisch durchgebildete gedrungene Minuskel mit zahlreichen Kürzungen, vorzüglicher Worttrennung, wenig Ligaturen.
Buchschmuck:
- Dunkelbraune bis schwarze Tinte.
- F. 2 eigentlicher Textbeginn mit Initiale D in der jüngeren Engelberger Art, aussen grüner Grund, innen blau, der Buchstabe voll rot ausgemalt. Meisterhaft die drei Zeilen in Höhe des unzialen D (D)omino / beatis / simo (wozu am Rand genaue, jetzt z. T. abgeschnittene Anweisung) in romanischen, abwechselnd schwarzen und roten Unzialen.
- F. 2v Finit epistola in kleiner roter Minuskel, vom Schreiber. Ebenda das prächtige Incipit liber primus de dei trinitate s. Aurelii Augustini epi. in gleicher roter romanischer Rustica wie obiges Incipit. Das I wie beim Incipit F. 1v verziert. Ebenda L(ecturus hec) auf braunem Grund, mit Figuren, vom Engelberger Meister, die 1. Zeile L(ecturus hec) wie vorhin in schwarz/roter Unziale.
- Jedes einzelne Buch wird eingeleitet mit grosser Zierinitiale mit vielen figürlichen Motiven in gleicher Art, vom genannten Künstler, dabei die erste(n) Textzeile(n) abwechselnd in schwarz/roten romanischen Majuskeln (oft Unzialen). Vgl. an Initialen 19v C, 37v C, 50 S, 68v H, 77 E, 83v J, 93 D, 101 T, 108 N, 115v N, 125 A, 134 I, 148v N, 162 U.
- Die einzelnen Initialen besonders hervorragend durch die meisterhafte realistische Zeichnung des Figürlichen in Gouachemalerei. Die einzelnen Kapitel werden stets eingeleitet durch rote romanische Majuskeln in der höchst persönlichen Stilisierung des Engelberger Meisters, wobei die Schäfte usw. am Seitenrand hinauf und hinunter gezogen werden, in spielerischer reicher Phantasie, stets vollrot, nahezu auf jeder Seite.
Einband:
- Im urspr. braungelben Ledereinband (25 X 38,7 cm) mit geradem Rücken. 2 Schliessen (Lederriemchen modern, 2 alte Messingnägel zur Befestigung derselben, an Rückdeckel -Kante 2 Eisenstifte).
- Vorn und hinten je 1 modernes Papierdoppelblatt als Spiegel- und Schmutzbll.
- Rückenetikette (in romanischen Majuskeln um 1200): AUG. DE. S. T[ RINI ]T.
- Vorderdeckelaufschrift (Knoll) : Liber primus S. Aug. de Trinitate.
- Rückdeckelaufschrift (15. Jh., auf Papierblättchen, völlig ausgelöscht).
- Rückenetikette (17. Jh.): S. AUGUSTINUS DE TRINITATE DEI.
Inhaltsangabe:
- De trinitate libri XV.
Entstehung der Handschrift: Das Werk ist Abt Berchtold (1178-1197) und Abt Heinrich I. (1197-1223) gewidmet, vgl. F. 1 :
Abbas dum fulsit Berhtolt me scribere jussit,
Unde deus trinus vere quoque noscitur unus.
Sed mox hic dignus, castus pater atque benignus
Carnis onus posuit, praesentia scriptaque linquit
Imperfecta. Sibi successit munere Christi
Dictus Heinricus; bonus hic retinereque dignus
Abbatis nomen perfecit et ipse volumen,
Ergo dei pia mamma, tui quae filia nati,
Tu genitusque tuus dignare voluminis huius
Munus blanda datum bona mitis suscipe gratum.
Abbas dum fulsit Berhtolt me scribere jussit,
Unde deus trinus vere quoque noscitur unus.
Sed mox hic dignus, castus pater atque benignus
Carnis onus posuit, praesentia scriptaque linquit
Imperfecta. Sibi successit munere Christi
Dictus Heinricus; bonus hic retinereque dignus
Abbatis nomen perfecit et ipse volumen,
Ergo dei pia mamma, tui quae filia nati,
Tu genitusque tuus dignare voluminis huius
Munus blanda datum bona mitis suscipe gratum.