Fribourg/Freiburg, Archives de l'Etat de Fribourg/Staatsarchiv Freiburg, Gesetzgebung und Verschiedenes 42
Handschriftentitel: Schwabenspiegel
Entstehungszeit: 1410
Seiteneinrichtung:
Die Handschrift ist zweispaltig
Schrift und Hände: in einer gotischen Textura geschrieben
Buchschmuck: Die Handschrift ist mit Initialen mit Miniaturen ausgestattet. Eine von ihnen zeigt den Schultheissen von Freiburg mit dem Stadtbanner, wie er dem Herzog von Österreich, dem Stadtherrn, einen Eid schwört; das Stadtbanner zeigt zum ersten Mal die Stadt- und heutigen Kantonsfarben Schwarz und Weiss.
Inhaltsangabe:
Sie enthält den Schwabenspiegel, eine Land- und Lehensrechtssammlung, die im Spätmittelalter in Süddeutschland und der heute deutschsprachigen Schweiz im Gebrauch war, und die damit verbundenen biblischen Bücher der Könige und Makkabäer sowie eine erste deutsche Übersetzung der Handfeste, des Freiburger Stadtrechts von 1249.
Entstehung der Handschrift:
Die Schwabenspiegelhandschrift, die heute im Staatsarchiv Freiburg liegt, wurde laut Colophon 1410 von Hensli Ferwer, Mitglied des Kleinen Rats von Freiburg, beim Franziskaner Gerhard von Franken Auftrag gegeben. Hensli Ferwer stammte aus Breslau in Schlesien, war 1371 in Freiburg eingewandert und hatte hier einen raschen Aufstieg gemacht, möglicherweise weil ein Bruder, Clewi, ihm vorausgegangen war und auf der Unteren Matte einen Färbereibetrieb aufgebaut hatte. Hensli Ferwer stand im Verdacht, der Sekte der Waldenser anzugehören, die 1399 und 1430 in Freiburg verfolgt wurde, doch wurde er 1399 zusammen mit seinen Glaubensgenossen freigesprochen und 1430 nicht mehr verfolgt, weil er 1422 gestorben war. In die Schwabenspiegelhandschrift hat er auf dem hinteren Spiegelblatt die Geburten seiner Kinder, seine Einwanderung in Freiburg und den Tod seines Bruders Clewi eingetragen.
Provenienz der Handschrift:
Von der Familie Ferwer gelangte die Handschrift an Berard Falcon, Stadtschreiber von Freiburg 1470–1477, und von ihm durch Kauf an die Familie Tachs.
Erwerb der Handschrift: Heute liegt die Handschrift im Staatsarchiv Freiburg.
Bibliographie:
- Kathrin Utz Tremp, Waldenser, Wiedergänger, Hexen und Rebellen. Biographien zu den Waldenserprozessen von Freiburg im Üchtland (1399 und 1430), Freiburg 1999 (Freiburger Geschichtsblätter, Sonderband), 143-151 Biographie Nr. 35.