St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 961, p. 125 – Sammelhandschrift des 15. Jahrhunderts mit aszetisch-mystischen Texten
http://www.e-codices.ch/de/csg/0961/125/0
Kurzcharakterisierung:Die an zwei Stellen auf die Jahre 1465 (p. 393) und 1467 (p. 181) datierte und von vermutlich acht verschiedenen Händen geschriebene Handschrift gehörte dem Benediktinerinnenkloster St. Georgen oberhalb von St. Gallen und gelangte um 1780/82 tauschweise in die Klosterbibliothek von St. Gallen. Der vollständig in deutscher Sprache gehaltene Codex enthält die Dekalog-Erklärung des Marquard von Lindau (p. 3−176), das Lied Ain raine maid verborgen lag aus Frauenlobs Spiegelweise (p. 177−181), eine dem Thomas von Aquin zugeschriebene Anweisung für Aufmerksamkeit beim Gebet (p. 182−186), das Büchlein der ewigen Weisheit des Heinrich Seuse (p. 195−393), Betrachtungen zur Wandlung (p. 394−399) und für den Sonntag (p. 399−402) sowie einen anonym überlieferten Traktat über den Tod (p. 405−422). Als Falzverstärkungen wurden mehrere Pergamentfragmente aus einer mit Neumen versehenen liturgischen St. Galler Handschrift des 11./12. Jahrhunderts verwendet.(smu)
Zusätzliche Beschreibung: Scherrer Gustav, Verzeichniss der Handschriften der Stiftsbibliothek von St. Gallen, Halle 1875, S. 359.
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Zusätzliche Beschreibung: Katalog der datierten Handschriften in der Schweiz in lateinischer Schrift vom Anfang des Mittelalters bis 1550, Bd. III: Die Handschriften der Bibliotheken St. Gallen-Zürich, bearbeitet von Beat Matthias von Scarpatetti, Rudolf Gamper und Marlis Stähli, Dietikon-Zürich 1991, Nr. 227, S. 82.
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Online seit: 25.06.2015
St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 961
Papier · 428 pp. · 20.7 x 15 cm · Benediktinerinnengemeinschaft St. Georgen oberhalb von St. Gallen · 1465, 1467
Sammelhandschrift des 15. Jahrhunderts mit aszetisch-mystischen Texten
Wie zitieren:
St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 961, p. 125 – Sammelhandschrift des 15. Jahrhunderts mit aszetisch-mystischen Texten (https://www.e-codices.ch/de/list/one/csg/0961)
S. 405-422: mit roten Initialen, Unterstreichungen und Kolorierungen der Buchstaben.
Einband:
in Holzdeckelband, mit rotbraunem mit Renaissance-Lederpressverzierungen versehenem Leder überzogen; auf dem Vorder- und Rückdeckel je 5 Abdrücke von verlorengegangenen Metallbeschlägen (ca 155 x 211 mm); 1 mittlere Messingschliesse. Rücken: Rückenetikett (um 1800): X. Gebothe Gottes. Leiden Christi. Lied von der sel. Jungfrau. Signatur (A. 19. Jh): 961 (von I. v. Arx). 3 Bünde. Vorderdeckel-Innenseite: mit Papier überklebt; Rückdeckel-Innenseite: mit Papier überklebt.
Zusatzmaterial: Zwischen Vorsatzblatt und Vorderdeckel loser, ca 35 mm breiter auf der Vorder- und Rückseite in brauner und roter Tinte beschriebener Pergamentstreifen aus dem 11./12. Jh. Zwischen dem letzten Blatt und dem Rückdeckel loser, ca 35 mm breiter unbeschriebener Pergamentstreifen. Zwischen Seite 12 und 13 unbeschriebene Pergamentkante eingeheftet; zwischen Seite 24 und 25 in brauner und roter Tinte beschriebene Pergamentkante aus dem 11./12. Jh.; ebenso zwischen Seite 404 und 405 aus demselben Manuskript; zwischen Seite 416 und 417 unbeschriebene Pergamentkante.
Inhaltsangabe:
S. 3-176Auslegung der Zehn Gebote von Marquard von Lindau (deutsch).
Kapitelüberschriften lateinisch.
Audi Ysrahel precepta domini …–…
das verlihe vns der vater vnd der sun vnd der hailig gaist Amen.
S. 177-181Deutsches Weihnachtslied.Ain raine maid verborgn lag bis uff den hailign wijhennacht tag zů bethlahem vnder ainem fürstn milte …–…
Nu̅ hilff vns in den himel dra̅t. Du häst si er jungkfrow durch all din guͤtin Amen.
(S. 181)
Schreibervers und Datierung:
Bittent got für den schriber das büchlin ist geendet an sant Peters vnd Paulus aubnt sub an̅o dn̅i 1467
[29. Juni 1467].
S. 182-186Anweisung für die Aufmerksamkeit beim Gebet von Thomas von Aquin.>Merck vo̅ gebett<Schribet sanctus thomas vo̅ aquino in ainer fraug ob es not sij vff merkung im gebet. …–…
Habet fürgůt Vn̅ got bittend für mich als ir üch erzoͤgt habent
S. 195-214Heinrich Seuse: Büchlein der ewigen Weisheit.
(S. 195-200)
Vorrede.
Es stůnd ain brediger ze ainer zitt nach ainer mettin vor ainem crucifix.
S. 394-399Betrachtung zur Wandlung.Item es sind vii ding zů der wandlung ze betrachtend …–…
das wir an vnserm end von den hailigen englen vff gefürt werdin zuͤ de̅ ewige̅ lebn̅ Amen
S. 399-402Betrachtung für den Sonntag.Dise nachgende stückln gehörent zů ainem ijeglichen menschn zů betrachtend naͤmlichen am sun̅entag …–…
vnd erfüllest die goͤtlichen gebott
S. 405-422
Anonymer deutscher Traktat über den Tod:
Ein gůt konst, darjnn man mag gar hailbartichlich lernen sterbenAls vns bewijsent die hailign̅ lerer der geschrifft wie wol der tod der natur gar grijlich vnd vorchtsam sij …–…
vn̅ tröstn̅ wan̅ d[er] trost vn̅ hoffnu̅g ist dem menschn̅ gar nütz Amen
[Vgl. zum Traktat: Rainer Rudolf, Ars moriendi, Von der Kunst des heilsamen Lebens und Sterbens (= Forschungen zur Volkskunde, hrsg. v. Georg Schreiber, Bd. 39), Köln-Graz 1957, S. 87 f.; hier jedoch Cod. Sang. 961 nicht erwähnt].
Entstehung der Handschrift: Datierung auf S. 181: 1467
Provenienz der Handschrift: Das bůch gehört den schwesteren zu st Jörgen st Beneditus Orden; moderne Signatur: 961.
J. J. Banga, Geistliche Gedichte, in: Anzeiger für Kunde des deutschen Mittelalters, Nürnberg 1833, Sp. 278-279.
Georg Hofmann, Seuses Werke in deutschsprachigen Handschriften des späten Mittelalters, in: Fuldaer Geschichtsblätter, 45. Jg., 1969, Nr. 4-6, Fulda 1969, S. 181; hier die Angaben über den Cod. Sang. 961 allerdings fehlerhaft.