Wil, Dominikanerinnenkloster St. Katharina, M 41
Mengis Simone, Schreibende Frauen um 1500. Scriptorium und Bibliothek des Dominikanerinnenklosters St. Katharina St. Gallen (Scrinium Friburgense 28), Berlin 2013, S. 298-301.
Titre du manuscrit: , Die vierundzwanzig Alten
Période: 9. Juli 1484
Support:
Papier
Wasserzeichen:
Wasserzeichen:
- 1. kleiner Ochsenkopf mit Augen und Nüstern, waagrecht abstehenden Ohren, Stange und Stern, ähnlich Piccard, Wasserzeichen II/2 (1966), Abt. VII, Nr. 126 (Basel, Frankfurt a. M., Köln, 1454, 1455), sowie ebd. Nr. 338 (Bern, Breisach: 1450-1453);
- 2. kleinerer Ochsenkopf, f. 17, f. 31, mit schmaler Nase und aneinanderstossenden Nüstern, ohne Beizeichen (oder solche nicht auffindbar?), ähnlich Piccard, Wasserzeichen II/2 (1966), Abt. I, Nr. 211 (Radolfzell, Rottenburg a. N., 1459, 1460);
- 3. Ochsenkopf, f. 22, mit waagrecht abstehenden, löffelförmigen (länglich-runden) Ohren und auffallend grossen Nüstern (gleiche Grösse wie die Augen), zugehöriges Beizeichen (Stange mit Stern?) nicht verifizierbar; ähnlich Piccard, Wasserzeichen II/2 (1966), Abt. VII, Nr. 282, entfernter ähnlich auch Nr. 286 (u. a. Basel, Konstanz, 1455-1457);
- 4. f. 165ff., f. 255, f. 262, f. 264, f. 271 eine schwer definierbare Marke: zwei sich kreuzende, doppelkonturige Stangen, vermutlich eine Schere, für eine genaue Identifizierung zu wenig sichtbar;
- 5. f. 283f., f. 274 gotisches P, nur teilweise sichtbar, do. f. 284, f. 287, f. 290;
- 6. f. 331 u. 314 Fragmente eines Hifthorns, nie ganz sichtbar (stets im Falz), do. f. 429, f. 437, bis Schluss, auf f. 442v mit Bleistift nachgezeichnet.
Volume:
452 folia
Format: 21 x 14,5 cm
Numérotation des pages: Keine zeitgenössische Foliierung. Summarische Bleistiftfoliierung von Hand des 20 Jhs. (vermutlich Vogler) auf jedem 10./5. fol., fehlerhaft, daher neue (summarische) Foliierung mit Bleistift (Hand S.M.) auf jedem 10. Folio.
Composition des cahiers: Regelmässige Sexternionen, ausser 1. Lage: Unio, verklebt mit dem papierenen Vorsatz- und Spiegelblatt, (VI-2)238-247, letzte Lage IV442-448; alle Lagen mit Pergament-Falzverstärkung; regelmässige Wortreklamanten bis f. 259 (letzte Reklamante).
Etat: Der Bd. weist, v. a. in der Mitte, teils grössere Feuchtigkeitsschäden auf.
Mise en page:
Schriftspiegeleinrichtung braune Tinte, teilweise nicht besonders sorgfältig gezogen, nur Schriftraumbegrenzung, keine Linierung. Die Schriftspiegeleinrichtung wird von allen Händen teilweise überschritten, am ehesten beachtet ist sie bei der 2. Hand.
Type d'écritures et copistes: Der Band stammt von vier Schreiberinnen des 15./2 Jhs., korrigiert von zwei weiteren (do.):
- 1. Hand (siehe CMD-CH III, Abb. 447) f. 1r-121r: halbkursive Bastarda einer schreibgewohnten, routinierten Hand, identisch mit der Hand von Cod. sang. 1919 sowie der Hand von Wil M 42; a und u "auf spitzem Fuss", unziales d mit flachem Bauch, die g-Unterlänge schliesst beim Schlaufenansatz ab, Oberschlaufen bei b, h, k und l, brezelförmiges finalis-s, st-Ligatur, (passim stark) rückwärtsgeneigtes r;
- 2. Hand f. 121v-138v (Handwechsel im laufenden Text und Satz, auf der 4. Zeile von unten), f. 245r (ausser den oberen 2 Zeilen): die Hand gemäss Schriftvergleich identisch mit der 2. Hand in Cod. sang. 1066 (Schriftcharakterisierung siehe dort; siehe CMD-CH III, Abb. 448) sowie mit der Haupthand von Cod. sang. 1916, mit passim geringfügigen Abweichungen im Duktus;
- 3. Hand f. 138v-189v (passim zeilenweiser Wechsel mit der 2. Hand), f. 245v-448v, von ders. Hand auch das Datierungs-Kolophon f. 448v/449r (mit zäher, schlecht fliessender Rubrizierungstinte); diese Hand (= die datierende, Kolophon f. 448v/449r) ist gemäss Schriftvergleich identisch mit der Hand des Cod. sang. 1854 (Schriftcharakterisierung siehe dort sowie CMD-CH III, Abb. 449);
- 4. Hand (siehe CMD-CH III, Abb. 450), f. 190r-245r: streng vertikale Bastarda mit engen Buchstabenabständen, aber grosszügigem Zeilenabstand; diese Hand ohne "weibliche" graphologische Eigenschaften, kaum kursive Elemente (keine Oberschlaufen), "auf spitzem Fuss stehend" einzig die a, vermerkenswert die weit nach unten ausgreifende g-Unterlänge, vertikales r mit kleinem Füsschen nach rechts, vereinzelt klassische us-Kürzung;
- 5. Hand unterhalb des Kolophons f. 449r (s. u.), in halbkursiver Bastarda, Korrektureintrag (siehe CMD-CH III (1991), Abb. 451): Text-Einfügung zu f. 414r, mit dems. Einfügungszeichen, f. 449r 4. Zeile von oben, von Hand der Euphrosina Keller (da gemäss Schriftvergleich nicht identisch mit der Nachtragshand der Potentiana Talmann im Kalendar von Wil M XVII). Charakteristika für ihre Hand: keine Oberschlaufen bei l und h, rundes a, rückwärtsgeneigtes r, e mit Bauch fast auf der Linie, unziales d mit kurzem Fähnchen nach links.
- Vogler S. 234, Nr. 5, vermutet Potentiana als Besitzerin, ev. auch Schreiberin dieses Breviers, dazu siehe 2.3.2.7: Potentiana Talmann, S. 52.
Décoration:
- Einfache 1-3-zeilige rote Lombarden im bekannten Katharinen-Stil, vereinzelt auch blau, so f. 190r (Farbe verblasst), f. 113v (mit improvisiertem "Fadenwerk").
- Vereinzelt kleine Verzierungen an den Lombarden, so f. 15v ein kleiner Fisch in margine links entlang des Texts (am Fuss der I-Lomb. hängend), wohl von der Schreiberin (1. Hand, = Schreiberin Cod. sang. 1919, identisch mit den Fisch-Lombarden dort).
- Weitere kleine 3-zeilige Initialen/Lombarden ohne Verzierung f. 5r, f. 9v, f. 20r, f. 29v. f. 221v eine ursprünglich rote, heute silbern verfärbte P-Initiale, do. passim (Bleioxidation der Mennige-Mischung).
- Rubriziert.
Ajouts:
- Korrekturen von den Händen der Euphrosina Keller und der Potentiana Talmann (s. u.).
- f. 449r: Bittent got fur die zwo schwoestren mit aim aue maria die diss buoch mit grosser arbait vnd fliss gecoriert [!] hand als man es wol sicht S[chwester] potenciana t[almann] vnd efrosina k[eller] . Von der Hand der Euphrosina Keller (Begründung wie oben). Von den beiden Schwestern stammen nur die Korrekturen, z. B. f. 157r-158v, f. 161v-168v, f. 415r, 417v-418r, 435v-437v. Die beiden Korrekturhände sind kaum voneinander abzugrenzen: die meisten Korrekturen scheinen von Potentiana Talmann zu stammen; passim korrigieren offenbar auch die jeweiligen Texthände in kleinerer Schrift mit feinerem Kiel in marg.
- f. 415r, am unteren Rand von der Hand der Potentiana Talmann: Die ander vnd die dritt gab sind hÿe vberhept worden Die suoch zuo hindrest an dem ussgeng [!] disser materi diss buochs bÿ dem roten Crutz [sic]. Der Nachtrag der andren vnd der dritten gab auf f. 449r stammt sehr wahrscheinlich von der Hand der Euphrosina Keller (Begründung wie oben). Darunter (f. 449r): Also ker wider vmb vnd nem die fierden gab f'ur dich da dz rot Cr'utz verzaichnet ist in rößli rot, wohl ebenfalls (wie f. 415r unten, s. o.) von der Hand der Euphrosina Keller.
Reliure:
Zeitgenössischer Einband des Katharinen-Klosters: helles Leder auf Holz, ohne jegliche Verzierungen, sehr starker Wurmfrass; zwei Messing-Leder-Langschliessen HDK-VD, vollständig erneuert. Auf dem Rücken Pergament(?)-Schildchen aufgeklebt: oben zentriert B, darunter M […] I [? nur noch teilweise sichtbar, da Schild beschädigt].
Sommaire:
- 1r-448v Die vierundzwanzig Alten
-
f. 448v/449r
Kolophon:
Dis buoch ist uss geschriben worden a.n. [anno?] als man zalt nach Christus [!] geburt m CCCC vnd lxxxiiij iar in der octau [sic] visitacio.
Auf diese Handschrift bezieht sich wohl der Chronik-Eintrag f. 43v, zum Jahr 1484: Jtem wir hand […] die xxiiij alten voll vs [geschriben] […] . Eingebunden wurde die Handschriften 1485 (Chronik, f. 44v).
- CMD-CH III (1991), Nr. 415, mit differierender Abgrenzung der Hände, jedoch sic wie oben; gem. CMD ibid., Schreiberverzeichnis S. 288 fände sich die Hand der Eufrosina Keller auch in Wil M 17: Widerspruch zu CMD-CH III (1991), S. 150; dort liegt eine (doppelte) Verwechslung vor 1. mit der Nachtrags-/Korrekturhand der Potentiana Talmann, 2. Konfusion der Hs.-Sign.: Nachträge der P'T' in Wil M XVII [römisch!]; ein Wil M (arabisch) 17 gibt es gem. meiner Sign.-Konkordanz (nach Typoskript der Bibliothekarin Sr. Alberta) mit Vogler gar nicht.
Provenance du manuscrit: Rest eines Besitzeintrags des 17. Jhs. auf Spiegelblatt VD aufgeklebt: [ … gehö]rt zu d[em] St: katharina kloster.
Bibliographie:
- Zu Otto von Passau VL2 7 (1989), col. 229-234 (André Schnyder).
- Zur Hs. CMD-CH III (1991) Nr. 415, Abb. 447-451, dat. irrtümlich m CCC [!] vnd lxxxiiij iar ;
- Vogler S. 244, Nr. 52, dat. irrtümlicherweise mit 1494, gibt drei Hände an, ohne Zuweisung.
- Zu P'T' CMD-CH III (1991) Schreiberverzeichnis S. 307, zu E'K' ibid. S. 288;
- Vogler, S. 162f., 234, 244;
- zu E'K' CMD ibid. Schreiberverzeichnis S. 288;
- Vogler ibid., S. 52, 111, 244.