Wil, Dominikanerinnenkloster St. Katharina, M 1
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Mengis Simone, Schreibende Frauen um 1500. Scriptorium und Bibliothek des Dominikanerinnenklosters St. Katharina St. Gallen (Scrinium Friburgense 28), Berlin/New York 2013, S. 282-284.

Titre du manuscrit: Psalterium feriatum, für das Chorgebet
Période: [15./2 Jh., ca. 1470er Jahre?]
Support: Papier. Wasserzeichen Ochsenkopf mit Augen, Stange mit Krone und Blume, ähnlich Briquet, Filigranes IV (1907), Nr. 14599 (Württemberg[?], 1480); ähnlich Piccard, Wasserzeichen II/3 (1966), Abt. XV, Nr. 134 (Freiburg, Strassburg, Nürnberg, Rottweil, 1471–1486), ähnlich (dem Modell nach, nicht den Massen) auch Nr. 202 (Ulm, Nürnberg, 1477–1482).
Volume: I + 25–130 folia
Format: 33 × 22 cm
Composition des cahiers: Regelmässige Sexternionen, keine Reklamanten
Etat: Anfang fehlt (f. 1–24 = 2 Lagen), beginnt f. 25 (vgl. auch den entprechenden Bleistift-Eintrag auf dem späteren papiernen Vorsatzblatt: 1906 P. B. G.).
Papier mit Feuchtigkeitsflecken.
Mise en page: Zweispaltig, 23/24 × 7/7,5 cm, Schriftspiegel braune Tinte.
Type d'écritures et copistes: Zwei Hände des 15./2 Jhs.:
  • 1. f. 25ra87rb: saubere, disziplinierte, enge, vertikale Bastarda; mit dunklerer Tinte als die 2. Hand; 30–35 Zeilen.
  • 2. f. 87va129va: Hand der Angela Varnbühler, aufgrund von Übereinstimmung der charakteristischen Buchstabenformen, insbesondere der kursiven d, der g und der r, mit hellbrauner Tinte, 40/41 Zeilen. Sie setzt f. 87va mitten in Psalm 107 fort, anfangs unsicher, mehrfach Kiel- und Tintenwechsel, erster Kielwechsel bereits f. 87vb; Verschriebe und Durchstreichungen, später Tintenwechsel. Noch ›jugendliche‹ Schrift der Angela Varnbühler (Profess 1455, als 14-Jährige), die hier noch kleiner, enger und formbetonter schreibt (siehe Abb. 5) als in ihren späteren Codices (vgl. ihre ersten Einträge in der Chronik, 1480/81ff.). f. 124vb am Schluss (ev. von anderer Hand?) mit roter Tinte: bit gott fúr mich min liebe swoͤster elisabet; Gebetsbitte an eine der Schreiberin besonders nahestehende Mitschwester (ev. Elisabeth Muntprat)? Von der Texthand mit dems. Kiel und ders. Tinte die Rubrik f. 125ra, do. der folgende Text, mit brauner Tinte wie zuvor.
Décoration:
  • Rubriken von der Hand der Schreiberinnen.
  • Einfache rote 1–2-zeilige Lombarden zur Kennzeichnung von Abschnitten;
  • f. 100vb A-Lombarde, auslaufend in Frucht- oder Blütenansatz.
  • f. 30rb, f. 41ra rote ornamentale Initiale mit braunem Filigranwerk im Binnenfeld;
  • f. 30rb Filigran eher improvisiert, f. 41ra etwas sorgfältiger.
  • Einfache rote Lombarden, passim mit kleinen Verzierungen; Elongierungen am oberen Blattrand, verziert mit roter Tinte, z. B. f. 58v.
Ajouts: Die Psalmen sind von einer Hand des 17. Jhs. durchnumeriert, beginnend bei Psalm 34.
Reliure: Zeitgenössischer Einband des Katharinen-Klosters: braunes (wohl ursprünglich helles) Leder auf Holz, schlicht, ohne jede Verzierung; zwei Lederbänder HDK−VDK abgerissen, auf VD zwei Löcher von Stiften für Schliesse sichtbar.
Sommaire:
Psalterium feriatum: Psalmen lateinisch und nachstehend deutsch (bei beiden Schreiberinnen).
Provenance du manuscrit: (Zeitgenössischer) Besitzeintrag fehlt, wohl aufgrund von Blattverlust zu Anfang: ursprünglich 11 Sexternionen (=132 folia), davon die ersten 24 folia verloren (s. o.). Auf Spiegel VD eingeklebter Zettel von Hand des 19./Anfang des 20. Jhs.: Eigentum des Frauenklosters St. Katharina Wil. Kt. St. Gallen.
Bibliographie:
  • Vogler, M. Thoma, Geschichte des Dominikanerinnenklosters St. Katharina in St. Gallen 1228-1607, Freiburg/Schweiz 1938, S. 241, Nr. 44.