Kurzcharakterisierung:Die stark abgenützten und verschmutzten Seiten 1r und 88v legen die Vermutung nahe, dass die im 9. Jahrhundert in Tours verfertigte einspaltige, weitgehend schmucklose Abschrift von Augustins Enchiridion lange ungebunden benutzt wurde. Wohl in Schaffhausen erhielt sie im 12. Jahrhundert ihren ersten Einband, dabei wurde der fehlende Schluss des Textes auf einem hinten beigebundenen Doppelblatt (89-90) nachgetragen. Diese einzige bekannte Turoner Handschrift in der Bibliothek von Allerheiligen ist im Bücherverzeichnis von ca. 1100 aufgeführt (Min. 17, f. 306v). Der romanische Einband ist weitgehend erhalten; einzig die Vorsätze und Spiegelblätter wurden im 19. Jahrhundert erneuert und der Rücken wie bei Min. 32 mit Pergament überklebt.(spe)
Standardbeschreibung: Gamper Rudolf / Knoch-Mund Gaby / Stähli Marlis, Katalog der mittelalterlichen Handschriften der Ministerialbibliothek Schaffhausen, Dietikon-Zürich 1994, S. 123-124.
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Online seit: 25.06.2015
Schaffhausen, Stadtbibliothek, Ministerialbibliothek, Min. 34
Pergament · 95 ff. · 22.5 x 17 cm · Tours · Mitte des 9. Jahrhunderts
Augustinus
Wie zitieren:
Schaffhausen, Stadtbibliothek, Ministerialbibliothek, Min. 34, f. 91v – Augustinus (https://www.e-codices.ch/de/list/one/sbs/min0034)
Gamper Rudolf / Knoch-Mund Gaby / Stähli Marlis, Katalog der mittelalterlichen Handschriften der Ministerialbibliothek Schaffhausen, Dietikon-Zürich 1994, S. 123-124.
Mit freundlicher Genehmigung des Verlags (Urs Graf Verlag, Dietikon). Das Copyright an der Handschriftenbeschreibung liegt beim Verlag.
Zustand: Bei Bl. 51, 57, 63, 71, 80, 83 Pergamentstreifen am unteren Rand herausgeschnitten.
Seiteneinrichtung:
Blindliniierung, «old style» nach E. K. Rand, A survey of the manuscripts of Tours, Bd. 1, Cambridge Mass. 1929, S. 12f. Schriftraum 14-15 x 10,5-11, 17 Zeilen, ab 25r 18 Zeilen.
Schrift und Hände:
Karolingische Minuskel von mehreren Händen, Handwechsel zum Beispiel 3r. Datierung und Lokalisierung nach freundlicher Auskunft von B. Bischoff (Brief vom 6.10.1989).
Buchschmuck: Kapitelüberschriften in roter Unziale, bei den Kapitelanfängen 2-3zeilige Majuskeln.
Spätere Ergänzungen: 89r-90r Ergänzung des fehlenden Schlusses von einer Hand des 11./12. Jhs. 72vVis carmen nostrum vultu perspicere, Berthelm // 9. Jh., Schaller/Könsgen, Initia 13384. 41v am unteren Rand Antiphon zur ersten bzw. zweiten Vesper des Festes des hl. Kilian Christi martyr sancte Kyliane … neumiert, erste Hälfte des 11. Jhs. (freundliche Auskunft von W. Irtenkauf). 31v-32r am oberen Rand Tu autem sother, cui subest ether … , 11. Jh., 66v-67r am oberen Rand Augustinus in Majuskeln. Vereinzelte weitere Notae.
Einband: Originaleinband des 11./12. Jhs., Rücken, Spiegel und Vorsatz erneuert. Deckel 22,5 x 17, Dicke 11 mm, Kanten nicht abgeschrägt. Heftung auf drei doppelte Lederbünde, Deckelverbindung romanisch. Kapitalheftung auf doppelte Lederbünde. Bünde vorn gebrochen. Kapitale durch einen aussen aufgelegten Lederstreifen geführt, der in überstehenden Lederlappen endet, an Kopf und Schwanz mit dem Rücken vernäht. Rücken fehlt bis auf geringe Reste, in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. mit weissem Pergament erneuert. Überzugsleder beige, Spiegel- und Vorsatzblätter (I und 92) neu, Papier. Ehemals zwei nach hinten greifende Kantenschliessen, erhalten sind zwei Kupfernägel mit rhombischen Köpfen im Vorderdeckel und ein Messingdorn in den Kanten des Rückdeckels. Auf dem Rücken Papierschild, 19. Jh. IIr-IIIv vorgebundenes Pergamentdoppelblatt und 91r-v altes abgelöstes Spiegelblatt hinten: Fragmente, s. Inhalt. IIrLiber enchiridion H … [Rasur, mit UV-Lampe], karolingische Minuskel, 12. Jh.
(1r)
Scripsi etiam …–…
mentioni delectetur.
Retractationes II, 89, CSEL 36, S. 202.
(1r-88v)
>Incipit liber Enchiridion<. Dici non potest …–…
caritate conscripsi.
CC 46, S. 49-114. Die Kapitelüberschriften entsprechen weitgehend den Capitulationes CC 46, S. 35-39.
Der Text bricht 88v mit CC 46, S. 113,53 ab, der Schluss 89r-90r ist von einer Hand des 12. Jhs. nachgetragen.