Les descriptions suivantes sont disponibles pour ce manuscrit

  • Lenz Philipp / Ortelli Stefania, Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen, Bd. 3: Abt.V: Codices 670-749: Iuridica; Kanonisches, römisches und germanisches Recht, Wiesbaden, 2014, S. 220-223.
    (Description standard, affichée actuellement)
  • Scherrer Gustav, Verzeichniss der Handschriften der Stiftsbibliothek von St. Gallen, Halle 1875, S. 231.
    Voir la description additionnelle
St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 721
Creative Commons License

Lenz Philipp / Ortelli Stefania, Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen, Bd. 3: Abt. V: Codices 670-749: Iuridica; Kanonisches, römisches und germanisches Recht, Wiesbaden 2014, S. 220-223.

Titre du manuscrit: Landgerichtsordnung des Fürststifts Kempten 1481
Origine: Kempten/Schwaben
Période: Ende 15./16. Jh.
Ancienne Cote: 726 b
Support: Papier. Wasserzeichen: p. 324, 97118 Schlange an Stab mit Kreuz auf Dreiberg vom Typ Piccard-online 160756160773, hier jedoch mit Kettdraht mitten im Wasserzeichen; p. 2596 (mindestens) 2 verschiedene Ochsenköpfe ohne Gesichtsmerkmale, darüber Stange mit schrägem Balken.
Volume: 120 Seiten, Buchblock 58 Blätter.
Format: 31 × 21,5
Numérotation des pages: Foliierung 1 (p. 21) – 6 (p. 31); Paginierung des 20. Jh. 1–120.
Composition des cahiers: (V+1)324 + 3 VI96 + (V+1)118; p. 7/8 und 97/98 sind Einzelblätter, zwischen p. 98 und 99 mindestens eine Lage herausgerissen. Wohl Reste einer Doppelblattzählung innerhalb der Lagen des 16. Jh.: 1 (25), 5 (33), 6 (34), 4 (55), 5 (57).
Mise en page: Schriftraum einspaltig, begrenzt durch Metallstift- und Blindlinierung, p. 2176 ca. 21 × 14, bis 30 Zeilen, Rest variierend.
Type d'écritures et copistes: 6 verschiedene Hände in brauner und dunkelbrauner Tinte:
  • 1. Hand p. 2124 Kurrentschrift mit Nähe zur jüngeren gotischen Buchkursive/Bastarda mit Schleifen, möglicherweise noch Ende 15. Jh.;
  • 2. Hand p. 2526 Kurrentschrift des 16. Jh., wohl von Ulrich Degelin 1586 (s. u.);
  • 3. Hand p. 2774 Kurrentschrift möglicherweise noch Ende 15. Jh.;
  • 4. Hand p. 7576 stark rechtsgeneigte, sehr regelmässige Kurrentschrift des 16. Jh.;
  • 5. Hand p. 7778 unregelmässige Kurrentschrift aus den Jahren 1561–1579 (s. u.);
  • 6. Hand p. 8186 stark rechtsgeneigte regelmässige Kurrentschrift des 16. Jh.
Décoration: Überschriften in Kanzleischrift, p. 2773 mit Kapitelzählung in arabischen Ziffern.
Ajouts:
  • Nachträge zum Text und Streichungen im Text aus dem 16. Jh., vor allem auf p. 2223, 29, 33;
  • p. 3 durchgestrichener Eintrag (s. u.) des 16./17. Jh.
Reliure:
  • Einband des 16. Jh. Rotes Leder (Alaungerbung) auf Holz (Buche), Lederbezug zerschlissen und beschädigt. Auf dem Vorderdeckel steht eine Aufschrift des 16./17. Jh.: Des fürstlichen stifftes Kempten landgerichts ordnung <>. Gotische Deckelverbindung. Heftung auf 3 erhabene gespaltene Lederbünde. Einfach umwickelte Kapitale, das untere defekt, deshalb dort der Rücken mit neuerem braunem Leder überzogen.
  • Vorderes Spiegelblatt (vor p. 1) und Vorsatzblatt (p. 1/2) sowie Nachsatzblatt (p. 119/120) und hinteres Spiegelblatt (nach p. 120) bestehen aus je einer Hälfte einer pergamentenen Urkunde mit folgendem Inhalt: Beilegung von Streitigkeiten zwischen Marquard von Schellenberg, Ritter zu Sulzberg auf der einen und Johannes (von Riedheim? [Abt 1481–1507]), Abt von Kempten, auf der anderen Seite, bezüglich der Vogtei Wolkenberg, der Gerichtsbarkeit etc., unter Vermittlung von Egloff von Riethain, Enndereß (?) von Schellenberg, Jörg Gossenprott, Pfleger zu Ernberg und unter Erwähnung Erzherzog Sigmunds von Österreich (1477–1490). Es handelte sich wohl um eine Vorlage (sollen zwen geleich lauttend gerichtz brieff nach diser copy abgeschribenn vnnd yedem tail ainer gegeben), deren Ende hier nicht ausgeschrieben wurde und ohne Datum blieb.
  • Pergamentene Falzverstärkungen in den Lagenmitten, die einer oder mehreren Urkunden in deutscher Sprache Ende 15. bis Anfang 16. Jh. entstammen und das Kloster Kempten erwähnen (p. 60/61 erwirdigen gotzhawßs Kempten).
Matériel supplémentaire: Dem Einband beigegeben ein Papierblatt 10 × 26, beschrieben wohl in der 2. Hälfte des 17. Jh. Auf der einen Seite eine Zusammenstellung von Reisekosten, vornehmlich Zollgebühren, zu Luzern, Nürnberg, Weingarten und Lübeck; einen gewissen Teil soll Herr Dr. Valendin bezahlen. Auf der anderen Seite schildert der unten rechts unterzeichnende Lt. Andreas v. Heider, wie sich sein avus, Herr Dr. Daniel Heider, im Werk »Gründliche Ausführung ...«, Lindau 1643, mit der Chronik Thomas Lirers beschäftigte.
Langue principale: schwäbisch (Diphthongierung der mittelhochdeutschen Langvokale, <üe> wie mittelhochdeutsch /üe/, <au> für mittelhochdeutsch /ā/).
Sommaire:
    • (3) Des erwùrdigen fùrstlichen stiffts vnd gotteshaus zu Kempten, freie kay[serliche] landgerichts ordnunge [alles durchgestrichen]. Rest der Seite leer, (418) leer,
    • (19) 1481. Verfassunng der hoff- vnd lanndtgerichts ordnungen, ettlicher altten gebreüchen, gewonhaiten vnnd processen, wie selbige auch neben anndernthails in vbung bey diss frs. [»fürstlichen«] stüffts Kempten freyen kay[serlichen] landtgericht gehaltten werden. Unten: Vide infra Iudicium fol. 3. Rest der Seite leer, (20) leer.
    • (21-24) Erste Handlungen und Eide beim Landgericht des Fürststifts Kempten
      • (21-24) >Hernachuolgennde wie ain herr von Kempten das erst seiner gnaden lanndtgericht der grafschafft Kempten besüzen vnd dasselbs handeln soll< Item anfenncklichen soll er an haben ain schwarzen mantel vnnd ain cappuz, die schwarz sey vnnd mitt schwarzer seyden vnnderzogen …–… So der sach wissen zu haben zustatt vnd gepurtt one alles geuerd.
    • (25-26) Über die kaiserlichen Landgerichte in Schwaben, darunter Kempten, und das kaiserliche Hofgericht in Rottweil
      • (25-26) >Es ist zu merckhen< Daß in disem büechlin allerlay deβ kaiserlichen hoffgerichts zu Rothweil vnd anderer in dem landt Schwaben gelegnen kay. landtgerichten gebreüch zusamen getragen sein. In maβen dann selbige alle juresdiction oder gerichtβzwang zu ächten haben. Vnnd ist bemelte ordnung annderst auf den fürstlichen styfft Khempten nicht appliciert dann wie in dem vorganng zu sehen daβ selbige etwan gemainen gebraucht wegen …–… die appellationes an selbigen landtgerichten, ordenliche oberherren dirigiert und gezogen werden. (26) Kolophon. Vdalricus Degelin I.v.D. cancellarius Campidonensis. 1586. Rest der Seite leer.
    • (27-74) Landgerichtsordnung von 1481
      • (27-74) >1481. 1. Ordo processus et conswetudines iuditiorum curialium ac prouincialium bannum habentium< Item zuo erst soll der hoff- oder lanndtrichter seinem herren, von des wegen er hof- oder lanndtgericht besitzt, von gerichts wegen gelobt unnd gesworen sein. Item ain yedes hof- oder lanndtgericht sol mit zwöllf urtailsprechern besetzt sein, die auch dem herren oder lanndtrichter und von gerichtz wegen ainen ayd zuo gott vnnd den hailigen schweren sollen ze urtailn vnd zu sprechen Item die lanndtgerichtz knecht sollen sweren das sy irem herrn n. vnd dem hof- oder lanndtrichter Item so der lanndtrichter nidersitzen will, soll er den gerichtzstab in der hanndt haben …–… Vnnd dem clager soll das recht, gegen dem er gewisen ist, nach seiner erfordrung gedeihen und widerfaren in sechs wochn vnd dreyen tagen vngevarlich. [Andere Tinte] 1481. Rest der Seite leer. Darin werden die zu leistenden Eide, Totschlag, Acht, Anleiten, Minderjährigkeit, Verkauf, Erbe, Waisen, Vidimus, Bestätigungen etc. behandelt.
    • (75-76) Eid des Prokurators
      • (75-76) >Procurator aydt< Nachdem ir zugeschwornen procuratorn deβ kayserlichen freyen landtgerichts des fürstlichen [mit Verweiszeichen am Rand ergänzt: stiffts und] grafschafft Kempten geordnet vnnd fürgenomen …–… deβ frs. stifts lanndtgerichts ordnung vnnd gewonnlichen gebreuchen gmeß verhalten ohne alles geuerdt.
    • (77-78) Vor dem Landgericht geleistete Eide von Prokuratoren
      • (77-78) >Nota< Item vorstenden aydt haben vor lanndtgericht geschworen Barthlome Hoffman, burger zuo Memmingen, auch lanndtgerichts procurator in Schwaben etc. vnnd Caspar Walthram zuo Benzenried in Sannt Menngen pfarr. Donstags nach Hillarii episcopi den 16. januarii anno etc. 1561 …–… den 20. december anno etc. 1579. Ebenso erwähnt: Jörg Flöschuz von Schmergen; Jörg Rott, der alz leyrer zum Vnholz Lorenzer pfarr vnd Veytt Sumer, burger zuo Kempten 12. Januar 1566; Hanns Müller im Almach Lorennzen pfarr, Hanns Schärpfflin, innwoner vnnd Jacob Rösch, Burger zuo Kempten 5. Januar 1568; Hanns Weybel unnd Hanns Rudolff Kolb, bede burger zuo Kempten 20. Dezember 1579. Rest der Seite leer, (7980) leer.
    • (81-86) Thematisches Register
      • (81-86) >Ordennlich register, wie auch gleicher gestalt die verfassung disz büechlins darnach gestellt sollte worden sein< Wie ain prelath …–… confirmieren oder besteetigen mag. Cap. 34. (87118) Leer.
    Filiation: Johann Reinhard Wegelin, Gründlich-Historischer Bericht von der kayserlichen und Reichs Landtvogtey in Schwaben ..., 2 Bde., Ulm 1755, 1. Bd. [Darstellung], S. 36 (zitiert den Beginn dieser Hs., p. 21), S. 202–203 (zum Landgericht des Fürststifts Kempten), 2. Bd. [Dokumente], S. 198–199, Nr. 136 (gibt die Überschriften dieser Hs. von p. 21–23 und p. 27–73 wieder), vgl. auch S. 220, Nr. 163 (bezüglich der Grenzen des Landgerichts und der Grafschaft Kempten 1481). Wegelin nennt jedoch seine Quelle, den heutigen Cod. Sang. 721, nirgends. Die Hs. ist kurz erwähnt in Friedrich Von Lassberg (Hg.), Der Schwabenspiegel oder Schwäbisches Land- und Lehen-Rechtsbuch, Aalen 1961 (ND der Ausgabe von 1840), S. 49, Anm. 53; diese Erwähnung zitiert in Otto Stobbe, Geschichte der deutschen Rechtsquellen, Bd. 1/2, Braunschweig 1864, S. 262, Anm. 22. Vgl. Hans E. Feine, Die kaiserlichen Landgerichte in Schwaben im Spätmittelalter, in: ZRG GA 66 (1948), S. 148–235, hier S. 217–218.
Origine du manuscrit: Angesichts des Inhalts mindestens p. 2126, 7586 im Fürststift Kempten oder dessen Umfeld geschrieben.
Provenance du manuscrit:
  • Gehörte wohl dem Fürststift Kempten bzw. dessen auf p. 26 subskribierendem Kanzler Ulrich Degelin (s. u.), wohin auch die Urkundenmakulatur im Einband weist. Der Rat und Kanzler Dr. Ulrich Degelin erarbeitete unter Abt Johann Erhard Blarer von Wartensee (1587–1594) zwischen 1587 und 1591 eine neue kemptische Landgerichtsordnung (Kissling).
  • Gemäss dem beigelegten Zettel (s. o.) hernach wohl im Besitz des Rechtsgelehrten Johannes Andreas Heider (1639–1719) von Lindau, Sohn des Valentin Heider (1605–1664) und Enkel des Daniel Heider (1572–1647).
  • Dann wohl im Besitz von Johann Reinhard Wegelin († 1764), Jurist und Geschichtsforscher von Lindau.
Acquisition du manuscrit: Zwischen 1780 und 1792 vom Bibliothekar Johann Nepomuk Hauntinger für die Stiftsbibliothek erworben. Gemäss Cod. Sang. 1285, p. 13, hat Wegelin diese Hs. für seine Geschichte der Landgerichte verwendet, was tatsächlich zutrifft, obschon Wegelin nirgends seine Quelle nennt (s. u.). Da 1790 nachweislich gedruckte Werke aus dem Nachlass von Johann Reinhard Wegelin gekauft wurden (Marti), dürfte in der Tat auch die vorliegende Hs. aus demselben Nachlass stammen. Eine alte Signatur, möglicherweise von Ildefons von Arx, p. 3: 726 b.
Bibliographie:
  • Vgl. Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 11, Leipzig 1880, S. 303–305 (Daniel und Valentin Heider);
  • Duft, Johann Nepomuk Hauntinger, bes. S. 178–179;
  • Karl Kiefer, Der Lindauer Zweig der Familie Haider, von Heider und von Heider zu Gitzenweiler, in: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 36 (1907), S. 155–161;
  • Peter Kissling, Die Landesordnung des Fürststifts Kempten, in: Peter Blickle et al. (Hg.), Gute Policey als Politik im 16. Jahrhundert, Frankfurt a. M. 2003, S. 28–29 (Degelin);
  • Hanspeter Marti, Klosterkultur und Aufklärung in der Fürstabtei St. Gallen (= Monasterium Sancti Galli 2), St. Gallen 2003, S. 121, 128–130 (Wegelin).
  • Einl. S. XXIX–XXXI.