Manuscript Summary:Liturgical music to be sung during night prayer hours on the feasts of the saints, from the early period of the Cistercian cloister of Saint Urban.(kam)
Standard description: Beschreibung von Peter Kamber, ZHB Luzern, Sondersammlung, 2007.
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Online Since: 07/25/2006
Luzern, Zentral- und Hochschulbibliothek, P 15 fol.
Parchment · 140 ff. · 39.5 x 30 cm · St. Urban · middle of the 13th century
Cistercian Antiphonary (Sacred pieces)
How to quote:
Luzern, Zentral- und Hochschulbibliothek, P 15 fol., f. 13v – Cistercian Antiphonary (Sacred pieces) (https://www.e-codices.ch/en/list/one/zhl/0015)
Collation:
16 IV128 + IV(-2)134 + III140. Alte Foliierung Bl. 1-139, Bl. 34 und 96 doppelt gezählt, Bl. 133 fehlt. Zeitgenössische Lagenzählung von i bis xvi, ausser bei Lage 4 (weggeschnitten), 17 und 18.
Condition: Die Bl. 136 und 137 sind am Aussenrand bis an die Notensysteme beschnitten (kein Textverlust). Alte Reparaturen mit Pergament an den Rändern der Bl. 14, 22, 24-25, 30, 32-33, 40, 54, 55, 56, 94-95, 106, 110, 124, 126, 127, 128. Mehrzahl der Miniaturen mit Stellen von abblätterndem Goldgrund.
Page layout:
Stiftlinierung und Zirkelstiche für die Textzeilen, Schriftraum 29.5 x 21/22.5 cm, in roter Tinte 11 vierzeilige Notationssysteme, rechts und links begrenzt durch Doppellinien.
Writing and hands: Textualis des 13. Jh. von einer Hand, ausser letzte Lage (Bl. 134-139) mit Nachtrag In natali XI milium virginum von zweiter, nur wenig späterer Hand (Huot S. 311, N.3) und Hymnus Bernardus doctor inclitus (AH 52, 136) von dritter Hand um 1300 (Bl. 139v).
Musical notation: Quadratnotation.
Decoration:
34 Initialen, davon 32 historisierte, eine Dracheninitiale (7r) und eine Ornament-Initiale (134v) von anderer Hand. Rote und blaue Lombarden.
Historisierte Initialen zwischen 2 und 8 Notationssysteme hoch, in schwarz-weiss begrenztem, zwei- oder dreifarbigem Rahmen (blau, grün, rot, orange, altrosa), Goldgrund, Silbergrund (10v, 114r) oder blauer Grund (109v). Buchstabenkörper blau, grün, rot, orange oder altrosa mit Füllornament in anderer Schattierung der Grundfarbe, anderer Farbe oder weiss, Endstellen häufig in Palmettenornament auslaufend. Cauda der Q-Initialen (4v, 52r, 56v, 64r) als Flügeldrachen mit in Palmettenornament auslaufendem Schwanz.
1r Initiale H(esterna die dominus natus est): Steinigung des Hl. Stefan
4v Initiale Q(ui vicerit faciam illum): Christus und Johannes
117v Initiale E(uge serve bone et fidelis): Hl. Bekenner im Bischofsornat
124v Initiale D(iffusa est gratia): Christus segnet eine hl. Märtyrerin
128v Initiale P(rima virtus viri): Abt Bernhard von Clairvaux segnet zwei knieende Mönche
Dracheninitiale (7r) in gleichem Rahmen wie die historisierten Initialen, auf Silbergrund grüner Flügeldrache als Initiale S mit Schwanz als Palmettenornament, dessen Ausläufer den Rahmen füllen.
Binding:
Mit hellbraunem Leder bezogene Holzdeckel, 16. Jh. Einzel- und Rollenstempel, Streicheisenlinien. Zwei nach vorn greifende Kantenschliessen mit Messingteilen, im Vorderdeckel zwei Löcher (für Stifte von vormaligen Langriemenschliessen?). Je 5 verzierte Messingbeschläge mit Buckeln. Weiss-blaue Kapitale. Spiegel- und Vorsatzblätter (V1-V4, N1-N4) Papier, Wasserzeichen Bär, Lindt 176 (1690-1725).
Contents:
1r-103vSanctorale
Stephanus (26.12.)-Andreas (30.11.)
Stephanus autem …–…
qui pependit in te
127v-132rDe S. BernardoBeatus Bernardus …–…
eo spiritus in eternum
132r-132vMarienoffizium (?)Adducentur regi virgines …–…
dominus in maculatas filii famulas in hoc fragilitatis corpore positas misericorditer consecravit. De […] (Schluss fehlt)
134r-139rIn natali XI milium virginumO felices virgines …–…
tibi Christe sit laus et gloria
Origin of the manuscript:
Die dedicatio ecclesiae befindet sich (von erster Hand) zwischen Johannis ante portam latinam (6.5.) und In nativitate S. Iohannis baptiste (24.6.) und weist damit auf den 25. Mai, das Fest des hl. Urban, hin. Robert von Molesme integriert von erster Hand (36v, 1222/1224). Octava Nativitatis Beatae Mariae Virginis (78v, 1245) ebenfalls von erster Hand. Offizium In natali XI milium virginum am Schluss auf eigener Lage und von wenig späterer Hand (1260-1262).
Provenance of the manuscript:
Das Antiphonar war bis ins 18. Jh. in Gebrauch. Davon zeugen zahlreiche Streichungen, Korrekturen und Ergänzungen in musikalischer Notation und Text, z.B. Bl. 29r: versus "Post partum virgo" gestrichen und durch"Elegit eum dominus" ersetzt (Korrektur mit Stift, datiert 1744). Bei der Auflösung der Zisterzienserabtei Sankt Urban kam die Handschrift 1849 in die Kantonsbibliothek Luzern und mit dieser 1951 in die Zentralbibliothek (heute Zentral- und Hochschulbibliothek) Luzern.
Bibliography:
Josef Schmid, Schöne Miniaturen aus Handschriften der Kantonsbibliothek Luzern, Luzern 1941, S 6-9 und Taf. 4-6;
Francis Huot, L'antiphonaire cistercien au XIIe siècle d'après les manuscrits de la Maigrauge, in: Zs. für Schweiz. Kirchengeschichte 65 (1971), S. 302-414;
Josef Frey, Die mittelalterliche Bibel der Zisterzienserabtei St. Urban, in: Der Geschichtsfreund Bd. 142 (1989), S. 111-115;
Scriptoria medii aevi Helvetica IX: Schreibschulen der Diözese Konstanz, Stadt und Landschaft Luzern, Hg. u. bearb. Von A. Bruckner, Genf 1964, S. 79-80;
Adolf Reinle, Die Kunstdenkmäler des Kantons Luzern, Bd. V: Das Amt Willisau mit St. Urban, Basel 1959, S. 424-425;
Die Suche nach dem verlorenen Paradies: Europäische Kultur im Spiegel der Klöster / Hg. Elisabeth Vavra, St. Pölten 2000, S. 407-410;
Alltag zur Sempacherzeit: Innerschweizer Lebensformen und Sachkultur im Spätmittelalter, bearb. Von Hanspeter Draeyer und Yves Jolidon, Luzern 1986, S. 209-210.