St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 206
Euw Anton von, Die St. Galler Buchkunst vom 8. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts, Band I: Textband, St. Gallen 2008 (Monasterium Sancti Galli, Bd. 3), S. 370-371, Nr. 71.
Manuscript title:
, Moralia in Iob (Pars I, Lib. I-V)
Place of origin: St. Gallen
Date of origin: 3. Viertel d. 9. Jh.
Catalogue number:
71
Extent:
324 pp.
Format: 35,5 x 27 cm
Collation:
Quaternionen, signiert von I-XXI (p. 312)
Page layout:
Schriftspiegel 25 x 20,5 cm, zweispaltig zu 28 Zeilen.
Writing and hands: karolingische Minuskel, von mehreren Schreibern
Decoration:
Titel in Capitalis mit Minium, Initialen zur Vorrede u. zum Beginn des I. Buches ebenso, die übrigen Buchanfänge nur mit Minium-Majuskeln hervorgehoben.
Contents:
Inhalt u. Schmuck:
- p. 1 oben historisierender Besitzvermerk LIB. S. GALLI in Hohlcapitalis (wohl 15. Jh.)
-
p. 1-10
Brief Gregors an Erzbischof Leander von Sevilla
- (p. 1) Titel in Capitalis u. Uncialis: In nomine Dei summi incipit epistola beati Gregorii papae urbis Rome ad Leandrum episcopum. R(everentissimo), einlinigen Ranken in den Binnenräumen
- p. 10-68 Lib. I
-
p. 68 /p. 69-132
Lib. II
- (p. 69) Scriptura
-
p. 133-180
Lib. III
- (p. 133) B(eatus Iob)
-
p. 181-247
Lib. IV
- (p. 181) Q(ui textum), Majuskel
-
p. 247-323
Lib. V
- (p. 247) Initiale fehlt.
Origin of the manuscript:
- Die Hs. bildet den I. Bd. einer sechsbändigen Ausgabe der Moralia in Iob Gregors, deren Bde. III u. IV offenbar in Verlust gerieten (vgl. Nr. 72-74). Die Bayerische Staatsbibliothek, München, bewahrt zwar in Clm 9554 (Bierbrauer, Nr. 209) einen dritten Band (Pars III) aus dem letzten Drittel des 9. Jh., doch handelt es sich dabei nach den Maßen (27 x 22 cm) um den Teil einer beträchtlich kleineren Reihe. Auch ihre Initialen passen im Stil nicht zu den Sang. 206-209. Unserer Ausgabe darf mit den «XXXV volumina beati Gregorii in Iob in sex corpora divisa» des Bibliothekskataloges in Sang. 267, p. 29 (MBK I, S. 85, Z.26) identifiziert werden. Diese Formulierung übernimmt auch Ratpert (Casus sancti Galli, S. 222). Nach dem Bibliothekskatalog in Sang. 728, p. 6, besaß St. Gallen auch eine Ausgabe in sieben Teilen (MBK I, S. 72, Z.17-18), von der nach Scherrer (S. 76) nur noch Sang. 210 erhalten blieb.
- Die sechs Bände waren als stattliche Edition mit Titeln u. Initialen für den Beginn eines jeden Bandes sowie Inc. mit Initialen zu Beginn jeden Buches geplant. In der Ausführung wurde die Planung nicht konsequent durchgehalten; Sang. 207 (Bd. II, Nr. 72) bringt zum Beginn der Bücher nur noch Majuskeln in Minium, Sang. 209 (Nr. 74) dagegen zu jedem Buch eine Initiale.
- Der Titel u. die Initiale mit nachfolgendem Text in Auszeichnungsschrift auf p. 1 u. 11 in Sang. 206 sind schöne Zeugnisse der Ars lineandi der Dekanatszeit Hartmuts (849-872). Vor allem das spaltenlange I(nter) p. 11 mit den vegetabilen, als Pergamentaussparung im Miniumgrund liegenden Ornamentfeldern, aber auch die klassisch konstruierten Endknoten verraten die Könnerschaft des Zeichners, der auch die antiken Schriftarten beherrscht. Seine karolingische Minuskel hebt sich gegen andere in den übrigen Teilen mitarbeitende Schreiber u. Zeichner in der Qualität ab (vgl. Sang. 207-209, Nr. 72-74).
Bibliography:
- Scherrer, S. 75f.
- Löffler, St. Galler Schreibschule II, S. 42, 46.
- Bruckner III, S. 39, 82f.
- Marcus Adriaen, ed., Sancti Gregorii Magni Moralia in Iob (Corpus Christianorum Series Latina 143, 143 A, 143 B), Turnhout 1979-1985, hier Bd. I Turnhout 1979, S. X-XI.
- Bierbrauer, Katalog der illuminierten Handschriften, S. 105, Nr. 209.
- Ochsenbein, in: Kat. Kirchenväter in St. Gallen, S. 64.
- Ratpert, Casus sancti Galli, S. 222.