St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 541, f. 136v – Fridolin Sicher, Antiphonary from the Cloister of St. Gall
http://www.e-codices.ch/en/csg/0541/136v
St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 541, f. 136v – Fridolin Sicher, Antiphonary from the Cloister of St. Gall
http://www.e-codices.ch/en/csg/0541/136v
Manuscript Summary:This large-format antiphonary from the Cloister of St. Gall, produced in the year 1544 at the request of Abbot Diethelm Blarer (1530-1564), contains songs to be sung during the liturgy of the hours on holy days throughout the year. The scribe who wrote this volume was the cleric, cathedral organist and calligrapher Fridolin Sicher (1490-1546), the illuminator who made the 22 figured initials and the full-page double illustration at the beginning of the antiphonary is unknown.(smu)
Standard description: Scarpatetti Beat Matthias von, Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen, Band 2 Abt. III/2: Codices 450-546: Liturgica, Libri precum, deutsche Gebetbücher, Spiritualia, Musikhandschriften 9.-16. Jahrhundert, Wiesbaden 2008, S. 393–396.
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Additional description: Scherrer Gustav, Verzeichniss der Handschriften der Stiftsbibliothek von St. Gallen, Halle 1875, S. 162.
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Additional description: Katalog der datierten Handschriften in der Schweiz in lateinischer Schrift vom Anfang des Mittelalters bis 1550, Bd. III: Die Handschriften der Bibliotheken St. Gallen-Zürich, bearbeitet von Beat Matthias von Scarpatetti, Rudolf Gamper und Marlis Stähli, Dietikon-Zürich 1991, Nr. 123, S. 45.
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Online Since: 12/09/2008
St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 541
Parchment · X + 298 ff. · 56.5-57 x 35.5-36 cm · St. Gall · 1544
Fridolin Sicher, Antiphonary from the Cloister of St. Gall
How to quote:
St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 541, f. 136v – Fridolin Sicher, Antiphonary from the Cloister of St. Gall (https://www.e-codices.ch/en/list/one/csg/0541)
Scarpatetti Beat Matthias von, Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen, Band 2 Abt. III/2: Codices 450-546: Liturgica, Libri precum, deutsche Gebetbücher, Spiritualia, Musikhandschriften 9.-16. Jahrhundert, Wiesbaden 2008, S. 393–396.
Manuscript title: Antiphonar der St. Galler Kirche
Date of origin: 1544
Former shelfmark:
M. n. 2
f. Ir, von anderer Hand als der der sonstigen alten Signaturen.
Foliation: Neue Bleistiftfoliierung des Kalendars f. I-X. Alte Foliierung des Antiphonarteils mit roter Tinte von der Hand des Schreibers, setzt passim aus, z.B. f. 63r/64r; f. 48 herausgeschnitten, f. 63r und f. 153r doppelt gezählt, passim noch eine alte (provisorische?) Bleistiftfoliierung (rechts neben der Tintenfoliierung Fridolin Sichers) sichtbar, vgl. z.B. f. 168r-175r; f. 294r die rote Tintenfoliierung irrtümlich durchgestrichen und am Rand mit Bleistift durch 290 ersetzt.
Collation:
Quaternionen, ausser IV[-1]I-VII, das erste Blatt der Lage herausgeschnitten, II[-1]VIII-X, nach f. IX (Lagenmitte) ein Blatt herausgeschnitten, IV[-1]41r-[48], nach f. 47r ein Blatt herausgeschnitten, ehem. f. 48, fehlt heute, der nach f. 56r (Lagenende) vorliegende Pergament-Streifen ist Rest des zweiten fehlenden Blattes des folgenden Quinternio, V[-2]64r-71r, nach f. 68r (Lagenmitte) ein Blatt herausgeschnitten, auf diese Unregelmässigkeit im Quinternio könnte die zusätzliche, kleiner geschriebene Reklamante f. 72v zurückgehen, V[-1]128r-136r, der äusserste Bogen halb beschnitten (Textende), III264r-269r, letzte Lage IV[-2]294r-298r, am Schluss der Lage zwei Blätter herausgeschnitten. Regelmässige Wortreklamanten von der Hand des Schreibers am Fuss der Lagen, quergestellt, ab der 3. Lage, f. 8v; fehlen f. 48v (s.o.), f. 103v, f. 136v (wegen Textende s.o.); passim waagrechte Reklamanten in der Lagenmitte, so z.B. f. 107v (anstelle der regulären Reklamante f. 103v).
Page layout:
Einspaltig 40,5/41,5 x 24/25, 51 Z. und var.
Writing and hands:
Der ganze Band in der charakteristischen Semi-Bastarda
Fridolin Sichers geschrieben (Finalis-s), Subskriptionen f. IXv: Fridli 1544 Sicher, f. 64v: 1544 F S. finit.
Musical notation: Auf den seltenen Textpartien (vgl. f. 85r), Hufnagelnotation auf 5 Linien, 11 Systeme je Seite, Rastrierung rote Tinte, am rechten und linken Schriftspiegelrand Zirkellöcher.
Decoration:
Dem liturgisch-rubrizistischen Inhalt der Hs. entsprechend ist der Text durchgehend wechselweise rot und schwarz gehalten; zur Auflockerung der Schreibereintönigkeit ist eine Rubrik f. 226r von unten nach oben geschrieben.
Illuminierung durch einen nicht namentlich bekannten Maler; f. Xv ganzseitige Miniatur, zweigeteilt; im oberen Teil: Christus als Gärtner erscheint Maria Magdalena am Ostermorgen, im Hintergrund Holzhäuser am Bach, flankiert von einer grossen Tierkoppel, welche mit einem Weidenhag umzäunt ist; im unteren Teil: Abt Diethelm Blarer von St. Gallen (sein Gesicht durch Verschmieren fast ausgelöscht, ev. in den Wirren von 1530, s. Cod. 540), vor sich sein Wappen, ebenfalls leicht verschmiert, kniend zu Füssen von Gallus und Othmar, beide mit den üblichen Attributen, darüber hängend die Wappen der Abtei St. Gallen (der Bär nicht verschmiert) und des Toggenburgs (die Dogge wiederum leicht verschmiert); f. 1r Blattgold-Init. fig. A, drei Marien am Grab (im folgenden alle Init. fig. mit Blattgold); f. 15r Init. fig. A, Notker der Stammler im Kampf mit dem Teufel, verwischt; f. 29r Init. fig. V, Pfingstwunder, mit Maria sehr dominant inmitten der Jüngerschar; f. 77v Init. fig. S, Weihnacht, Maria und Joseph mit dem Jesuskind; f. 93r Init. fig. I, Epiphanie; f. 207r Init. fig. T, Maria als Himmelskönigin in Wolke, erscheint dem neben seinem Wappen knienden Abt Diethelm Blarer (Schmid, s.u., Abb. 36); f. 221r Init. fig. A, Heimsuchung (Visitatio), Elisabeth mit dem Schleier der Matrone, Maria mit dem jungfräulichen Haar, von Schmid ikonographisch richtig klassiert, denn durch Fehler des Miniators handelt es sich beim liturgischen Fest-Text um Mariae Geburt am 8. Sept.; f. 236v Init. fig. S, Miniatur Gallus in den Dornen kniend, die Hände zum Gebet erhoben vor dem Reliquientäschchen, hinter ihm sein Gefährte Hiltibod; f. 258r Init. O, Miniatur Otmar mit dem Weinlägel (Schmid, Abb. 35); f. 296r Init. I, Miniatur Annuntiatio; Init. orn. f. 23v, 33r, 39r, 56v, 65r, 102v, 185r, 250v, 270r, 282r, 292r (Schmid, Abb. 34): schwarz umrandete Blattgold-Init. auf einfarbigem, in Deckfarb-/Deckweisstechnik verziertem Grund in Blattgoldrahmen; f. 137r eine Init. ausgespart, nicht ausgeführt. Unter den Cadellen siehe die seltsame Form des S f. 5r.
Binding: Einband helles Leder auf Holz, teilweise eingerissen, auf VD unten datiert 1596, oben in Blindpressung, schwarz: liber sancti galli atque othmari svb reverendiss:[imo] princ:[ipe] et abb:[ate] bernardo [Abt Bernhard II. Müller (1594-1630)], auf HD unten (nicht schwarz): frater wilhelmvs eckivs ligavit / fridolinus sisher [sic] presbyter exaravit. Reiche Stempelung/Blindpressung, teilweise geschwärzt: auf VD oblonges Rechteck mit Rhombus im Zentrum, in den Rahmenleisten sowie im inneren Rechtecksrahmen neben den Ornament- auch Figurenstempel mit Brustbildern von Heiligen: Moses mit den Gesetzestafeln, Petrus, Christus mit Reichsapfel, Paulus mit dem Schwert, Johannes mit Buch, darauf ein Tier, alle auf Konsole mit Namensaufschrift, in der äusseren Rahmenleiste ohne Namensinschrift David mit Harfe, Johannes der Täufer mit Fahne und Fingerzeig (auf Christus), Mann mit Schwert und Buch, Johannes der Täufer, in den Ecken kleines sechsblättriges Blütenmedallion, der äussere Rahmen breites Schmuckband; auf HD ebenfalls oblonges Reckteck, mit zwei kleineren Rhomben mit Lilie im Zentrum und Schmuckband sowie kleinem sechsblättrigem Blütenmedaillon in den Ecken, äusserer Rechtecksrahmen dasselbe Schmuckband wie auf VD. Kanten VD und HD in der Mitte abgeschrägt; Spuren (Nagellöcher) von je fünf verlorenen Beschlägen auf VD und HD. Ehem. Schliessen HDK-VD, ersetzt im 18./19. Jh. durch zwei helle Lederriemen mit Schnallen HDK-VDK; untere Kante VD und HD mit je fünf Schutznägeln beschlagen; heller lederner Zugriemen des 18./19. Jhs. am Rücken unten. 21 braune, ehem. vergoldete Ledersignakel, z. T. nur noch Reste resp. Spuren erhalten. Blau gefärbter Schnitt. Kein Stempel D.B., ev. ehem. auf den herausgerissenen Vorsatzblättern (vgl. Beeinträchtigung Blarer-Wappen und Gesicht im Stifterbild).
Contents:
Ir-IXv[Calendarium rubricatum: eum antiphonis et responsoriis]
Kalendar mit z. T. ausführlichen rubrizistisch-liturgischen Angaben, mit Verweis über die Seitenzahlangabe auf alle entsprechenden Formulare im Haupttext, mit regelmässiger Angabe von Initien von Antiphonen und Responsorien, Angaben auch zu den einzelnen Horen; das reichhaltig annotierte Kalendar ist gemäss Auftraggeberschaft konstanziensisch.
Im April am 7. Depositio Notkeri und Bemerkung Jubilate, s. Cod. 540, am 27. Depositio Tutelonis; im Juli am 6./7. Willibald und Wunnebald zusammen, wie in Cod. 540, am 19. Dedicatio ecclesiae sti. Othmari, duplex maius, semper celebratur prima dominica post festum commemorationis sti. Benedicti; im Okt. am 18. nach dem Gallus-Patrozinium samt Dedicatio ecclesiae eine Dedicatio altaris sti. Michaelis, am 19. eine ebensolche eines Stephans-Altars, am 20. do. Dreifaltigkeit, am 21. do. Sta. Anna, am 22. do. St. Benedikt, es folgt am 23. die Gallus-Oktav: offenbar fanden in der Gallus-Festwoche eine Reihe von Altar-Dedikationsfesten statt; im Nov. am 3. Pirmin und Hubert, wie in Cod. 540, am 9. Dedicatio Altaris sti. Blasii, am 12. Dedicatio altaris stae. Mariae Magdalenae, am 14. Dedicatio altaris novi in abside prope chorum, am 18. Dedicatio altaris in capitulo, am 23. Dedicatio altaris sti. Sebastiani, folgt
Trotz einiger Analogien sind die Kalendarien von Cod. 540 und 541 nicht gleichlautend, vgl. etwa Dedicatio ecclesiae sti. Othmari am 19. Juli, welche in Cod. 540 nicht verzeichnet ist.
1r-136vAntiphonarium ad usum chori sancti Galli, de tempore per totum annum
(1r)
>In vigilia pasce<Alleluia … Vespere autem sabathi …
das A von Alleluia rot zugefügt, einerseits unnötigerweise, andererseits nicht, da der Antiphon-beginn
[V]espere autem sabathi ohne V steht
(137r-155r)
Anfangs-Init. ausgespart, fehlt jedoch.
[T]ollite iugum meum super vos …
beginnt mit De Apostolis, in der langen Rubrik (138r) ist einzig St. Matthias erwähnt
(213r)
>Antiphonae ad completorium, et prima in adventu domini [Fragmentum partis hiemalis?]<
(215r)
setzt die Haupthand aus, Fortsetzung von einer perfekten Textualis, mit Hufnagelnotation auf fünf Linien, welche jedoch nach vier Systemen aussetzt, nach der fünften auch die Rastratur.
(216r-269v)
[Pars autumnalis (Sept.-Nov.).]
Der Teil De sanctis setzt ein mit Decollatio Johannis Bapt. (andere Hand), 29. Aug., Felicitas et Adaucti, 30. Aug., Remaclus, 3. Sept.
(294r)
Maurus. Rubrik oberhalb der Linie zugefügt, nur Einschub ins Benedikt-Offizium, nicht mit März-Datum bei
Grotefend, Zeitrechnung II/2 (1892-1898),
(296r)
Annunciatio B.M. V.
… Et regnabit in domo iacob in eternum …
// bricht ab.
Nef, Sicher (1938), unsere Hs. erfasst p. 141, ferner p. 151;
Emmanuel Munding, Zur Entwicklung der St. Galler Gottesdienstordnung. Die Temporalliturgie von Fridolin Sicher, 1520, in: ZSKG 55, 1961, p. 139, 323, 331, unsere Hs. als Paralleltext des Corpus der Codd. 532-539;
Bruggisser-Lanker, Musik und Liturgie (2004), p. 46.
Acquisition of the manuscript: In StiBSG seit Herstellung, wegen eingeprägtem Besitzeintrag (s.o.).
Bibliography:
Bräm, Buchmalerei (1997), p. 345f., p. 173 Abb. (von f. Xv unserer Hs.);
CMD-CH III, Nr. 123, p. 310 zu Sicher und den Abb.;
Schmid, Buchmalerei (1954), p. 50f., Tf. III (f. XV unserer Hs.) und Abb. 34-36 (f. 292r, 258r und 207r unserer Hs.), Kurzbeschreibung der Hs. p. 150f., Nr. 56, mit Dat. 1544;