Manuscript Summary:This composite manuscript contains texts of varying subjects and dates. The first part contains manuscripts produced by various hands. It begins with a treatise on the Immaculate Conception of Mary (1451). Then comes an exhortation for the clergy to dispatch their duties conscientiously, with instructions on administering the sacraments, particularly rules concerning marriage. It also contains astronomical tables and texts, such as verses on the Zodiac. Indications of the manuscript’s Solothurn provenance are the accounts of the passion of Saints Maurice, Ursus, and Victor, metrical poems on the Theban Legion, and drafts for the proper of the feast of St. Ursus. It is probably that the texts were written in the circle of the provosts of the Solothurn Collegiate Church Felix Hemmerli and Jakob Hüglin. The second part of this volume is a 1490 incunable printing of the Fasciculus Temporum by Werner Rolevinck.(mut)
Standard description: Alexandra Mütel, Bischöfliches Archiv des Bistums Basel, Solothurn, 2024.
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Online Since: 12/11/2024
Solothurn, Bischöfliches Archiv des Bistums Basel, Hs 5
Paper · 200 ff. · 28 x 20 cm · Solothurn · 1450-1490
Composite manuscript with an incunable
How to quote:
Solothurn, Bischöfliches Archiv des Bistums Basel, Hs 5, Front cover – Composite manuscript with an incunable (https://www.e-codices.ch/en/list/one/biaso/0005)
Solothurn, Bischöfliches Archiv des Bistums Basel, Hs 5
Alexandra Mütel, Bischöfliches Archiv des Bistums Basel, Solothurn, 2024.
Manuscript title: Sammelhandschrift mit Inkunabeldruck
Place of origin: Solothurn
Date of origin: 1450 bis 1490er
Support: Papier
Extent:
200 Blätter
Foliation: Neue Foliierung in Bleistift
Collation:
Unregelmässig in Quinternionen und Septernionen, Einzelblätter fehlend
Binding:
Die Handschriften und der Druck wurden im 16. Jahrhundert neu gebunden. Dabei wurden die Seiten beschnitten. Halbledereinband, Holzdeckel, mit Metallschliessen.
Provenance of the manuscript: Titelblatt mit Besitzvermerk: Ex libris Nicolai Foesii
Acquisition of the manuscript: 3r: Besitzvermerk: Spectat ad Bibliotheca Eccles. Colleg. S. Ursi Solod.
Codicological unit:
Teil I
Format: 28 x 20 cm
Page layout:
Traktat über die Unbefleckte Empfängnis Mariens: Text in 2 Spalten von je 7 cm Breite; weitere Handschriften: Liniierung in braun, Text in einer Spalte
Writing and hands:
gotische Kursive, braune Eisen-Gallus-Tinte, Rubriziierungen, drei oder vier Hände
Decoration:
Rote Lombarden für die Textanfänge; Fol. 3r: rote Initiallombarde mit floralen Elementen, Zierlinien in brauner Tinte
Contents:
Die Sammelhandschrift enthält Texte unterschiedlicher Thematik und Datierung. Der erste Text, Queritur utru(m) virgo benedicta mater inviolata fuit in p(ec)c(a)to originali c(on)cepta, ist vermutlich eine Reaktion auf die Verkündigung des Dekrets zur Unbefleckten Empfängnis Mariens durch das Basler Konzil 1439. Dieses theologische Thema war Gegenstand wissenschaftlicher Debatten v.a. zwischen Franziskaner, die sich dafür aussprachen und Dominikanern, welche diese Lehrmeinung als irrig ablehnten. Die Entscheidung des Konzils war daher nicht unumstritten. Der kurze Traktat in der Sammelhandschrift weist einige grafische Zierelemente auf und war damit wohl als endgültige, repräsentable Fassung gedacht.
Für die weiteren Texte ist eine Urheberschaft im Umkreis der Solothurner Stiftspröpste Felix Hemmerli (1388/1389 – 1458/1461) und Jakob Hüglin (um 1400 – 1484) zu vermuten. Die mit einem Zitat aus dem Korintherbrief beginnende Abhandlung Qui se existimat stare, videat ne cadat behandelt verschiedene kirchenrechtliche und moralische Fragen zum Thema Ehe. Die Kalender und astronomischen Tabellen beginnen mit dem Jahr 1471 und planen bis zum Jahr 1581.
Mehrere Texte befassen sich mit den Solothurner Thebäerheiligen rund um den hl. Urs. Um eine Wiederbelebung und Ausweitung ihrer Verehrung war neben den Stiftspröpsten auch der Solothuner Stadtschreiber Hans vom Stall (1419 – 1499) bemüht. Neben den Propriumstexten für die Liturgie finden sich ein Passiobericht und zwei metrische Texte. De vetustate castri solodori quod fuit priusquam roma konstruiert für die Stadt Solothurn eine fiktives, altehrwürdige Alter, das bis vor die Gründungszeit Roms reiche. Der Text spiegelt daher das grosse Selbstbewusstsein der städtischen Eliten im 15. Jhd. wider.
Fol. 3r-11r>Queritur utru(m) virgo benedicta mater inviolata fuit in p(ec)c(a)to originali c(on)cepta. <
Traktat über die Unbefleckte Empfängnis Mariens, 1451.
Fol. 11v
unbeschriftete Seite, Schriftspiegel ist vorbereitet
Fol. 12r-82vQui se existimat stare, videat ne cadat.
Ermahnung an die Geistlichen zur gewissenhaften Amtsführung, moralische und kirchenrechtliche Fragen zum Thema Ehe.
Fol. 83r-94r
Astronomische Tabellen und Texte, radix lunae, Merkverse zum Zodiacus u.ä.
Fol. 95r-v
unbeschriftete Seiten, Schriftspiegel ist vorbereitet
Fol. 96r-vBreve c(om)pendium passionis et martirii sancti mauriti et sue legionis thebee quod erat sancti ursus et victor ac suis sociis lxvi
Passioberichte über die Heiligen Mauritius, Urs und Victor
Fol. 97rDe ortu et gesta thebeorum martirum videlicet mauritij ursi et sociorum suorum; De vetustate castri solodori quod fuit priusquam roma
Metrische Gedichte über die thebäische Legion und Solothurn
Fol. 97v-100r
Entwürfe für Propriumstexte für ein St. Ursen-Officium, Antiphone, Hymnus, Orationen
Fol. 100v-105v
unbeschriftete Seiten, Schriftspiegel ist vorbereitet
Codicological unit:
Teil II
Format: Folio
Decoration: Holzschnitte: Fol. 106v: Widmungsbild, Übergabe des Buches Rolevincks an den Kaiser; mehrere Stadtansichten und Grafiken
Contents:
Der zweite Teil der Sammelhandschrift enthält als Strassburger Inkunabeldruck den Fasciculus Temporum des Kartäusermönchs Werner Rolevinck (um 1425 – 1502), eine verbreitete Weltchronik. Im Besitzvermerk zeigt sich eine Verbindung zum Solothurner Stift: Nikolaus Feusi war 1578 – 1594 Stiftsprediger.
Fol. 106r-200v Inkunabeldruck: Werner Rolevinck: Fasciculus Temporum omnes antiquorum cronicas complectens, mit Fortsetzung bis 1490, Strassburg: Johann Prüss.