St. Gallen, Stiftsbibliothek St. Gallen, Cod. Sang. 491
Scarpatetti Beat Matthias von, Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen, Bd. 2: Abt. III/2: Codices 450-546: Liturgica, Libri precum, deutsche Gebetbücher, Spiritualia, Musikhandschriften, 9.-16. Jahrhundert, Wiesbaden 2008, S. 142-144.
Titolo del codice: Lateinisches Officium defunctorum: Deutsche Gebete für die Verstorbenen
Luogo di origine: St. Gallen, Cordula von Schönau
Datazione: ca. 1492-1498
Supporto materiale: Papier
Einziges Wasserzeichen grosser Ochsenkopf mit Stange und Schrägstab, ohne Augen und Nüstern, mit winzigen Ohren, nach den Ohren läuft die Linie in gleicher Richtung weiter aufwärts, ziemlich ähnlich Piccard, Wasserzeichen II (1966), Nr. 253, aber dieses Zeichen wird dort erst 1504/1506 datiert (Augsburg), mindestens die Kopfform liegt in zwei Varianten vor, vgl. f. 116 und 117, wo Ohren und Schädel divergieren.
Einziges Wasserzeichen grosser Ochsenkopf mit Stange und Schrägstab, ohne Augen und Nüstern, mit winzigen Ohren, nach den Ohren läuft die Linie in gleicher Richtung weiter aufwärts, ziemlich ähnlich Piccard, Wasserzeichen II (1966), Nr. 253, aber dieses Zeichen wird dort erst 1504/1506 datiert (Augsburg), mindestens die Kopfform liegt in zwei Varianten vor, vgl. f. 116 und 117, wo Ohren und Schädel divergieren.
Dimensioni:
A+142+Z Folia
Formato: 10,5 x 7
Numerazione delle pagine: Neue Bleistiftfoliierung.
Composizione dei fascicoli:
Sexternionen, ausser VI[-2]1-10, die zwei ersten Blätter fehlen, V59-68 (Textende), VII129-142 (Textende).
Disposizione della pagina:
Einspaltig 6/6,5 x 3,5/4, 13-15 Z. Schriftspiegel Tinte
Tipo di scrittura e mani:
- F. 1r-63r, 69r-141r einfache, regelmässige Bastarda von der Hand der f. 141r subskribierenden Schreiberin: Min liebe schwoͤster bit gott fu̍r mich […] [kleine Rasur] Cordula von schoͤnnow beger ich von dir etc., als aus Zürich stammende Dominikanerin zu St. Katharinen St. Gallen 1492-1498 belegt, vgl. CMD-CH III (s.u.).
- Nicht von ihrer Hand der spätere Einschub f. 63v-67v, unrubriziert, von einer halbkursiven Hand des ausgehenden 15. oder beginnenden 16. Jhs., dieselbe Hand wie Cod. 503f, f. 33r-91v und Cod. 507, f. 1r-261v.
- Eine Nachtragshand in einfacher Bastarda des 16./1 Jh., auf f. 141v-142r.
Decorazione: 2-4-zeilige einfache Lombarden, rubriziert.
Legatura:
Einband 15./16. Jh. (s.u. Datierung), braunes Leder auf Holz, einfache Streicheisenlinien, eine Schliesse HDK-VDK verloren, je ein Pergament-Bogen als Spiegel- und Vor -/Nachsatzblatt, mit roten Linien, ev. aus für liturgische Hs. (Kalendar) präpariertem Material.
Contenuto:
-
1r-104r
Vigilia mortuorum
[Ps 114] Dilexi quoniam exaudiet dominus vocem orationis mee …–… Quam semper optauerunt pijs supplicationibus consequantur. Qui … seculorum. Requiescant in pace. AMEN.
Vgl. das Officium defunctorum im gedruckten Breviarium Constantiensis diocesis [1499]/1516 (StiBSG, Inc. 321, LL Mitte IV 22), Pars III (Partes sind einzeln foliiert), Commune sanctorum, darin f. 49ra-56vb, Vigilie mortuorum. Der Teil f. 1v-7v unserer Hs. entspricht dem im Druck nachgestellten Teil Vesperae Mortuorum f. 55rb-56va; der Teil f. 8r-63r, einsetzend ohne Zäsur und Rubrik, stimmt ab f. 11r der Hs. und 49r des Drucks (Ps Verba mea) nur in den Psalmen überein, aber ohne die völlig verschiedenen Lectiones, bis und mit Ps Dominus illuminatio mea, Hs. f. 28v, Druck f. 51rb, anschliessend divergiert eine längere Partie ganz, bis zum Ps Benedictus dominus deus israel, mitsamt den angehängten Orationen, Hs. f. 59v-63r, Druck f. 54vb-55rb, bis zum Gebet für einen Priester, im Druck folgen noch mehr Orationen, die Hs. bricht vermutlich mit der Haupthand ab, auf dem Verso folgt rubriklos die Nachtragshand deutsch (s. u.).- (63v-67v) Spirituelle Allegorie zum Motiv des Ablasses, mit abschliessendem Verweis auf den Besuch der 7 Hauptkirchen Roms. In disen zechen kilchen solt du täglich aplas holen … , (64v) die erst kilch ist die ewig guͤttij gottes …–… blůtvergiessung v̍nsers lieber [!] heren Amen.
- (68rv) leer.
Zum Officium defunctorum in Inc. 321 s. Gustav Scherrer, Verzeichniss der Incunabeln der Stiftsbibliothek von St. Gallen, St. Gallen 1880, p.52. -
104v-141r
Deutsche Gebete zu den Verstorbenen und zu Allerseelen
- (104v) Rubrik. >Dis ist das aller best bett von den selen.<
- (105v) O Her hailger vatter Jch bitt dich durch den namen diner obresten maÿastavt … ,
- (117v) Rubrik. >Diss sprich ein ganzesjar für ain sel...,<
- (118r) Her j.c. ich ermanen dich der veni die du bet do du en klain wert gangen … ,
- (121r) Rubrik. >Ablassgebet für eine arme Seele.<
- (122r) Almechtiger forchtsamer gott gen dess gewalt hÿmelrich vnd ertrich erzittrend … , nach gleicher lat. Vorlage wie Engelberg, Cod. 155, Nr. 16, aber andere Fassung, vgl. auch Cod. 478, f. 126r-127v,
- (123v) [Rubrik.] >Idem.<
- (124r) Gott h.i.c. Gedenck das du fu̍r die sel und fu̍r all gloͤbig selen bist gefangen … ,
- (125v) >Idem,< vier Gebete. Mjn gott und her erbarm dich v̍ber die selen … ,
- (128v) Gebet für Erhörung durch Maria. Santta Maria ain ewige magt allen megten ain můter … jch bitt dich … durch din schmerczlich schnidend schwert … , Klapper (s.u.), Nr. 98,1,
- (141r) Kolophon der Schreiberin (s.o.),
- (141v-142r) Nachtrag von Hand des 16./1 Jhs., [B]ijs gegruͤsset du aller guͤtigester herr i. c. voll gnade …–… vesperbild iij tusent jar aplas toͤtlicher su̍nden, dieser Ablass von Papst Sixtus IV. Oberhalb dieser Schluss-Seite Textfragment der Haupthand mit Psalmstelle, von der Rubrikatorin durchgestrichen,
- (142v) Besitzeinträge (s.o.),
-
die beiden Pergament-Vorsatzblätter ff. Arv, Zrv leer.
Ochsenbein, Gebetbücher-Inventar [Ms.] (1975), mit einigen kleineren Transkriptionen; zur Editionslage von Engelberg, Cod. 155 s. unter Cod. 474; Klapper, Johann von Neumarkt 4 (1935), ohne unsere Hs.
Origine del manoscritto:
Der Band stammt aus dem Dominikanerinnenkloster St. Katharina St. Gallen/nachmals Wil gemäss der Schreiberin
Provenienza del manoscritto:
und ging anschliessend an die Benediktinerinnen zu St. Georgen, St. Gallen, über gemäss Doppeleintrag von zwei Händen des 17. Jhs. f. 142v: Das bůchlin gehörtt schwöster elisabeht<ii> [?] Rütteringe[r]in [?] bi S jörge<m> ob S galle<m> [unklar, ob m oder n gemeint]. Dieser Eintrag dürfte Kopie sein, darunter der mögliche Ersteintrag, jedenfalls besser geschrieben: Das büchlin gehö<r>t (?) schwöster Elisabeten ritlingerin zu S iörgen.
Acquisizione del manoscritto:
In StiBSG spätestens seit 1827, wegen Eintrag im Katalog von I.v.A. (Cod. 1402, p. 84).
Literatur
- CMD-CH III, Nr. 756, Stv.-Abb. 468-470, 822, Schreiberverzeichnis p. 286f., mit weiteren Hss. und Lit.
- Vogler,St. Katharina (1938), p. 129, 276, unsere Hs. aber nicht im Kat. der Hss. p. 233-260;
- zur Schreiberin Cordula von Schönau und weiteren Hss. von ihrer Hand Mengis, Schreibende Frauen, Diss. (2005), p. 56-60, Kat.