Basel, Universitätsbibliothek, B IX 11
Titre du manuscrit: Theologische Sammelhandschrift (lat.), u. a. : ›Liber de mysteriis et laudibus intemerate Virginis Mariae‹, : ›Lux divinitatis‹, : ›De S. Christina Mirabili Virgine vita‹, ›Stimulus amoris‹ und (von Ninive): ›De contemptu mundi‹ (›De accessu animae ad Deum‹)
Origine: Dominikanerkloster Basel (?).
Périodes:
- Teil I: Anfang 14. Jh.
- Teil II: um bzw. kurz vor 1350
- Teil III: 14. Jh.
- Teil IV: Ende 14. Jh.
- Teil V: 14. Jh. bzw. um 1400
Support: Pergament.
Volume:
I + 163 + I Blätter.
Format: 190 x 135 mm.
Numérotation des pages: moderne Bleistiftfoliierung.
Composition des cahiers: 4 VI48 + II50 + 3 VI86 + (III + 1)93 + VI105 + (1+VII)120 + VI132 + 2 VI156 + (II-1)159 + II163. Die letzte Lage nur Anhängsel. Zählung der ersten vier Lagen auf der letzten Verso-Seite mit römischer Zahl. In Teil II und III Wortreklamanten in der Ecke rechts unten der letzten Verso-Seite.
Etat: Die Handschrift besteht aus fünf, ursprünglich selbständigen Teilen, die frühestens um 1400 zu einem Band vereinigt wurden.
Type d'écritures et copistes: unterschiedliche Hände (s. dazu bei den einzelnen Teilen)
Reliure:
Halbledereinband des 19. Jahrhunderts. Vorsatzblatt vorne und hinten modernes Papier. Auf dem Buchrücken aktuelle Signatur und Titelschild des 19. Jahrhunderts: Varii tractatus theologici.
Langue principale: lat.
Origine du manuscrit: Dominikanerkloster Basel (?). Ob die Handschrift in Basel entstanden ist, lässt sich nicht feststellen. Die wenigen deutschen Glossen, die Eingang in die Handschrift gefunden haben, könnten darauf hindeuten, dass diese aus dem Norden nach Basel gekommen ist, zeigen doch manche der Glossen laut Paul-Gerhard Völker, Neues zur Überlieferung des ›Fließenden Lichts der Gottheit‹, in: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 96 (1967), S. 28-69, hier S. 56 „deutlichere Spuren ihrer niederdeutschen Herkunft als die entsprechenden Textteile der oberdeutschen Übertragung“ (ähnlich Neumann 1993, S. 97, Anm. zu V.23, 117f.). Dies soll laut Völker auch auf den Lautstand von FL I.30 zutreffen, das als einziges deutsches Kapitel Eingang in die lateinische Übersetzung gefunden hat (vgl. fol. 79rb). Doch gehen hier die Meinungen auseinander, vgl. Nemes (2010), S. 190, Anm. 380.
Provenance du manuscrit: Die Handschrift gehörte dem Dominikanerkloster in Basel. Inhaltsverzeichnis und Besitzervermerk sind infolge der herausgeschnittenen Initiale auf fol. 1v beschädigt. Der Possessorvermerk über dem Conspectus ist analog zu anderen Handschriften aus dem Basler Predigerkonvent (vgl. etwa Cod. B VII 30 oder B VIII 11) wie folgt zu komplettieren: iste l[iber est fratrum ordinis predicato]rum domus basiliensis. Dass sich die Handschrift Ende des 15. Jahrhunderts in der Basler Kartause befand, wie von Becker (1951), S. 4 behauptet und von der späteren Forschung teilweise übernommen, ist ungewiss. Wohl diente Cod. B IX 11 als unmittelbare Vorlage für eine dort entstandene Abschrift (Basel, Universitätsbibliothek, Cod. A VIII 6), doch gibt es keine Indizien, die darauf hindeuten würden, dass die Handschrift im Besitz der Kartäuser war (Becker verweist auf das Inhaltsverzeichnis, das er dem Prior und Bibliothekar der Basler Kartause, Jakob Louber, zuschreibt, was jedoch nicht zutrifft). Ihre Existenz bei den Basler Kartäusern ist nicht einmal mit jenem Exemplar der ›Lux divinitatis‹ zu belegen, von dem im Katalog des Urban Moser die Rede ist und das Stierling (1907), S. 15 (unter Missachtung der von Moser mitgeteilten Signatur) mit Cod. B IX 11 identifizieren wollte: Hingewiesen wird hier nicht auf Cod. B IX 11, sondern auf die oben genannte Abschrift von Cod. B IX 11.
Bibliographie:
- Ernst Becker: Beiträge zur lateinischen und deutschen Überlieferung des Fließenden Lichts der Gottheit, Diss. Göttingen 1951, S. 3-10.
- Falk Eisermann: ›Stimulus amoris‹. Inhalt, lateinische Überlieferung, deutsche Übersetzungen, Rezeption, Tübingen 2001 (MTU 118), S. 78.
- Ernst Hellgardt u.a. (Hg.): Mechthild von Magdeburg: „Lux divinitatis“ – „Das Liecht der Gotheit“. Synoptische Edition der lateinischen Übersetzung des „Fließenden Lichts der Gottheit“ und ihrer Rückübersetzung ins Alemannische, hg. von Ullrich Bruchhold, Balázs J. Nemes und Elke Senne unter Leitung von E. H., Berlin/Boston: de Gruyter (in Vorbereitung).
- Gustav Meyer/Max Burckhardt: Die mittelalterlichen Handschriften der Universitätsbibliothek Basel. Abteilung B: Theologische Pergamenthandschriften, 2 Bde, Basel 1960/1966, S. 169-182.
- Balázs J. Nemes: Von der Schrift zum Buch – vom Ich zum Autor. Zur Text- und Autorkonstitution in Überlieferung und Rezeption des „Fließenden Lichts der Gottheit“ Mechthilds von Magdeburg (Diss. Freiburg/Br. 2009), Tübingen 2010 (Bibliotheca Germanica 55), S. 535 (Register).
- Hans Neumann 1990 (Hg.): Mechthild von Magdeburg ›Das fließende Licht der Gottheit‹. Nach der Einsiedler Handschrift in kritischem Vergleich mit der gesamten Überlieferung herausgegeben von H. N. Band I: Text, besorgt von Gisela Vollmann-Profe, München-Zürich 1990 (MTU 100), S. XIX.
- Hans Neumann 1993 (Hg.): Mechthild von Magdeburg ›Das fließende Licht der Gottheit‹. Nach der Einsiedler Handschrift in kritischem Vergleich mit der gesamten Überlieferung herausgegeben von H. N. Band II: Untersuchungen, ergänzt und zum Druck eingerichtet von Gisela Vollmann-Profe, München-Zürich 1993 (MTU 101).
- Philipp Schmidt: Die Bibliothek des ehemaligen Dominikanerklosters Basel, in: Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 18 (1919), S. 160-254, hier S. 227, Nr. 338.
Unité codicologique:
1. Teil
Mise en page:
137 x 95 mm. 28 Zeilen. Liniiert.
Type d'écritures et copistes: Text durchgehend von einer Hand mit gotisierender Buchminuskel. Ergänzende und korrigierende Randeinträge von einer zweiten Hand. Inhaltsverzeichnis auf fol. 1r von einer Hand des 15. Jahrhunderts (Becker 1951, S. 9 sieht in dieser die Hand des Jakob Louber OCarth, was jedoch nicht zutrifft). Ergänzungen zum Inhaltsverzeichnis von zwei weiteren zeitgenössischen Händen (zu ihren Einträgen s. auch Teil II und III) und von einer dritten des 17. Jahrhunderts.
Décoration: Rubriziert. Abwechselnd rot und blaue Initialen am Beginn des jeweiligen Textabschnittes. Schemata und figürliche Darstellungen als Federzeichnungen in schwarz, blau, gelb, grau, rot, mattviolett vor jedem der 60 Textabschnitte sowie am Anfang und am Schluss (insgesamt 62); diejenigen auf fol. 1v, 28r und 50r ausgeschnitten.
Sommaire:
- 1r Inhaltsverzeichnis (fragmentarisch). Abgedruckt bei Becker (1951), S. 5.
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1v-50r
›Liber de mysteriis et laudibus intemerate Virginis Mariae‹ (mit Vorwort und Inhaltsverzeichnis)
Anmerkung: Die Autorangabe Hunc librum […] conscripsit ordinauit et edidit frater Bertoldus de ordine fratrum predicatorum quondam lector Nurembergensis anno dei M°CC°XCIIII° findet sich auf fol. 50r. Allerdings wurde Nurembergensis durch Interpunktion getilgt und am Rande von einer anderen Hand des 15. Jahrhunderts (mit keiner der in der Handschrift sonst bezeugten Nachtragshände identisch) durch Herbipolensis ersetzt. Diese Korrektur dürfte den Anlass zur Ergänzung [le]ctore herbipolensis ordinis praedicatorum im Inhaltsverzeichnis geliefert haben (die Ergänzung stammt von einer anderen Hand als jene des Conspectus-Schreibers; auch ist sie mit der auf fol. 50r bezeugten Hand des Korrektors nicht identisch). Zum Verfasser der vorliegenden Kompilation s. Friedrich Jacobs/Friedrich August Ukert, Beiträge zur ältern Litteratur oder Merkwürdigkeiten der Herzoglichen öffentlichen Bibliothek zu Gotha, Bde 3, Leipzig 1835-1838, hier Bd. 1, S. 97f. und Bd. 3, S. 37f. sowie Thomas Kaeppeli, Scriptores Ordinis Praedicatorum Medii Aevi, 4 Bde, Rom 1970-1993, hier Bd. 1, S. 240-241 (Nr. 668-669).
Literatur: Alessandro Palazzo, Philosophy and theology in the German Dominican scholae in the late Middle Ages. The cases of Ulrich of Strasbourg and Berthold of Wimpfen, in: Philosophy and theology in the studia of the religious orders and at papal and royal courts. Acts of the XVth Annual colloquium of the Société Internationale pour l'Étude de la Philosophie Médiévale, University of Notre Dame, 8-10 October 2008, ed. by Kent Emery, William J. Courtenay and Stephen M. Metzger, Turnhout 2012, S. 75-105.
Überlieferung: Gotha, Universitäts- und Forschungsbibliothek, Memb. I 80, fol. 41r-67r. - 50v Leer
Unité codicologique:
2. Teil
Mise en page:
148 x 103 mm. Zweispaltig. Kolumnenzwischenraum: 1 cm. 48 Zeilen. Punktiert und liniiert.
Type d'écritures et copistes: Durchgehend von einer Hand in regelmäßiger Buchschrift, die Karin Schneider zufolge (briefliche Mitteilung) auf die Zeit um bzw. kurz vor 1350 zu setzen ist. Im Mechthild-Teil findet man zahlreiche Marginalien. Bis auf einige Einträge von einer Hand des 15. Jahrhunderts stammt der Großteil dieser dieser textgeschichtlich überaus interessanten Randvermerke (sie lassen die Kenntnis der deutschen Version des „Fließenden Lichts“ erkennen, vgl. Nemes 2010, S. 257-262) von mehreren, nicht immer und überall eindeutig identifizierbaren Händen, die nach Karin Schneider (briefliche Mitteilung) auf das 3. Viertel des 14. Jahrhunderts zu datieren sind. Eine weitere Hand des 15. Jahrhunderts (Becker 1951, S. 8 identifiziert sie fälschlicherweise mit Jakob Louber OCarth) notiert am Beginn des Mechthild-Textes: Reuelaciones Mechtildis (fol. 52rb). Am Beginn der Christina-Vita liest man offenbar von derselben Hand (auch hier spricht sich Becker 1951, S. 9 irrtümlicherweise für Jakob Louber OCarth aus) den Vermerk: quam composuit frater Thomas de cantiprato nacione brabantinus (die Hand erscheint auch in Teil IV). Im Inhaltsverzeichnis findet sich ein vergleichbarer Vermerk (fratris Thome Brabantini ordinis predicatorum), hier allerdings von jener Hand, die sich auch für den oben zitierten Nachtrag [le]ctore herbipolensis ordinis praedicatorum verantwortlich zeichnet (s. Teil I).
Décoration: Rubriziert. Initialen nicht ausgeführt.
Sommaire:
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51ra-91va
›Lux divinitatis‹ (Rb)
Edition: Sororis Mechthildis Lux Divinitatis fluens in Corda Veritatis, in: Revelationes Gertrudianæ ac Mechthildianæ, Bd. II: Sanctæ Mechtildis Virginis Ordinis Sancti Benedicti Liber Specialis Gratiæ accedit Sororis Mechtildis ejusdem ordinis Lux divinitatis. Opus ad codicum fidem nunc primum integre editum Solesmensium O.S.B. Monachorum cura et opera [Louis Paquelin], Poitou-Paris 1877, S. 435-643. Neuausgabe: Hellgardt u.a. (s. Bibliographie)
Überlieferung: Basel, Universitätsbibliothek, Cod. A VIII 6, 101v-154v, 159r-195v und 209v (direkte Abschrift). Zur weiteren Überlieferung s. die von Hellgardt u.a. vorbereitete Neuausgabe der ›Lux divinitatis‹. - 91vb Leer
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92ra-93vb
›De S. Christina Mirabili Virgine vita‹
Edition: Acta Sanctorum Jul. V (1868), S. 650-656.
Überlieferung: Basel, Universitätsbibliothek, Cod. A VIII 6, 210r-215r (direkte Abschrift). Zur weiteren Überlieferung der Christina-Vita s. Thomas Kaeppeli: Scriptores Ordinis Praedicatorum Medii Aevi, 4 Bde, Rom 1970-1993, hier Bd. 4, S. 346-347 und Archives de littérature du Moyen Âge (ARLIMA) http://www.arlima.net/qt/thomas_de_cantimpre.html.
Unité codicologique:
3. Teil
Mise en page:
148 x 103 mm. Zweispaltig. Kolumnenzwischenraum: 1 cm. 33 Zeilen. Liniiert.
Type d'écritures et copistes: Durchgehend von einer Hand in regelmäßiger Buchminuskel.
Décoration: Rubriziert
Sommaire:
Unité codicologique:
4. Teil
Mise en page:
142 x 105 mm. Zweispaltig. Kolumnenzwischenraum: 1 cm. 28-29 Zeilen
Type d'écritures et copistes: Durchgehend von einer Hand in regelmäßiger Buchschrift. Die Autorangabe am Beginn des Exzerptes aus dem ›Stimulus amoris‹ (Venerabilis patris Bonaventure Cardinalis) offenbar von derselben Hand des 15. Jahrhunderts, die ihre Spuren auch am Beginn der in Teil II enthaltenen Texte hinterlassen hat (Becker 1951, S. 10 identifiziert sie fälschlicherweise mit Jakob Louber OCarth). Die Autorenangabe erfolgt in Anlehnung an das Inhaltsverzeichnis: Item excerptum de stimulo amoris Sancti Bonaventure (fol. 1r).
Décoration: Rubriziert
Sommaire:
Unité codicologique:
5. Teil
Mise en page:
147 x 102 mm (fol. 160r-162v: unregelmäßiger Schriftsspiegel). Zweispaltig (fol. 160r-162v: ungespalten). Kolumnenzwischenraum: 1 cm. 47 Zeilen (fol. 160r-162v: 28-29 Zeilen). Liniiert.
Type d'écritures et copistes:
- Hand 1: fol. 133ra-159ra, feine Buchminuskel (Becker 1951, S. 10 identifiziert diese Hand fälschlicherweise mit dem Schreiber von Teil II);
- Hand 2: fol. 160r-162v, kursive Buchschrift von ca. 1400. Von Hand 2 rühren auch die Seitentitel (Zahl des Sermo) und die Abschnittszahlen am Rand von fol. 133ra-159ra her.
Décoration: Rubriziert
Sommaire:
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133ra-158ra
›De contemptu mundi‹ (›De accessu animae ad Deum‹)
Edition: PL 86, 811-886. Zu den Abweichungen gegenüber der Edition s. Tabelle zur Parallelüberlieferung in der Handschrift Basel, Universitätsbibliothek, Cod. B IX 7 bei Meyer/Burckhardt (1966), S. 151-153. Zur Textgeschichte s. César Nardelli Cambraia/Maíra Borges Laranjeira, Tipologia dos erros na tradição latina do ›Livro de Isaac‹, in: Caligrama: Revista de Estudos Românicos, Belo Horizonte 15/2 (2010), S. 7-48.
Überlieferung: Vgl. Cambraia/Laranjeira a.a.O., S. 13-15. -
158ra-159ra
›Dialogi‹ III,14
Anmerkung: Der Text schließt sich an die zwölf Predigten des mit der Überschrift Narracio sancti gregorii pape in libro qui dyalogorum dicitur de supradicto ysaae qui hunc libellum edidit unmittelbar an.
Edition: Umberto Moricca (Hg.): Gregorii Magni Dialogi libri IV, Roma 1924 (Fonti per la storia d'Italia 57), hier S. 163,18-168,7. - 159rb-vb Leer
- 160r-162v Register zu Isaac von Syrien (von Ninive) ›De contemptu mundi‹ (›De accessu animae ad Deum‹)
- 163 Leer