Frauenfeld, Kantonsbibliothek Thurgau, Y 104
Titre du manuscrit: Chronik des Klosters St. Johann
Origine: Kartause Ittingen
Période: nach 1630
Support: Papier
Volume:
11 Bll. und 1 Faltblatt
Format: 315 x 205 mm
Mise en page:
264 x 168 mm, einspaltig, 44-48 Zeilen.
Reliure:
Papier über Pappe, blaugrün gesprenkelt, 19. Jh.
Sommaire:
-
Bl. 1r:
Der angegebene Titel:
Von Stifftung Auff= vnnd Zunemmen Eines Gottshauses beider Hailigen Johann Baptisten: vnd Johann Evangelisten des Thurthals: Sampt was sich beÿ eines in den Abbtes Regierung zeÿten zugetragen: vnd verloffen. Durch den wolehrwurdigen, Hochgelerten Herren Jodocum Metzlern Doctoren, Conuentualen zu Sant Gallen, Stadthaltern zu Wÿl in Latinsch beschriben: vnd von vns in dise form gebracht auch vermert. Name Seinen Anfang im 1141 iahre Christi Jesu
Darunter:
Blaukolorierte Federzeichnung mit den Kirchenpatronen Johannes dem Täufer (heraldisch rechts) und Johannes dem Evangelisten (heraldisch links) von St. Johann im Thurtal. Dazwischen das Klosterwappen mit einem Agnus Dei, das eine Kreuzfahne hält sowie dem Abtsstab, um den ein Tuch gewunden ist. Johannes ist dargestellt als bärtiger Mann in einem wallenden Mantel. Er hält auf der rechten Seite einen Kreuzstab und in seiner Linken sein übliches Attribut, ein Agnus Dei auf einem Buch. Johannes der Evangelist trägt in seiner linken Hand einen Kelch mit einer Schlange darüber. Diese Attribute erinnern an eine Geschichte aus der „Legenda Aurea“, wonach Aristodemus, der Oberpriester des Artemistempels von Ephesus, Johannes den Evangelisten vor die Wahl gestellt habe, entweder der Göttin zu opfern oder einen Kelch mit Gift zu trinken. Johannes soll darauf das Kreuz über dem Kelch geschlagen haben, das Gift sei in Form einer Schlange aus dem Gefäss gewichen, und Johannes habe ohne Todesfolge daraus getrunken.
Unter der Federzeichnung findet sich ein lateinisches Zitat aus Deuterojesaja (Jes. 42,1 [Is+42 1]). Es lautet übersetzt: „Siehe da, mein Knecht, an dem ich festhalte, mein Erwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt, damit er das Recht unter die Völker hinaustrage.“ - Bl. 1v: Geographische Beschreibung des Thurtales.
- Bl. 2 (Faltblatt): Plan des Klosters St. Johann an der Thur mit handschriftlicher Legende von in der rechten oberen Ecke. Dieser Plan ist von der gleichen Hand gezeichnet wie beispielsweise derjenige von der Reichenau (Y 112). Er zeigt den Zustand des Klosters nach dem Neubau von 1626-1629.
- Bl. 3r: Fortsetzung der geographischen Beschreibung des Thurtales. Die adligen Geschlechter im Thurtal und die Gründung des Klosters Alt-St.Johann.
- Bl. 3v-9v: Aufzählung der Äbte des Klosters St. Johann in chronologischer Reihenfolge beginnend mit einem Abbas Anonymus und dem ersten namentlich bekannten Abt Burkard (1152 und 1178 urkundlich erwähnt) bis zu Johann Zöllner von Götzis (Regierungszeit 1543-1546). Die Äbte sind zum Teil mit ihren unkolorierten Familienwappen dargestellt. Das zwischen Bl. 6v und 7r eingefügte 72 x 55 mm grosse Beiblättchen, das ein Wappen mit einem Brunnen zeigt, bezieht sich wahrscheinlich auf den auf Bl. 7r erwähnten Abt Konrad Brunmann von Lichtensteig (Conradus IV.), der dem Kloster St. Johann 1489-1512 vorstand. Möglicherweise kann zwischen ‘Brunmann’ und ‘Brunnen’ eine sprachliche Beziehung hergestellt werden. Insgesamt sind 24 Äbte von St. Johann aufgeführt. Nach dem Übergang des Klosters an die Abtei St. Gallen am 16. Dezember 1555 werden die vier St. Galler Äbte Diethelm Blarer von Wartensee (Regierungszeit 1530-1564, Lebenszeit 1503-1564), Otmar II. Kunz von Wil (Regierungszeit 1564-1577, Lebenszeit 1528-1577), Joachim Opser von Wil (Regierungszeit 1577-1594, Lebenszeit 1548-1594) und Bernhard II. Müller von Ochsenhausen (Regierungszeit 1594-1630, Lebenszeit 1557-1630) erwähnt. Als letzter Abt wird ein gewisser Pius genannt. Höchstwahrscheinlich handelt es sich hierbei um den St. Galler Abt Pius Reher von Bleienried (Lebenszeit 1597/1598-1654), der dem Kloster von 1630-1654 vorstand. Es fehlen jedoch Angaben über sein Leben und Wirken. Dies ist ein Indiz dafür, dass die Chronik nicht abgeschlossen worden ist. Die von Murer angegebene Reihenfolge der Äbte stimmt nicht überall mit derjenigen von Henggeler überein. Auch werden in beiden Chroniken nicht dieselben Äbte erwähnt.
- Bl. 10: leer.
Origine du manuscrit:
Bemerkungen zu Autor und Werk:
stützt sich nach eigenen Angaben wie in der Chronik der Abtei St. Gallen auf das historiographische Werk des St. Galler Konventualen, Rechtsgelehrten und Stiftsbibliothekars Jodocus Metzler (1574-1639). Das Heinrich Murer vorliegende Werk war nach seinen eigenen Angaben lateinisch verfasst. Es wurde von ihm übersetzt und erweitert. Wir wissen nicht genau, welches Werk von Jodocus Metzler ihm vorgelegen hat. Es kommen dafür zwei Schriften in Frage, die beide bei Henggeler aufgelistet sind: „Monasterii Sti Joannis Vallis Thauri in Helvetiis Abbatum et Rerum Index“ und das „Chronicon Vallis Thurae“, das mit anderen Chroniken zusammengebunden ist.
Bemerkungen zu Autor und Werk:
stützt sich nach eigenen Angaben wie in der Chronik der Abtei St. Gallen auf das historiographische Werk des St. Galler Konventualen, Rechtsgelehrten und Stiftsbibliothekars Jodocus Metzler (1574-1639). Das Heinrich Murer vorliegende Werk war nach seinen eigenen Angaben lateinisch verfasst. Es wurde von ihm übersetzt und erweitert. Wir wissen nicht genau, welches Werk von Jodocus Metzler ihm vorgelegen hat. Es kommen dafür zwei Schriften in Frage, die beide bei Henggeler aufgelistet sind: „Monasterii Sti Joannis Vallis Thauri in Helvetiis Abbatum et Rerum Index“ und das „Chronicon Vallis Thurae“, das mit anderen Chroniken zusammengebunden ist.
Provenance du manuscrit: Die Handschriften, die für das „Theatrum Ecclesiasticum Helvetiorum“, Chronik aller Klöster, Bistümer und Stifte der Schweiz, vorgesehen waren, sind alle in der Kartause Ittingen entstanden. Dies gilt auch für die vorliegende Handschrift Murers mit der Chronik des Klosters St. Johann im Thurtal. Vermutlich ist sie erst nach der Aufhebung der thurgauischen Klöster im Jahre 1848ff. in die Kantonsbibliothek Thurgau gelangt, wo sie wahrscheinlich auch gebunden wurde.
Literaturverzeichnis: (chronologisch)
- Meyer von Knonau, Gerold: Heinrich Murer, in: ADB 23 (1886), S. 60.
- Meier, Gabriel: Der Karthäuser Heinrich Murer und seine Schriften / Gabriel Meier. Stans 1900 (SA: Der Geschichtsfreund ; Bd. 55, S. 3-38).
- Henggeler, Rudolf: Professbuch der fürstl. Benediktinerabtei der Heiligen Gallus und Otmar zu St. Gallen / von Rudolf Henggeler. Zug 1930.
- Henggeler, Rudolf: Professbücher der Benediktinerabteien St. Martin in Disentis, St. Vinzenz in Beinwil und U. L. Frau von Mariastein, St. Leodegar und St. Mauritius im Hof zu Luzern, Allerheiligen in Schaffhausen, St. Georg zu Stein am Rhein, Sta. Maria zu Wagenhausen, Hl. Kreuz und St. Johannes Ev. zu Trub, St. Johann im Thurtal / von Rudolf Henggeler. Zug [1955].
- Tiefenthaler, Eberhard: P. Jodocus Metzler: Rechtsgelehrter, Chronist und Bibliothekar in St. Gallen / von Eberhard Tiefenthaler, in: Biblos 29 (1980), S. 193-220.
- Müller, Anneliese: Artikel „St. Johann“ / Anneliese Müller, in: Frühe Klöster, die Benediktiner und Benediktinerinnen in der Schweiz. Bern 1986. (Helvetia Sacra ; Abt. III, Bd. 1, Teil 2, S. 1397-1433).
- Früh, Margrit: Die Vorzeichnungen von Hans Asper (d.J.) zu Heinrich Murers „Helvetia Sancta“ in der Kantonsbibliothek Frauenfeld / von Margrit Früh. (SA: Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte ; Bd. 45 (1988), S. 179-206).