Mariastein, Benediktinerkloster, Cod. S 508
Schönherr Alfons, Die mittelalterlichen Handschriften der Zentralbiobliothek Solothurn, Solothurn 1964, S. 80-81.
Titre du manuscrit: Obsequiale [ad usum monialium ordinis praedicatorum]
Période: 15. Jahrh. (1.Hälfte).
Support: Perg.
Volume:
50 Bl. (+ 1 Bl. Pap.)
Format: 16/12 cm.
Numérotation des pages: Die Hs. wurde bei der Katalogisierung durchfoliiert.
Mise en page:
Schriftrahmen und (18) Zeilen in zarter brauner Lineatur.
Type d'écritures et copistes:
- Gotische Textur (littera textualis formata) aus einer anonymen Frauenhand;
- die beiden letzten Seiten aus der Hand der Dominikanerin Martha Gößler.
Notation musicale: Antiphonen und Responsorien im Modus des Dominikanerchorals mit Quadratnotenschrift auf vier roten Linien.
Décoration: Überschriften und Strichelung rot, Initialmajuskeln abwechselnd rot oder blau; Hauptinitialen (1r, 5r und 35v) rot-blau im Maiblumenstil kalligraphiert mit Ornamenten und Zierleisten.
Reliure:
Gebleichter Schweinslederband des 16. Jahrhs. auf Holz, Kanten leicht abgeschrägt. Renaissance-Blinddruck und Rahmenleiste mit kleiner Porträtrolle. Rücken dreibündig; hanfumstochenes Kapital. Die vom Rückdeckel ausgehende ziselierte Messingschließe erhalten. Im Vorderspiegel eingeklebt Kupferstich saec. XVII (nicht signiert) mit perspektivischer Doppelansicht von St. Johann im Grünen Werd (=Johanniterhaus in Straßburg, das 1633 beim Neubau der Stadtbefestigung abgerissen werden mußte); im Rückspiegel Kupferstich saec. XVII (nicht signiert) mit Darstellung der Flucht Jesu nach Ägypten. Schnitt dunkelgrün eingefärbt.
Sommaire:
- 1.
(Bl. 1r-35r)
[Agenda mortuorum]
>Vespere defunctorum. Antiphona.<
Placebo …–…
Pro cunctisfidelibus defunctis … Qui vivis.
Vgl. H.-R. Philippeau, Textes et rubriques des Agenda mortuorum: Archiv für Liturgiewissenschaft 4 (1955) 52-72. - 2.
(35v-46v)
[Septem psalmi poenitentiales cum litaniis. Ps. 7]
Domine ne in furore tuo …–…
tua protectione tranquilla (= oratio pro pace).
Zu bemerken: (42r-46r) Heiligen-Litanei (für Dominikanerinnen eines oberdeutschen Katharinenklosters) mit Nachträgen saec. XV/2. - 3.
(46v-49v)
[De commendatione animae].
Mit der Litanei (dominikanisch, Katharinenkloster) und den üblichen Orationen. Daran (50r-v) aus späterer Hand: a) Tonart für den Requiem-Schlußvers; b) Kollekte zum hl. Vinzenz Ferreri (kanonisiert 1455); c) Canticum Magnificat mit der Rubrik: Item also beschleust man einer gestorben swester irn psalter … aber zu dem orden-psalter liß die totenletania.
Vgl. auch Pour l'histoire de l'office des morts chez les Frères Prêcheurs: Archives d'histoire dominicaine 1 (1946) 233-240.
Provenance du manuscrit:
- Besitzeintrag aus der Zeit um 1480/90 (50v): + S(chwester) Marhta Goßlerin + ist diß bûch. Eine nähere Identifizierung dieser Dominikanerin war bisher nicht möglich, doch läßt der typisch oberrheinische Duktus ihrer Schrift an das Katharinenkloster in Kolmar denken, wo um dieselbe Zeit mehrere Mitglieder der Familie Goßler (Gößler, Geßler) lebten; vgl. die bei J. Trouillat, Monuments de l'histoire de l'ancien évêché de Bâle 5 (1867) 634 mitgeteilte Schwesternliste und J. Kindler von Knobloch, Oberbadisches Geschlechterbuch 1 (1898) 441. Die Obituarien des Katharinenklosters in Straßburg sind verloren (Mitteilung von Ch. Wittmer/Straßburg).
- Kaufnotiz (im Vorderspiegel): Emit Philippus Jacobus Abbas. 1781. Vgl. auch S 429. Demnach wurde diese Hs. zusammen mit anderen Manuskripten aus verschiedenen Dominikanerinnenklöstern im Jahre 1781 durch Abt Philipp Jakob Steyrer von St. Peter im Schwarzwald erworben; vgl. hierüber u. a. FDA 79 (1959) 107; E. J. Beer, Beiträge zur oberrheinischen Buchmalerei (1959) 93 Nr. 22 und ZGO H (1900) 633-638.