Engelberg, Stiftsbibliothek, Cod. 102
Bruckner Albert, Scriptoria Medii Aevi Helvetica 8, Schreibschulen der Diözese Konstanz, Stift Engelberg, Genf 1950, S. 126-127.
Titre du manuscrit: Directorium cantus neumis ornatum. Calendarium sanctorum et tabulae pro temporibus ecclesiasticis definiendis.
Période: XII. S.
Support: Urspr. jedenfalls schönes, feines, geschmeidiges, gut zugeschnittenes und gegl., weisses Pergament, wobei Fleischseite und Haarseite gut trennbar. HFHF.
Format: 15,3-15,5 x 22,2 cm.
Composition des cahiers:
Kustoden (1. Hd.): 16v I - 135v XV. IV (F. 1-12 VI, eigentliche Vorblätter, 71/72 in die IV-er Lage 69-79, nach dem 2. Blatt (70) im 14. Jh. eingeschoben, Bl. 103 ist dem IV 104-111 viel später vorgeschoben, 136-142 unvollst. IV, 143/144 jüngerer Einschub (13. Jh.), 145-151 unvollst. IV, Schlusslage).
Etat: Jetzt sehr stark gebraucht, das Pergament z. T. grau bis dunkel, ganz schmutzig.
Mise en page:
2 Kolumnen; (11,2 (à 4,5 cm) x 16,5 cm). 27 Zeilen. Linierung mit Griffel. Begrenzungslinien: je 3 Vertikalen innen, aussen und in der Mitte. Zirkellöcher abgeschnitten.
Type d'écritures et copistes:
- Dunkelbraune Tinte, die Nachträge in schwarzer.
- Das Kalendar etc. 3v-11v im Grundstock von 1 Hand, samt vielen Nachträgen. Das Directorium Chori 13v-144 gleichfalls von 1 Hand, und zwar stammen beide Teile vom gleichen Schreiber.
- Das Kalendar wie üblich aufgebaut, die Angaben wie Januarius habet dies 31 etc., die Tagesbezeichnung (römischer Kalender), wichtige Kalenderangaben wie Sol in pisces, in minierter Minuskel.
- Die Namen der Heiligen in schwarzer Minuskel, einzelne wenige Namen wie Petrus, Maria, Benedictus, Michahel, Martinus in Rustica, ebenso auch die Nativitas domini, die Feste von Stephan, Ibhalmes dem Täufer, der Innocentes, von David.
- Beim Directorium Chori sind die Tagesangaben, wie feria V ieiunii decimi mensis ad vesperam in evangelium usw. in roter Rustica.
- Davor jeweils der Tagesbuchstabe, z. B. B, A, F, schwarze Majuskeln, durch Striche leicht verziert. Das Ganze in drei Kolumnen aufgebaut (vgl. Faksimile). Ueber jeder Zeile von anderer Hand Neumen. Die Zeilen schliessen mit kleiner, zierlicher, exakter, kalligraphischer Schrift.
- Gelegentlich, 17v, ein einfacher Kanon-Bogen (rote und schwarze romanische Säule).
- Eine jüngere Hand schreibt in roter Tinte Einträge, die gleiche Hand auch im Kalendar nachweisbar. Nachträge vom 13. bis 15. Jh. F. 71/72 von verschiedenen Händen des 13. und 14. Jhs. Die auf 103 erscheinende jüngere Hand ist unzweifelhaft diejenige des Codex 14, eingefügtes Blatt mit Kreuz als Verweiszeichen.
- Der Engelberger Meister hat wiederholt den Codex benützt und Einträge gemacht (so F. 1 in dedicacione ecclesiae aus seinem Kreis, F. 2 beide Einträge von ihm, F. 2v, 3 aus seinem engeren Kreis, die Stelle notificamus etc. betr. Peter von Waltersberg von ihm, desgleichen die folgende neumierte Stelle, F. 2v, 3 sonst noch andere gleichzeitige Hände, wohl ca. 1200, ferner F. 139b, aus seiner Nähe F. 146-151).
- Im ganzen stammt der Kern des MS. 102 unzweifelhaft aus der Frowin-Zeit, das Kalendar F. 3v-9v dürfte sogar Mitte, wenn nicht sogar Ende 1. Hälfte des 12. Jhs. sein.
- Die verwendete Minuskel ist sehr fein und zierlich. Die anderen Hände, die jünger sind, und deren es mehrere gibt, gehören dem späten 12. und dem 13 Jh. an. Der Codex ist paläographisch von sehr hohem Interesse.
Reliure:
in gelblichbraunem Ledereinband (15 x 22 cm) des 14. oder 15. Jhs. mit abgeschrägten Kanten. 3 Bünde. 5 halbkugelförmige Messingbuckel. 2 Messingscharniere (romanisch), die Riemchen fehlen, rückseitig noch ein Scharnier mit Resten des Leders, im Gegensatz zu den meisten Engelberger Bänden waren hier die Riemen am Rückdeckel befestigt, zum Einhaken am Vorderdeckel. Vorn und hinten je 1 modernes weisses Papier. doppelbl. als Spiegel. und Schmutzbl. (2) Rückenetikette (17. Jh.): DIRECTORIUM CANTUS. SAEC 12.
Sommaire:
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Directorium cantus neumis ornatum. Calendarium sanctorum et tabulae pro temporibus ecclesiasticis definiendis.
- (F. 1-3r) enthaltend verschiedene einzelne Einträge, Nachträge usw., mit ganz unregelmässigem Schriftspiegel.
- (F. 3v-9v ) Kalendar, mit der üblichen Einteilung, Linierung nicht mehr exakt ersichtlich (ca. 11,5 x 15,5 cm).
- (F. 10-11v) Kalenderberechnungstafel, z. T. die ganze Seite bis an die Ränder beschrieben.
- (F. 12r/v) allerlei Einträge über. die ganze Seite hin.
- (F. 13r) (ca. 12 x 14 cm) mit vielen Griffelzeichnungen, Mustern usw. am Rand.
- (F. 13v-144v) das eigentliche Direktorium.
Origine du manuscrit: Der Frowin-Vers findet sich nicht als Zeile wie sonst, sondern F. 3 oben am Rand recht kursiv hingesetzt. Er lautet: Ista tibi dona genitrix et virgo patrona Frŏwinum dantem serves apud omnitonantem (fehlt bei Gottwald).