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Edelstein
Edelstein. Zusätzlich werden 4 weitere, pseudobonerische Stücke eingestreut. Jede Fabel mit dt. Überschrift, welche den Inhalt angibt und/ oder die moralische Deutung vorausnimmt.
hette dich meister Ypocras, der kunde din geniessen basz dann ich, du bist unerkant. Der han warff hin den stein zu hant
oder dry leit alle tag, das was des herzen graste klag. Sin gitikeit in des bezwang, die vast in sinem hertzen rang
Bis heute sind 36 Hss. und 2 Drucke bekannt. Unser Cod. nach dem neuen Hss.-Verzeichnis von Bodemann/Dicke (s. u.) Hs. G der Überlieferung. Nach Pfeiffer (Ausg., S. 186-188) 3 Hauptklassen von Hss.: Kl. I: 100 Fabeln mit Vor- u. Nachrede; Kl. II: Gewöhnlich 90 Fabeln. Es fehlen die Vorrede u. die Stücke 1, 54, 56, 59, 64, 66, 71, 75, 81 u. 83; Kl. III: Wie Kl. II. Es fehlen aber zusätzl. die Fabeln 95-100 u. die Schlußrede. Die Klassen II u. III haben zudem für die ersten 11 Fabeln eine gemeinsam abweichende Reihenfolge: 2, 3, 6, 7, 9, 12, 4, 5, 8, 10 u. 11. Bestand im Cod. Bodmer 42: Prolog (erschlossen) u. 1 wie Kl. I (S2 und H3) ohne Ia, aber mit K 1 (Kl. II) u. K2 (Kl. III). Dann die Nrn. 2-3, ein anonymes Tierbispel (s. u.) 6-7, 9, 12, 4, 5, 8, 10-11 wie Kl. II (Kl. IIa fehlt 12) u. die meisten Hss. v. Kl. III (außer Bispel). 13-48 wie Kl. I (Ia fehlt 28) u. II (IIa fehlen 18, 37 u. 48; 48 fehlt auch in
B 1 von Ia, K 1 von II und Fr von III). Wegen Bl.verlust fehlen in G 29, 44 (V. 49ff.), 45-46 u. 47 (V. 1-99). Zw. 17 u. 18 ein anonymes Tierbispel, anonyme Reimpaarfabeln zw. 29 u. 30 und 31 u. 32. G schiebt als einzige Hs. der Überlieferung Nr. 56 zw. 48 u. 49. Im übrigen 49-65 wie Kl. I, während Ia, II (außer K1), IIa u. III die Nrn. 54 u. 56 auslassen, Ia dazu 61, IIa u. II (u. S3, W3 von II) 59 u. II (außer S1), IIa u. III die Nr. 64. Von 52 fehlen G die Verse 9-39 wegen Bl.verlusts. G läßt mit II (außer S1), IIa u. III die Nr. 66 aus (interessant dabei der Sprung der Zählung in G von 71 [Pfeiffer 65] auf 73 [Pfeiffer 68]!). G. schiebt als einzige Hs. Nr. 67 nach Nr. 70 ein, 68-70 wie alle Klassen. Mit IIa (+ S3 u. W3 von II) u. III Auslassung von Nr. 71; 72-74 wie alle Klassen. (Ia schiebt 83 nach 71 u. 61 nach 73 ein), Ausfall von 75 wie Kl. II (außer S1), IIa u. III. 76-80 wie alle Klassen. Von Nr. 80 nur
die Verse 1-10 erhalten, restliche Verse u. Stücke fehlen wegen Bl.- u. Lagenverlusts. Deshalb auch nicht zu entscheiden, ob G wie Kl. III mit Nr. 94 oder aber mit Nr. 100 u. der Schlußrede wie die Klassen I u. II endet. Wir haben es mit einer ausgesprochenen Mischhs. zw. I u. II und/oder III zu tun. Am wenigsten verwandt sind die Klassen Ia u. IIa. Von den überlieferten Hss. steht G vom Gesichtspunkt des Fabelbestandes K1 (Karlsruhe, Landesbibliothek, cod. Ettenheimmünster 30; Kl. II), etwas weniger K2 (Ebd., cod. Ettenheimmünster 37; Kl. III) am nächsten. Im neuen Stemma von Bodemann/Dicke (S. 463)Bodemann/Dicke schlagen 2 Bestandesarchetypen (einer mit
100, der andere mit 84 Stücken) vor, die durch horizontale Überlieferung miteinander verbunden sind. G. Dicke bestätigt in einer ersten briefl. Beurteilung auch von der textlichen Seite das Urteil von G als einer ausgesprochenen Mischhs., allerdings eher zw. Kl. II u. III. Auf den ersten Blick scheint ihm eine Anbindung an den Knoten *Y2 am plausibelsten.
Die maßgebliche Ausg. ist noch immer: Franz Pfeiffer (Hg.), Der Edelstein von Ulrich Boner (Dichtungen d. dt . Mittelalters 4). Leipzig 1844.Bodemann u. Dicke) in Vorbereitung. Pfeiffer, Ausg., S. 186-233 Schönbach, Zur Kritik Boners. In: ZfdPh 16 (1875), S. 251-290;Fouquet, Einleitung zu: Ulrich Boner, Der Edelstein. Faksimile der ersten Druckausgabe Bamberg 1461. 16. I Eth 2° der Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel. Stuttgart 1972, S. 7ff.;Bodemann u. Gerd Dicke, Grundzüge einer Überlieferungsund Textgeschichte von Boners "Edelstein". In: Oxforder Koll., S. 424-468.
Eins mols ein katze ein mu̍selin viͤng,gar hu̍bschlich sie mit im umb giͤng. Nuͤ trach sus hin, nuͤ trach sus har, der schimpff die müsz maht fröid(e) bar. Mit flücht hub su̍ sich usz der not, des beisz die katz die musz zuͤ tot. Vil herzen gont den selben weg gen dienern, die jn diene(n)t jn ir pfleg. Su̍ ruͤpfentz hut und ruͤpfentz morn, zuͤm letsten sint sie zu̍ wol verlorn.
Dicke/Grubmüller, S. LVII, Anm. 126.
Ein Exemplum gleichen Inhalts, aber mit anderer Auslegung in einer Hs. d. Tubach, Nr. 892.
Ein man einen sperwer hatin einer stat, das er sin aht hat und im zuͤ hande kan, als dick so er in wolt han. Do fuͤr er hin gon waldefelde,do er sach bom und welde. Als er in liesz fliegen von d er hant,siner meister er nit me kant. ¶ Ein jung wib ein alter man in eren mag zü hüse behan. Wil er sie hin usz hin schicken, 30r do sie sicht tantzen, springen, blitzen, der kert dick iunges wibes muͤt us altes mannes forht und ruͤt. Wer ein junges pfert zemet wol, so got es als es sol. Zemet man es aber ringe, so lat es nit siner spru̍nge. Der dise dru̍ welle in eren han, der zoͤme su̍ wol, do gewint er an. Dan frowen, pfert und feder spil, hund tru̍w istder ist nit vil.
Vgl. Dicke/Grubmüller, S. LVII, Anm. 126.
Anderswo nicht nachzuweisen. Die Vergleichswelt ist jedoch im Mittelalter geläufig, vgl. z. B. den Sperber in Freidanks Bescheidenheit
, 48, 19.
mir gevellet din husz nit wol, es düncket mich betrogenheit vol. Kem ich dar in gegangen, villicht moͤht ich gehangen. Hie vor ist wit, lang und ouch breit, das mir din netz nit duͤt zuͤ leit. Wer in das netz die fliege komen, die spinn hett ir ir leben genomen. Also vint man yetz manigen man, der mit schoͤnen worten kan zuͤ huse lu̍te laden, 45v zuͤ jrem grossen schaden.
Einen fuͤhs den hunger zwang,das er sich in eine furch lang leit, als ob er woͤre tod. Des worent die kregen zu̍ im not und wonent sin geniessen. Sin boszheit one verdriessen treip er, untz sie in rüpfietent begunden und zuͤ stroffent. Do 48r eygete er sin schalckeit:Eine krege erwust er do so bereit und lief! da mit hin zuͤ walde. Sin trogenheit ist manigvalde. ¶ Der fuͤchs vindetet man yetze gar vil,die liessen kinden uff ir spil, bitz das su̍ werdent jnnen, das in nit mag entrinnen. Dar uff sie ir sin n e und gesetzet,das wirt von in denn gar verhetzet.
Sequitur ymago regis):
Sequit(ur sagittarius cum ballista sagitans quo ddam animal cum sagitta sua, quod an im al voca tur tigris
Sequit(ur miluus cum rana et mureetc
Seq(ui tur rex sedens pro tri bunali in suamarie et canisfaciens querelassta tecon tra ovem et in testis pro ducit lupum et wltures ut sequitur
Seq(ui tur arbor
Sequit(ur lupus, cui angnus turbavit rippametc
Sequit(ur serpens cum ingne et vir in domo cum cupide ut hab etur in fabbul a
Seq(ui tur mus domastica ad silvestren
Seq(ui tur antiquus leo et aper mordens ipsu m et boszet asinus ut sequi tur fabu la
Se(quitur semantor con tra volücresetc
Seq(ui tur ymago regis sedentis in maiestate sua tenens zeptrum
Sequit(ur lupus cum stroffa
Seq(ui tur lupus sedens pro tri bunali versus hircum exuna et ovis par tibus exaltera
Seq[deaurata?] (ui tur asinus onoratus cum sacco et equus pre ciosus cum suoet sella dê arao
Seq(ui tur pater cum filio habe ntes asinulm), quem insedit pater filio ambulante per pedes, quem hom in es deridebant ut sequitur in fabu la
Seq(ui tur pater et filius cum asino non equi tantes, quo s deridebant homines
Sequit(ur pate r cum filio por tan tes asinum etc
Seq(ui tur mulier excorians asinum pro pter suam diffamiam exoratum
Se(quitur tres mulieres speciosi nimis stantes in vicem
fig. Eine größere, 6 Z. hohe Initialeur
Heller Der Edelstein (Fabelbuch) / von / Ulrich Boner, Predigermönch in Bern / 1324-1349. / Handschr. aus d. 15. Jahrh.
Über der letzten Zeile Bleistiftnachtrag Mitte des.
In der linken oberen Ecke des Schildes Bleistifteintrag IV LI147 1 $ 400
(Kraus?). 168, [ Symbol, siehe PDF], Item
(Federproben?).
Schrift, Einrichtung (Rubrizierung, Initialen, Überschriften, Raum für Illustrationen, zusammengeklebte Einzelbll.), Entstehungszeit, Dialekt sprechen alle für ein Produkt der els. Schreiberwerkstatt
Die Hs. gehörte wohl zu den auf Vorrat hergestellten Kopien, die dann bei schlechtem Geschäftsgang verkauft wurden, viell. auch an frühere Kunden. Unter diesem Blickwinkel ist das Wz. des Edelstein
paßt im übrigen ausgezeichnet in das Verlagsprogramm
Laubers (volkstümlicher Inhalt, beliebtes Werk). Es wurde bereits bisher vermutet, daß sich unter dem ysopus gemolt
in zwei Verlagsanzeigen Laubers (vgl. Kautzsch, Diebolt Lauber und seine Werkstatt in Hagenau . In: Centralblatt f. Bibliothekswesen 12 (1895), S. 1-32 u. 57-113,
hier S. 110bispyl bůch genant der werlt lǒff gemǎlt
in einer dritten Verlagsanzeige (vgl. Bodemann/Dicke [s. u.], S. 435, Anm. 31
stockbookvon
dealer in Frankfurt(so
Peter ... acher, Fft., 8/31/55, was am ehesten auf