Die Handschrift enthält ein Psalterium zum Gebrauch von Evreux, Bischofsstadt und bevorzugte Residenz der Könige von Navarra. Es handelt sich um ein liturgisches Buch, das den Kalender, die Litanei und das Toten-Offizium, also die wichtigsten Texte eines Stundenbuches enthält. Die Buchmalerei ist das Werk eines Künstlers, der in Paris um 1400 tätig war und der noch auf Goldgrund elegante Figuren in einer pittoresken Landschaft darzustellen pflegt. Seine Farbpalette ist jedoch bereits jene des 15. Jahrhunderts. Diese Hand soll dem Atelier des Pariser Josephus-Meisters zugeschrieben werden. Mindestens zwei Miniaturen – die Narren-Miniatur (f. 44r) und die Miniatur des Toten-Offiziums (f. 131r) – werden dem Pseudo-Jacquemart zugeschrieben.
Online seit: 20.12.2012
Dieses Stundenbuch, das an eine Frau gerichtet ist, enthält einen Eintrag, der nur unter ultraviolettem Licht gelesen werden kann (f. 27v) und eine Jaquette de la Barre erwähnt; vermutlich gehörte sie zur Pariser Orgelbauerfamilie, welche zwischen 1401 und 1404 die Orgel von Notre-Dame schuf. Die Miniaturen wurden um 1410 von einem führenden Pariser Meister geschaffen, der als Mazarin-Meister identifiziert werden kann. Nachträglich wurden der Handschrift Bordüren einer vermutlich provenzalischen Hand hinzugefügt. Vom üblichen Bildprogramm heben sich einige Szenen ab: statt der Busse Davids wird die Herrlichkeit Christi am Jüngsten Tag dargestellt (f. 101r), statt des Totendiensts in der Kirche findet man die Auferweckung des Lazarus (f. 141r) und zudem ist die Darstellung des Gebets des Hieronymus (f. 139v) in vollem Kardinalsornat aussergewöhnlich.
Online seit: 20.12.2012
Bei der Buchmalerei dieses Stundenbuchs haben verschiedene Künstler zusammengearbeitet. Es finden sich einfache Miniaturen, welche das Werk eines Künstlers sind, der im Umfeld des Meisters Johann Ohnefurchts gelernt hat. Viele Marien-Gesichter sind vom Meister der Marguerite d'Orléans, einem bedeutenden Buchmaler um 1430, ausgeführt worden. Die Handschrift gehörte im 15. Jahrhundert Guillaume Prevost, wie den Taufeinträgen im „Livre de raison“ (f. 186v) entnommen werden kann.
Online seit: 20.12.2012
Zu dem unter Utopia Cod. 111. beschriebenen ungewöhnlichen Buch für König Charles VIII. existiert ein weiteres Stundenbuch, das vom selben Künstler ausgemalt wurde. Es blieb im Bordürenschmuck unvollendet, während alle großen Bilder nicht dem geläufigen Bilderkanon von Stundenbüchern folgen, sondern unkonventionelle Motive zeigen. In beiden Manuskripten fällt das Motiv des Stammbaums Adams ins Auge, das die Bände optisch verbindet und in anderen Handschriften des Buchmalers nicht zu finden ist. Auch die fast identischen Blattmasse suggerieren, dass es sich um zwei zusammengehörige Bände handeln könnte, die in gewissem zeitlichem Abstand für den König produziert wurden. Der vorzeitige und überraschende Tod Charles' VIII. nach einem Unfall auf Schloss Amboise mag eine Erklärung dafür sein, dass diese zweite Handschrift nie vollendet wurde.
Online seit: 13.10.2016
Dieses Stundenbuch ist ein Geschenk des Pariser Verlegers Anthoine Vérard an den französischen König Charles VIII. (1470-1498). Der Monarch war eine der wichtigsten Figuren für das Pariser Buchwesen ab 1480. Seine Sammlertätigkeit ist untrennbar verbunden mit den luxuriösen Druckerzeugnissen des Buchhändlers und Verlegers Anthoine Vérard. Bemerkenswert sind hier vor allem die Bordüren: acht fortlaufende Bilderzählungen zu alt- und neutestamentarischen Begebenheiten schmücken alle Blattränder. Bemerkenswert ist der didaktische Wert dieses Stundenbuchs, denn jedes Bilderpaar wird mit erklärenden Versen mit Mittelfranzösisch kommentiert. Dieses Buch steht stilistisch in sehr engem Zusammenhang mit dem Cod. 110, das vom selben Künstler, und möglicherweise ebenfalls für den König geschaffen wurde.
Online seit: 13.10.2016
Dieser Band ist Teil eines aus drei Bänden bestehenden Antiphonars, das in doppelter Ausführung für die Liturgie des Kollegiatstifts St. Vinzenz der Stadt Bern (gegründet im Jahre 1484/85) erstellt wurde. Er enthält das Proprium de sanctis und das Commune sanctorum des Sommerteils nach dem Ritus der Diözese Lausanne. Dieser Band ist das Doppel des Bandes II, heute von der katholischen Kirchengemeinde Saint-Laurent in Estavayer aufbewahrt. Die drei noch erhaltenen, illuminierten Miniaturen (S. 207, S. 271 und S. 397) werden einem Wanderkünstler zugeschrieben, der in Freiburg, Bern und Sitten, später in Ivrea und Aosta tätig war. Er ist unter den zwei Namen Meister des Breviers des Jost von Silenen und Miniaturist des Georges de Challant bekannt. Nach der Einführung der Reformation im Jahre 1528 und der darauffolgenden Säkularisierung des Kapitels wurde die ganze Gruppe von sechs Handschriften veräussert: vier davon wurden der Stadt Estavayer-le-Lac verkauft und wurden dort für die Liturgie der Kollegiatskirche St. Lorenz verwendet, die anderen beiden — darunter der vorliegende Band — kamen unter Umständen, die noch nicht geklärt sind, nach Vevey und werden heute dort im historischen Museum aufbewahrt.
Online seit: 20.12.2016
Das „Omer-Zählen“ bezeichnet das rituelle Zählen der 49 Tage zwischen Pessach und Schawuot, dem Wochenfest. In der Handschrift werden diese Tage mit entsprechenden Ziffern in 49 Vierpass-Schildern benannt. Auf f. 18r wird eine Menora dargestellt in dessen sieben Arme des Leuchters in Mikroschrift die sieben Verse des Psalms 67 eingetragen sind. Der aus Brest-Litovsk (Weissrussland) stammende Schreiber Baruch ben Shemaria hat diese Handschrift im Jahre 1795 in Amsterdam für Aaron ben Abraham Prinz, von Alkmaar in den Niederlanden geschrieben (siehe Titelseite). Die als kalligraphische Schmuckseite gestaltete Zeichnung auf f. 1r, stellt den Riesen Samson, der nach der rabbinischen Tradition mit übermenschlichen Körperkräften ausgestattet war, in der Pose eines Atlanten dar.
Online seit: 18.12.2014
Der Codex enthält Gebete für die Beschneidungszeremonie. Diese Zeremonie wird auf f. 10r dargestellt. Sie findet in der Synagoge statt. Der Prophet Elias, der kommen wird, um die Ankunft des Messias anzukündigen, wird als anwesend betrachtet. Die Illustration auf f. 18r stellt den Segen über den Wein dar. Der Buchschmuck ist ein Werk des Illustrators Uri Feivesch ben Isaak Segal, der für die Produktion illuminierter Handschriften des 18. Jahrhunderts ein markanter Vertreter der sogenannten „Hamburg-Altonaer Schule“ war, und der neben dieser Handschrift nach dem heutigen Stand der Forschung mindestens fünf weitere Handschriften produzierte. Die Titelseite enthält den Namen des Besitzers, Joseph ben Samuel und ein noch nicht identifiziertes Wappen, das den Elefanten-Orden trägt, den höchsten Verdienstorden des dänischen Königshauses.
Online seit: 18.12.2014
In diesem Codex sind Gebete, Segenssprüche und Gedichte für die Hochzeitszeremonie nach den religiösen Gebräuchen der Juden auf der Insel Korfu enthalten. Weitere Poeme schliessen sich an, einige stammen von Dichtern aus dem Goldenen Zeitalter der Juden im mittelalterlichen Spanien, andere von lokalen Autoren wie Elieser de Mordo. Einen grossen Stellenwert verleiht dieser Handschrift ein Zyklus von 60 ganzseitigen Illustrationen, die in Gouache ausgeführt sind. Die Illustrationen zum Buch Genesis, werden mit erklärenden, vorwiegend Bibelversen entnommenen Inschriften begleitet. Es handelt sich um ein Werk eines Künstlers, der wahrscheinlich in Venedig ausgebildet wurde und der sein Monogramm in unterschiedlicher Schreibweise (MC oder M.C. MF.) fast in alle Illustrationen eingetragen hat. Die begleitenden Texte stehen in keinem direkten Zusammenhang mit den Illustrationen. Die Anordnung der Seiten von links nach rechts lässt vermuten, dass zunächst ein christlicher Künstler malte und erst in einem zweiten Schritt die hebräischen Texte eingetragen wurden. Diese auf der Insel Korfu entstandene Handschrift aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts stellte wahrscheinlich ein Brautgeschenk eines Mitglieds der Familie de Mordo dar, die in der Zeit der Verteidigung der venezianischen Oberherrschaft gegen die osmanischen Angriffe keine geringe Rolle spielte.
Online seit: 18.12.2014
Diese Sammlung kosmologischer Traktate enthält Auszüge einer umfangreicheren Handschrift, vermutlich vom selben Schreiber Moses geschrieben, die heute in der Schoenberg Collection der University of Pennsylvania in Philadelphia (ljs 057) aufbewahrt wird. Inhaltlich enthält sie Tabellen der Mondbewegungen des Jakob ben David ben Jomtow (Bonjorn), drei astrologische Werke von Abraham Ibn Esra (1089 - um 1164): ein Fragment von Reschit chochma („Anfang der Weisheit“), den grösseren Teil von Mischpete ha-massalaot („Gesetze der Sternenbahnen“) und den grösseren Teil von Sefer ha-olam („Buch der Welt“) und als letzten Teil den Sefer ha-miwcharim le-Batlamjus, d.h. das „Almagest“ des Ptolomaeus. Auf f. 15r und f. 15v befinden sich drei illustrierte Sternbilder der klassischen Antike: Orion (Ha-gibbor ba-te'omin, „Held der Zwillinge“), barfüssig und mit Krummsäbel (f. 15r), Eridanus (Ha-nahar, „Fluss“) und Lepus (Ha-arnewet, „Hase“) (f. 15v). Die bildlichen Darstellungen basieren auf dem arabischen „Buch der Fixsterne“, welches der persische Astronom Abd al-Rahman al-Sufi im Jahre 964 verfasste.
Online seit: 19.03.2015
Buch des Mysteriums des Herrn mit [dem Kommentar] „Goldenes Zepter“ lautet der Titel dieses Mohelbuches (Beschneidungsbuch) aus dem Jahr 1716, welches aufgrund des Stils und der Schrift dem Schreiber (Sofer) Arje ben Juda Leib aus Trebitsch (Moravien), der in Wien tätig war, zugeschrieben werden kann. Die Handschrift beinhaltet mehrere Illustrationen verschiedener Szenen: unter anderem auf der Titelseite eine Darstellung einer Menschengruppe in der Synagoge, die eine Diskussion führt. Dabei ist es bemerkenswert, dass nicht nur Männer, sondern auch Frauen anwesend sind. Das zweite Blatt zeigt den Erzengel Rafael mit dem jungen Tobias, der seinem blinden Vater zur Heilung einen Fisch nach Hause bringt. Erzengel Rafael als Schutzengel der Kinder kommt als Motiv sonst nur in der christlichen Kunst vor. Arje ben Juda Leib könnte somit eine unbekannte katholische Vorlage benutzt haben, um die Schutzfunktion der Beschneidung für jüdische Knaben zu verdeutlichen. Arje ben Juda orientierte sich bei seiner Schrift an den Amsterdamer Drucktypen und leitete damit die Mode be-otijjot Amsterdam („mit dem Buchstaben von Amsterdam“) ein, die Verfertigung von Handschriften in Amsterdamer (Druck-)Schriftarten.
Online seit: 19.03.2015
Die Handschrift aus der Mitte des 18. Jahrhunderts enthält neben dem Seder birkat ha-mason („Gebetsordnung des Tischsegens“) des Weiteren die Birchot ha-nehenin („Segenssprüche vor dem Genuss von Dingen“), die Schalosch mizwot naschim („Drei Gebote für Frauen“) und die Seder keri'at schema al ha-mitta („Ordnung des Schema-Gebets zur Nacht vor dem Einschlafen“). Die darin enthaltenen Abschnitte über die drei den Frauen auferlegten Pflichten weisen darauf hin, dass das Buch als Brautgeschenk gedacht war. Neben dem Bild auf der Titelseite sind durch das Buch hindurch 22 kleinere farbige Illustrationen zu finden. Eine hebräische Formulierung auf dem Titelblatt verweist auf den Entstehungsort Deutschkreutz im Burgenland (Österreich). Aufgrund von stilistischen Eigenschaften der Schrift und der künstlerischen Ausführung kann das Manuskript dem Schreiber und Illustrator Aaron Wolf Herlingen zugeordnet werden.
Online seit: 18.12.2014
Die Psalmen in dieser Handschrift sind nach den Wochentagen ihrer Lesung unterteilt und wurden, mit Ausnahme der Freitagspsalmen, mit einem Initialwort in einem monochromen oder mehrfarbigen Feld dekoriert. Auf der Titelseite der Handschrift sind Moses und Aaron in zwei Bogen stehend dargestellt. Besonders eindrucksvoll ist das Bild zu Beginn des ersten Psalmes auf f. 6v: Dem Initialwort ashre folgt ein Bild von König David, der auf der Terrasse eines Palastes sitzt und Harfe spielt, während er auf ein aufgeschlagenes Buch blickt, das wahrscheinlich die Psalmen repräsentieren soll. Diese Braginsky Handschrift wurde von Moses Judah Leib ben Wolf Broda von Trebitsch kopiert und illuminiert, der auch die wohl berühmteste illuminierte hebräische Handschrift aus dem 18. Jahrhundert geschaffen hat: die Von Geldern Haggadah von 1723. Diese Psalmenhandschrift der Braginsky-Sammlung miteingeschlossen, sind insgesamt sieben Handschriften von Moses Judah Leib bekannt, die zwischen 1713-1723 entstanden sind. Der braun gefleckte Kalbsledereinband trägt auf der Vorder- und Rückseite das in Gold gearbeitete Emblem der De Pinto Familie aus Amsterdam.
Online seit: 13.10.2016
Der Fastentag Jom Kippur Katan hat seinen Ursprung im Feiertag Rosch chodesch, der in biblischen Zeiten im Mondkalender den ersten Tag der Sichtbarkeit der Mondsichel nach dem Neumond markierte. Dieser Tag, an dem man ursprünglich nicht arbeiten durfte, entwickelte sich durch die Kompilation des Talmuds später zu einem „Halbfeiertag“. Erst die Mystiker von Safed in Obergaliläa machten aus dem Rosch chodesch einen Fastentag und schufen dazu eine Liturgie, die auf den Bussgebeten von Jom Kippur („Versöhnungstag“) basieren. Von daher stammt auch der Name Jom Kippur Katan („kleiner Versöhnungstag“). Der neue Brauch weitete sich nach Italien und schliesslich nördlich der Alpen aus. Solche Gebetssammlungen waren im 18. Jahrhundert besonders beliebt. Im Gegensatz zu vielen andern ist das vorliegende Exemplar mit einem illustrierten Titelblatt geschmückt. Würde sich Juda Leib ben Meir aus Glogau auf dem besagten Titelblatt nicht als Schreiber zu erkennen geben, läge die Vermutung nahe, dass es sich um ein Werk des Aaron Wolf Herlingen aus Gewitsch handelt, denn Stil und Schrift der Illustration entsprechen diesem. Über die Verbindungen zwischen Herlingen und dem tatsächlichen Schreiber Meir kann vorerst nur spekuliert werden.
Online seit: 19.03.2015
Die Handschrift enthält eine Ewronot („Kalenderbesprechung“). Im 17. und 18. Jahrhundert entstanden viele sogenannte Sifre ewronot („Bücher der Kalkulationen“). Sie können als Reaktion auf den 1582 eingeführten gregorianischen Kalender verstanden werden. In solchen Handschriften ist oft der biblische Issachar, ein Sohn Jakobs, auf oder neben einer Leiter dargestellt. Als Attribut hält er ein Stundenglas in der Hand. Hier findet sich eine solche Miniatur gleich zweimal, wobei oberhalb der Ersten zusätzlich ein ab- und ein zunehmender Mond mit Gesicht und Sternen illustriert wurde. Das Titelblatt zeigt einen ornamentalen Architekturbogen. Am Ende des Buches finden wir das bekannte Motiv des Moses mit den Gesetztafeln an einem Tisch sitzend.
Online seit: 19.03.2015
Vermutlich war diese Sammelhandschrift zum jüdischen Lebenszyklus aus dem letzten Drittel des 15. Jahrhunderts ein Hochzeitsgeschenk. Kopiert wurde sie von Leon ben Joschua de Rossi aus Cesena. Es beinhaltet: Gebete für die Beschneidungszeremonie; das Formular eines Heiratsvertrags aus Correggio 1452 (ohne Namenseinträge); Texte zum Hochzeitsritus, dazu einen Hymnus mit dem Akrostichon El'asar; einen Hochzeitsvertrag, 1420 in Parma zwischen Juda, Sohn des Elchanan von Ascoli Piceno, und Stella, Tochter des Solomon von Mantua geschlossen; Friedhofsgebete mit einem für Trauernde bestimmten Tischgebet; ein Ritual zur Vermeidung böser Träume; Ka'arat kesef, ein ethisches Poem des provenzialischen Dichters Jehoseph ben Hanan ben Nathan Ezobi aus dem 13. Jahrhundert; schliesslich – in fremder Hand hinzugefügt – ein persönliches Gebet von Moses Latif für Joab Immanuel Finzi. Gleich anschliessend an den Vertrag findet sich die Darstellung eines Brautpaars (f. 10v). Da Frisur, Kleidung und Schleier der Braut der zeitgenössischen Ferrareser Mode entsprechen, liegt es nahe, dass auch die Handschrift aus Italien stammt, vielleicht sogar aus Ferrara selbst.
Online seit: 18.12.2014
Diese Pessach Haggada mit einer jiddischen Übersetzung der Hymne Chad gadja (f. 23r) wurde von Nathan ben Simson von Mezeritsch (heute Velke Mezirici, CZ) kopiert und illustriert. Sie enthält u.a. eine geschmückte Titelseite, ein Zyklus mit Darstellungen der Zeremonien des Sederabends des jüdischen Pessach-Fests, neun Textillustrationen und ein Zyklus für den Schlusshymnus Had Gadya (f. 23r).
Online seit: 18.12.2014
Der in dieser Handschrift enthaltene Massekhet Purim ist eine Purim Parodie des provenzalischen Autors und Übersetzers Kalonymus ben Kalonymus (Arles 1286- nach 1328), der dieses Werk in den frühen 1320er Jahren in Rom verfasste. Es handelt vom Essen, Trinken und der Trunkenheit an Purim. Mit Humor imitierte der Autor den Text und den Stil des Talmuds. Die Illustrationen enthalten Darstellungen von Harlekinen, einem Strassenmusiker und sieben Spielkarten dargestellt als ein selten in hebräischen Handschriften vorkommendes trompe l'œil. Der Codex wurde in Amsterdam im Jahre 1752 kopiert, in einer Zeit als dieses Werk in der aschkenasischen hebräischen Gemeinschaft sich grossen Interesses erfreute.
Online seit: 18.12.2014
Die Handschrift ist ein Meisterwerk der jüdischen Buchkunst von der Hand Aaron Wolf Herlingens, einem Künstler, der in Gewitsch in Morawien um 1700 geboren wurde und der unter anderem in Pressburg (heute Bratislava) und Wien tätig war. Von ihm sind heute noch etwa 40 von ihm unterzeichneten Handschriften bekannt. Die Handschrift schmücken insgesamt 60 gemalte Illustrationen und drei Zierfelder mit Initialwörtern. Die Titelseite zeigt die Figuren Moses und Aaron zu beiden Seiten des Titeleintrags. Im unteren Feld wird thematisiert, wie beim Zug der Israeliten durch die Wüste Manna vom Himmel fiel, und zwar im Beisein von Moses, Aaron und ihrer Schwester Miriam. Die sehr unübliche Darstellung von Miriam lässt vermuten, dass diese Haggada für eine Frau dieses Namens angefertigt wurde. Am Ende des Textes sind die zwei hebräischen bzw. aramäischen Lieder Echad mi-jodea und Chad gadja, die das Sederfest beenden, in jiddischer Übersetzung beigefügt.
Online seit: 18.12.2014
Die Hijman Binger Haggada ist ein typisches Beispiel der hebräischen Handschriftenkunst Zentral- und Nordeuropas Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts. Bilderzyklen untermalen die geschriebenen Inhalte. Die Illustrationen weisen Ähnlichkeiten mit späteren Haggadoth von Joseph ben David von Leipnik, wie dieser von 1739 (Braginsky Collection B317) auf und legen die Vermutung nahe, dass eine andere Haggada dieses Künstlers Hijman Binger als Vorbild diente. Eine weitere Rarität dieser Handschrift ist eine Karte des Heiligen Landes, die ganz am Schluss angefügt wurde (f. 52).
Online seit: 19.03.2015
Dieses nur wenige Blätter umfassende Buch mit Gebeten für den Mohel, der das Beschneidungsritual vornimmt, war gemäss Vermerk auf dem Titelblatt ein Geschenk von Mendel Rosenbaum für seinen Schwager Joseph Elsas von Nitra (deutsch Neutra, Slowakische Republik, früher Ungarn). Die Arbeit des unbekannten Künstlers Leib Sahr Sofer (Schreiber) zeigt eine enge formale Verwandschaft mit den Werken des in Nitra wirkenden Kalligrafen und Illustrators Mordechai ben Josel (alias Marcus Donath). Die Schlussseite einhält ein Kalligramm einer Moses-Figur, die in einer Hand die Gesetzestafeln hält und mit der anderen auf den Pentateuch zeigt.
Online seit: 18.12.2014
Der Codex wurde von Elieser Sussman Meseritsch kopiert und von Charlotte Rothschild (1807-1859) illustriert und enthält, neben dem hebräischen Text, eine deutsche Übersetzung. Die Haggada wurde von der Künsterin für ihren Onkel Anschel Mayer Rothschild zum 70. Geburtstag erstellt. Es handelt sich um die einzige bekannte hebräische Handschrift, welche von einer Frau illuminiert wurde. Charlotte Rothschild benutzte verschiedene Inspirationen aus christlichen und jüdischen Werken, z.B. mittelalterliche Handschriften, den Bibelzyklus der Raffael-Werkstatt in den Loggien des Vatikans und die Kupferstiche der gedruckten Amsterdamer Haggada von 1695. In einem einzigen Bild, der Sederszene des Pessachfestes, hinterliess Charlotte Rothschild im Vordergrund des Bildes ihre Initialen auf der Rücklehne eines Stuhls (S. 42). Diese Handschrift diente vermutlich als Modell für den berühmten Künstler Moritz Daniel Oppenheim (1800-1882). So erinnert sich dieser in seinen Memoiren, dass er als Schüler Skizzen für Charlotte Rothschild erstellte.
Online seit: 19.03.2015
Prächtige Handschrift mit dem Text der Haggada bei der jede einzelne Seite mit reichen Bordüren mit Blumenwerk geschmückt ist und Federzeichnungen in Gold und Lapislazli das Textfeld umrahmen. Stilistisch orientiert sich der Buchschmuck stark an den persischen Miniaturen, vor allem an Werken der Schule von Schiras aus der Zeit zwischen 1560 und 1580. Die Ausführung dieses Werks wird Victor Bouton, geboren 1819 in Lothringen und tätig als Zeichner, Wappenmaler und Graveur in Paris, zugeschrieben. Die Zuschreibung stützt sich auf eine ebenfalls kostbar ausgestattete Handschrift dieses Künstlers, die Edmund James de Rothschild als Geschenk für seine Mutter in Auftrag gegeben hatte und in der eine biographische Anmerkung festhält, dass dieser Künstler von einem reichen Juden für eine Haggada die enorme Summe von 32‘000 Franken Gold erhalten habe. Die einzige figürliche Darstellung (f. 1v) stellt die Feier am ersten Abend des Pessachfests dar, bei der eine Gruppe von fünf Männern und zwei Frauen, alle orientalisch gekleidet, um den Sedertisch sitzen, während der Hausherr den Segen über den Wein spricht.
Online seit: 19.03.2015
Bevor die Braginsky Leipnik Haggada 2007 in die Braginsky Collection gelangte, hatte die Forschung keine Kenntnis von dieser Haggada. Sie wurde 1739 von Joseph ben David aus Leipnik illustriert. Wie die meisten damaligen Haggadot lehnt sich dieses Exemplar stark an die Kupferstiche der gedruckten Haggadot aus Amsterdam von 1695 und 1712 an. Die Merkmale der Illustrationen Joseph ben Davids, dessen Werke wohlbekannt sind, werden in dieser Handschrift beispielhaft wiedergegeben. In der Farbpalette dominieren feine Farbabstufungen und Pastelltöne. Häufig wiederkehrende Motive in seinen Haggadot sind die auf ältere Vorbilder zurückgehenden Darstellungen des Pessachlamms, des Matzebrots und der Bitterkräuter. Ihr Verzehr ist ein Bestandteil des Pessachfests, bei dem die Haggada traditionell gemeinsam gelesen wird.
Online seit: 19.03.2015
Das schmale, mit goldgeprägtem Ledereinband versehene Büchlein enthält die Gebete für die Feier am Vorabend des Neumondtags, das von Elieser (Lazarus) von Geldern in Wien in Auftrag gegeben wurde. Die Titelseite zeigt der Konvention entsprechend Moses und Aaron. Der Schreiber und Illustrator Nathan ben Simson aus Meseritsch (Velké Meziříčí ) in Mähren war in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts einer der herausragenden Künstler illustrierter hebräischer Handschriften. Zwischen 1723 und 1739 schuf er mindestens 23 solcher Werke.
Online seit: 20.12.2016
Die „Omer-Zählung“ ist ein Segensspruch, der die 49 Tage vom zweiten Tag des Pessachfests bis zum Beginn von Schawuot begleitet. Omer bezeichnet die erste Garbe der Ernte, die am zweiten Tag von Pessach im Jerusalemer Tempel als Opfer dargebracht wurde. Omer-Kalender waren vor allem im 18. Jh. beliebt und verbreiteten sich in unterschiedlicher Ausstattung. Dieses Büchlein zählt zu einer Gruppe von insgesamt sechs ähnlichen im Miniaturformat hergestellten Omer-Büchern, die ins späte 18. und frühe 19. Jahrhundert datiert werden können. Der Silbereinband enthält auf der Vorderseite ein Monogramm und auf der Hinterseite einen storchenählichen Vogel mit einem Weizenhalm im Schnabel eingraviert. Fünfzig Illustrationen begleiten fast jeden Tag des Kalenders.
Online seit: 19.03.2015
Dieses Miniaturbüchlein enthält das Tischgebet, mit den üblichen Zusätzen für Channuka und Purim, sowie verschiedene Segenssprüche, etwa zum Schema-Gebet vor dem Zubettgehen oder beim Genuss von bestimmten Dingen. Es zeigt eine illustrierte Titelseite, 19 Einzelillustrationen, fünf Zierfelder mit einzelnen Buchstaben oder Anfangswörter und eine ornamentierte Textpassage. Auf der Titelseite hat der Künstler seinen Namen nicht vermerkt, aber immerhin festgehalten, dass die Handschrift 1725 unter der Herrschaft von Kaiser Karl VI. in Nikolsburg (Tschechien) angefertigt wurde. Wie andere Birkat ha-mason wurde auch diese für eine Frau bestimmt. Im aufwändigen Ornament des später eingefügten Vorsatzblatt wird diese Fradche, Ehefrau des Moses Gundersheim gewidmet. Aus einem Vergleich von Schrift und Illustrationen in einem ähnlichen Werk von 1728 in der Kongelige Bibliotek in Kopenhagen (Cod. Hebr. XXXII) ergibt sich, dass beide Birkat ha-mason Handschriften von demselben Künstler, nämlich Samuel ben Zewi Hirsch Drenitz geschaffen wurden, der in Nikolsburg arbeitete.
Online seit: 20.12.2016
Diese im 17. Jahrhundert entstandene, kleinformatige Handschrift enthält hymnische Gebete, Gedichte und Segenssprüche für die Beschneidungszeremonie. Illustrierte Seiten sind in zwei Abschnitten des Büchleins zu finden. Abgesehen von der Titelseite, die mit einem Renaissanceportal geschmückt ist, gibt es elf Illustrationen mit biblischen Themen und vier zeitgenössische Szenen zu Geburt und Beschneidung. Einige dieser Illustrationen sind von Frederico Zuccaro (um 1540-1609) und Raffael beeinflusst.
Online seit: 20.12.2016
Dieses Miniaturgebetbuch ist aus der einzigartigen Zusammenarbeit von zwei der bedeutendsten Wiener Vertretern der jüdischen Buchkunst im 18. Jahrhundert hervorgegangen. Aaron Wolf Herlingen schrieb und illustrierte die Titelseite, Meschullam Simmel ben Moses aus Polná fertigte die übrigen Zeichnungen an und war sehr wahrscheinlich auch Schreiber der Gebetstexte. Offenkundig war das Büchlein ein Hochzeitsgeschenk. Das Miniaturgebetbuch enthält insgesamt neun Textillustrationen sowie vier reich verzierte Eingangswörter. Das Gebetbuch gehörte der „achtbaren und klugen Jungfer Hindl“. In der Handschrift finden sich auch Einträge zur Geburt ihrer Kinder zwischen 1719 und 1741.
Online seit: 20.12.2016
Der Schreiber dieser Haggada war kein geringerer als Elieser Sussman Meseritsch, benannt nach seinem Herkunftsort in Mähren, der später auch den Text der Charlotte Rotschild Haggada kopierte (Katalog Nr. 16). Durch die Verwendung unterschiedlicher Schrifttypen setzte er drei verschiedene Textsorten deutlich voneinander ab: den hebräischen Text der Haggada, den klassischen hebräischen Kommentar von Simeon ben Zemach Duran (1361-1444) und eine deutsche Übersetzung in hebräischen Buchstaben nach Wolf Heidenheim (1757-1832). Das ikonografische Programm der Elieser Sussmann Meseritsch Haggada ist sehr ungewöhnlich. Auf der Titelseite sind in einer Triumphbogenarchitektur verschiedene ornamentale Motive im klassizistischen Stil auf kreative Weise zusammengefügt. Die ersten vier (5v-7r) der sieben szenischen Illustrationen zeigen die in der Haggada erwähnten Vier Söhne, denen jedem eine Abbildung gewidmet wird; auf besonders originelle Weise der Sohn, der die Persönlichkeit von demjenigen darstellt, der noch nicht zu fragen versteht. Die nächsten beiden Illustrationen – der Durchzug durch das Rote Meer (12r) und König David mit der Harfe (15v) – sind eher auf herkömmliche Weise gestaltet. Die letzte Szene mit dem wiedererrichteten Tempel in Jerusalem begleitet wie gewöhnlich den Text des Adir hu („Allmächtiger Gott, nun baue deinen Tempel bald!“).
Online seit: 20.12.2016
Bis zum Erwerb für die Braginsky Collection war dieses Birkat ha-mason Büchlein von 1741 der Forschung nicht bekannt. Offensichtlich war es einst, wohl als Hochzeitsgeschenk, für eine Frau bestimmt. Ausser dem Titelblatt mit Architekturrahmen und den Figuren von Moses und Aaron gibt es sechs weitere Abbildungen im Text, darunter eine sehr seltene Darstellung einer nur teilweise im Ritualbad untergetauchten Frau (12v) oder auch die eher konventionelle Darstellung einer Frau beim Lesen des Schema-Gebets dem Schlafengehen (17r). Dieses Büchlein wurde von Jakob ben Juda Leib Schammasch aus Berlin illustriert und kopiert. Er ist als einer der produktivsten jüdischen Handschriftenkünstler in Norddeutschland bekannt.
Online seit: 20.12.2016
Das Konzept eines schriftlich festgehaltenen Ehevertrages, bekannt als Ketubba (pl. Ketubbot), wurde für manches verbreitete jüdische Brauchtum benutzt, einschliesslich der Anfertigung von allegorischen Eheverträgen für den Schawuot. Der Festtag erinnert an die Übergabe des Religionsgesetzes, in der mystischen Tradition wird es aber als der Tag angesehen, an dem Moses in der Rolle des Heiratsvermittlers das jüdische Volk (als Bräutigam) zum Berg Sinai (dem Trauungsort) brachte, um es mit Gott oder der Tora (als Braut) zu vermählen. Es gibt verschiedene Versionen dieser Ketubbot für Schawuot, wobei in den sephardischen Gemeinden das beliebteste ein Poem des berühmten Mystikers aus Safed, Rabbi Israel Najara (um 1555-1625), war. In drei Abschnitte geteilt, erscheint der spezielle Text dieser Ketubba inmitten einer imposanten Holzarchitektur, die aus drei Bögen und einem gesprengten Giebel besteht, in dem ein gekrönter Schrein mit dem Dekalog steht. Die Holzarchitektur wird mit dekorativen, dynamisch angeordneten Architekturelementen überhöht. Die Gesamtstruktur erinnert an typisch sephardische Toraschreine (ehal) aus den Synagogen in Gibraltar. Tatsächlich erscheint der Name einer dieser Synagogen, der 1799 errichteten Nefuzot Jehuda-Synagoge, in der oben angebrachten Inschrift.
Online seit: 13.10.2016
Dieser Heiratsvertrag wurde in einer der wichtigsten jüdischen Gemeinden Italiens hergestellt, in der adriatischen Hafenstadt Ancona, die auch eines der führenden Zentren der Herstellung illustrierter Ketubbot war. Die Hauptszene oben in der Mitte stellt den Propheten Elija dar, der in seinem feurigen, von Pferden gezogenen Wagen zum Himmel auffährt, während sein staunender Schüler Elischa von unten zuschaut. Diese Szene spielt auf den ersten Namen des Bräutigams, Elija Mordechai, Sohn des verstorbenen Juda Macerrata, an. Die anderen beiden biblischen Episoden sind in den Kartuschen der Seitenbordüren dargestellt. Rechts die Szene des Triumphs Mordechais, die auf den zweiten Namen des Bräutigams Bezug nimmt, und links die Szene mit David, der das Haupt Goliaths hält, eine Anspielung auf David Camerino, den Vater der Braut Tova, Tochter des David, Sohn des Abraham Obadiah Camerino di Senigallia.
Online seit: 22.03.2017
Unter dem Einfluss italienischer Ketubba-Künstler lebte im frühen 17. Jahrhundert in Amsterdam der Brauch wieder auf, für Hochzeiten illustrierte Heiratsverträge herstellen zu lassen. In den späten 1640ern schuf der bekannte jüdische Graveur Salom Italia einen Kupferstichrahmen für Ketubbot der spanisch-portugiesischen Gemeinde, was wiederum einen anonymen lokalen Künstler zum vorliegenden modifizierten Nachstich von 1668 inspirierte. Mehr als zweihundert Jahre lang schmückte dieser Rahmen sephardische Ketubbot, die in Hamburg, Bayonne, London, New York und Curaçao hergestellt wurden. Der kalligraphische Text hält die Heirat eines bekannten sephardischen Arztes, Daniel Zemach Aboab, fest.
Online seit: 22.03.2017
Diese geschmückte Ketubba, wie auch die sechs Jahre zuvor hergestellte K29 aus der Braginsky Collection, veranschaulicht den Höhepunkt der Ketubba-Illustration in Ancona. Der Text dieser Ketubba ist unter einem Bogen zentriert, der von einem Paar Ziersäulen gehalten wird. Während es seit den frühesten bekannten Ketubbot aus der Kairoer Geniza üblich war, Bögen als Rahmenelemente in Ketubba-Dekorationen zu benutzen, fügen die goldenen Buchstaben, die in den blauen Zwickeln eingeschrieben sind, eine zusätzliche Bedeutung hinzu. Die sechs hebräischen Buchstaben, ein Akronym für Psalm 118:20: „Dies ist das Tor des Herrn, durch das die Gerechten eingehen werden“, verweisen auf die Vorstellung, dass das Brautpaar symbolisch durch ein himmlisches Tor einen geheiligten Abschnitt ihres Lebens betreten. In einer Kartusche oben in der Mitte befindet sich eine Darstellung der Opferung Isaaks, eine Anspielung auf den zweiten Vornamen des Bräutigams. Diese Szene, ein Symbol für Treue und die messianische Verheissung, die auf vielen italienischen Ketubbot erscheint, war im Laufe der Zeit die beliebteste Geschichte in der jüdischen Kunst. Die weibliche Figur darunter konnte bisher nicht identifiziert werden.
Online seit: 22.03.2017
Die römischen Ketubbot (sing. Ketubba), jüdische Eheverträge, werden im Allgemeinen durch ihre elegante hebräische Kalligraphie, ihre dekorative Gestaltung und ihr reizvolles Aussehen ausgezeichnet. Die beliebtesten dekorativen Motive enthalten biblische Episoden, allegorische Darstellungen und zierliche mikrographische Muster. Der Vertragstext dieser Ketubba aus der Braginsky Collection ist von einem Architekturrahmen umgeben, dessen Säulen von goldblättrigen Zweigen umwunden und mit korinthischen Kapitellen gekrönt sind. Eine grosse Kartusche liegt auf dem von den Säulen getragenen Bogen. Darin ist eine pastorale Landschaft dargestellt, in der ein in ein langes Gewand gekleideter Mann und eine barbusige Frau stehen, die an ihren Hälsen durch eine lange Perlenkette mit einem herzförmigem Anhänger verbunden sind. Diese Anspielung auf die eheliche Eintracht wird durch die Familienembleme von Bräutigam und Braut hervorgehoben, die nebeneinander in einer Kartusche über dem zentralen allegorischen Bild dargestellt sind. Das Emblem zur rechten Seite, das einen aufgerichteten, eine Palme hinaufsteigenden Löwen zeigt, gehört zu der Familie des Bräutigams, Caiatte. Das Emblem zur rechten Seite hingegen, mit einem aufgerichteten Löwen der eine weisse Säule berührt, gehört zu der Familie Di Castro, der Familie der Braut. Schliesslich wird der Einfluss der italienischen Kultur in der unteren Kartusche aufgezeigt, mit dem Abbild des neben seinem Bogen und Köcher liegenden Amors.
Online seit: 13.10.2016
Die jüdische Gemeinde von Casale Monferrato hatte im 17. Jahrhundert zwischen 500 und 600 Mitglieder. Die Witwe Giuditta Leonora, Tochter des Abraham Segre, und Moses, Sohn des verstorbenen Isaak Katzighin, die auf diesem Hochzeitsvetrag genannten Brautleute, gehörten beide zu den wohlhabendsten Familien. Der Vertrag wird von einem ornamentalen Rahmenwerk umgeben. Im inneren, ovalen Rahmen, der sechs goldene Rosetten enthält, prangen Blumen. Die Randsegmente enthalten in den grösseren Medaillons die vier aristotelischen Elemente (Luft, Wasser, Feuer und Erde), in den kleineren Medaillons werden im Gegenuhrzeigersinn die zwölf Zodiakzeichen dargestellt. Im äusseren Rahmen wechseln sich goldene Schlingenornamente als Symbol des ewigen „Liebesknotens“ ab, die Kartuschen in den vier Ecken zeigen Allegorien der vier Jahreszeiten. Hinzu kommen Darstellungen der fünf Sinne. Die zehnte Kartusche ganz oben ist nicht ausgemalt und sollte wohl das Familienemblem enthalten.
Online seit: 04.10.2018
Der Heiratsvertrag zwischen Abraham (Abramo), Sohn des verstorbenen Jonathan Juda Finzi und seiner Braut Ricca, Tochter des Gedalja Senigaglia (Senigallia) nennt eine Mitgift von 1'800 pezze da ocho reali (davon 1200 in bar, 300 in Goldschmuck, Edelsteinen und Perlen, ferner 300 in Kleidung und Bettzeug und ein Aufgeld von 360 pezze). Im unteren Teil der Ketubba, in einer Doppelbogenarchitektur, befinden sich die Textpartien. Der obere Teil enthält einen azurblauen Himmel mit winzigen goldenen Sternen. Auf den Wolken ruht die Allegorie der Fama, die mit der Fanfare den „guten Namen“ des Bräutigams verkündet.
Online seit: 04.10.2018
Wie in anderen Ketubbot (siehe K69 und K96) wurde hier ein älterer Rahmen wiederverwendet, der bereits 70-80 Jahre zuvor für einen Hochzeitsvertrag geschaffen worden war. Im Architekturbogen verteilen sich 13 figürliche Szenen, die alle die biblische Geschichte der Heirat von Isaak und Rebekka zum Thema haben. Es ist gut möglich, dass die ursprüngliche Ketubba für ein Brautpaar mit diesen Namen bestimmt war. Die Reihe der Szenen beginnt oben rechts mit der Opferung Isaaks. Im Uhrzeigersinn folgen weitere Szenen. Darüber verknüpft Amor die beiden Familienembleme mit einem goldenen Band. Eine „Krone des guten Namens“ überragt die Szenerie.
Online seit: 04.10.2018
In diesem Hochzeitsvertrag von 1722 zwischen Jischai (Jesse) Chai, Sohn des R. Samuel Pesach und Beracha Tova, Tochter des R. Jesaja Modena verknüpft der Künstler überzeugend dekorative Elemente der italienischen Kunst mit jüdischen Symbolen und Motiven. In der Dekoration sind in mikrografischer Schrift zahllose Bibelzitate eingeflochten, die die Ideale von Hochzeit und Ehe zum Inhalt haben.
Online seit: 14.12.2018
Wie die Ketubba von Padua von 1828 (K76) bedient sich der Vertrag eines älteren Rahmens. Die Familienembleme stehen somit in keiner Verbindung zu den beiden Brautleuten Nathan Salomon, Sohn des Jakob Samuel le-vet Montel und Bella Rosa, Tochter des Moses le-vet Baruch (De Benedetti). Sie stammt wohl nicht einmal aus Alessandria, sondern von einem weiter entfernt liegenden Ort, möglicherweise Lugo oder Ancona. Der innere Schmuckrahmen enthält einen auf grünen Stoff geklebtes Scherenschnittband. Den äusseren, gemalten Rahmen zieren phantasievolle Blütenzweige, Medaillons und Vignetten. Auf den seitlichen und unteren Randstreifen folgen die Tierkreiszeichen.
Online seit: 14.12.2018
Die Heirat zwischen Josua, Sohn des Isaak Chajjim Recanati, und Dona Esther Sara, Tochter des Raphael Recanati, war eine Verbindung innerhalb dieser weitverzweigten, wohlhabenden und einflussreichen sephardischen Familie. Der eigentliche Text der Ketubbah steht auf einer illusionistisch gemalten Urkunde in der rechten Spalte und den Bedingungen in der linken Spalte. Umgeben wird diese von einer zentralperspektivischen Rokoko-Architektur. Das Familienemblem flankieren zwei Amoretten. Der Name des Bräutigams wird mit einem Medaillon geehrt, in dem Josua befiehlt, den Lauf der Sonne aufzuhalten (Jos 10:12-13). Zwei weibliche Figuren halten auf beiden Seiten ein goldenes Band mit der Inschrift „Seid fruchtbar und vermehret Euch!“
Online seit: 10.10.2019
Diese Ketubba für das Brautpaar Joseph Baruch, Sohn des R. Schabettai Moses Salman und Rachel, Tochter des R. Jom Tov Sanguinetti, bezeugt das hohe Niveau der piemontesischen Gemeinden auf dem Gebiet der jüdischen Kunst. Die Zeichnungen sind in Grün und Gold gehalten. Im Mittelteil spannt sich eine massive Triumpharchitektur mit Doppelsäulen über das Feld des Vertragstexts. Zwei fanfarenblasende Putti auf originellen fahrbaren Stützen, die zwölf Tierzeichen und die Vogeldarstellungen im oberen Zierfeld sind aus Kupferstichen ausgeschnitten, auf die Ketubba geklebt und schliesslich ein wenig mit Farbe nachbearbeitet. Im Architrav des Triumphbogens ist die Silhouette des wiedererstandenen Jerusalems vollständig in Mikroschrift wiedergegeben.
Online seit: 10.10.2019
Verheiratet wird mit diesem Vertrag Salomon, Sohn des Abraham, mit Rachel, Tochter des Elijahu. Die Gesamtsumme der Mitgift wurde auf 26‘000 „Löwen“-Piaster festgelegt. Die Ketubba gehört zu einem eigenen Darstellungstypus der in Jerusalem von den 1830er- bis in die 1860er Jahre gepflegt wurde. Wie in anderen Darstellungen umrahmt Blumenschmuck in frischen Farben das untere Textfeld (mit den Unterschriften des Brautpaars in der Mitte und den kunstvoll ornamentierten Monogrammen zweier Jerusalemer Rabbiner) und das obere breite Giebelband. Im Giebelband steht in der Mitte ein Blumenstrauss in einer Vase, links und rechts davon Zypressen und Dattelpalmen, dass das Jerusalem seiner Gegenwart mit dem Jerusalem der Verheissung verknüpft.
Online seit: 10.10.2019
Das Brautpaar Salomon, Sohn des Jakob Visino, und Dina (Gracia), Tochter des Samuel Cordovero, gehörten zur großen Gemeinschaft sephardischer Juden, die in der blühenden, kosmopolitischen und multiethnischen Hafenstadt Livorno lebten und dort seit den Medici grosszügige Privilegien besassen, unter anderem die volle Glaubensfreiheit. Der Text steht in einer barocken Portalarchitektur zwischen zwei Doppelsäulen. Der Heiratstext rechts wurde in einer sephardischer Quadratschrift, die Bedingungen links in einer Kursive geschrieben, die vom Bräutigam (auf Italienisch) und dem Brautvater (auf Spanisch) bestätigt wurden. Über der Balustrade halten zwei Putti eine Kartusche mit dem Familienemblem der Visino. Darunter zeigt ein Medaillon, umrahmt vom Zodiak, König Salomon, der hocherfreut die Königin von Saba empfängt.
Online seit: 10.10.2019
Die Brautleute Menachem, Sohn des verstorbenen R. Samuel Paliano, und Angelica, Tochter des Moses Paliano, gehörten zu einer der angesehensten und reichsten jüdischen Familien Roms, was auch die Mitgift von 2'500 scudi in bar und das Aufgeld von 500 scudi belegt. Zierliche Rosenranken und –blüten sowie fliegende und sitzende Vögel sind um zwei konzentrisch angeordnete Ovalfelder angeordnet. Das Familienemblem der Paliani (oder Pagliani) steht oberhalb und unterhalb des großen Ovals. Im inneren Oval steht in Goldschrift der Hochzeitsvertrag in Quadratschrift. Das äussere Oval zieren sorgfältige, volle Abschriften der Bücher Hohes Lied, Prediger und Ruth sowie traditionelle Verse und Segensprüche der Bibel. Diese Mikroschrift wird in sich verschlungenen Schriftbändern und labyrinthähnlichen Mustern kunstvoll geformt. Leopard, Adler, Hirsch und Löwe symbolisieren die Tugenden, derer sich die Juden nach Pirke Avot 5:23 im Glauben befleissigen sollen.
Online seit: 12.12.2019
Geprägt wird diese indische Ketubba durch Motive, welche die Baghdadi-Juden aus dem Irak nach Indien mitbrachten. Die formelhaften Texte in zwei nebeneinander liegenden Feldern gleichen zum Beispiel islamischen Gebetsnischen. Darunter steht der Vertragsinhalt, der bezeugt, dass Zalich, Sohn des Ezekiel Moses, Rebekka, Tochter des Benjamin Elija Jakob, ehelichte, welche eine Mitgift von 3195 Rupien in Gold- und Silberschmuck, Kleidung und Bettzeug mitbrachte. Mit dem Aufgeld des Bräutigams ergab sich angeblich eine Gesamtsumme von 5'555 Rupien. In einer Bordüre wechseln sich Blumen und Vogel ab und oben halten zwei Tiger ein Inschriftenmedaillon. Die beiden sich zugewandten Fische versinnbildlichen Glück und Fruchtbarkeit für das Brautpaar. Ein kleiner, dritter Fisch dazwischen verweist wohl auf den erhofften Nachwuchs.
Online seit: 12.12.2019
Das Heiratsversprechen zwischen Wilhelm Goldstein und Paula See in Shanghai wird vor den beiden Zeugen Max Neumann und Gustav Lehmann und Bernhard Cohn, dem Anwalt der „Jüdische[n] Gemeinde. Communal Association of Central European Jews. Shanghai“ in chinesischer Schrift bezeugt. Im Unterschied zu den anderen Hochzeitsverträgen der Braginsky Collection handelt es sich hier nicht um ein jüdisch-religiöses Schriftstück, sondern um ein amtliches Dokument, das das Jawort eines aus den deutschsprachigen Ländern vor der Verfolgung geflüchteten Paares festhält. In Shanghai haben rund 18‘000 Juden den Holocaust überlebt.
Online seit: 12.12.2019
Diese italienische Estherrolle aus der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde höchstwahrscheinlich in Venedig gedruckt und handkoloriert. Sie wird in einer zylindrischen, mit floralen Motiven geschmückten Hülse aus feinen Filigrandrähten aufbewahrt, die typisch ist für die späteren und feineren Arbeiten der Ioanniner Silberschmiede.
Online seit: 20.12.2016
Die Esther-Geschichte in dieser Megilla wird nicht wie ein Historiendrama, sondern mehr wie eine witzige Persiflage behandelt. Die Eigenschaften des Lebens elsässischer Juden werden in der Verzierung der Rolle festgehalten: die skurrilen Bilder umfassen Bauernfiguren in farbenfrohen Trachten und Abspiegelungen von Volkshumor. Lebhafte Figuren, zum Teil spazierend und mit einem Stock in der Hand, werden abwechselnd mit Menschenbüsten und Eulen, wobei der Text auf oktogonale, ca. 6 cm hohe Rahmen verteilt ist. Die wenigen bekannten elsässischen Megillot weisen mehrere markante Unterschiede auf, wie etwa eine Palette von hellen Gelb-, Rot- und Grüntönen, stämmige, robuste Gestalten und grosse, leuchtend bunte Blüten. In dieser Estherrolle tragen die Frauen rote oder blaue Gewänder mit gelben, vorne geschnürten Miedern, während die Männer unter anderem mit traditionellen weissen Halskragen, roten oder blauen Mänteln mit Culotten und mit verschiedenen Hüten dargestellt sind.
Online seit: 13.10.2016
Der Schmuckrahmen dieser Estherrolle wird von barocken Arkaden dominiert, die vier deutlich verschieden gemusterte Säulen aufweist. Über die Bögen zieht sich eine Balustrade, die Blumenvasen, leere Schilder, florale Ornamente und verschiedene Vögel trägt, unter anderem einen doppelköpfigen und gekrönten Adler und einen Pfau. Unter jede der neunzehn Textspalten wurden Szenen aus der Esther-Geschichte gesetzt. Der gedruckte Rahmen dieser Schriftrolle wurde vom italienischen Gelehrten, Künstler und Verleger Francesco Griselini (1717-1787) entworfen, dessen gedruckte Rahmenmuster im Italien des 18. Jahrhunderts sehr beliebt waren. Griselini widmete sich in diesen Zeichnungen speziell dem architektonischen Rahmen und der räumlichen Perspektive. Die gedruckte Unterschrift des Künstlers kann in der linken unteren Ecke jedes Blattes gefunden werden. Die letzte Szene, unter dem Schlussbogen, wird auf illustrierten Estherrollen nur selten gefunden. Gezeigt wird der auf einem Esel reitende Messias, der die Rückkehr der vertriebenen Juden nach Jerusalem verkündet. Der Text dieser Schriftrolle wurde vom versierten Schreiber-Künstler Arje Leib ben Daniel geschrieben. In seinem Eintrag, der den Segenssprüchen am Ende folgt, informiert er den Leser, dass er diese Schriftrolle in Venedig, im Winter des Jahres 1746 geschrieben habe.
Online seit: 22.03.2017
Diese reich illustrierte holländische Schriftrolle zeichnet sich vor allem durch ihre 38 in Sepia ausgeführten Zeichnungen aus. Die Dekoration der Schriftrolle beginnt mit einem Triumphbogen, der an römische Triumphbögen erinnert, die vom 15. bis zum 19. Jahrhundert europaweit für kaiserliche Feierlichkeiten konstruiert worden waren. Die Schriftrolle enthält ausserdem einige ungewöhnliche Darstellungen. Eine davon zeigt Mordechai als Gelehrten, der vor einer Bücherwand steht, was eventuell eine rabbinische Tradition reflektiert und seine beachtenswerte Kenntnisse von 70 Sprachen zeigen soll, die ihm dabei halfen, die Verschwörung gegen Ahasuerus aufzudecken. Eine weitere auffallende Illustration stellt zwei tanzende und musizierende Zwerge dar, die damit ihrer Freude über die Rettung der Juden Ausdruck geben.
Online seit: 22.03.2017
Diese Megilla aus dem 18. Jahrhundert wurde in Niedersachsen hergestellt und verweist in der Art ihrer folkloristischen Kunst, ihrer Ausschmückung und ihrer Farbpalette auf andere Megillot aus dieser Region. Das charakteristischste Bild in dieser Schriftrolle zeigt die Hängung Hamans. In Ketten gebunden hängt er vom Galgen. Eine giftige Schlange, Symbol des Bösen, windet sich oben um den Pfosten, unten dargestellt ist ein doppelschwänziger Löwe, die allegorische Verkörperung des jüdischen Volkes, der ein gekröntes Schild hält und hinauf auf die Hinrichtung blickt. Diese Megilla aus der Braginsky Collection ist eine von drei ähnlichen deutschen Schriftrollen, die charakteristische Bilder des gehängten Hamans enthalten. Inschriften zu Beginn und am Ende der Rolle weisen auf Berel, Sohn des Abraham Neumark aus Hamburg, als ihren Besitzer hin.
Online seit: 22.03.2017
Das dekorative Programm dieser Estherrolle (auf 4 Blättern mit 16 Textkolumnen) wurde von der gedruckten Rahmengestaltung der Braginsky Megilla S25 übernommen. Die Segenssprüche am Anfang der Rolle sind von Figuren und Episoden der Esther-Geschichte umgeben: oben Ahasverus und Esther auf dem Thron, flankiert von Hofleuten, darunter rechts die Verschwörer und links Haman am Galgen, unten rechts Mordechai im Tor des Palasts und links Esther und Mordechai beim Verfassen der Briefe mit den Anordnungen für das Purimfest. Die sechseckige Hülse aus getriebenem Silber wurde 1806 angefertigt und gehörte Rabbi Ephraim Fischel von Rozdol in Ostgalizien.
Online seit: 08.10.2020
Diese Schriftrolle enthält eine der am erlesensten ausgeführten Reihe von Illustrationen, die in verzierten Megillot gefunden werden können. Der äusserst versierte Künstler Wolf Leib Katz Poppers modellierte detaillierte Figuren, Szenen und Tiere mit filigranen Parallel- und Kreuzschraffuren, was einen Effekt erzeugt, der den Kupferstichen aus zeitgemässen Büchern sehr ähnlich ist. Die Textspalten, die zwischen einer Blattrankenbordüre mit Tieren am oberen Rand und einer ähnlichen mit Vögeln am unteren Rand platziert sind, werden durch acht Grossfiguren aus der Esther-Geschichte unterteilt. Unter jeder dieser Figuren befindet sich eine kleine Vignette, die Szenen aus der Purim-Geschichte zeigt. Es ist ungewöhnlich, dass die gekonnt gezeichneten Figuren, die diese Schriftrolle verzieren, in Gewänder des osmanischen Hofes gekleidet sind. Die Auswahl dieser Art von Kleidung ist verblüffend, und die vielleicht überzeugendste Begründung dieser Kombination ist, dass die Rolle für ein Mitglied der kleinen, aber wohlhabenden Gemeinde türkischer Juden angefertigt wurde, die sich nach 1718 in Wien niederlassen und dort Handel treiben durften, wobei sie nach wie vor Untertanen des türkischen Sultans waren.
Online seit: 13.10.2016
Diese Estherrolle, die in einzigartiger Weise indische und westliche Traditionen verbindet, enthält zwanzig kunstvoll illustrierte, die Textfelder flankierende Felder. Der Vorbeter wird umgeben von Fez tragenden Männern und Trommeln haltenden Kindern dargestellt. Mit den Trommeln soll jeweils der Name Hamans übertönt werden. In einem separaten Bereich mit der Inschrift ezrat nashim (Frauenabteilung) sind fünf Frauen abgebildet. Die Figuren in der Schriftrolle werden mit einer Mischung von zeitgenössischer westlicher und indischer Kleidung dargestellt, oft auch in ähnlich vermischt gezeichneten Innenräumen. Einige der Frauenfiguren, gelegentlich auch Esther, tragen das hinduistische bindi-Zeichen auf der Stirn. Diese Rolle kommt aus der Sammlung der bedeutenden jüdischen, aus Bagdad stammenden Familie Sassoon und war wahrscheinlich für ihren privaten rituellen Gebrauch bestimmt. Die Verschmelzung von jüdischen kalligraphischen Traditionen und indischen Gestaltungsformen widerspiegelt die tiefe Verwurzelung der Sassoon-Familie im kulturellen Leben Indiens.
Online seit: 20.12.2016
Die von Hand geschriebene und mit einem gedruckten und handbemalten Zierrahmen geschmückte Megilla Esther (Typ: „Gaster I“, auf drei Blättern mit 19 bis auf die letzte paarweise angeordneten Textspalten) aus Venedig kann aufgrund von nahezu identischen datierten Estherrollen um 1675 datiert werden. Diese Technik kam im späten 16. Jahrhundert in Rom auf und fand später, vor allem im 18. Jahrhundert, in Venedig und Amsterdam grosse Verbreitung. In den ausgebuchteten Kartuschen unter- und oberhalb des Textes werden Szenen aus dem Buch Esther dargestellt.
Online seit: 08.10.2020
Die Eingangspartie dieser Megilla (auf 4 Blättern mit 34 Textkolumnen) zeigt einen sich aufrichtenden Löwen mit einem Palmzweig umgeben von vier Vögeln und Insekten. Darüber steht auf einer Inschrift der Name des möglichen Erstbesitzers „Salomon Marinozzi“. Rechts davon wurde wohl später eine Kartusche mit dem Besitzereintrag seines Sohnes hinzugefügt: „Diese Rolle gehört Mordechai, dem Sohn des Salomon Marinozzi, gesegnet sei sein Andenken, und sie wurde gekauft von Salomon […] im Jahr 1652.“
Online seit: 10.12.2020
Der Kalligraph und Künstler Arje Leib ben Daniel, der diese Megilla schuf (auf drei Blättern mit 12 Textkolumnen und einem separaten Blatt mit Segenssprüchen), stammte aus Gorai bei Zamość in Kleinpolen. Von ihm sind insgesamt 28 Megillot erhalten, acht davon sind von ihm signiert und datiert. Diese sogenannte ha-melech-Rolle, bei der jede einzelne Kolumne mit „ha-melech“ („der König“) anfängt, wird mit der für Leib ben Daniel typischen Sepiazeichnung 1748 in Venedig geschaffen. Einflüsse der Rahmengestaltung von Salom Italia und der osteuropäischen Volkskunst sind sichtbar. Der Name des Künstlers in der Inschrift wurde später durch denjenigen von Juda Capsuto ersetzt, der die Rolle Ephraim Isaak Capsuto als Purimgabe übereignete.
Online seit: 10.12.2020
Salom Italia (um 1619, Mantua – 1655, Amsterdam) verteilt den Text auf 30 Kolumnen (auf vier Blättern) und setzte diese in die Öffnungen wuchtiger Rustica-Portale. Zwischen den Portalen in den Nischen wechseln sich Darstellungen von König Ahasverus und Königin Esther ab. Auf den Sockeln erzählen 29 Bilder die Geschichte des Buches Esther. Die Gestaltung der Estherrollen von Salom Italia, von denen insgesamt elf Werke überliefert sind, hatten einen grossen Einfluss. Bei dieser Megilla handelt es sich um eine der drei mit Federzeichnungen dekorierten Estherrollen, die möglicherweise als ein Modell für die vom selben Künstler gestalteten Kupferstichrahmen diente.
Online seit: 10.12.2020
Die Zürcher Wappenrolle aus Pergament ist eines der wichtigsten und eigentümlichsten Dokumente der mittelalterlichen Heraldik. Die Rolle besteht heute aus vier unterschiedlich langen Teilen, die zu einer vier Meter langen Rolle zusammengefügt werden können. Dargestellt sind beidseitig 559, jeweils immer von einer Helmzier bekränzte schildförmige Wappen des hohen und niederen Adels aus der Nordschweiz, aus Süddeutschland und dem westlichen Österreich. Die Namen sind jeweils neben den Schilden beigeschrieben. Ergänzend kommen 28 Banner von deutschen Bistümern und Klöstern hinzu. Die Reihenfolge der heute vier Teile, die aus insgesamt 13 Pergamentblättern zusammengenäht wurden, ist wie folgt zu bestimmen: Teil I (6.5 cm) enthält auf der Versoseite die Wappen der Bistümer und Klöster (Zählung Merz-Hegi: I-XXVIII; die Zählung im Original stammt aus dem 16./17. Jh.) und auf der Rectoseite 22 Adelswappen (1-22). Teil 2 und 3 (255.5 cm) waren 1930 noch zusammengenäht. Teil 2, bestehend aus vier zusammengenähten Pergamentblättern, enthält auf der Rectoseite die Wappen 23-104 und 108-114 und auf der Versoseite die Wappen 214-220, 224-308. Teil 3, aus drei Pergamentblättern zusammengenäht, enthält auf der Rectoseite die Wappen 105-107, 115-162 und auf der Versoseite die Wappen 163-213, 221-223. Der vierte Teil (109 cm) mit fünf zusammengenähten Pergamentblättern, enthält auf der Rectoseite die Wappen 309-378 und auf der Versoseite die Wappen 379-450. Die Wappenrolle ist unvollständig. Der fehlende fünfte Teil dürfte 109 weitere Wappen enthalten haben, die dank einer Kopie der Rolle aus dem späten 18. Jahrhundert bekannt sind. Die Wappenrolle wurde wahrscheinlich in Zürich oder im Bodenseeraum hergestellt. Sie kann in die Jahre zwischen 1330 und 1345 datiert werden. Der Stil der Ausführung erinnert an den berühmten Codex Manesse, eine Gedichtsammlung in deutscher Sprache mit 137 Miniaturen, die ebenfalls in Zürich entstand, aber etwas älter ist. Die Zürcher Wappenrolle befand sich im Besitz des Zürcher Historikers und Naturforschers Johann Jakob Scheuchzer (1672-1733), bevor sie in die Sammlung der Antiquarischen Gesellschaft Zürich und später in das Landesmuseum Zürich gelangte.
Online seit: 18.12.2014
Kleines Stundenbuch auf Lateinisch, das stark zugeschnitten wurde und die sieben Psalmen, den Cursus beate virginis Marie, die Totenoffizien, den Cursus de passione Domini und verschiedene Gebete enthält. Der Buchschmuck besteht aus verschiedenen Blattrankeninitialen und einer ganzseitigen – leider teilweise beschädigten – Miniatur (5v), welche eine Ecce homo-Darstellung zeigt, vor welcher der Stifter mit seinem Wappen rechts von ihm kniet. Die Erwähnung des Ablasses der Päpste Gregor und Kalixt III. (1455-1458) (f. 139) erlaubt es, die Datierung auf die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts einzuschränken, während der Stil des Buchschmucks auf einen Ursprung in Süddeutschland, vielleicht in Augsburg, im Kreise des Buchmalers Johannes Bämler, hinweist.
Online seit: 23.06.2014
Das Rituale stammt aus dem Kloster Münsterlingen (Kanton Thurgau) und enthält eine Sammlung von Predigten und Gesängen, die die Nonnen zu Prozessionen im Kloster singen mussten, gefolgt von einer langen Totenmesse (54v-72v). Diese wird durch eine Miniatur eingeleitet, die den Hl. Michael darstellt, der die Seelen der Verstorbenen wägt. Die Rubriken sind teilweise auf Deutsch und Lateinisch geschrieben. Der Stil der drei enthaltenen Initialen wird dem Bodenseeraum zugeordnet. Bei einer Restaurierung um 1973 wurden zwei Pergamentblätter, die ursprünglich mit dem Innendeckel des Einbands verklebt waren, abgelöst; diese stammen aus einem Lektionar in vorkarolingischer Minuskel, die auf den Beginn des 9. Jhs. zu datieren ist (Mohlberg: 11. Jh.).
Online seit: 09.04.2014
Brevier in zwei Bänden, 1493 für Jost von Silenen († 1498) hergestellt, den Bischof von Sitten von 1482 bis zu seiner Absetzung im Jahre 1497. Die reich verzierten Buchmalereien sind das Werk eines Wanderkünstlers, der während der letzten Jahrzehnte des 15. Jahrhunderts in Freiburg, Bern und Sitten aktiv war und für diese Arbeiten unter dem Namen Meister des Breviers des Jost von Silenen bekannt wurde. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts setzte er seine Tätigkeit in Aosta und Ivrea fort, wo ihm ein weiterer Name verliehen wurde, Meister des Georges von Challant.
Online seit: 20.12.2016
Brevier in zwei Bänden, 1493 für Jost von Silenen († 1498) hergestellt, den Bischof von Sitten von 1482 bis zu seiner Absetzung im Jahre 1497. Die reich verzierten Buchmalereien sind das Werk eines Wanderkünstlers, der während der letzten Jahrzehnte des 15. Jahrhunderts in Freiburg, Bern und Sitten aktiv war und für diese Arbeiten unter dem Namen Meister des Breviers des Jost von Silenen bekannt wurde. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts setzte er seine Tätigkeit in Aosta und Ivrea fort, wo ihm ein weiterer Name verliehen wurde, Meister des Georges von Challant.
Online seit: 20.12.2016
Blatt eines Kalenders – die Monate Januar und Februar – das aus einer liturgischen Handschrift stammt (Psalter? Brevier?). Der Kalender wurde in ein Arkaden imitierendes Gesimse eingefügt. Im Monat Januar ist rechts die Figur des Hl. Petrus mit Schlüsseln abgebildet, oben in einem Medaillon eine typische Aktivität dieses Monats: ein Mann, der sich an einem Feuer aufwärmt. Im Februar erscheint der Hl. Matthias, dazu oben in einem Medaillon ein Mann, der einen Baum beschneidet, um sich Holz zu beschaffen. Die Falzspuren in der Mitte weisen darauf hin, dass das Blatt als Umschlag benutzt wurde, wahrscheinlich für ein Buch.
Online seit: 20.12.2016
Der erste Teil (1-XX) dieser Bilderhandschrift aus Papier enthält Darstellungen von Personen des Hauses Habsburg, kniend in demütiger Haltung, dargestellt mit den entsprechenden Wappen. Diese geben die entsprechenden Abbildungen auf den heute nicht mehr vollständig erhaltenen Kirchenfenstern der Klosterkirche von Königsfelden wieder (1325-1340), welche zum Gedenken an Albrecht I. von Habsburg (ermordet 1308) von seiner Witwe Elisabeth gestiftet wurde. Prototyp dieses dynastischen Bilderzyklus ist der Ehrenspiegel des Hauses Österreich, der zwischen 1555 und 1559 von Johann Jakob Fugger in Augsburg in Auftrag gegeben wurde. Von diesem existieren weitere Kopien in Wien (ÖNB, Cod. 8614), München (BSB, Cgm 895 und Cod. icon. 330) und Luzern (ZHB Ms. 124 fol.). Im zweiten Teil (XXI-203) sind Porträts von Rittern in Rüstung und entsprechenden Wappen, die zusammen mit Leopold III. bei der Schlacht bei Sempach (1386) gefallen sind.
Online seit: 09.04.2014
Fragment eines offiziellen Dokumentes der Republik Venedig, das eine illuminierte Seite und einen Teil des Index der (Amtspflicht) „Commissione“ des Cristoforo Duodo, Prokurator von San Marco de ultra von 1491 bis 1496, enthält. Die Prokuratoren übten nach dem Dogen das höchste Amt in der Serenissima aus und liessen bei ihrer Wahl Kapitularien verfassen, in der Regel illuminiert, die ihren Eid und die Liste ihrer „Commissione“ enthielten, d.h. ihrer spezifischen Aufgaben zu denen sie sich mit ihrem Schwur verpflichteten. Dieses Fragment schliesst sich an 21 „Commissione“ venezianischer Prokuratoren aus dem 15. Jahrhundert an, unter denen es sich einerseits durch seinen Buchschmuck auszeichnet, der einem venezianischen Meister von hohem Niveau, ausgebildet im Umfeld von Leonardo Bellini, zugeordnet wird, aber auch durch die seltene Darstellung des Namenspatrons nicht nur des Prokurators sondern auch seiner Frau.
Online seit: 20.12.2016
Das Graduale stammt aus dem Dominikanerinnenkonvent aus Katharinental und repräsentiert eines der wichtigsten Kunstwerke der Gotik in der Schweiz. Um 1312 im Konvent selbst angefertigt, wurde es wahrscheinlich in der Region um den Bodensee illuminiert. Es enthält mehr als 80 Fleuronné-Initialen, über 60 historisierte Initialen und 5 I-Initialen, die aus mehreren historisierten Medaillons bestehen. Von den zwei letzten I-Initialen, deren Medaillons ausgeschnitten und einzeln verkauft wurden, sind heute einige Teile bekannt, die in verschiedenen Museen und Bibliotheken verstreut aufbewahrt sind. Abgesehen von den Initialen sind in den Blumenfriesen zahlreiche kniende und betende Dominikanerinnen repräsentiert, oder auch andere, weltliche Spender (z.B. 3v, 18v, 90r, 159v, 161r etc.). Bis im 19. Jahrhundert wurde es im Konvent benutzt; gegen 1820 wurde es einem Antiquar in Konstanz überlassen, Franz Joseph Aloys Castell (1796-1844). Nach 1860 gehörte es den englischen Sammlern Sir William Amherst of Hackney und Sir Charles Dyson Perrins (1864-1958). Beim Tode des letzteren wurde seine Bibliothek durch Sotheby zum Verkauf angeboten und die Handschrift von der Schweizerischen Eidgenossenschaft mit der Unterstützung der Gottfried Keller-Stiftung und des Kantons Thurgau erstanden.
Online seit: 22.03.2017
Fragment der Seite f. 158a verso aus dem Graduale von St. Katharinental, das im 19. Jahrhundert entfernt wurde und dessen Miniaturen einzeln verkauft wurden. In der Initiale A wird der segnende Christus dargestellt, sowie der Evangelist Johannes, der seinen Kopf auf seine Knie stützt; zu ihren Füssen kniet ein betender Dominikaner, im seitlichen Fries eine Dominikanerin. Unterhalb der Initiale (heute in Zürich, Nationalmuseum, LM 29329.2), gab es einen Rahmen, in den die Mondsichelmadonna, begleitet vom Evangelisten Johannes gemalt ist, während unter zwei Arkaden zwei kniende Dominikaner beten. Ursprünglich gab es auf demselben Blatt eine Initiale V (heute in Wien, Graphische Sammlung Albertina, Inv. Nr. 32434) mit einer sehr fein ausgearbeiteten Darstellung der Maiestas Domini und des Jüngsten Gerichtes. Das Fragment gehört der Schweizerischen Eidgenossenschaft, der Gottfried Keller-Stiftung und dem Kanton Thurgau.
Online seit: 22.03.2017
Fragment der Seite f. 158a verso des Graduale von St. Katharinental, das im 19. Jahrhundert entfernt wurde und dessen Miniaturen einzeln verkauft wurden. Es stellt die Mondsichelmadonna dar, begleitet vom Evangelisten Johannes, während unter zwei Arkaden zwei Dominikaner knien und beten. Der Rahmen war unter einer Initiale A (heute in Zürich, Schweizer Nationalmuseum, LM 29329.1) platziert, in welcher der segnende Christus und der Evangelist Johannes, der seinen Kopf auf seine Knie stützt, abgebildet ist; zu ihren Füssen kniet ein betender Dominikaner, im seitlichen Fries eine Dominikanerin. Ursprünglich gab es auf demselben Blatt eine Initiale V (heute in Wien, Graphische Sammlung Albertina, Inv. Nr. 32434), mit einer sehr fein ausgearbeiteten Darstellung der Maiestas Domini und des Jüngsten Gerichtes. Das Fragment gehört der Schweizerischen Eidgenossenschaft, der Gottfried Keller-Stiftung und dem Kanton Thurgau.
Online seit: 22.03.2017
Fragment mit einer Darstellung der Kreuzigung, das aus einer I-Initiale stammt. Diese bestand aus mehreren Medaillons und schmückte die Seite f. 87a des Graduale von St. Katharinental. Im 19. Jahrhundert wurde das Blatt aus dem Graduale entfernt und die Medaillons einzeln verkauft. Von den 9 oder 10 Medaillons, aus denen der Korpus des Buchstabens I ursprünglich bestand, sind heute, abgesehen vom vorliegenden, die Medaillons mit den folgenden Szenen bekannt: das letzte Abendmahl (Zürich, Schweizer Nationalmuseum, Inv. LM 71410), die Festnahme Christi (Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Inv. Mm. 34 kl), Christus vor Pilatus (Zürich, Schweizer Nationalmuseum, LM 55087), die Dornenkrönung (Frankfurt am Main, Städelsches Kunstinstitut, Inv. Nr. 15932), die Kreuztragung (Frankfurt am Main, Städelsches Kunstinstitut, Inv. Nr. 14312) und die Kreuzabnahme Christi (Frankfurt am Main, Städelsches Kunstinstitut, Inv. Nr. 15933). Das Fragment gehört der Schweizerischen Eidgenossenschaft, der Gottfried Keller-Stiftung und dem Kanton Thurgau.
Online seit: 22.03.2017
Fragment mit der Darstellung von Christus vor Pilatus, das aus einer I-Initiale stammt. Diese bestand aus mehreren Medaillons und schmückte die Seite f. 87a des Graduale von St. Katharinental. Im 19. Jahrhundert wurde das Blatt aus dem Graduale entfernt und die Medaillons einzeln verkauft. Von den 9 oder 10 Medaillons, aus denen der Korpus des Buchstabens I ursprünglich bestand, sind heute, abgesehen vom vorliegenden, die Medaillons mit den folgenden Szenen bekannt: das letzte Abendmahl (Zürich, Schweizer Nationalmuseum, LM 71410), die Festnahme Christi (Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Inv. Mm. 34 kl), die Dornenkrönung (Frankfurt am Main, Städelsches Kunstinstitut, Inv. Nr. 15932), die Kreuztragung (Frankfurt am Main, Städelsches Kunstinstitut, Inv. Nr. 14312), die Kreuzigung (Zürich, Schweizer Nationalmuseum, LM 45751) und die Kreuzabnahme Christi (Frankfurt am Main, Städelsches Kunstinstitut, Inv. Nr. 15933). Das Fragment gehört der Schweizerischen Eidgenossenschaft, der Gottfried Keller-Stiftung und dem Kanton Thurgau.
Online seit: 22.03.2017
Fragment mit der Darstellung des letzten Abendmahls, das aus einer I-Initiale stammt. Diese bestand aus mehreren Medaillons und schmückte die Seite f. 87a des Graduale von St. Katharinental. Im 19. Jahrhundert wurde das Blatt aus dem Graduale entfernt und die Medaillons einzeln verkauft. Von den 9 oder 10 Medaillons, aus denen der Korpus des Buchstabens I ursprünglich bestand, sind heute, abgesehen vom vorliegenden, die Medaillons mit den folgenden Szenen bekannt: die Festnahme Christi (Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Inv. Mm. 34 kl), Christus vor Pilatus (Zürich, Schweizer Nationalmuseum, LM 55087), die Dornenkrönung (Frankfurt am Main, Städelsches Kunstinstitut, Inv. Nr. 15932), die Kreuztragung (Frankfurt am Main, Städelsches Kunstinstitut, Inv. Nr. 14312), die Kreuzigung (Zürich, Schweizer Nationalmuseum, LM 45751) und die Kreuzabnahme Christi (Frankfurt am Main, Städelsches Kunstinstitut, Inv. Nr. 15933). Das Fragment gehört der Schweizerischen Eidgenossenschaft, der Gottfried Keller-Stiftung und dem Kanton Thurgau.
Online seit: 22.03.2017
Das Hallwiler Hausbuch, auch als Turnierbuch bekannt, ist eine Mischung von Familienchronik, Turnier- und Wappenbuch. Die Papierhandschrift aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ersetzt möglicherweise ein älteres Exemplar. Auf der Innenseite des Deckels befinden sich die grossen Wappen des Burkhart von Hallwil und seiner beiden Gattinnen Judith von Anwil und Margaretha von Löwenberg. Auf S. 4-10 liest man die spätere Niederschrift des Gedichts vom Ring von Hallwil, einer Sage über die Gefährdung und Rettung des Hallwiler Erbes. Auf S. 11-17 folgen Texte zur Familiengeschichte und eine zweite, ältere Niederschrift des Gedichtes vom Ring von Hallwil, (S. 19-21). Nach einer grösseren Anzahl leerer Blätter folgen sechs leere Wappenschilder (S. 48-50), die für die drei Brüder Thüring I. von Hallwil († 1386) und Katharina von Wolfurt, Walter V. († nach 1370) und Herzlaude von Tengen, "Hemann" (Johannes IV., † 1386) und Anna vom Hus vorgezeichnet wurden. Auf S. 51 ist eine Ansicht des Stammhauses Hallwil gezeichnet (S. 51). Es folgen Bilder von Caspar (S. 54) und Burkhart von Hallwil (S. 55), Turnierszenen (S. 56-59) und Bilder zum Ring von Hallwil (S. 60-66). Am Schluss der Handschrift weitere Wappenschilder der Herren von Hallwil und ihrer Ehefrauen (S. 68-96), die letzten nur vorgezeichnet aber nicht ausgeführt (S . 97-118). Die Hs. wurde im Jahr 1907 von Graf Walther von Hallwil, dem letzten Bewohner des Schlosses, und seiner Frau Wilhelmine dem Schweizerischen Landesmuseum geschenkt. Eine zweite Fassung befindet sich in der Universitätsbibliothek Basel (Ms. H I 10).
Online seit: 09.04.2014
Die reich illustrierte Historienbibel aus der Werkstatt des Diebold Lauber bietet für das Alte Testament eine Prosaauflösung der Weltchronik des Rudolf von Ems (mit alttestamentlicher Fortsetzung) und für das Neue Testament eine Prosaauflösung des Marienlebens von Bruder Philipp, gehört also zur Textredaktion IIa (nach Vollmer). Der im Vergleich zu den Schwesterhandschriften reichere Illustrationszyklus ist den in den 1430er Jahren tätigen Buchmalern der Gruppe A der Lauber-Werkstatt zuzuweisen.
Online seit: 09.04.2014
Der so genannte „Zürcher Psalter“ oder „St. Galler Psalter“, geschrieben und mit zahlreichen Initialen sowie der ältesten erhaltenen künstlerisch anspruchsvollen Miniatur in St. Galler Handschriften geschmückt um 820/830 im Skriptorium des Klosters St. Gallen. Mit angefügter Allerheiligenlitanei und komputistischen Tabellen und Diagrammen. Im Stundengebet der Mönche täglich gebraucht.
Online seit: 26.04.2007
Für die Faksimile-Ausgabe wählten die Herausgeber den Titel Vom Einfluß der Gestirne auf die Gesundheit und den Charakter des Menschen, der den wichtigsten, den astrologischen Aspekt des Werkes hervorheben sollte. Mensch und Kosmos stehen in engster Verbindung, die sieben Planeten – Saturn, Jupiter, Mars, Sonne, Venus, Merkur und Mond – wirken unmittelbar auf den Menschen ein. Die reich mit Bildern ausgestattete Handschrift wurde von Erasmus und Dorothea Schurstab aus Nürnberg in Auftrag gegeben (1v Donationenbild mit Wappen und Kreuzigungsdarstellung auf Goldgrund). 1774 schenkte Johann Jakob Zoller aus Baden die Handschrift der 1629 gegründeten Stadtbibliothek Zürich.
Online seit: 09.06.2011
Sammelhandschrift mit Texten des 9. bis 13. Jahrhunderts aus dem Kloster St. Gallen. Darunter befinden sich wichtige Abschriften von Werken des Alkuin von York († 804; darunter De dialectica und De rhetorica et virtutibus). Zwischen den beiden genannten Alkuin-Texten findet sich eine um 850/875 mit der Feder gezeichnete ganzseitige Darstellung der Maiestas Domini, die der Kunsthistoriker Anton von Euw als Abbildung des verloren gegangenen Kuppelmosaiks des Aachener Doms interpretiert. Vorne: Abschrift des 13. Jahrhunderts eines kanonistischen Texts des Bischofs Sicardus Cremonensis (um 1150-1215; Super decreta).
Online seit: 20.12.2007
Die reich illustrierte Handschrift der Weltchronik des Rudolf von Ems entstand in den 1340er Jahren, vermutlich in Zürich (in der gleichen Schreiberwerkstatt wie das Statutenbuch des Zürcher Grossmünsters von 1346). Das Bildprogramm ist mit der ca. 40 Jahre früher ebenfalls in Zürich entstandenen und heute in St. Gallen aufbewahrten Weltchronik-Handschrift (Vadianische Sammlung Ms. 302) eng verwandt. Die Handschrift Ms. Rh. 15 kam 1863 aus der aufgehobenen Klosterbibliothek Rheinau nach Zürich.
Online seit: 29.03.2019
Der Rheinauer Psalter, Ms. Rh. 167, zählt zu den herausragenden Schätzen der Zentralbibliothek Zürich. Die Miniaturen bewegen sich auf dem höchstmöglichen künstlerischen Niveau der hochgotischen Malerei der Zeit um 1260, was auch für die eingesetzten raffinierten Farb- und Maltechniken gilt. Die Schrift dagegen ist durchaus von guter Qualität, lässt sich aber nicht der höchsten Stufe der Schriftkunst zurechnen. Der Auftraggeber ist im Bodenseegebiet zu suchen, wohl in der politisch und kirchenpolitisch bedeutenden Stadt Konstanz zur Zeit des Interregnums. Die Handschrift wurde 1817 durch Pater Blasius Hauntinger für das Benediktinerkloster Rheinau bei Melchior Kirchhofer in Schaffhausen erworben und kam mit der Rheinauer Klosterbibliothek 1863 in die Kantonsbibliothek (heute Zentralbibliothek) Zürich.
Online seit: 20.12.2012
Die Pergamenthandschrift überliefert in ihrem ersten Teil die durch den Illustrationszyklus herausragende sogenannte Aurora consurgens und enthält zahlreiche weitere alchemistische Traktate, von Albertus Magnus über die Secreta Hermetis philosophi, Johannes de Garlandia, Auszüge aus Geber (Jabir ibn Hayyan) bis zum Thesaurus philosophiae und zur Visio Arislei. Bisher sind neun weitere Aurora-Handschriften in Berlin Die uffgehnde Morgenrödte, Bologna, Glasgow, Leiden, Wien, Paris, Prag und Venedig bekannt, wobei die ins frühe 16. Jh. datierte Berliner Handschrift, sowohl was die Illustrationen als auch die ins Deutsche übersetzten, mitüberlieferten Texte betrifft, eng verwandt ist mit dem Zürcher Codex.
Online seit: 09.06.2011
Beim Codex handelt es sich um eine der seltenen Bilderhandschriften, die durchwegs aus Bildseiten bestehen, denen jeweils nur knappe Erläuterungen beigegeben sind – meist höchstens eine Zeile Text – und die deshalb hervorragende historische Bildquellen zu zahlreichen Bereichen liefern. Die hier gebotenen Darstellungen zum Kriegshandwerk waren ursprünglich vielleicht Teil eines mittelalterlichen Hausbuches. Als typisches Sammelobjekt unterstreicht die Bilderhandschrift den Sammlungscharakter der Klosterbibliothek Rheinau, deren Bibliothekare und Äbte geflissentlich nach raren Büchern Ausschau hielten.
Online seit: 09.06.2011
Insgesamt 23 Blatt eines ehemals sechsbändigen Fuldaer Legendars, das 1156 Rugger, Mönch des Klosters Frauenberg in Fulda (1176-1177 als Rugger II. Abt von Fulda), in Auftrag gegeben hatte. Es stammt in seinen Hauptteilen vermutlich von der Hand Eberhards von Fulda und erinnert auch im Buchschmuck stark an den Codex Eberhardi (Marburg, Hessisches Staatsarchiv K 425 und K 426). Der Umfang der Sammlung lässt sich anhand der Zählungen in den überlieferten Inhaltsverzeichnissen und an den Textanfängen auf ehemals rund 500 Viten und Passionen hochrechnen. So zeugt das Werk von den nicht nur wirtschaftlichen, sondern auch spirituellen und kulturellen Reformbemühungen unter dem Fuldaer Abt Markward (1150-1165) und ist zugleich das nördlichste und wohl das früheste der überlieferten fünf- und sechsbändigen süddeutschen Legendare des 12. Jahrhunderts. Später bildete es die (indirekte) Vorlage für den Grundstock der Texte des großen Böddekener Legendars und blieb über dieses in den Acta Sanctorum der Bollandisten bis in die Neuzeit wirkmächtig. Das monumentale Fuldaer Legendar wurde am Ort noch in der Mitte des 16. Jhs. von Georg Witzel (1501-1573) benutzt und für sein Hagiologium seu de sanctis ecclesiae (Mainz 1541) sowie für seinen Chorus sanctorum omnium. Zwelff Bücher Historien Aller Heiligen Gottes (Köln 1554) ausgewertet. In Basel, Solothurn, Nürnberg und Stuttgart sind Fragmente des 3., 4. und 6. Bandes erhalten. Sie zeigen, dass zumindest der 3. (Mai-Juni) und 6. Band (November-Dezember) schon wenig später nach Basel kamen, wo sie offenbar um 1580 makuliert wurden.
Online seit: 13.06.2019
Die Eidgenössische Chronik von Werner Schodoler (1490-1541) ist die jüngste der illustrierten Schweizer Chroniken des Spätmittelalters. Ihre Niederschrift wurde aus privater Initiative zwischen 1510 und 1535 unternommen und hat v.a. die Amtliche Berner Chronik von Diebold Schilling und die Kronica von Petermann Etterlin zur Vorlage. Dieser Band, der erste der dreiteiligen Chronik, enthält die Geschichte vom legendären Ursprung von Zürich und Luzern bis zur Flucht des Gegenpapstes Johannes XXIII. aus Konstanz (1415). Obwohl Raum für die Illustrationen ausgespart wurde, wurden sie nicht ausgeführt (ausser jene von 12v). Die drei Bände befinden sich heute in unterschiedlichen Bibliotheken: der erste Band in der Leopold-Sopien-Bibliothek in Überlingen, der zweite im Stadtarchiv Bremgarten und der dritte in der Aargauer Kantonsbibliothek.
Online seit: 20.12.2012