Wil, Dominikanerinnenkloster St. Katharina, M 47
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Balázs J. Nemes für e-codices, 2013

Handschriftentitel: Jan van Schoonhoven, Johannes Tauler, Heinrich Seuse, ›Engelberger Predigten‹, Vaterunserauslegungen, Gebete
Entstehungsort: Benediktinerkloster St. Gallen (vgl. Schrift und Hände).
Entstehungszeit: 1432-1436
Beschreibstoff: Papier. Bl. 1-47: Ochsenkopf mit Kreuz, vgl. Piccard, Ochsenkopf-Wasserzeichen V, Nr. 301 (1443-1450, Gebiet Konstanz/Ulm) und Nr. 305 (1436-1450, schwäbischer Raum). Vergleichbare Wasserzeichen findet man auch in einer Reihe von Hss. aus der Kartause Buxheim, vgl. dazu demnächst die Literaturhinweise zu der von mir erstellten Beschreibung der Hs. Berlin, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Ms. germ. oct. 700, online: http://www.manuscripta-mediaevalia.de; Bl. 48-179: Hifthorn (sichtbar nur das vordere oder hintere Drittel des Horns, am Rand abgeschnitten, vgl. Bl. 74, 75, 77, 93).
Umfang: 179 Bll. (exkl. beschriftete Spiegel).
Format: 140 x 110 mm
Seitennummerierung: Durchgehende moderne Bleistiftfoliierung mit Sprüngen in der Zählung: die Seitenzahlen scheinen vor allem am Beginn eines (nach dem Dafürhalten des Foliierers) neuen Textes eingefügt worden sein.
Lagenstruktur: 6 VI71 + (VII-1, ohne erkennbaren Textverlust)84 + 7 VI168 + VI(180). Das erste bzw. letzte Blatt der ersten bzw. letzten Lage auf den Deckel geklebt. Die Ecke unten rechts von Bl. 1 abgerissen (geringer Textverlust). In den Fälzen Reste einer mit Textualis geschriebenen lateinischen Pergamenthandschrift, einer oder mehrerer deutscher Pergamenturkunden des 15. Jhs. (in der Falz der zweiten Lage, zwischen Bl. 17 und 18: gareth Schuolmaisterin Beringers Schuolmaisters eliche w<irtin> ich ze vogte gegeben; in der Falz der vierten Lage, zwischen Bl. 41 und 42: sassen fúr vns komen vnd die Ersamen vnd stalten sich fúr geriht mit Georgen wildr<?> ) sowie einer zweispaltigen rubrizierten deutschen Pergamenthandschrift aus der ersten Hälfte/Mitte des 13. Jhs. (s. Textabdruck weiter unten). Durchgehende Lagennummerierung von moderner Hand mit Bleistift.
Seiteneinrichtung: 120 x 80 mm. 23-28 Zeilen
Schrift und Hände: Geschrieben von Friedrich Kölner, einem Hersfelder Reformkonventualen des St. Galler Benediktinerklosters (zu seiner Person und den von ihm geschriebenen Hss. s. Stocker 1996 und Näf/Wetzel 1997), und einer weiteren Hand aus der zweiten Hälfte des 15. Jhs. (Bl. 178v-179v und Spiegelblatt des hinteren Deckels [= Bl. 180r]). In Bezug auf den Bestand der ›Engelberger Predigten‹ verhält sich M 47 komplementär zu der ebenfalls von Kölners Hand herrührenden Hs. St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 1004. Beide Hss. gehen auf dieselbe Vorlage *C zurück, der auch jene Sammlung von ›Engelberger Predigten‹ entstammt, die in die (wieder einmal komplementären) Hss. St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 1919 und Wil, Archiv des Dominikanerinnenklosters St. Katharina, Cod. M 42 eingegangen ist (s. dazu Nemes 2012, S. 84-86 und demnächst den text- und überlieferungsgeschichtlichen Teil in der von Flückiger/Wetzel vorbereiteten Edition der Engelberger Predigten).
Buchschmuck: Rubriziert
Einband: Dünnes braunes Leder auf Papier geklebt (die papiernen Spiegelblätter hinten und vorne beschrieben). Rücken-Leder mit ausgeschnittenem Muster und zwei Zierschrauben aus Metall mit aufgeprägtem fünfzackigem Stern.
Hauptsprache: Ostalemannisch mit mitteldeutschen Einschlägen (vgl. Schrift und Hände).
Inhaltsangabe:
  • Vorderspiegel Übersetzung des ›Gloria‹ mit marianischen Zusätzen >Von vnser lieben frowen in der messe< Glori sig got in den hoechsten vnd frid in ertrich den menschen des guoten willen wir loben dich …–… Du bist allain der aller obreste marien bekroenende Jhesu criste mit dem hailigen gaist jn der glori des vatters Amen.
    Abgedruckt von Stauffacher 1982, S. 7A/12, Anm. 131.
  • 1r Register Abgedruckt von Stauffacher 1982, S. 7A/12, Anm. 132.
  • 1v-40r Jan van Schoonhoven: ›Epistola prima in Eemsteyn sive exhortatorium spirituale ‹, dt. >Hie vohent an zwo Episteln des gaistlichen vatters maister Johans von Schonow vol guoter ler vnd vermanung zuo aim gaistlichen leben wol dienede Die jch uch mynen allerliebsten gaistlichen kindren vnd schwoestran in cristo han zu dem tusch (durchgestrichen) tútsch bracht< (Bl. 2r) Minem aller liebsten jn cristo gebornen fruond Symoni Bruoder Johannes ain vnnútzer knecht allain mit dem namen vnd mit dem schin gaistlich …–… Aber duo leser gib aploß jch han nit mich vnderwunden ze leren suonder jch wot gnung tuon den bittenden fruend Wol muessest du muogen jn cristo jhesu vnserm hail Amen
    Zu den von Kölner für die Klausnerinnen von St. Georgen (und wahrscheinlich auch für die Spitalbrüder von St. Gallen) übersetzten Texten gehören nicht nur die Viten der St. Galler Hausheiligen Gallus, Magnus, Otmar und Wiborada sowie die ›Imitatio Christi‹ des Thomas von Kempis, die die früheste Übertragung dieser überaus populären Schrift der Devotio moderna ins Deutsche darstellt, sondern höchstwahrscheinlich auch die Übersetzung der 1383/1387 respektive 1398/1400 entstandenen und allein in unserer Hs. überlieferten Sendbriefe des 1432 verstorbenen Jan van Schoonhoven, vgl. Stauffacher 1982, S. 7A/13, Anm. 135, Stocker 1996, S. 153f. und den Art. ʽJohannes von Schoonhovenʼ, in: Deutsches Literatur-Lexikon. Das Mittelalter, Bd. 2, hg. von Wolfgang Achnitz, Berlin/New York 2011, Sp. 750f. (damit werden die von Mengis 2013, S. 159, Anm. 144 gemachten Überlegungen zur Identität des Verfassers hinfällig). Die Übersetzungsvorlage könnte der Cod. Sang. 972c der St. Galler Stiftsbibliothek gewesen sein. – Querverweise auf diesen und den weiter unten stehenden Schoonhoven-Brief findet man in der ebenfalls von Kölner für die Klausnerinnen von St. Georgen geschriebenen Hs. St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 1015, s. dazu Stauffacher 1982, S. 7A/14f., Anm. 139 (mit Exkurs).
  • 40r-44r Johannes Tauler: Predigt Vetter Nr. 70 >Des talers bredie< Sant paulus sprichet Brueder jch bit uch gebuondner jn got Bit uch dz ir wirdiklichen wandelent jn dem rueffe als ir geruffet sint mit aller demuetikait …–… Dz vns nun got allen gebe jm ze volgent mit vbung der tugend des helff vns got Amen.
    Nicht verzeichnet bei Johannes G. Mayer, Die ›Vulgata‹-Fassung der Predigten Johannes Taulers. Von der handschriftlichen Überlieferung des 14. Jahrhunderts bis zu den ersten Drucken, Würzburg 1999 (Texte und Wissen 1). Vogler 1938, S. 253 (Nr. 76) hat die Predigt fälschlich mit Vetter Nr. 53 identifiziert.
  • 44r-47r Heinrich Seuse: ›Vita‹ Kap. 49 (Auszüge, Tauler zugeschrieben) Hab ain ingetanen wandel vnd bis nit vsbruechig weder an worten noch an werken vnd tuo der warhait genuog …–… Was ist das maiste mittel? dz ist dz die sele in ir namhafti ires willen belibet.
    Nicht verzeichnet bei Georg Hofmann, Seuses Werke in deutschsprachigen Handschriften des späten Mittelalters, in: Fuldaer Geschichtsblätter 45 (1969), S. 113-206. Nach der Ausgabe von Karl Bihlmeyer (Heinrich Seuse, Deutsche Schriften, Stuttgart 1907) handelt es sich um folgende Stellen: S. 163,15-164,29, S. 165.8-12 und 17-25, S. 166,8-13, 19-20 und 28f., S. 167,3f. und 13f., S. 168,1f., S. 169,17f. (andere Reihenfolge als bei Bihlmeyer), S. 167,19-29, S. 168,3f. und 6-14 (identifiziert von Stauffacher 1982, S. 7A/13f., Anm. 137). Die Auszüge sind gegenüber der vorangehenden Tauler-Predigt nicht abgesetzt und auch im Register nicht als separater Text angeführt. Sie werden auf Bl. 47r Tauler sogar explizit zugeschrieben: dz sint des talers wort vnd ler (mit Rubrum). Auch Stocker (1996), S. 78 schreibt sie Tauler zu.
  • 47v Unbeschrieben
  • 48r-84r Jan van Schoonhoven: ›Epistola secunda in Eemsteyn sive de cursu monachi‹, dt. >Die ander Epistel maister Johans von schonowe von dem Gaistlichen loff< Mjnem aller liebsten jn cristo oehen bruoder nycolao Nouitz jn dem Clovster Mynnental Bruoder johannes ain unnútzer knecht …–… Das verlich dir der selb vnser herr jhesus cristus der mit got dem vatter vnd dem hailigen gaist richsnet durch alle welt Amen got sy gelobt. Anschließend Schlussbemerkung von Kölners Hand: Bit got vor mich myn liebi tochter vnd swoster jn cristo jhesu vnserm lieben herren
    Vgl. den anderen Schoonhoven-Brief auf Bl. 1v-40r und die Anmerkungen dort.
  • 84v-100r ›Engelberger Predigten‹, Predigt Eb 23/eb/P 4 (W 4) >An dem hailigen tag ze wihennaechten ain guoti predie< Verbum caro factum est etc. Johannes j° Dise wort hat gesprochen der hoch fliegent adler sanctus johannes der ewangelist in der ersten lere sines hohen befindens …–… geb vns ze ervolgende vnser herre jhesus cristus jn sinem vatter dur den hailigen gaist hie jn gnaden doert in ewikait ze niessen in ewiger glori Amen.
    Identifiziert von Stauffacher 1982, S. 7/17. Einen Querverweis auf diese Predigt findet man in der ebenfalls von Kölner für die Klausnerinnen von St. Georgen geschriebenen Hs. St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 1015, s. dazu Stauffacher 1982, S. 7A/14f., Anm. 139 (mit Exkurs). Für Kölner war es eine Tauler-Predigt.
  • 100r-109r ›Engelberger Predigten‹, Predigt Ea 2/P 2 (W 5) >Wie ir vwer hertz beraiten sond mit den syben gaben des hailgen gaistes< Preparate corda vestra domino et seruite illi soli Disi wort stand geschriben jn der kungen buoch vnd sprechend ze tútsch also Beraitent vwer hertzen den herren …–… beraiten mit den syben gaben des hailgen gaistes des helff vns vnser geminter gemahel Jhesus cristus Amen.
    Zur Predigt s. folgenden Vermerk von Kölner im Register: Die predie von den syben gaben mag man nemen jm aduent wie man sich mit den selben gaben sol beraiten zuo dem buor […] tag cristi oder ze dem hailigen […] ze enphahend ze phingsten.
    Identifiziert von Stauffacher 1982, S. 7/17.
  • 109r-117r ›Engelberger Predigten‹, Predigt P 18 (W 6) >An dem oesterlichen mentag< Venite benedicti patris mei etc. Disú wort het man gesungen in aller der hailgen cristenhait an dem anfang des hailgen amptes der messe …–… dz wir mit ir an dem juengsten tag froelichen erstandin mit lib vnd mit sel des helff vns got Amen.
    Identifiziert von Stauffacher 1982, S. 7/17.
  • 117r-164v Vaterunserauslegung >Hie nach stat ain guote vßlegung des hailigen pater nosters< Der aingeboren sun gottes vnsers vaters vnser lieber herr cristus jhesus won er dar vmb tod tot [sic] ist vnd der ouch dar vmb gemartert wolt werden sv so grosser lieb …–… jn dem wir siben ding bitten vnd wuenschen das die ding vns widervaren die wir gebeten han So sprechen wir Amen Alz ob wir sprechen es geschehe Deo gratias
    Vgl. Egino Weidenhiller, Untersuchungen zur deutschsprachigen katechetischen Literatur des späten Mittelalters. Nach den Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek, München 1965 (MTU 10), S. 224, Nr. 24 und 2VL 7 (1989), Sp. 1131-1134 (Gerhard Stamm), hier Sp. 1134 (jeweils ohne diese Hs.).
    Überlieferung: Augsburg, Staats- und Stadtbibliothek, 2° Cod. 438, Bl. 277ra-278va — München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 5139, Bl. 1r-61v — Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, L 82, Bl. 160v-202r.
  • 164v-166v Vaterunserauslegung nach Septenaren >Merk hie nach ain kurtze vslegung des hailigen pater noster< Es ist ouch ze wissen Das jn dem hailigen pater noster werden funden fuenff sybene Das sint die syben bittung Syben gaben Syben saelikait Syben loene vnd die syben alaster [!] werden vßgelossen Die erst bittung …–… Vnd also der mensch der jn der schrifft gehaisset wirt die klain welt wirt durch dis bet got zuogefueget Amen
    Zu diesem Typus der Vaterunserauslegung s. Weidenhiller a.a.O., S. 220f., Nr. 13 und Bernd Adam, Katechetische Vaterunserauslegungen. Texte und Untersuchungen zu deutschsprachigen Auslegungen des 14. und 15. Jahrhunderts, München 1976 (MTU 55), S. 224f., Nr. 1k.
  • 166v-178r ›Engelberger Predigten‹, Predigt Ea 3/P 19 (W 8) >Ain bredie von sant Andres des hailgen zwelffbotten< O bona crux quam diu desiderata Disy wort die hie gesprochen sind von dem hoch gelobten herren sant andres der ein grosser zwelffbot ist gewesen …–… Wenn aber cristus vwer leben offnet Denn werdent ir erschinende mit ime in siner glori Des helf vns got Amen.
    Schlussbemerkung und Lektüreempfehlung von Kölner auf Bl. 178r: Bittend got fur mich min lieben gaistlichi kinder vnd swoestran. Disi vorgeschribnen predie múgent ir nemen an des hailigen crúczes tag won es stat lutzel drin von sant Andres vnd vil von dem hailgen crútz vnd sinen staemen.
    Identifiziert von Stauffacher 1982, S. 7/17.
  • 178v ›Gaude dei genitrix, virgo immaculata‹, dt. Frow dich muotter gottes ain vnvermastgoty magt frow dich won du frod von den engel hast enpfangen frow dich alz dv geborn hast die klarhait des ewigen liechtes
  • 179r/v ›Goldenes Ave Maria‹ Gruesset syestu ain dienerin der hailigen drivaltikait Gruesset syestv ain muoter vnser herren iesv cristy
    Vgl. 2VL 3 (1981), Sp. 80-84 (Burghart Wachinger), hier Sp. 80f. und 2VL 11 (2004), Sp. 544.
  • 179v-(180r = Hinterspiegel) Ablassgebet (wegen Blattschaden und blasser Tinte schwer leserlich) Herr gib mir jomer nach […] dz ich in dinen hailgen […] cklichen wunden ruori
    Überlieferung: München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 827, Bl. 139v-140r.
Entstehung der Handschrift: Benediktinerkloster St. Gallen (vgl. Schrift und Hände).
Provenienz der Handschrift: St. Georgenklause bei St. Gallen, seit etwa 1450 Benediktinerinnenkloster St. Georgen (später St. Wiborada) bei St. Gallen, vgl. Besitzereintrag von Kölners Hand auf Bl. 1r (mit Rubrum über dem Register): Dis büchli ist der Closnerin zuo sant Jürgen in der obren Closen Sant Benedicten orden. Wahrscheinlich erst Anfang des 17. Jhs. in die Bibliothek des in Wil neu gegründeten Katharinenklosters gelangt, denn die Bibliotheksbestände des St. Galler Dominikanerinnenklosters St. Katharina wurden vor den Reformationswirren in umliegende Klöster, so auch und vor allem ins Benediktinerinnenkloster St. Georgen, ausgelagert, vgl. Mengis 2013, S. 42, 174 und 177.
Literatur zur Handschrift:
  • Vogler, M. Thoma (Katharina): Geschichte des Dominikanerinnen-Klosters St. Katharina in St. Gallen 1228-1607, Freiburg (Schweiz) 1938, S. 253f., Nr. 76.
  • Stauffacher, Mathias: Untersuchungen zur handschriftlichen Überlieferung des ›Engelberger Predigers‹, Diss. Basel 1982, S. 7/17-20 (online: http://doc.rero.ch/record/9746).
  • Stocker, Barbara Christine: Friedrich Colner, Schreiber und Übersetzer in St. Gallen: 1430 - 1436 (Mit Beigabe der deutschen Wiborada-Vita in dymanischer Edition) (GAG 619), Göppingen 1996, S. 57-61.
  • Die ›Engelberger Predigers‹. Edition und Textgeschichte, hg. von René Wetzel und Fabrice Flückiger in Verbindung mit Balázs J. Nemes und Mathias Stauffacher (Kulturtopographie des alemannischen Raums), de Gruyter: Berlin/Boston (in Vorbereitung).
Bibliographie:
  • Näf, Anton/Wetzel, René: Friedrich Kölner in St. Gallen (1430-1436). Übersetzung und Schreibtätigkeit im Dienst von Reform und Seelsorge, in: Mittelalterliche Literatur im Lebenszusammenhang, hg. von Eckart Conrad Lutz (Scrinium Friburgense 8), Freiburg/Schweiz 1997, S. 317-342.
  • Nemes, Balázs J.: Re-Skript und Re-Text – Wertlos und entstellt? Oder: Über die guten Seiten einer ‚schlechten‘ Eckhart-Handschrift (Ein Fundbericht), in: Zeitschrift für deutsche Philologie 131 (2012), S. 73-102, hier S. 84-86 (S. 84: statt "1488" lies "1484").
  • Mengis, Simone: Schreibende Frauen um 1500. Scriptorium und Bibliothek des Dominikanerinnenklosters St. Katharina St. Gallen (Scrinium Friburgense 28), Berlin 2013.
Externe Ressourcen:
Kodikologische Einheit: Fragmente
Handschriftentitel: Fragmente (Falz der 12. Lage, zwischen Bl. 138 und 139) Mhd. (geistlicher ?) Text mit Verspaaren
Entstehungszeit: 1. Hälfte/Mitte 13. Jh.
Beschreibstoff: Pergament
Format: Breite der Zeilen: 5-6 cm, Spatium: 3,5 cm
Hauptsprache: Hochalemannisch
Inhaltsangabe:
Es handelt sich um den Querstreifen eines Doppelblattes aus einer kleinformatigen zweispaltigen rubrizierten Hs. Nur bei Bl. 2r kann man Buchstaben der zweiten Spalte (s. Bl. 2rb der Transkription unten) erkennen, sonst stammen die erhaltenen Wortreste alle aus den inneren Spalten des Doppelblattes. Bedauerlicherweise hat die Autopsie sämtlicher bekannter Kölner-Handschriften keine weiteren Reste der vermakulierten Hs. zu Tage gefördert.
Bemerkenswert ist das Vorkommen des punctus elevatus sowohl in der Mitte als auch am Schluss des Verspaars. Diese Interpunktion ist als Merkmal einer besonders sorgfältig geschriebenen Hs. zu interpretieren. Die einzigen bisher bekannten Hss. mit diesem System sind: Klagenfurt, Landesarchiv, Cod. GV 6/26 (›Kaiserchronik‹, 12. Jh.), Fulda, Landesbibliothek, Cod. Aa 46 (Messgebet ›Got uater allir cristinheit‹, 1. Viertel oder Mitte 13. Jh.), Koblenz, Landeshauptarchiv, Best. 701 Nr. 759,14b (Hartmann von Aue ›Erec‹, 1. Hälfte 13. Jh.) und teilweise Wiesbaden, Hauptstaatsarchiv, Abt. 3004 Nr. C 8 (›Arnsteiner Mariengebet‹, letztes Drittel 12. Jh.), Vorau, Stiftsbibliothek, Cod. 276 (die sog. ›Vorauer Handschrift‹, 12. Jh.) und Hand 1 der Hs. Köln, Historisches Archiv der Stadt, Best. 7020 (W*) 6 (Wirnt von Grafenberg, ›Wigalois‹, 2. Viertel/Mitte 13. Jh.) (freundliche Auskunft von Nigel F. Palmer, Oxford).
  • Mhd. (geistlicher ?) Text mit Verspaaren
    1ra 1 [......................] leri: won ich |
    2 [......................] dich triegint |
    1vb 1 | het gigebin: [......................]
    2 | lebin: ich in- [......................]
    2ra/rb 1 | daz: dc er des gidacht die [..................]
    2 | waz: dc het er gvoter [... ...................]
    2vb 1 gu [………] hiuor: Do der brvoder|
    2 [………] waz [………] machati
  • Externe Ressourcen: