Hermetschwil, Benediktinerinnenkloster, Cod. chart. 194

Bretscher-Gisiger Charlotte / Gamper Rudolf, Katalog der mittelalterlichen Handschriften der Klöster Muri und Hermetschwil, Dietikon-Zürich 2005, S. 319-320.

Mit freundlicher Genehmigung des Verlags (Urs Graf Verlag, Dietikon). Das Copyright an der Handschriftenbeschreibung liegt beim Verlag.
Handschriftentitel: Gebete
Entstehungszeit: Letztes Viertel des 14. Jahrhunderts
Frühere Signatur: Cod. 10.91.
Beschreibstoff: Papier
Wasserzeichen: Horn, Piccard II 211 (1385) und ähnlich II 235 (1382).
Umfang: 21 Blätter
Format: 14,5 x 11 cm
Seitennummerierung: Neuere Foliierung: 121.
Lagenstruktur: Lage: (X-2+1)21, nach Bl. 14 zwei Blätter herausgeschnitten, Bl. 21 an Bl. 20 angenäht; Bl. 7 und 19 kleine Schaltblätter.
Seiteneinrichtung: Schriftraum mit Tintenlinien begrenzt, teilweise auch Tintenliniierung. Schriftraum 10–10,5 x 7,5–8, 14–21 Zeilen.
Schrift und Hände: Verschiedene Hände, Händewechsel 5r, 8r, 13v, 14v, 15v, 17v, 18r, 20r, 20v;
Buchschmuck:
  • Am Anfang rubriziert,
  • 3–6zeilige schwarze Lombarden,
  • 1r, 2v, 10r, 11v 4–9zeilige ornamental gespaltene Initialen in Rot und Schwarz oder Schwarz.
Spätere Ergänzungen: 3r Goz si mit du, 15. Jh.
Einband: Ohne Einband, die Pergamentblätter 1 und 20 gehören zur Lage. 1r Papierschild mit Signatur 194, unter dem Text mit Tinte Gebete, XIV. Jahrh. 21 Blätter. 14 x 10, 20. Jh.
Hauptsprache: Hochalemannisch
Inhaltsangabe:
  • 1r2v Gebet zu Maria. >Ein guͦt gebette [zu?] unser frowen<. O minneclichin und erbarmherczigin ein frowe und muͦter aller erbarmherczikeit ich bit d[ich?] demiteklich daz du gedenkest
  • 2v3v Gebet zu Christus. Herre ich gib minen willen in dinen götlichen gewalt und min hercze in din edel hercze
    Entspricht Cod. chart. 210, 71r72v.
  • 3v5r Gebete um Ablass und Sündenvergebung. >Des tages so der mensch dis gebet tuͦt so wil in got behüten vor totsunden und will im dar zͦ xxx jare vegfüres abnemen<. Ich ermanen dich vatter und heiliger geist des eides den du swüre dinem sun
    5 Gebete, Initien im Register, entspricht Cod. chart. 195, 34r35r.
  • 5r7r Ps.-Beda Venerailis: Oratio de septem verbis Christi in cruce. >Dis gebet dc hie nach gesriben stat het gemachet der erwirdig priester Beda von den siben worten die got an dem heiligen krüz sprach <. [D]omine Ihesu Christe qui septem verba die ultimo vite tue in cruze pendens dixisti ut illa sacratissima verba Victor
    Leroquais, Les Livres d’heures. Manuscrits de la Bibliotèque nationale, Bd. 2, Paris 1927, S. 342; vgl. PL 94, Sp. 561f.
  • 7v leer.
  • 8r10r Gebete zur stillen Messe und zur Kommunion. >Dis sol man lesen in der stillen messe<. Ich sende dc opher minez rechten globen an dich wirdiges opher Ihesu Christe daz allein den himelschen vatter genügende ist
    Entspricht Cod. chart. 208, 17r18v.
    • (9v) Kommuniongebet, gereimt: Bis wilkomen ewigie spise mach mich an dinem höhstem lobe heilig und wise
  • 10r13r Gebete zu Maria. Gereimter Mariengruss. Ave maget minneklich ein muͦter aller gnaden rich dez paradyses süsekeit ein brunne aller miltekeit du bist der mägte gimme
    • (11v) Ach minneklichin schönni du userweltin aller heiligstin, ewigin magt Maria min allerliebstin fröwe und min helferin ich vergihe unsern herren Ihesum Christum
    • (12r) O du aller miltestü aller genaden vol ein muͦter gotes Maria min aller liebstin frowe min obrostü gedinge und zuͦversicht mines herczen süssekeit min trost ich armin sünderin ich nim min zuͦfluhte
  • 13v14v Pater noster für die Seelen. Pater noster. Ave Maria. Psalmus de profundis. Gloria patri inmortali gloria filio coequali inmortali Rogo te domine ut exaudire me digneris ut liberes animas famulorum famularumque tuarum N. de potestate dyaboli
  • 14v15r Gebet der heiligen Ottilie für die Seele ihres Vaters. >Sancta Ottlilia gbett da mit si ir vatter sele loste. Weler sele es ein jar teglich wirt gesprohe dü wirt an zwivel erlöset <. Herre vatter und got ich enphil dir hüt dis selen und alle gelöbig selen in die güti diner erbermde
  • 15v >Oratio.< Domine Ihesu Christe qui passurus advenisti propter nos reminiscere
  • 16r17v De duodecim gaudiis BMV. Gaude virgo graciosa in excelsis gloriosa te laudamus perbiscena [sic; für preciosa?] gaudia
  • 17v18r Gebet zu Maria. >Wer dis gebet knüwend sprichet vor ünser froͧwen bilde ix tag nühterlingen der wirt gewert<. Ich bit dich Maria ein muͦter der erbermde und ein muͦter gottes und menschen und ein muͦter alles trostes
  • 18r Heilsegen (?). Ich beswer dich scheni und guͦt bi dem helgen bluͦt bi dem helgen tag bi dem helgen grab
  • 18v leer.
  • 19r Notiz. Wen das dir notdurft ist in gocz namen. Amen.
  • 19v leer.
  • 20r Oratio. Deus tremende et terribilis quem metuunt angeli
  • 20v21r Gebet zu Christus. Here got ich opher dir hüt milter und erbarmherziger got allü guoten verk
  • 21v Notiz. Zit verloren (?) selten
Entstehung der Handschrift: Verwendung weiblicher Formen in einzelnen Gebeten, z. B. 1v da ich sin swester were … ; 12r ich armin sünderin … Mundart: Hochalemannisch.
Provenienz der Handschrift: 1v über dem Text alte Signatur mit Bleistift Cod. 10.91., 2r über dem Text mit Bleistift n. 194, hier sowie 21v Stempel Convent M. G., 19. Jh.
Bibliographie:
  • Bruckner, Scriptoria 7, S. 41, Anm. 54.