Hermetschwil, Benediktinerinnenkloster, Cod. chart. 28

Bretscher-Gisiger Charlotte / Gamper Rudolf, Katalog der mittelalterlichen Handschriften der Klöster Muri und Hermetschwil, Dietikon-Zürich 2005, S. 269-271.

Mit freundlicher Genehmigung des Verlags (Urs Graf Verlag, Dietikon). Das Copyright an der Handschriftenbeschreibung liegt beim Verlag.
Handschriftentitel: Plenar
Entstehungszeit: um 1420
Beschreibstoff: Wasserzeichen: Kreuz, Piccard II 291 (1420), Hand, Piccard I 47 (1421) und weitere Form, Ochsenkopf, Piccard VIII 32–33 (1419–1421), Bl. 180186 Wasserzeichen sind nicht bestimmbar.
Umfang: 187 Blätter
Format: 29 x 21–22 cm
Seitennummerierung: Neuere Foliierung: 136. 36a. 37186.
Lagenstruktur: Lagen: (IV-4)4 + (VI-1)15 + 4 VI62 + (VI-1)73 + 8 VI169 + (VI-2)179 + (IV-1)186; am Anfang fehlt mindestens eine Lage, nach Bl. 4 sind 5 Blätter herausgeschnitten, nach Bl. 67 ist ein Blatt, nach Bl. 178 sind 2 Blätter herausgerissen, ein kleiner Rest des letzten Blattes klebt im hinteren Deckel. Bei Bl. 4 ist die obere Ecke, bei Bl. 39 die untere Ecke abgerissen, bei Bl. 538 ist die äussere Hälfte her- ausgeschnitten. Textverlust. Reklamanten; Lagenzählung nur bis 62v sexternus quintus.
Seiteneinrichtung:
  • Bl. 14: Schriftraum mit Tintenlinien begrenzt, Schriftraum 22–23 x 14,5, 32–34 Zeilen.
  • Bl. 5121: Schriftraum mit Tintenlinien begrenzt, Schriftraum 21–23,5 x 13,5–15, zweispaltig (6–7), 27–38 Zeilen.
  • Bl. 122179: Schriftraum mit Tintenlinien begrenzt, Schriftraum 21,5–22 x 13–13,5, 32–34 Zeilen.
  • Bl. 180186: Schriftraum mit Tintenlinien begrenzt, Schriftraum 25–25,5 x 16,5–17, 44–45 Zeilen.
Schrift und Hände:
  • Bl. 14: Gotische Kursive.
  • Bl. 5121: Jüngere gotische Kursive von verschiedenen Händen, Händewechsel z. B. 9r /9v, 62vb /63ra, 121vb /122ra.
  • Bl. 122179: Gotische Kursive.
  • Bl. 180186: Jüngere gotische Kursive.
Buchschmuck:
  • Bl. 14: Rubriziert.
  • Bl. 5121: Rubriziert, 2–5zeilige rote Lombarden.
  • Bl. 122179: Rubriziert, 2–3zeilige rote Lombarden.
  • Bl. 180186: Rubriziert, 1–2zeilige rote Lombarden.
Spätere Ergänzungen: Zeitgenössische und spätere Korrekturen und Marginalien, 177r179v Federproben und Einritzungen.
Einband: Mit rotem Leder bezogene Holzdeckel, 15. Jh., Rücken mit braunem Leder erneuert. Streicheisenlinien. Ehemals zwei nach hinten greifende Langriemenschliessen, von ehemals je fünf Buckeln je einer auf dem Vorder- und dem Rückdeckel erhalten. In den Fälzen unbeschriebene Pergamentstreifen. Spiegelblätter je zur Hälfte aus Pergament und Papier. Der Pergamentteil des vorderen Spiegelblattes in der Fragmentensammlung II, Cod. chart. 28: Papsturkunde, 14.–15. Jh., sowie oben Titel Epistel und evangeli buch und zuo end s. Benedicts leben, 16.–17. Jh., auf der Rückseite Abgabenverzeichnis. Von den Papierhälften der Spiegelblätter hinten und vorn nur Reste erhalten. Auf dem Rücken Papierschild Evangelia epistell und zuo [end] daß leben S.P. Benedicti, alles geschriben, No 2, Ende 17. Jh., darunter Signatur 28.
Inhaltsangabe:
  • 1r4r Prognostik. Anfang fehlt. // Wenne ouch die sunn und der män erlöst, so ist es dem obersten thron aller nechst und verstät gottes zorn …–… so schadet es dem höpt nit.
  • 4v Schenkvermerk. Anfang fehlt. // dz herr Götz von Zuffikon genannt Vasnacht // geben hat dis buͦch minen fröwen von Hermantswil // gen dz es warten sol mit sunderheit miner fröwen // m ze end ir wil und darnach gemeinen fröwen da selbs // sol man es nit verkouffen von dem gotzhus. Datum anno xxxo.
    Ecke abgerissen, Textverlust.
  • 5r152r Epistel- und Evangelienlesungen durch das Kirchenjahr. 2. Adventsonntag – 25. Sonntag nach Pfingstoktav. Anfang fehlt. // men ze enpinden und // üch cuͦffen in dem heiligen …–… nit den tag noch die stunde dez tages. >Sequitur de sanctis et primo vigilia Andree<.
    10ra Weihnachten, 26ra Septuagesima, 65vb Karfreitag, 85rb Karsamstag, 108vb Pfingsten. Textverlust: Am Anfang fehlt ein Blatt, 5r38v äussere Spalte ganz, innere Spalte teilweise weggeschnitten.
  • 152r167v Epistel- und Evangelienlesungen für die Heiligenfeste. >Hie vachent an die epistolen und ewangelien von den heilgen und dez ersten von sant Andres<. Der segen dez herren ist über dz höbet dez gerechten …–… üwer lon in dem himel ist gros. >Hie nach stät dz gemein conmum von den heilgen und dez ersten von den zwölfbotten<.
    Andreas – Allerheiligen. 155r Purificatio BMV, 159v Petrus und Paulus mit Vigil und Oktav, 162r Assumptio BMV mit Vigil.
  • 167v177r Epistel- und Evangelienlesungen für das Commune sanctorum. >Secuntur epistole apostolorum seu leciones<. Selig ist der man der da funden ist äne mäsen …–… üwer nienen sint begütet. Dz suͦch da vor von den bischoffen in dem gemeinen conmun. >Explicit. Hie het ein ende dz buͦch der epistlen und der ewangelien vom zit und den heilgen über jar. Explicit<.
    Apostel, 168v Evangelisten, 169r Bischöfe, 171r Märtyrer, 172v Jungfrauen, 174r >Hie vachent an die epistolen von den selen< 175v Dedicatio ecclesiae, 176v Crux sancta, BMV, Dominicus.
  • 177r179v Federproben.
  • 180r186v Leben des Benedikt von Nursia. >Das lesen von sant Benedicten<. Der heilig bapst sanctus Gregorius der schribt von dem heiligen abt sanctus Benedictus. [D]er wirdig vatter sanctus Benedictus was geborn von gar edlem und wirdigem geschlecht …–… do die bruͦder von dem gebett //
    Schluss fehlt.
Entstehung der Handschrift: In hochalemannischer Mundart geschrieben.
Provenienz der Handschrift: Von Götz Vasnacht, Priester und Kirchherr in Zufikon, bezeugt 1426 und 1431 (Merz, Urkunden Bremgarten Nr. 256, 282), 1430 dem Kloster Hermetschwil geschenkt, 4v. Auf dem Rest des Papierteils des Spiegelblattes vorn // in Segenser von Mellin [gen] // in frow von Hetlinge; Anna Segesser von Brunegg war 1513–1521, Veronika von Hettlingen 1498–1507 Meisterin von Hermetschwil (Helvetia Sacra III, 1, 3, S. 1833f.). Im vorderen Spiegel eingeklebtes Papierblatt Mann vermeint diß buch sye in dem abfahl also verschniten und verderbt worden, 17. Jh.; aufgeführt im Bücherverzeichnis von Hermetschwil 1697: 7r Evangeli und epistellbuoch und zu end dessen das leben unsers h. vaters Benedicti alles geschriben soll in dem abfahl verschnitten worden sein No II. 1r und Spiegel hinten Stempel Convent M. G., 19. Jh.
Bibliographie:
  • Bruckner, Scriptoria 7, S. 90.