Public Domain Mark 1.0
Hunc ego primum frater Joachim quem fero librum Galle tibi teneas ne penam sancte relinquas Qui vi vel furto rapit hunc sed verbere torto Eumenis affligat flegetontis unda refigat Hunc librum claram Galle qui stabis ad aram Impiger assumas missarum perfice curas. - Suscipe completi laudes o Christe laboris Quas cordis leti vox subdita reddit amoris Sit merces operis oracio sancta legentis Que jungat superis nos toto robore mentis. - Scte Galle fratri unnütz premia redde Huius opus libri tibi qui patravit honori.- (Vor
Accipe tu grate hunc librum Galle beate Quem devotus tibi scripsit frater Joachim unnütz seu vilis Hunc domino cöli prece committe fideli Hoc opus acceptum tibi sit pie Galle per evum At si quis rapiat raptum nunquam bene vertat etc. Actum sub dno venerando abbate S. Galli Francisco Gaisberg anno dni a nativitate 1507 in vigilia sci patris nri Benedicti abbatis.
frater Joachim unnütz seu vilis(Brander, genannt Pfister, Conv. S. Gall. † 1520) für
Aus diesem wichtigen Codex sind geschöpft: 17 Texte bei Mone (Lat. Hymnen d. M. A. 1853); 129 bei Morel (Hymnen 1866); die NN. 1-378 im 5ten Band von Daniel's Thesaur. hymnol. (1856) und 20 Melodien bei Schubiger (Sängerschule 1858). Manche, aber bei weitem nicht alle von Brander gegebene Stücke finden sich vielfach in andern theils sehr alten, theils jüngern st. gall. Handschriften vor. Ein Text unter der seltsamen Benennung: Liddy Carlomannici fol. 128b Codicis (Lydio Charromannico bei Ekkehart Casus cap. IX Cod. 615 p. 200, recte 190) ist abgedruckt bei Müllenhoff und Scherer Denkm. p. 309-10 (Erste Ausg.). Ueber diesen Text, sowie über die angeblich mangelhafte Versabtheilung bei Brander vgl. auch K. Bartsch Die lat. Sequenzen (Rostock 1868) p. 21 und 157 bis 162.
Laut Schedula zwischen fol. 18 und 19 wurde dieser Codex, der wiewol sauber geschrieben doch gewissermassen Concept und öfter mit eingeklebten Blättchen und allerlei Zusätzen vermehrt ist, a° 1510 in einer Prachtausgabe auf Pergament kopirt (Franciscus
) und zwar laut Metzler's Chronik cujusdam (Leonardi) Wirstlini August. S. Udalrici monachi excellentis scriptoris opera
, eine Hs., die noch im Scheuchzer'schen Verzeichniss der a° 1712 nach Zürich gebrachten Bücher erscheint (Weidm. Gesch. p. 429), seither aber verschollen ist.
Die berühmte Antiphone Media vita
steht Media vita - irasceris
zunächst die Strophe Ach. Homo perpende
etc. folgt; dann nach sancte deus
die zweite Strophe: Ve Calamitas inedie
und nach sancte fortis
die dritte Heu Nil valet
: woran sich erst die drei Versus: In te speraverunt
Ad te clamaverunt
- und: Ne despicias
anschliessen; den Beschluss macht: Sancte et misericors
(- tradas nos).
Sonst konnte ich das Lied nur noch in zwei St. Gall Hss. auffinden: Cod. 418 (chartac. a° 1431), wo S. 177 der blosse Grundtext ohne die Einschiebsel und ohne Melodie eingetragen ist; und Cod. membran. 388 p. 474 (Anhang, saec. XIV), hier mit Neumen und in anderer Anordnung. Die drei Strophen Ah, We und Heu folgen nämlich erst nach, während die Versus: In te, Ad te, und Ne zwischen die Anrufungen des ursprünglichen Textes eingeschoben sind, sowie auch ein besonderer Absatz (Vigilate omnes et orate
dormientes
) hinter juste irasceris.
Am Rande steht beim Anfang die Note: in medio quadragesimae
und beim Vers In te
: Versus vlc media Super media vita.
Dagegen nennt die Rubrik in Cod. 546 als Festzeit annuatim feria
secunda rogacionum ad S. Yeorium
und ausserdem in magnis tribulationibus omnibus
; eine zweite Rubrik fügt hinzu: sed antiphona haec cum hys sequentibus versibus III potest cantari in die omnium fidelium defunctorum post LX
Was ebendaselbst noch über die Absingung bei Zweibrücken nächst St. Gallen gesagt wird, siehe in m Libera me domine ad bene placitum.Schubiger's Sängerschule p. 56Arx Gesch. Zusätze I, 18.
Die Antiphon (abgesehn von den Einschiebseln) ist bekanntlich alt, da schon 1234 der Bremer Clerus sie gegen die Stedinger sang (Hefele Concil. Gesch. VI, p. 431.
Die Handschriften der Antiphon reichen nicht über das XIV. und XV. Jh. hinauf (Münchner, Karlsruher, Ueberlinger bei Mone Hymn. I, 397); Wackernagel im Deutschen K. L. I, p. 94 schöpft aus dem gedruckten Hortulus von a° 1503; Schubiger aus Cod. S. Gall. 546; die ältere St. Gall. Hs. 388 scheint noch unbenutzt.
Den Notker nennt als Verfasser keine hiesige Quelle, weder die Casus, noch Notker's Leben oder sein Schüler Ekkehart (IV). In Cod. 546 ist das Lied als pulcherrima antiphona
ohne den Namen eines Verfassers kopirt, es fehlt auch im Register von Notker's Sequenzen. Vadian, Schobinger und Goldast wissen davon so wenig als vom angeblichen Ursprung der Antiphon bei Erbauung der Martinsbrücke. Alles dies geht nicht weiter als bis auf J. Rursum vero tempore alio, cum per subjectam vallem loco summe periculoso et praecipiti (Martins dobel vulgo) pons altissimus pararetur, praesens ibi pater scs mente talem interiori conceptum agitabat: Media vita etc. (bis: tradas nos): Haec ille; quibus et b. Tutelo hos inde versus intexuit: primum ibi: irasceris
In te
etc.
Sed et Anonymus quidam versiculos alios iisdem etiam locis inseruit scil. ibi: irasceris. Ah Homo perpende
etc. - (bis: sancte et misericors). Sed haec ex vetustissimis membranis deprompta hactenus.
Diese alten Pergamente existiren in S. Gallen nicht mehr; Cod. 388 nennt weder Notker noch den Brückenbau. Metzler's Abdruck der Media vita
bei ex vetustissimo (oder: vetusto laut Cod. msc. 1462 p. 112) codice ubi cum modernis etiam notis est
entlehnt, also offenbar, wie auch die Lesart beweist, aus dem Cod. chartac. 546 oder der Wirstlin'schen Pergamentabschrift davon. Media vita
zu nennen.
Wenn cum versibus posterioribus In te, Ad te, Ne ss. antiquorum monach. S. Gall. nostrorum.
Die Viri illustr. S. Gall. von J. Metzler (Pez Thesaur. I) enthalten über Media vita
Nichts; gegen die Gewissenhaftigkeit dieses Autors darf kein Zweifel bestehn, aber er hat 700 Jahre nach Notker gelebt und seine Gewährsmänner fallen ohne Zweifel in den Ausgang des Mittelalters.
Verbum bonumund
Ave praeclara, beide deutsch von
Congaudent angeli, deutsch von