Vorderdeckel: Eichenholz (39,8 x 23,5 x 1,7 cm) mit Vertiefung für die Elfenbeintafel (32 x 15,5 x 0,9-1,2 cm), Rahmen getriebenes Goldblech, gemugelter Steinschmuck auf Arkaden- u. Ringfassungen, Filigran, Treibarbeit. Die Elfenbeintafel zeigt drei horizontale Felder im Verhältnis 1:2:1, oben u. unten querlaufende symmetrische Doppelranken, das Mittelfeld durch Schriftbalken mit der Inschrift HIC RESIDET XPC. VIRTV/TVM STEMMATE SEPTVS gerahmt. Im Zentrum der Diagonalen jugendlich-bartlos Christus auf dem hohen Thron, von der Mandorla umgeben, die Füße auf dem querliegenden Suppedaneum, in der erhobenen Rechten (!) das Buch, die Linke mit der offenen Handfläche auf gleicher Höhe, hinter dem Haupt durchgehend ein Schriftbalken mit den Buchstaben Alpha u. Omega, zu den Seiten der Mandorla je ein sechsflügeliger Cherubim mit Reihen von kreisrunden Augen auf den Flügeln; über der Mandorla gegenständig die Symbole von Johannes u. Matthäus, darunter die der Apostelschüler Markus u. Lukas; in den Ecken, der Mitte zugewandt, sitzend die Evangelisten in Gestalt auf gepolsterten Thronen schreibend, federspitzend u. nachdenkend, übereck gestellte Häuser u. Türme sowie Rundtürme als Erinnerungen an ihre Wirkensstätten begleiten sie; dazwischen unten personifiziert die irdischen Elemente Oceanus, auf dem Ketos lagernd u. auf die Amphore gestützt, aus der das Wasser fließt, rechts Tellus mater mit dem Füllhorn u. dem Kind an der Brust, zu den Füßen ein Pilzbaum, oben über den Symbolen gegenständig als Dreiviertelfiguren Sol mit erhobener Fackel, ebenso Luna, in der Linken einen Siegeskranz haltend. Profilierter Rahmen mit Wulst, Kehle, Wulst, Graben u. Wulst; im Graben zwölf Löcher zur Befestigung mit perlkranzgefassten Goldstiften, deren Köpfe versilbert sind.
Rückdeckel: Eichenholz (39,8 x 23,5 x 1,8 cm) mit Vertiefung für die Elfenbeintafel (32 x 15,4 x 1 cm), Rahmen getriebenes Goldblech mit Blattornamentfolgen, rahmende Perlschnüre, in den Ecken anstelle ursprünglicher Goldemails (?) unten Nielloplättchen der Evangelisten Lukas u. Markus (13. Jh.), die oben fehlen. Die Elfenbeintafel zeigt drei horizontale Felder im Verhältnis 1:1:1, oben eine querlaufende Doppelranke, in deren mittlerer Volute das Tierkampfmotiv mit dem die Hirschkuh schlagenden Panther zur Geltung kommt. Die Felder sind durch zwei Schriftbalken mit der Inschrift ASCENSIO SCE. MARIE und S. GALL(VS) PANE(M) PORRIGIT VRSO getrennt; oben die Himmelfahrt Mariens: die Jungfrau frontal stehend u. nimbiert als Orantin, gekleidet in einfußlanges Untergewand, die Dalmatika u. einen bis in Kniehöhe über den Rücken fallenden Matronenschleier; zu den Seiten dienen ihr mit wehenden Flügeln u. Diademen im Haar vier Engel. Darunter eine Begebenheit aus Kap. 11 der Vita s. Galli des Walahfrid Strabo (um 808-849) (Ed. Bruno Krusch MGH SS rer. Merov. 4, 292): In der Bildmitte ragt über dem Rücken des Bären ein Vortragekreuz auf, das Gallus zum Zeichen der Besitznahme des Ortes aufgepflanzt hatte. Der Gallus begleitende Diakon Hiltibod schläft und träumt auf der rechten Seite im Vordergrund. In der linken Szene begegnet Gallus im Wald einem Bären, den er Holz für das Feuer zu holen heisst. Der Bär gehorcht u. bringt in der linken Szene das Holz. Gallus, in Tunika u. anianische Kukulle mit übergezogener Kapuze gekleidet, trägt den Krummstab in der linken Hand und segnet den Bären. Zwischen Gallus u. Bär ein blühender Baum, in dem zwei Vögel sitzen. Auf dem Goldblechstreifen des vorderen längsseitigen Randes des Rückdeckels ist von oben nach unten von der Hand Tuotilos (um 850 - um 913) die Inschrift eingraviert: Ad ista(m) paratura(m) Amata dedit duodeci(m) denarios (vgl. Duft/Schnyder, S. 60f. mit Umzeichnung). Bei der Stifterin handelt es sich um die urkundlich 903 bezeugte Amata, die zusammen mit ihrem Gemahl Winihart nach dem Tod ihren Gutsbesitz in Lenggenwil dem Kloster stiftete (Borgolte, S. 592; Subsidia Sangallensia I, S. 445, W 729). Die Jahrringmessung der Eichenholzdeckel 1971/72 durch E. Holstein, Trier, ergab als Fälldatum des Baumes das Jahr 888 +/-6 (vgl. Duft/Schnyder, S. 80).