St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 911
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Scherrer Gustav, Verzeichniss der Handschriften der Stiftsbibliothek von St. Gallen, Halle 1875, S. 329-330.

Handschriftentitel: Vocabularius (Keronis) et Alia
Entstehungszeit: s. VIII
Beschreibstoff: Pgm.
Umfang: 323 Seiten
Format: 8° (17 u. 10 ½ C.)
Zustand: Die hintern Blätter feuchtfleckig.
Seiteneinrichtung: zu 14-21 Zeilen
Schrift und Hände: Von Mehrern.
  • S. 4-289 Sogenanntes keronisches Wörterbuch, worin jedoch wenigstens drei Schreiber zu erkennen sind; vgl. die Facsimile's bei Hattemer Denkm. I. Taf. 3, die indess den Unterschied zu stark hervorheben. Der Schriftzug ist von dem runden, geschwungenen in der Benediktinerregel Cod. 916 ganz verschieden. Die Buchstaben stehn grad, mit niederm Körper, quer durch abgeschnitten, wie auch die Langstriche, die theils aufsprossende Kolben, theils überall gleich dicke Schenkel sind; klein e ragt über die Linie und gross S, das nach links hängt, unter dieselbe. Die Schrift ist eine nicht gebundene, mit wenig Verschlingungen, ausser r und j und dem & mitten im Worten; einzelne Uncialen, besonders N, auch M, R, B sind eingemischt. Am Anfang der Abschnitte (A-Z) stehn 18 grosse, schwarz-rothe Hohlbuchstaben. Die deutschen Wörter sind nicht zwischen die Zeilen sondern neben die lateinischen gesetzt, mit sehr unvollkommener Worttrennung. Abdruck in Hattemer's Denkm. I, p. 139-218 mit Einleitung p. 133-138; dazu E. Sievers in Haupt's Zeitschr. 1870. XV, p. 119. Ueber verwandte Glossare in Karlsruh, Paris etc. siehe Graff Diutisca I, p. 122-279; II, p. 373; III, p. 192-195. Vgl. noch Raumer Einwirkung pag. 123-128 und Müllenhoff und Scherer Vorrede p. 18 und 20.
  • S. 292-319 Dieses Stück ist sowie die folgenden auf 14 Zeilen von anderer, mehr geschwungener Hand als im Vocabular geschrieben; die Anfangsbuchstaben der einzelnen Wörter sind nicht mehr wie dort roth betupft oder mit rothen Punkten umgeben.
Spätere Ergänzungen: Gleichzeitige Signatur, in rothen Rähmchen, von I-XIV; hernach VI, VII und noch ein a.
Hauptsprache: Althochdeutsch
Inhaltsangabe:
  • S. 4-289 (zu 14-21 Zeilen): Incipiunt closas ex uetere testamento. - Abrogans dheo modi …–… alienatus irfremidid. finit closas. Sogenanntes keronisches Wörterbuch
  • S. 290-291 leer, ausgenommen zwei runische Wörter, facsimilirt bei Hattemer Taf. 2.
  • S. 292-319 (neuer Quaternio von geringerm Pgm.): >Incipit doctrinae fides aeclesie< … (diese Ueberschrift in schwarzer Uncial). Credimus unum esse deum …–… in incitamentum ducuntur finit. ( *Gennadius: de eccles. dogmatibus , in 16 mit Zahlen bezeichneten Abschnitten.)
  • S. 320-322 Altdeutsches Vaterunser (ohne Auslegung) und Credo nach der apostolischen Formel ebenfalls ohne Erklärung. (Beides zuerst gedruckt in Marquart Freher Oratio dom. et Symbolum apost. versio vetusta o. O. [Heidelberg] 1609. 8 Bll. 4° und daraus bei Boxhorn Historia Francof. 1675 p. 100 ; dann bei Eccard Catechesis (1713) p. 189 ; in Schilter's Thesaurus I, 2 p. 85 ; v. Arx Gesch. I, 203 und Zusätze p. 35 ; nach Lachmann's Abschrift in Pischon's Denkm. I, p. 8 ; von Massmann in der Biblioth. d. d. Nat. Litt. (Quedlinburg) VII, p. 48, 159, 34 und 71 ; in Hattemer's Denkm. I, 324 und 325 (dazu Haupt's Zeitschr. XVII, p. 448) und bei Müllenhoff und Scherer p. 162 und 458 . Nach Goldast sollen auch diese Formeln von Kero sein; die Hand ist jedoch verschieden. ('Uterque libellus exstat in bibliotheca Schobingerorum S. Galli' Scriptt. Alem. II, p. 10 Ed. 3 . Ueber den Einfall Eccard's, Kero sei blos aus 'Not-kero' abgekürzt, siehe Fabricius Biblioth. lat. Hamburg 1722. III, p. 673 .) Der älteste Stiftskatalog No. 728 p. 17 nennt kein Wörterbuch besonders, sondern nur 'libri glosarum Vol. 8' d.h. acht Bände Glossarien.