Für diese Handschrift sind folgende Beschreibungen vorhanden

  • Scarpatetti Beat Matthias von, Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen, Bd. 2: Abt. III/2: Codices 450-546: Liturgica, Libri precum, deutsche Gebetbücher, Spiritualia, Musikhandschriften 9.-16. Jahrhundert, Wiesbaden 2008, S. 28-30.
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  • Scherrer Gustav, Verzeichniss der Handschriften der Stiftsbibliothek von St. Gallen, Halle 1875, S. 150-151.
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St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 458
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Scarpatetti Beat Matthias von, Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen, Bd. 2: Abt. III/2: Codices 450-546: Liturgica, Libri precum, deutsche Gebetbücher, Spiritualia, Musikhandschriften 9.-16. Jahrhundert, Wiesbaden 2008, S. 28-30.

Handschriftentitel: Martyrologium des Hrabanus Maurus
Entstehungsort: [St. Gallen]
Entstehungszeit: 9./2 Jh.
Frühere Signatur: S. n. 347 p. 1
Beschreibstoff: Pergament.
Feines Ziegen- oder Schafspergament erster Qualität.
Umfang: 228 Seiten
Format: 21,5 x 15,5
Seitennummerierung: Tintenpaginierung I. v. A.
Lagenstruktur: Quaternionen.
Seiteneinrichtung: Einspaltig 15 x 9/9,5, 19 Z.
Schrift und Hände: Exemplarische St. Galler Carolina des 9./2 Jhs. von einer leidlich sorgfältigen Hand; die charakteristische r-t-Ligatur hier nicht sehr häufig, aber mit kokettem Haken nach rechts hinten. Rankin (s. u.) plädiert für die Schreiberschaft Notkers des Stammlers. Mindestens zwei Hände des 11. und 12. Jhs. ergänzen und annotieren im Text; eine Hand des 13.Jhs. beschreibt die dritte der ehem. leeren p. 1-3 und annotiert Sonnen- und Mondzyklus-Buchstaben, setzt Kreuze. Ob sie mit der vermutlich vierten glossierenden Hand des frühen 13. Jhs., vgl. etwa p. 180, jedoch auch p. 188 und 206, identisch ist, ist fraglich. Die drei Prolog-, Dedikations- und Werktitel in üblicher roter, der Text der Dedikation ganz in schwarzer, das Incipit des Haupttextes teilweise in schwarzer Rustica.
Spätere Ergänzungen: Zeitgenössische Ergänzungen und Korrekturen, nur vereinzelt Rasuren, vgl. den sehr hübschen Nachtrag p. 125.
Einband: Einband 9. Jh., unverziertes Leder auf Holz, nach karolingischer Art über das Kapital gezogen. Die zwei als Spiegel-, Vor- und Nachsatzblätter angebrachten Pergament-Bogen sind ev. jünger; auf dem vorderen Spiegel kaum mehr entzifferbare, fast ausgekratzte Notiz wohl von karolingischer Hand.
Inhaltsangabe:
  • (3) Notiz von P. Pius Kolb: Martyrologium Rhabani Exstat T. 6 Operum eius exce[r]ptis Dedicationibus, quae hîc sunt. Zitate und Federproben von einer Hand des 13. Jhs. Et aliorum plurimorum sanetorum martirum …–… salui esse mereamur. Per d[ominum].
  • 4-225 Hrabanus Maurus: Martyrologium
    • (4-5) Prologus. Rabanus seruus christi ihesu et seruorum eius uiro uenerabili ratleicho presbytero atque abbati in domino salutem
    • (6-8) Versus dedicationis ad Grimaldum abbatem dulcissimo fratriabbati grimaldosalutem. hunc ergo ex scriptis confeci rite libellum iungat in arce poli
    • (9-228) [Textus] kalendas ianuarii octava dominicae nativitatis est …–… et passio sanctae columbȩ uirginis senonis. sub Aureliano Imperatore. quae superato igne cȩsa est.
    • Ed. aufgrund des Cod. 457 (S) als Haupt-Hs. und unserer Abschrift (G) von John McCullohin: CC Cont. med. 44, jedoch ohne Beschreibungen der Hss.;
    • Ders., The Passio Mauri Afri and Hrabanus Maurus' Martyrology, in: Anal. Boll. 91, 1973, p. 391-413, unsere Hs. erw. p. 393;
    • die von P. Pius Kolb zitierte Ausgabe (Zitat s. o. zu p. 3 der Hs.) ist diejenige des 17. Jhs. in 6 Büchern, Köln 1627;
    • Dubois, Martyrologes (1978), Annex (1985), p. 5. Zufolge Weidmann, Bibliothek (1841), p. 398, Anm.577, und Scherrer, Verzeichniss (1875), p. 150f. sahen viele in dieser Hs. das von Hraban an Grimald gesandte Dedikationsexemplar, doch ist sie zweifelsfrei eine St. Galler Abschrift;
    • dazu zusammenfassend Rankin (s.o), p. 289-292. Die Widmung an Grimald (6-8), Ed. MGH Poetae 2, p. 169f., mit Anm. 9 zu den älteren Edd., jedoch ohne Ernst Dümmler, St. Gallische Denkmale aus der karolingischen Zeit, in: Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich 12, 1859, p. 215f., vgl. auch p. VII;
    • Dümmler, Martyrologium Notkers (1885), p. 198f., 202;
    • Erstveröffentlichung der Widmung durch Jean Mabillon, Vetera Analecta, Bd. 4, Paris 1685, p. 326-327, dann in-Folio, Paris 1723, p. 419.
    • Unsere Hs. wegen der Memmius-Vita erw. in Wilhelm Levison, Die Anfänge rheinischer Bistümer in der Legende, in: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 116, 1930, p. 18;
    • Hs. aufgeführt bei Oliver Berggötz, Hrabanus Maurus und seine Bedeutung für das Bibliothekswesen der Karolingerzeit, in: Bibliothek und Wissenschaft 27, 1994, p. 15;
    • ebenso bei Volker De Vry, [St.] Liborius. Brückenbauer Europas, Paderborn 1997, p. 328 und Reg.
Entstehung der Handschrift: Die Hs. gilt als direkte St. Galler Abschrift von Cod. 457, dazu s. U. Lit.; Bruckner (s. u.) vermutet Entstehung 872-896;
Provenienz der Handschrift: Wohl seit Entstehung in StiBSG. Stempel D.B. p. 226. Im Grimald-Bücherverzeichnis, bei Lehmann, Bibliothekskataloge 1 (1918), p. 89, Z. 10: Martyrologium hrabani in volumine I; Bruckners (s. u.) Zuweisung des Eintrags zu Cod. 457 bzw. Cod. 458 unsicher, nach McCulloh (s. u., p. LIX, Anm. 21) ist darin Cod. 457 zu sehen.
Bibliographie:
  • Bruckner, Scriptoria III (1938), p. 39 und 106, datiert 872-896, wegen der Widmung;
  • VL² 6, col. 184f. unsere Hs. erw. (Raymund Kottje);
  • Susan Rankin, » Ego itaque Notker scripsi «, in: Revue Bénédictine 101, 1991, p. 268-298, unsere Hs. zusammen mit Cod. 454 p. 289-292, Tf. 6 gibt Abb. der p. 8-9 unserer Hs., zu dieser p. 291: » In St. Gall 458 can be seen the finest examples of Notker's calligraphy and art of presentation «;
  • die Vergleichsbasis für eine solche Zuweisung ist u. E. zu schwach und die Nachweisführung im Ductus- und Buchstabenvergleich nicht stringent.
  • Zum Einband detailliert Jean Vezin, Cinq reliures de cuir décorées à Fulda au temps de Hraban Maur, in: Fs. André Vernet, hg. v. Donatella Nebbiai, Turnhout 1998, p. 269-273, 284 (Lit.), mit Abb. 3 f.